• «So wurde nichts aus meiner Goaliekarriere»

    Der ZSC-Kanadier Owen Nolan war lange einer der besten NHL-Stürmer. Dabei hatte er mit neun noch andere Pläne.

    Mit Owen Nolan sprachen Simon Graf und Philipp Muschg, Zürich


    Owen Nolan, was sind nach drei Wochen Schweiz Ihre Eindrücke ausserhalb des Eisfelds?

    Es ist ein wunderbares Land. Nur schon auf den Busfahrten an die Auswärtsspiele bekomme ich viel mit. Mir gefällt die Natur, wie sie gepflegt wird. Die Felder der Bauern sind perfekt geschnitten, immer grün. Das Highlight war ein Helikopterrundflug mit Eggi (Edgar Salis) und den Coaches über die Berner Alpen.

    Haben Sie sich einen Führer gekauft, bevor Sie in die Schweiz kamen?

    Nein. Ich habe mich ein bisschen per Internet informiert. Aber es ist alles sehr schnell gegangen. Ich bekam einen Anruf am 18. November, am 21. war ich schon hier. Ich hatte nicht gross Zeit, mich vorzubereiten, war offen für alles. Lustig ist, dass ich vor meinem Hotel (dem Swissôtel in Oerlikon) alte Männer traf, die mit riesigen Schachfiguren gegeneinander spielen. Ich liebe Schach, habe ihnen schon oft zugeschaut und sie auch schon herausgefordert.

    Und? Haben Sie gewonnen?

    Nein, sie haben mich vernichtet. (lacht) Aber es ist auch etwas anderes mit diesen grossen Figuren, ich bin an das kleine Schachbrett gewöhnt. Die meisten von ihnen sprechen kein Englisch, aber wir haben uns trotzdem verstanden. Meistens kaufe ich zum Lunch ein Sandwich, sitze dort und schaue zu.

    Wie verbringen Sie die Freizeit sonst?

    Ich laufe herum, fahre mit dem Zug von Oerlikon zum Hauptbahnhof, erkunde die Stadt. Es gibt so viele Gassen und Strässchen, da kann man auch nach Monaten immer etwas Neues entdecken. Mir gefallen zum Beispiel die vielen alten Häuser mit ihren verzierten Giebeln und Fassaden sehr. Heute wird ja fast nur noch in Rechtecken und mit geraden Linien gebaut. In der Schule habe ich ein paar Semester Architektur belegt.

    Wie waren bisher Ihre Erfahrungen auf dem Eis?

    Ich wusste, dass die Eisfläche grösser ist und hier schnell gespielt wird. Aber wie schnell das Spiel ist, hat mich dann doch überrascht. Es hat viele ausgezeichnete Läufer. In Nordamerika, im kleineren Rink, kann man sich besser positionieren, um die Gegner mit Checks zu erwischen. Hier ist es schwieriger. Ich bin immer noch am mich Anpassen. Ich beobachte andere Spieler, wie sie sich bewegen, versuche, daraus zu lernen.

    Im Kopf scheinen Sie Ihren Gegnern aber stets einen Schritt voraus zu sein. Lernt man das in der NHL?

    Eishockey ist ein rasanter Sport, da muss man ein, zwei Schritte vorausdenken, um gut zu sein. Das ist wie im Schach, wo man auch schon mehrere Züge antizipieren muss. Man muss schon bevor man den Puck bekommt wissen, was man mit ihm anfangen will. Soll ich laufen, stoppen, passen, schiessen?

    Gibt es hier in der Schweiz Spieler, die es in die NHL schaffen könnten?

    Jeder kann es schaffen. Jeder, der in einer Topliga spielt, hat Talent. Aber das Talent ist nicht das Wichtigste. Entscheidend ist, mit welcher Hingabe man den Sport betreibt. Sind die Schweizer, die nach Nordamerika gehen, gewillt, den körperbetonten Stil zu spielen? Wie reagieren sie, wenn sie ständig gecheckt werden? Werden sie entmutigt? Die Frage ist nicht, ob man gut genug ist. Sondern, ob man bereit ist, dafür alles zu opfern. Einen einfachen Weg in die NHL gibt es nicht. Man muss viele blaue Flecken einstecken.

    Sie haben selbst für viele blaue Flecken gesorgt. Mit 18 hatten Sie in Ihrer ersten NHL-Saison elf Faustkämpfe. War das Ihre Methode, um sich Respekt zu verschaffen?

    Ich bin Ire, das ist eben mein Temperament. Ich verbrachte in meiner ersten NHL-Saison viel Zeit auf der Strafbank, skorte aber nur 3 Tore und 10 Assists. Ich sagte mir: Wenn du schon kaum Tore schiesst, musst du dich eben anders behaupten. Es war der richtige Weg. Im zweiten Jahr erzielte ich bereits 42 Tore.

    Hatten Sie hier schon einmal das Verlangen, jemanden zu verprügeln?

    Nein, nein, davon war ich bisher weit entfernt. Und wieso sollte ich das tun? Prügeln ist hier nicht verbreitet. Ich muss mich hier niemandem beweisen, und sicher nicht mit meinen Fäusten. Zudem könnte ich meine Hand dabei brechen. Was also sollte es mir nützen?

    Ein Stanley-Cup fehlt noch in Ihrem reichen Palmarès. Ist der noch im Hinterkopf?

    Deshalb spiele ich noch. Ich will mir eine letzte Chance auf den Cup geben.

    Heisst das, dass Sie sich Ihr NHLTeam nach dessen Aussichten auf den Cup aussuchen?

