• Offizieller Beitrag

    Ich hoffe das kann jeder lesen, sonst melden:

    https://nzzas.nzz.ch/sport/dortmund…nsam-ld.1571541

    Toller Artikel!

    Favres weiteres Wirken dort wird darüber entscheiden, wie seine Karriere am Ende wahrgenommen wird. Ihn ärgert es, wenn vom BVB Titel gefordert werden, weil er das finanzielle Gefälle zwischen Dortmund und Bayern kennt. Gewinnt er jedoch bei Borussia keinen Titel, wird das ungeliebte Attribut «unvollendet» an ihm klebenbleiben.

    Ist halt einfach so!

  • <woltlab-quote data-author="ZSColin" data-link="https://forum.zscfans.ch/thread/2212-de-bundesliga-fred/?postID=126482#post126482"><p>Ist zwar nicht der korrekte Fred, aber schon krass wie Bayern das ehemals grosse Barca</p><p>auseinander genommen hat. Und fast gleich erstaunlich, dass Lyon Juve + ManCity weggeputz</p><p>hat und nun im Halbfinal steht. Ob das bei einer "normalen" Champions League auch der Fall</p><p>gewesen wäre, d.h. mit Hin- und Rückspiel??</p><p><br></p><p>Im Halbfinal steht somit kein ManU, Chelsea, Liverpool, ManCity, Real, Barca, Atletico, Juve, Inter, Napoli....</p><p><br></p><p>Sondern 2 Teams aus der Französischen und 2 Teams aus der Deutschen Liga. Diese vier Teams</p><p>werden von 3 Deutschen trainiert. Schon interessant und spannend.</p></woltlab-quote><p></p><p>wieder mal das typische bayerndusel mit diesem modus! dem fc barcelona hätte nämlich in einem rückspiel bereits ein 7:0 gereicht! <img src="https://forum.zscfans.ch/cms/images/smilies/rofl.gif" class="smiley" alt=":rofl:" height="15"></p><p><br></p><p>kein zufall, das mit den trainern! die deutschen (trainer) arbeiten schon länger am neuen fussball. auch wenn das jetzt viele nicht gerne hören: sehr stark beeinflusst vom dosenclub, rangnick hat da sportlich etwas grossartiges aufgebaut!</p><p><br></p><p><br></p><p>Gesendet von iPhone mit Tapatalk</p>

    NieUsenandGah

  • nzz am sunntig:

    «Trainer sind oft einsam»

    Lucien Favre steht vor seiner dritten Saison als Trainer von Borussia Dortmund. Der 62-jährige Romand wehrt sich gegen überzogene Erwartungen und moniert, dass die Terminkalender im Fussball immer enger werden. Interview: Stephan Ramming, Christine Steffen

    NZZ am Sonntag:

    Lucien Favre, wie haben Sie geschlafen?

    Lucien Favre:

    Sehr gut. Ich schlafe immer gut. Ich gehe ins Bett, und eine Minute später schlafe ich.

    Wir fragen Sie, weil Sie bekannt sind als Mensch, der 24 Stunden lang über Fussball nachdenkt. Auch im Schlaf.

    Das ist so nicht wahr. Natürlich habe ich den Fussball sehr gern. Aber es ist nicht so, dass er mir den Schlaf rauben würde. Ausserdem arbeiten wir hier im Trainingslager sehr hart, so dass wir müde sind am Abend. Auch wir Trainer.

    Wir haben kürzlich mit Karl-Heinz Rummenigge über Sie gesprochen. Sie waren ja Zimmergenossen, als Sie in den 1990er Jahren bei Servette zusammen gespielt haben.

    Ich weiss, was jetzt kommt, aber er übertreibt. Er sagt immer, ich hätte bestimmen wollen, wie die Mannschaft spielen soll. Es ist richtig, dass ich bereits damals Interesse hatte an Taktik, aber er übertreibt!

    Er sagte, man könne mit Ihnen nur über Fussball sprechen und nicht über das Leben.

    Nein, nein, nein. Wir haben wie alle Fussballspieler über viele Dinge geredet, ja, auch über schöne Frauen. (

    lacht

    ) Es war im Trainingslager in Portugal, als wir das Zimmer geteilt haben – in ganz anderen Zeiten.

    In welcher Beziehung?

