- Offizieller Beitrag
Zitat von SbornajaDa unser grosser Captain keinen eigenen Tread hat (oder ich ihn nicht finde),
Du warst einfach zu faul um zu suchen, oder Du willst mich hier ein bisschen beschäftigen.....
Es hat schon einen, aber es passt besser hier hin:
Der verlegene Überraschungsgast
Bei der Präsentation des Olympiaaufgebots wurde Mathias Seger als Captain für Sotschi vorgestellt.
Von Simon Graf, Zürich
Es war wie in der Schule. Sean Simpson fragte immer wieder mit ernster Miene in die Runde, ob ihn die Anwesenden verstanden hätten. Sie nickten, schmunzelten oder harrten aufmerksam seiner nächsten Worte. Ganz ohne Tücke war das, was er präsentierte, denn auch nicht. Simpson las 52 Namen herunter, von denen 25 in einem guten Monat in Sotschi das Olympiateam bilden sollen. Doch weil in dieser Zeit noch viel passieren kann, wurde für jeden Olympioniken mindestens ein Ersatz nominiert. Und der Nationalcoach stellte klar: «Noch nie hatte ich genau jene Mannschaft auf dem Eis, die ich nominiert hatte. Und noch nie lag so viel Zeit zwischen dem Aufgebot und dem Turnier.»
Der Internationale Eishockeyverband und die NHL wollen, dass die Kader für Sotschi frühzeitig bekannt sind. Von den 25 kann nur noch ersetzt werden, wer verletzt ist. Ein ärztliches Attest ist erforderlich. Es spielte also eine entscheidende Rolle, ob ein Spieler von Simpson in die linke (nominiert) oder rechte Kolonne (auf Pikett) eingeteilt wurde. Der Kanadier informierte alle Spieler bereits am Sonntag telefonisch und gab zu, dass es ihm besonders wehgetan habe, jene zu enttäuschen, die in Stockholm gespielt hätten. Es traf die drei Klotener Gerber, Blum und Von Gunten sowie Grossmann und Walker. Dazugekommen sind aus der NHL Hiller, Streit, Weber und Brunner sowie aus der Schweiz die Stürmer Wick und Romy.
Konkret über Namen reden mochte Simpson nicht. «Ich begründe jetzt sicher nicht, wieso ich diesen jenem vorgezogen habe, und dann verletzt er sich und der Ersatzmann kommt doch zum Zug», erklärte er. Das leuchtet ein. Zumal acht Spieler als Platzhalter für die Cracks aus Übersee die Vorbereitung in Sotschi mitmachen und auch die beiden Testspiele, aber wieder abreisen müssen, wenn die Spiele beginnen. Sie dürfen sogar im olympischen Dorf hausen. Das ist, als ob einem der Speck durch den Mund gezogen wird. Er könne jenen Spielern nichts versprechen, auch nicht einen Platz an der WM, sagte Simpson offen. «Aber wer weiss, wenn jemand ausfällt, könnte einer plötzlich noch nachrücken.»
Enttäuschung für Gerber
Erschwert wurde Simpsons Job durch die Blessuren von Kandidaten. Anaheims Sbisa fällt bis Ende Januar mit einer Handverletzung aus. Besonders bitter ist es für Klotens Gerber, der in Stockholm noch das Gros der Spiele bestritten hatte und am Arosa-Cup im Nationaldress eine Bänderverletzung am Fuss erlitt. Bei ihnen mochte Simpson nicht auf eine Genesung spekulieren, bei New Jerseys Brunner, dessen Knieverletzung offenbar schneller heilt als angenommen, indes schon.
Als der Nationalcoach das Team vorgestellt hatte, beantwortete er auch noch die Captain-Frage. «Es wurde viel spekuliert, aber für mich war schon länger klar, dass der Captain der gleiche sein wird wie in Stockholm», sprach er feierlich – und durch die Türe trat Mathias Seger. Der Ostschweizer konnte zu Fuss kommen, er lebt nur einen Steinwurf entfernt vom Oerliker Swissôtel, wo die Präsentation stattfand. Er war sichtlich gerührt und verlegen.
«Es ist für jeden klar, dass Streit der Captain sein wird», hatte er vor Weihnachten im Interview im «Tages-Anzeiger» noch gesagt und begründet: «Es ist Streits Position. Ich durfte (in Stockholm) einspringen, weil er nicht kommen konnte.» Simpson, Streit und Seger telefonierten miteinander, was die Captain-Frage anging. Und Seger sagte: «Ich finde es sehr schön, wie Mark darauf reagiert hat. Er zeigte sehr viel Verständnis. Für mich war es wie eingebrannt, dass er immer der Captain ist. Aber mir leuchtet ein, dass Simpson schon zu Beginn der Olympiavorbereitung seinen Captain haben will und nicht erst zwei Tage vor Turnierstart.»
Drei Spiele, um warm zu werden
Dies sei auch ein Punkt gewesen, aber nicht der wichtigste, stellte Simpson später klar – ein starkes Votum für Seger. Das Bemühen, den Geist von Stockholm in Sotschi wiederzubeleben, ist spürbar. Allerdings ist an Olympia vieles anders. Die Vorbereitungszeit ist markant kürzer, weshalb Simpson den Spielern vorab eine Instruktions-DVD zuschickt. Und der Modus, gemäss dem sich die Teams in den drei Vorrundenspielen «warmlaufen» können, ehe es ernst gilt, ist ein ganz anderer.
Doch Seger hielt fest: «Wichtig ist, dass wir das Selbstvertrauen von Stockholm mitnehmen. Das Wissen, dass wir auch grosse Nationen schlagen, gegen sie sogar die Spiele dominieren können. Dass wir das bewiesen haben, war ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Schweizer Eishockeys.» Am Schwarzen Meer soll der nächste folgen.
© Tages Anzeiger