    Ich habe meine Zeit in Minnesota genossen, es ist eine gute Organisation. Aber jeder Klub hat seine eigene Strategie. Natürlich stimmt es: Je besser das Team, desto besser die Aussichten auf den Cup. Doch ich weiss nicht, wie wählerisch ich sein kann. Wenn ich bei keinem NHLTeam spiele, habe ich gar keine Chance. Ich wäre auch bereit, in der vierten Linie fünf Minuten pro Match zu spielen.

    Und wenn es mit der NHL nicht klappt, bleiben Sie in Zürich?

    Ich glaube schon. Wenn man mich weiter will. Ich will spielen, mir macht das Eishockey immer noch Spass. Ich bin noch nicht bereit, zurückzutreten.

    Haben Sie schon mit Edgar Salis über eine Verlängerung Ihres einmonatigen Engagements gesprochen?

    Wir werden sehen, was in den nächsten zehn Tagen passiert. Was sicher nicht passieren wird: dass ich meinen Vertrag in Zürich nicht verlängere, nach Hause fahre und einfach abwarte. Wie gesagt: Wenn sich nichts Neues in der NHL ergibt, bleibe ich wohl.

    Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Familie nach Zürich nachzuziehen?

    Falls ich hierbleibe, kommt sie mich bestimmt besuchen. Aber mehr ist nicht drin, weil meine Kinder in der Schule sind. Zum Glück gibt es Skype. So kann ich täglich mit meiner Familie telefonieren und sie sehen.

    Sie begannen erst mit neun, Schlittschuh zu laufen. Stimmt es, dass Ihnen Ihre Mutter gebrauchte Skates kaufte?

    Ja, das stimmt. Als ich aufwuchs, spielte ich Fussball und Baseball. Eines Tages, als ich einen Freund besuchte, waren alle hinten im Garten auf einem Eisfeld und spielten Eishockey. Ich hatte keine Schlittschuhe und flehte meine Mutter an, mir doch welche zu kaufen. Also erstand sie mir ein Paar auf dem Flohmarkt für zehn Dollar. Am Anfang bin ich nicht Schlittschuh gelaufen, ich bin übers Eis gerannt. Ich habe es schnell gelernt. Und schon bald schrieb ich mich in einer Quartierliga ein. Als ich dort beim Training vorbeiging, an einem Donnerstag, fehlte uns ein Goalie. Der Coach fragte: Wer will am Samstag ins Tor stehen? Ich meldete mich, weil ich fasziniert war von der Goalieausrüstung. Doch als ich am Samstag erschien, war ein anderer schneller gewesen und durfte die Ausrüstung anziehen. Der Coach vertröstete mich auf folgende Woche. Doch in jenem Match schoss ich drei Tore, und so wurde nichts aus meiner Goaliekarriere.

    Hatten Sie als Kind Vorbilder, an denen Sie sich orientierten?

    Nein, ich kannte nicht einmal die Liga richtig. Als ich mit 18 mein Debüt gab, waren zwei Partien in Buffalo die einzigen NHL-Spiele, die ich überhaupt gesehen hatte. Nicht dass mich das nicht interessiert hätte, aber die Tickets waren teuer, und als Teenager war ich meist mit meinem Junioren-Team unterwegs. Mir hat das Spielen immer mehr Spass gemacht als das Zusehen, beim Eishockey, beim Fussball, überhaupt.

    Sind Sie stolz auf Ihr irisches Erbe?

    O ja, und wie. Ich war mit vier Jahren zum letzten Mal in Irland und habe mir überlegt, das Land in der Nationalmannschaftspause zu besuchen. Aber die Flugverbindungen waren nicht günstig. Und es wäre ohnehin eine Art Undercoverbesuch geworden. Insbesondere mütterlicherseits habe ich noch so viele Verwandte dort, dass ich für einen Besuch eigentlich mehrere Wochen einplanen müsste. Das habe ich mir für meine Zeit nach der Karriere fest vorgenommen.

    Quelle: TagesAnzeiger Druckasugabe 11.11.2010

  • Zitat von Draft

    Wann kommen endlich die News zu Nolan?
    Vertragsverlängerung muss unbedingt gemacht sein, bevor er die Garderoben in Langnau und Ambri sieht :rofl:

    sehr en guete Iwand... und nöd z underschetze

  • Ich tippe darauf dass er bleibt .. und hoffe inkl. nächster Saison, ist aber eher unwahrscheinlich da er ein Familienmensch ist und seine Kiddies schon eingeschult sind.

  • Ich tippe auch darauf dass er bleibt. Ich habe weder im Fernsehen noch in Magazinen (Hockey News etc.) irgend ein Geruecht gehoert dass ein Team an ihm interessiert ist.
    Der salary cap macht es immer schwerer fuer Spieler wie Nolan Unterschlupf zu finden. Im Moment ist auch alles auf Tempo ausgerichtet, jede Mannschaft moechte schneller werden.
    Hoffen wir dass das stimmt.

  • unsere wuerden schon gerne verlaengern, nur wartet Nolan bis zum letzten Moment, da sich event. ja doch noch eine Moeglichkeit in der NHL bietet.....so laeuft dieses Roesslispiel.....und sicher nicht andersrum......!! nur so als Info.......

  • Edgar Salis zur Nolan Vertragssituation vor dem Spiel in Ambri: "Er ist noch für 60 Minuten unter Vertrag, dann schauen wir weiter."
    Es ist also noch nicht klar, ob er bleiben wird oder nicht.

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