- Offizieller Beitrag
Die Leiden von ZSC-Stürmer Garrett Roe
Pürierte Pizza? Nein danke!
Garrett Roe konnte sich nach dem Kieferbruch nur noch flüssig ernähren. Er spricht über seine härteste Zeit – und von welchem Menü er träumt.
Zurück in Aktion mit einem Spezialhelm: Garrett Roe hat im neuen Jahr sein Comeback gegeben.
Foto: Claudio Thomas (Freshfocus)
Die Frage nach dem Gewicht ist bei Hockeyprofis sonst keine verfängliche. Doch Garrett Roe sagt: «Ich würde es vorziehen, das im Moment nicht zu verraten. Ich möchte nicht, dass es die anderen Jungs wissen. Okay?»
Wenn sonst jemand lieber nicht über sein Gewicht reden möchte, liegt es meist daran, dass dieses zu hoch ist. Beim 33-jährigen Amerikaner verhält es sich umgekehrt. Seit ihm Lausannes Raubein Mark Barberio am 21. November mit einem Crosscheck ins Gesicht den Kiefer brach, kann Roe nicht mehr richtig essen. Ein erzwungener Verzicht, bei dem sich ein Dry January, ein Monat ohne Alkohol, im Vergleich geradezu locker ausnimmt.
Fünf Kilo habe er in dieser Zeit abgenommen, verrät Roe, der im neuen Jahr sein Comeback gab, dann doch. «Die ersten Wochen war am schlimmsten», erzählt er. «Hungrig zu sein und nicht essen zu können, das ist hart. Und als Athlet ist es besonders frustrierend, wenn du dich nicht richtig dich selbst fühlst. Selbst wenn ich trainierte, fühlte ich mich wie nur 80 Prozent meiner selbst.»
Ende November und Anfang Dezember habe er drei Wochen lang praktisch das Gleiche gegessen wie seine nun zehnmonatige Tochter Madeline. Oder besser: geschlürft. Suppen und püriertes Gemüse in allen Formen. Das Highlight: pürierte Spaghetti bolognese. «Meine Frau Brittany hatte zu jener Zeit drei Kinder, die sie bekochen musste», sagt Roe mit einem Anflug eines Lächelns. Der Speiseplan von Sohn Landon, er ist zweieinhalb, war indes abwechslungsreicher als der des Vaters.
Garrett Roe und seine Tochter Madeline: Drei Wochen lang hatten sie den gleichen Speiseplan.
Foto: Privatarchiv Garrett Roe
Im Verlaufe des Dezembers wurde die Ernährung Roes allmählich wieder reichhaltiger. Klein geschnittene Spaghetti, Risotto, weicher Fisch, den er mit der Zunge zerdrücken konnte. «Der Arzt riet mir, wir sollten doch Pizza pürieren», erzählt er. «Aber das ist nichts für mich. Ich esse dann lieber wieder richtige Pizza.» So weit ist es allerdings noch nicht. Roe kann inzwischen wieder ein bisschen beissen, aber noch nichts Hartes oder eben Knuspriges. Und er kann seinen Mund noch nicht vollständig öffnen.
Der gebrochene Kiefer wurde mit einer Platte fixiert, momentan fühlt sich aber noch alles etwas fragil an. «Ich war sicher schon 15-mal beim Doktor in der Kontrolle. Wir beobachten es sehr genau», erzählt Roe. Er spielt mit einem Spezialhelm, der seinen Kiefer schützt. In den ersten Wochen nach dem Kieferbruch seien die Schmerzen fast unerträglich gewesen, inzwischen spüre er den Kiefer nur noch, wenn er jogge oder springe und es Schläge gebe.
«Auf dem Eis geht es besser, da bewege ich mich ja nicht so ruckhaft, sondern gleite», sagt er. In seinem zweiten Spiel seit der Rückkehr war er bereits wieder eine matchentscheidende Figur, erzielte am Sonntag beim 4:3 über den SC Bern das wegweisende 3:2 per Direktschuss.
Als das Gespräch auf Übeltäter Barberio kommt, den Lausanne im Dezember nach der Ligasanktion von acht Spielsperren zum KHL-Club Kasan abschob, verfinstert sich die Miene des ZSC-Stürmers sofort. «Was soll ich über diesen Typen sagen? Er versuchte, mich danach zu kontaktieren, aber mir bedeutet das nichts. Er hätte mir beim ersten Mal schon 20 Zähne herausschlagen können. Dann versuchte er es nochmals. Das ist unentschuldbar.» Das erste Mal, das war der zweihändige Stockschlag Barberios im wilden Playoff-Viertelfinal im Frühjahr. Er wolle gar nicht mehr an den Kanadier erinnert werden, sagt Roe.
Gut, das ist verständlich. Also noch eine erfreulichere Frage zum Abschluss: Was wird Roe zuerst essen, wenn wieder alles erlaubt ist? Ein feines Steak? Er schüttelt den Kopf. «Nein, einen saftigen Hamburger», sagt er mit leuchtenden Augen. «Ich stelle mir vor, wie ich meinen Mund ganz weit aufsperre und herzhaft reinbeisse.»