Der Teufelskreis der Tigers
National League Mit den SCL Tigers kommt heute eine Mannschaft ins Hallenstadion, die beim Personal Probleme hat und in der Tabelle abrutscht. Dabei waren die Langnauer zuletzt ein Angstgegner des ZSC.
Kristian Kapp, Langnau
Als die SCL Tigers am Samstag nach der Heimniederlage gegen Lausanne vom Eis kamen, war es kurz ruhig in den Katakomben der Ilfishalle. Die Blicke gen Boden, stapften die Spieler in Einerreihe Richtung Garderobe. Goalie Ivars Punnenovs, zuvorderst laufend, durchbrach die Stille, ein Mal, zwei Mal, drei Mal knallte sein Stock. Kurz später brachte Captain Pascal Berger die Gemütslage der Mannschaft auf den Punkt: «Momentan nervt es einfach nur.»
Zwei Siege in den letzten neun Spielen: Die SCL Tigers machen eine harte Zeit durch. Nach dem ersten Null-Punkte-Wochen ende der Saison sind sie auf Rang 8 abgerutscht, der Strichkampf in der ausgeglichenen Liga tobt, die Langnauer sind mittendrin. Und schon steht der nächste schwere Gang an: die Saisonpremiere im Zürcher Hallenstadion, wo das beste Heimteam der Liga spielt. Kein Zweifel: Die ZSC Lions empfangen heute eine Mannschaft, die auf der Suche ist. Nach Siegen, nach Toren - nach jeder Art Erfolgserlebnis.
Diese Suche wird schwierig genug. Denn die jüngsten Resultate sind nicht die einzigen Anzeichen dafür, dass die Emmentaler vor anstrengenden Wochen stehen.
Zu viel Aufwand gezwungen
Die Niederlagen in Genf (3:6) und gegen Lausanne (1:3) spiegeln die Verfassung der Langnauer perfekt. Weichen sie ab von ihrer defensiven Disziplin, die sie zum unangenehmen Gegner macht, dann reicht es selbst gegen den formschwächsten Widersacher nicht: Die Servettiens gewannen von ihren letzten sechs Spielen nur jenes gegen die Tigers. Und auch in Spielen wie gegen Lausanne, wenn Einsatz, Laufbereitschaft und Zuordnung stimmen, dem Gegner nur wenig Raum in der eigenen Zone zugestanden wird, er am Ende mit 38:23 Schüssen gar dominiert wird - ja, selbst dann wird es eng mit Toreschiessen oder gar Siegen.
Die Tigers müssen enormen Aufwand betreiben, um zu Erfolgen zu kommen, das war schon eine Woche zuvor so, als es nach Aufholjagden gegen Bern (3:4) und Lugano (4:3) immerhin zum Gang in die Overtime und damit zu Punkten reichte. «Wir müssen uns alles hart er arbeiten, wenn nur Details nicht stimmen, reicht es nicht», sagte Berger nach der Niederlage gegen Lausanne. Es klang nicht ernüchtert, es war einfach eine Feststellung des Captains, die er nun schon so manche Male gemacht hat.
Ausgepresste Ausländer
Ob sich so ein Strichkampf auf Dauer erfolgreich bewältigen lässt? Zumal die Personalsituation so gut wie keinen Spielraum lässt. Mit Yannick Blaser und Sebastian Schilt fehlte am Samstag jenes Abwehr-Duo, das so sehr für Kampfkraft, geblockte Schüsse, Drecksarbeit steht - also mehr oder weniger die DNA der Tigers. Und jener kleine Teil der Belegschaft, der in der Offensive für Glanzlichter sorgen soll, wird in diesen Tagen so extrem beansprucht, dass ein Einbruch keineswegs unmöglich scheint.
Ganz offensichtlich fehlt die Breite im Angriff. Nur so lässt sich erklären, dass Coach Heinz Ehlers nach dem Ausfall von Center Nolan Diem gegen Lausanne freiwillig nur elf Stürmer einsetzte, wovon zwei kaum Eiszeit erhielten. Und die hauptsächlich beanspruchten Angreifer, zu denen nebst Berger vor allem die Ausländer Robbie Earl, Chris DiDomenico, Harri Pesonen sowie Ben Maxwell zählen, stehen sehr häufig auf dem Eis, über 20 Minuten sind jüngst zur Regel geworden. Besonders DiDomenico und Maxwell wurden in den letzten Spielen regelrecht ausgepresst. Und weil der Kanadier Aaron Gagnon noch länger verletzt fehlt, fehlt die Alternative, um einem Ausländer eine Erholungspause zu gönnen.
«Natürlich wäre es gut, könnten wir mit vier Linien spielen», sagte Berger am Samstag, «aber an der Energie lag es nicht gegen Lausanne.» Angesichts des Plus an Spielanteilen seiner Mannschaft hatte er nicht einmal unrecht. Allerdings spielte der LHC ein sehr passives Eishockey, während der Gegner von heute Dienstag mit viel Laufarbeit und Forechecking auftritt. Kann das gut kommen gegen den ZSC? Berger verweist auf die Kehrseite der Medaille, die in diesem Falle eine positive ist für die Tigers: «Wenn wir systemtreu spielten, nicht spekulierten - dann hatten wir immer eine gute Chance auf den Sieg.» Die letzten Saisons zeigten das: 2018/19 holten die Tigers gegen den ZSC 11 von 18 Punkten, im Jahr davor 10.