Dicke Post
Der SCB macht Ernst und verklagt den Internationalen Eishockey-Verband
Der SC Bern hat am Donnerstag vor dem Sportgericht in Lausanne wegen des Ausfalls der Champions Hockey League Schadenersatz von 1,2 Millionen Franken eingeklagt. Setzt er sich durch, löst das eine Lawine aus.
Daniel Germann
Die Champions Hockey League überdauerte nur den Winter 2008/09. Die Aufarbeitung des gescheiterten Wettbewerbs dauert bedeutend länger und droht für den Internationalen Eishockey-Verband (IIHF) zum Fiasko zu werden. Der SC Bern hat am Donnerstag beim Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne (TAS) die Einleitung eines Verfahrens beantragt. Folgt der TAS der Argumentation der Berner, wird sich die IIHF wegen Vertragsbruch verantworten müssen. «Das Gericht soll entscheiden, ob man Verträge einfach zerreissen kann», sagt Marc Lüthi, der CEO des SC Bern.
600 000 Franken Investitionen
Lüthi hatte in den vergangenen Monaten bei der IIHF erfolglos eine Entschädigung eingefordert. Nun zieht er den Streit vor ein Schiedsgericht. Lüthi reklamiert das ausgefallene Preisgeld in der Höhe von 400 000 Euro, das dem SCB für die letzten beiden Jahre gemäss dem Vertrag vom 22. April 2008 zugestanden hätte. Zudem macht er Personalinvestitionen von 600 000 Franken geltend, die der Klub im Zusammenhang mit der Champions Hockey League getätigt habe. Inklusive Zinsen beläuft sich seine Forderung auf rund 1,2 Millionen Franken.
Zumindest die Personalkosten stehen auf wackligen Füssen. Für den SCB dürfte es schwierig werden zu belegen, dass er nur wegen der Champions Hockey League in sein Kader investiert hat. Die Forderung nach dem Preisgeld hingegen wird gestützt durch das «Champions Hockey League Agreement» vom April 2008. In diesem garantiert die IIHF über die nächsten drei Jahre ein Preisgeld von 10 Millionen Euro. Und was bei einer rechtlichen Beurteilung möglicherweise noch von Relevanz werden wird: Unter Punkt 4.2 der Vereinbarung verpflichtet sich der internationale Verband, eine Versicherung abzuschliessen für den Fall, dass der Anlass verschoben oder ganz abgesagt werden muss.
Der IIHF-Generalsekretär Horst Lichtner sagt, die besagte Klausel sei eine Absicherung für Verpflichtungen gegenüber den Fernsehpartnern gewesen. Von der Berner Klage hatte er bis zum Donnerstag nicht offiziell gehört. Entsprechend wollte er sich auch nicht konkret äussern. Er sagte nur: «Wir arbeiten weiterhin an einer zukunftsorientierten Lösung. Falls es tatsächlich eine solche Klage gibt, hilft sie niemandem.» Der Präsident René Fasel war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Die IIHF hatte im Winter 2008/2009 17 Millionen Euro in die Champions Hockey League investiert. Nach nur einem Jahr aber war der Klubwettbewerb bereits wieder eingestellt worden, weil die russisch-schwedischen Investoren ihren vertraglichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten und sich zurückzogen. In einem Settlement Agreement verzichteten die involvierten Ligen aus der Schweiz, Schweden, Finnland, Deutschland, Tschechien und der Slowakei auf finanzielle Forderungen gegenüber der IIHF, verlangten im Gegenzug aber eine Entschädigung von 200 000 Euro für die direktqualifizierten Klubs. Die IIHF akzeptierte diese Bedingung zwar nicht, stellte aber einen Betrag von 1,6 Millionen Euro als Entschädigung in Aussicht, falls sich die Ligen dem Vorschlag einer Nachfolge-Lösung anschliessen würden. Diese scheiterte wegen der langen Dauer, für die sich die Klubs hätten verpflichten müssen. Damit wurde auch das Settlement Agreement hinfällig.
Davos wartet ab
Seither sucht die IIHF einen Ausweg aus der verfahrenen Situation. Bisher hat sie aber noch keinen Vorschlag präsentiert, der auf breite Zustimmung stösst. Nun bringt der SCB mit der Klage einen Prozess in Gang, der für den Verband verheerende Auswirkungen haben kann. Der Anwalt der Berner steht in Kontakt mit den tschechischen Klubs, die vom Ausfall der Champions Hockey League betroffen sind und ebenfalls eine Klage erwägen. Aus Deutschland haben die Eisbären aus Berlin signalisiert, sich anzuschliessen. Und auch die schwedischen Vereine erwägen rechtliche Schritte. Für den HC Davos ist die Situation heikler. Wegen des Spengler-Cups ist der Klub auf den Goodwill der IIHF angewiesen. Der HCD-Vizepräsident Gaudenz Domenig sagt deshalb: «Wir verfolgen die Angelegenheit genau und werden im Falle eines Urteils Gleichberechtigung reklamieren.» Der erste Stein rollt. Welchen Schaden er anrichtet, ist nicht absehbar.
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Bringt wohl nicht viel, ausser Ärger. Andererseits sind beim IIHF halt schon Amateure am Werk, welche die vorläufig beerdigte CL offensichtlich mit einem Grümpelturnier verwechselten und gegenüber den Geldgebern keinerlei Absicherungen besassen.