- Offizieller Beitrag
Der ZSC erhält die Quittung – zuerst von Biel, dann vom Coach
Silvan Schweizer Biel
Die Zürcher unterlagen in Biel nach 2:0 noch 2:3 in der Verlängerung. Coach Marc Crawford war zutiefst erbost über einzelne Akteure.
Es hatte etwas Trauriges, als die ZSC Lions nach Spielschluss ihren Stock müde zum Gruss in Richtung ihrer Fankurve hoben. Nur 15 Leute standen da im kalten Beton. Überhaupt war das alternde Bieler Eisstadion erstaunlich spärlich besetzt: Nur 3900 waren gekommen, um den Meister zu sehen. Vielleicht hatten die Einheimischen damit gerechnet, dass es gegen die Zürcher ohnehin nichts zu holen gäbe. Sie hatten sich getäuscht: Die Bieler gewannen auch das zweite Saisonduell, wie schon im Hallenstadion 3:2 nach Verlängerung.
Es war ein verdienter Erfolg, weil die Seeländer die willigere Mannschaft gewesen war, weil sie die Zweikämpfe und stets den Abschluss suchten. Nur den Auftakt hatten sie verschlafen, was die ZSC Lions zu zwei frühen Toren nutzten: Erst erwischte Smith Goalie Rytz mit einem Schuss von geringer Feuerkraft zwischen den Beinen (14.), dann traf Nilsson nach sehenswerter Vorarbeit Shannons (18.).
Es schien für die Zürcher bloss ein weiterer Tag im Büro zu werden, wie die Amerikaner sagen. Und so machten sie mit der Führung im Rücken auch nicht mehr allzu viel fürs Spiel. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Doch als Biel mit viel Energie aus der ersten Pause kam, wurde der Meister in der Defensive Mal für Mal überrannt. Nur Goalie Boltshauser, der erneut für den kranken Flüeler einsprang und wie schon gegen Lugano (6:2) und Davos (1:2) ausgezeichnet hielt, war es zu verdanken, dass es die Zürcher so überhaupt in die Overtime schafften. Dort sorgte Spylo mit einem seiner gefürchteten Handgelenkschüsse für die Entscheidung (63.) – mit Nilsson und Bergeron sassen da gleich zwei ZSC-Spieler auf der Strafbank.
Coach Marc Crawford zeigte sich in seiner Aufarbeitung zunächst noch ruhig, sprach von einer soliden Leistung, nur die vielen Strafen – sieben hatten sich angehäuft – seien kostspielig gewesen. Doch der Ärger drückte beim Kanadier bald durch, und er setzte zu einer ungewöhnlichen Einzelkritik an: «Nilsson produzierte die dümmste Strafe, die ich je gesehen habe! Bärtschi und Trachsler zeigten absolut nichts!», schimpfte er und formte mit Zeigefinger und Daumen eine Null. «Wenn deine Leader nicht voranschreiten, wird es schwierig, etwas zu gewinnen.»
Ambris Formfehler im Protest
Die Bieler wiederum konnten sich dank diesem Overtimesieg auf Platz 8 erneut etwas Luft verschaffen. Und auch jene zwei Punkte, die sie sich am Freitag beim 4:3 nach Penaltys in Ambri erkämpft hatten, dürfen sie behalten. Einzelrichter Steinmann ging auf den Protest der Leventiner aufgrund eines Formfehlers nicht ein. Deren Vorwurf: Biel hatte in einer turbulenten Phase mit Wetzel einen Spieler eingesetzt, der zu diesem Zeitpunkt eigentlich eine Strafe hätte absitzen müssen. Ambri legte Protest ein, lieferte dessen Begründung am Tag darauf aber gemäss Einzelrichter zwei Stunden nach der vorgesehenen Frist ab, also zu spät. Die Tessiner überlegen sich einen Rekurs.
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