    In Bezug auf das Leben als Fussballer. Wir konnten rausgehen am Abend. In der Nähe gab es eine Bar. Das ist heute unmöglich. Spät zurückzukommen, einer vielleicht ein bisschen angesäuselt – unmöglich.

    Herr Rummenigge sagte auch, er habe schon damals gewusst, dass Sie Trainer werden.

    Ich wusste das nicht. Ich habe meine aktive Karriere mit 34 beendet und danach sofort begonnen, als Assistenzcoach Junioren zu trainieren. Es war sehr gut für mich, mit Jungen anzufangen. Bei den A-Junioren habe ich viel gelernt. Es ist das Alter, in dem sie anfangen, das Leben zu entdecken. Sozial fand ich das sehr interessant. Danach habe ich Echallens in der 3. Liga übernommen und fand, doch, der Trainerberuf könnte mich interessieren.

    Sie haben ein Credo: Sie wollen jeden Tag ein bisschen besser werden.

    Das probiere ich – als Trainer, aber auch als Mensch. Es ist mein Wunsch, aber es ist nicht immer möglich. Ich möchte jeden Tag etwas Neues lernen. Wenn mir das gelingt, bin ich zufrieden.

    Woher kommt dieser Wille?

    Schon mein Lehrer in der Primarschule sagte mir, es sei gut, dass ich immer mehr wissen und mich dauernd verbessern wolle. Ich bin grundsätzlich neugierig.

    Auch in anderen Bereichen des Lebens?

    Ja. Das gilt nicht nur für den Fussball. Mich interessiert vieles. Zum Beispiel ökologische Fragen, der Klimawandel; er beschäftigt mich. Auch Politik und vieles mehr.

    Ist das Bild des Fussballprofessors, das in der Öffentlichkeit von ihnen besteht, also falsch?

    Es ist ein wenig übertrieben. Natürlich ist ein Leben als Fussballtrainer sehr intensiv, und es ist schwierig, wirklich abzuschalten. Aber es ist ganz wichtig, dass man auch andere Sachen im Kopf hat.

    Was interessiert Sie?

    Ich liebe zum Beispiel die Natur, ich lese gern. Vor allem Bücher, bei denen ich etwas lerne, selten Romane. Kürzlich habe ich ein Buch gelesen von Isabelle Autissier. Sie ist eine französische Seglerin und Autorin. Das Buch spielt in Sibirien, es handelt auch davon, was dort alles passiert wegen des Klimawandels. Das interessiert mich. Es ist ein wichtiges Thema, das unsere Zukunft bestimmen wird. Vielleicht nicht unbedingt meine Zukunft, aber diejenige der Kinder und Enkelkinder.

    Müssen wir also unsere Einschätzung von Ihnen als Fussballverrückten korrigieren?

    Nicht unbedingt. Wenn ich einen Ball sehe, muss ich immer noch mit ihm spielen. Und am besten fühle ich mich auf dem Platz, wenn ich meine Mannschaft trainieren kann. Wenn ich mit ihr üben kann, was sie nötig hat. Da habe ich viel Spass, das gefällt mir.

    Können Sie immer noch besser jonglieren als Ihre Spieler?

    Darüber will ich nicht reden, nur so viel: Ich kann immer noch sehr gut jonglieren.

    Sie kehren in den Ferien jeweils zurück nach St-Barthélemy im Kanton Waadt, wo Sie aufgewachsen sind. Was finden Sie dort?

    Die Schweiz ist mein Land. Das Dorf ist meine Heimat. Ich freue mich, meine Freunde dort zu treffen. Ich bin sehr lange weg, seit 2007, als ich nach Berlin ging.

    Wie hat der Ort Sie als Mensch geprägt?

    Ich habe eine sehr gute Basis. Ich bin bescheiden, habe ein hohes Arbeitsethos. Ich hatte eine phantastische Kindheit dort. Wir machten viel Sport: Skifahren, Langlaufen. Oder Eishockeyspielen, darin bin ich immer noch sehr gut. Wir konnten auf der Strasse Fussball spielen, pro Stunde kam vielleicht ein Auto vorbei.

    Die Ferien waren sehr kurz. Schon Mitte September startet die Meisterschaft neu. Und wieder heisst es von den Fans und den Medien: Der BVB muss einen Titel gewinnen . . .

    . . . stopp, nein! Erstens, ich glaube nicht, dass Fans das als Muss sehen. Und ich habe auch noch kein Medium gesehen, das den Titel als Muss ansieht. Ich bin, gemessen am Möglichen, zufrieden, dass wir in den letzten beiden Saisons Zweite wurden.

    Unsere Frage ist eigentlich: Wie gehen Sie damit um, dass so hohe Forderungen an Sie herangetragen werden?

    Mich stört hauptsächlich eines, nämlich, dass manche Menschen oberflächlich herangehen und immer weiter kolportieren, wir müssten Meister werden. Ich kenne meine Fähigkeiten und diejenigen meines Teams. Ein Team mit Qualität! Wir werden sicher wieder auf einem der vorderen Plätze landen und wollen es so gut wie möglich machen. Aber Meister werden müssen? Tut mir leid, wer das behauptet, erzählt Unsinn!

    Sie stört polemische Berichterstattung?

    Ich verstehe Medien, sie wollen Ihr Produkt verkaufen. Aber sie sollten dabei realistisch bleiben, realistisch bewerten, wie gut das eine Kader ist und wie gut das andere. Und wie gut unser Kader ist mit Marco Reus, unserem Captain, einem Topspieler, wenn er fit ist, oder wenn er fehlt, wie in meinem ersten Jahr in der Rückrunde und aktuell wieder seit einem halben Jahr. Und mich – aber längst nicht nur mich, sondern auch viele meiner Kollegen – stört noch etwas ganz massiv.

    Und das wäre?

    Trainer sind oft einsam! Wenn eine Mannschaft dreimal hintereinander 2:2 spielt, wegen eines Eigentors in letzter Minute, wegen eines Goalie-Fehlers – dann ist oft trotzdem allein der Trainer schuld.

    In Deutschland waren Sie dreimal «Trainer des Jahres», «L’Equipe» zählt Sie zu den zehn einflussreichsten Trainern in Europa. Trotzdem klagen Sie über den Druck auf Sie?

    Ich akzeptiere den Druck. Damit habe ich kein Problem. Ich vertraue mir, ich versuche mein Bestes zu geben. Aber wenn es nicht läuft, werde ich für sehr viele Dinge verantwortlich gemacht – obwohl ich vorher ja auch nicht alles im Klub alleine entschieden habe.

    Hat die Fixierung auf den Trainer zugenommen in letzter Zeit?

    Das ist schon länger so. Früher war das anders. Als ich angefangen habe, war der Trainer der Chef. Der Trainer und der Präsident, sie haben einen Klub geführt. Heute haben in einem Klub viel mehr Leute Einfluss aufs Team. Ich kritisiere das nicht. Michael Zorc etwa macht beim BVB seit über zwanzig Jahren einen phantastischen Job.

    Der Fussball hat enorme Bedeutung, das sieht man nicht zuletzt an den Diskussionen, die ausdauernd geführt werden. Ist er zu gross und zu wichtig geworden?

    Wenn ich an eine WM denke mit 48 Mannschaften in Kanada, Mexiko und den USA, dann erlaube ich mir die Frage: Sind das vielleicht zu viele Spiele, zu viel Fussball? Oder kurzfristiger: Wir spielen ab Mitte September nach dem zweiten Meisterschaftsspiel immer englische Wochen bis am 23. Dezember. Und schon am 2. Januar geht es weiter. Das ist extrem. Mindestens.

    Die Spieler müssen hohe Belastungen aushalten, es geht um viel Geld.

    Das Fernsehen hat einen grossen Einfluss auf den Fussball, es bestimmt mit, wie oft wir spielen, wann wir spielen. Natürlich wird der Fussball teilweise über den Verkauf der TV-Rechte finanziert. Aber die Abhängigkeit ist gross. Der hohe Rhythmus bedeutet für uns, dass wir nicht eine, sondern eigentlich zwei Mannschaft haben müssten, die beide gleich gut sind. Aber das ist nahezu unmöglich.

    Lucien Favre gilt als Trainer, der seine Spieler besser macht. Wie machen Sie das? Nehmen wir das Beispiel Erling Haaland.

    Wir kennen ihn schon länger. Ich habe ihn viele Stunden lang selber beobachtet und gesehen, dass er zu uns kommen soll. Er war 19-jährig, er ist immer noch jung, und wir müssen gut auf ihn aufpassen. Wir können ihn nicht zu stark fordern.

    Was muss er noch verbessern, wie erklären Sie ihm das?

    Es sind technische Details, teilweise Kleinigkeiten, die dem Publikum selten auffallen. Bewegungsabläufe in der Luft, mit dem Fuss, wenn er in Bewegung ist. Das braucht viel Zeit. Er ist bereits auf sehr hohem Niveau. Aber wir brauchen Geduld. Das ist ein wichtiger Teil meines Jobs: hinzuschauen und zu erkennen, was ein Spieler verbessern kann. Wenn ich etwas sehe, dann sage ich das dem Spieler oder mache es selber vor. Ich mache das gerne. Das gilt auch für Übungen mit der Mannschaft. Wenn wir schwierige Übungen machen, dann freue ich mich mit dem Team, wenn wir die Aufgabe gelöst haben. Sie haben etwas gelernt und etwas erreicht, bei dem sie vorher nicht sicher waren, dass sie es schaffen.

    Sind junge Spieler wie Haaland, wenn sie heute zu Ihnen kommen, besser ausgebildet als früher?

    Nein, es ist anders. Heute kommen die jungen Spieler aus den Akademien. Ich habe manchmal den Eindruck, dass diese Spieler überwiegend sehr ähnlich sind. Ich habe neulich einen interessanten Artikel aus Argentinien gelesen. Auch dort haben immer weniger Spieler gelernt, auf der Strasse Fussball zu spielen. Man hat erkannt, dass man in der Ausbildung Dinge ändern muss, um wieder an das anzuknüpfen, was verloren gegangen ist.

    Biss, Härte, Schlitzohrigkeit?

    Nein! Ich kann es mit einem Beispiel erklären. Ich habe als Jugendlicher den Ball oft auf das Scheunendach geschossen und dann versucht, den zurückspringenden Ball direkt anzunehmen. Mit dem Kopf? Der Brust? Dem Oberschenkel? So lernte ich die Technik in der Luft. Heute sehe ich oft, dass Spieler mit der Technik in der Luft Mühe haben.

    Früher erklärten Sie einem Spieler wie Gökhan Inler im FC Zürich stundenlang vor dem Computerbildschirm, was er anders machen kann. Machen Sie das heute noch immer so?

    Ja, das gefällt mir. Aber nicht mehr allein, ich habe gute Kollegen, die mir helfen. Aber ich erinnere mich gut an Gökhan, er brauchte zwei bis drei Monate, bis er begriffen hatte, was ich von ihm wollte. Gökhan war jung, 20-jährig, aber das Wichtige war, er konnte laufen. Ich machte den Konditionstest mit ihm, als er bei uns anfing. 1 Kilometer in 3 Minuten 15 Sekunden. 2 Minuten Pause, dann 3 Minuten 10 Sekunden. Dann 2 Minuten Pause vor dem 3. Kilometer, den er wieder in 3 Minuten 15 absolvierte. Da wusste ich: Er kann uns helfen, er hat Technik, Spielintelligenz, Power – und Ausdauer. Das Laufvermögen ist für mich ein wichtiger Punkt, es zeigt die innere Kraft, den Willen, den ein Spieler hat. Inler war eine Maschine, seine Karriere hat das bewiesen. Gelegentlich schreiben wir uns heute noch SMS.

    Wen sehen Sie, wenn Sie an Lucien Favre vor 25 Jahren im Stade municipale in Yverdon denken?

    Ich hatte im ersten Jahr nur fünf oder sechs Profis in der Mannschaft. Vor allem aber war ich alleine. Kein Torwarttrainer, keine Assistenten. Ich habe alles alleine vorbereitet, das Training, alle Übungen. Man kann es fast nicht mit den heutigen Verhältnissen vergleichen. Im Fussball ist es so: Wir haben alle Systeme gespielt, es wird kein neues System entdeckt werden. Und doch sieht es ganz anders aus, wenn man ein Spiel nimmt von der WM 1970 oder noch vorher, 1954. Damals liefen die Spieler 4 Kilometer, heute sind es oft 13. Das Spiel ist schneller geworden, physischer, athletischer.

    Und wohin geht die Entwicklung?

    Schwer zu sagen. Wohin geht der Fussball? Es wird schnell und schneller. Aber erstaunt uns das? Die Züge werden immer schneller. Das Internet. