• De letschti Satz vom Bob git sehr vill Hoffnig für e wieteri Zuekunft da in Züri.

    Zaugg:
    Bei der zentralen Bedeutung des Trainers für den Erfolg der ZSC Lions brennt die Frage auf der Zunge: Was ist, wenn die Montréal Canadiens Bob Hartley den Job eines Cheftrainers offerieren? Wird er dann Zürich trotz es weiter laufenden Vertrages verlassen? «Nein. Anfang August werde ich wieder in Zürich sein und meine Arbeit fortsetzen.»

    Russki standart!!

    • Offizieller Beitrag

    «Das gibt einem keine Achterbahn der Welt»

    ZSC-Meistercoach Bob Hartley erklärt, weshalb er sich nie entmutigen lässt und immer auf sein Bauchgefühl hört.

    Von Simon Graf, Zürich

    An der ZSC-Homebase herrschte gestern Vormittag die Ruhe nach dem Sturm. Auf 11 Uhr hatte Bob Hartley ein Teammeeting anberaumt, die Spieler trafen allmählich ein, die meisten von ihnen übernächtigt, aber zufrieden. Bevor Hartley nochmals zu den Spielern sprach, traf er sich im kleinen Kreis mit Zürcher Journalisten.

    Bob Hartley, waren Sie heute wie immer um sieben Uhr im Büro?

    (lacht) Nein, um neun. Ich bereitete noch ein paar Statistiken auf. Wir werteten alle Spiele aus, die letzten Zahlen bin ich den Spielern noch schuldig. Was für eine verrückte Saison! Ich sollte Steven Spielberg anrufen und ihn fragen, ob er unsere Geschichte verfilmt. Und der Schluss zeigte: Jede Sekunde zählt. Wenn der Zeitnehmer bei jedem Unterbruch etwas gezögert hätte, wäre die Schlusssirene ertönt, als McCarthy den Puck auf seinem Stock hatte. Es war ein grosser Abend, für die ganze Familie Hartley.

    Wie meinen Sie das?

    Mein Sohn gewann am Dienstag auch ein Spiel 7. Er war mit Halifax gegen Québec (im kanadischen Juniorenhockey) sogar 0:3 zurückgelegen. Er ist der Assistent, nicht der Headcoach. Aber er ist auch noch ein Baby, erst 26. Meine Frau ist jedenfalls zufrieden mit ihren Boys.

    Welches Gefühl dominiert bei Ihnen nach dem Triumph?

    Stolz. Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Als ich am 26. Juli kam, wurde mir schnell klar, dass wir ein hartes Stück Arbeit vor uns hatten. Es wird viel geredet über die Schweizer Mentalität. Aber die ist nicht das Problem. Man muss diese Liga begreifen. Ich erzähle meinen Freunden in Kanada stets: Es ist unglaublich, auf welch kleinem Raum hier zwölf Profiteams funktionieren, wie viele Zuschauer sie anziehen. In Kanada ist Eishockey Religion, trotzdem wäre es nicht möglich, auf der gleichen Fläche, sagen wir von Gatineau bis Québec City, zwölf Profiteams zu betreiben. Dass die Schweiz so klein ist, hat grossen Einfluss auf die Spieler.

    Inwiefern?

    Wenn man hier einigermassen talentiert ist, braucht man nicht einmal einen smarten Agenten, um mit Eishockey 20 Jahre gutes Geld zu verdienen. Dazu kommt, dass man jederzeit mit jedem Club verhandeln darf. Die Spieler haben enorm viel Macht. Sie wissen, es reicht auch, wenn sie nur 80 Prozent Einsatz geben. Doch 80 Prozent garantieren ihnen nicht, dass sie Champions werden. Mein Job war es, in Zürich dafür zu sorgen, dass jeder 100 Prozent gibt.

    Damit dürften Sie sich anfangs beim Team nicht beliebt gemacht haben.

    Ich bin kein Politiker. Ich brauche niemanden, der für mich stimmt. Viele Coaches suchen die Nähe zu den Spielern, damit diese zum Sportchef gehen und sagen: Wow, der neue Trainer ist ein toller Typ. Ich will, dass sie von mir sagen: Er macht uns besser. Ich riss viele Spieler aus ihrer Komfortzone. Aber ich verlangte nichts Unmenschliches.

    Mögen die Spieler Sie nun besser, da sie mit Ihnen Erfolg gehabt haben?

    Darüber zerbreche ich mir keine Sekunde den Kopf. Ich bin immer für die Spieler da. Wenn einer ein Problem hat, auch im Privaten, kann er zu mir kommen. Ich half schon Spielern, vom Trinken wegzukommen oder von Drogen. Ich versuche, ihnen auch etwas fürs Leben beizubringen. Aber ich will keinen Popularitätswettbewerb gewinnen.

    Ihre ersten ZSC-Monate verliefen wenig erfolgreich. Waren Sie jemals entmutigt?

    Nein. Ich bin nicht der Typ, der sich entmutigen lässt. Als Barry Smith in Lugano zurücktrat, rief ich ihn an und versuchte, ihn zu überreden, seine Entscheidung rückgängig zu machen. Man kann doch nicht einfach so aufgeben. Wenn man eine Mission begonnen hat, muss man sie zu Ende führen. Wir verloren im Hallenstadion 0:5 gegen Kloten. Lange fühlte es sich an, als seien wir im Gotthardtunnel stecken geblieben. Doch irgendwann sahen wir Licht. Gegen Weihnachten, als wir immer besser wurden, sagte ich den Spielern, wir würden die Schweizer Eishockeywelt noch schockieren.

    Wie reagierten die Spieler?

    Ich fragte sie nicht. Als Coach wirft man den Spielern verschiedene Dinge an den Kopf, um sie zum Denken zu bringen. Man dringt nie zu allen durch. Einige sind mit den Gedanken immer anderswo. Aber wenn man nur einen Spieler erreicht, ist es das schon wert. Ich wiederholte meine Botschaft im neuen Jahr immer wieder, nach jedem grossen Sieg. Ich musste dies in die Köpfe der Spieler bringen. Denn wenn man im Playoff drei vor sich klassierte Teams schlagen muss, ist das eine gewaltige Aufgabe.

    Sie wurden zum 6. Mal Meister. Wo stufen diesen Titel emotionell ein?

    Alle stehen für mich auf der gleichen Stufe. Jede Geschichte ist einzigartig. In Hershey starb im Verlaufe des Winters ein Materialwart. Wir spielten im Playoff für ihn. In Colorado spielten wir für Ray Bourque, der noch den Stanley-Cup erringen wollte. Mit Hershey mussten wir fünf Matchpucks abwehren. Nun in einem fantastischen Final ein 1:3 aufholen. Die Adrenalinstösse, die man da erlebt, gibt einem keine Achterbahn der Welt.

    Sie verzichteten in Spiel 7 am Ende auf Kolnik, tauschten Cunti und Ambühl. Woher kommt Ihr Gespür?

    Ich höre immer auf mein Bauchgefühl. Wenn man nichts versuchen will, sollte man nicht coachen. Ich lebte mein Leben immer so. Ich kaufte mit 18 ein Haus. Meine Frau und ich hatten mit dem Makler abgemacht, fuhren mit den Velos zum Treffen. Der Makler sass im Auto und liess uns warten. Ich ging zu ihm, er kurbelte sein Fenster herunter und fragte: «Wo ist dein Vater?» Ich sagte: «Mein Vater ist tot. Mein Name ist Bob Hartley, und ich will dieses Haus kaufen.» Er wollte zuerst nicht einmal aus dem Auto steigen, weil er dachte, er verschwende seine Zeit. Doch obschon ich kaum Geld in der Tasche hatte, kaufte ich das Haus.

    Könnte ein Grund für Ihren Erfolg als Coach sein, dass Sie kein grossartiger Spieler waren?

    Das könnte sein, ja. Der Fakt, dass ich es als Spieler nie in die NHL schaffte, trieb mich dazu, immer mehr über dieses Spiel herauszufinden. Noch heute kann ich die gleiche Partie dreimal am Video anschauen, sie sezieren wie ein Arzt.

    Man hört von NHL-Organisationen, die an Ihnen interessiert sind. Erfüllen Sie Ihren Vertrag als ZSC-Coach?

    Man kann sein Leben nicht danach richten, was andere sagen. Es gibt immer wieder Spekulationen und Gerüchte.

    Sie könnten diese Spekulationen beenden, indem Sie festhalten: Ja, ich erfülle meinen Vertrag bis 2013.

    Es liegt nicht alles in meinen Händen. Wie gesagt: Das ist alles hypothetisch. Wenn ich mit NHL-Teams verhandeln würde, wäre es etwas anderes. Aber das ist nicht der Fall. Wenn ein Angebot käme, müsste man die Situation anschauen.

    Planen Sie, die nächste Saison bei den ZSC Lions zu bestreiten?

    Das ist mein Plan, ja. Ich sprach auch schon mit Morris Trachsler und Marco Maurer, unseren neuen Spielern.

    Haben Sie in Zürich noch etwas zu beweisen?

    Wenn wir in der nächsten Saison die ersten drei Spiele verlieren, werdet ihr Journalisten aufschreien. Zu Recht. Ich bereise nun mit meiner Frau per Auto einige Tage Italien. Am Samstag in einer Woche bin ich zurück für das grosse Meisterfest, danach ist der Titel schon Geschichte. Und wir müssen unser nächstes Kapitel schreiben.

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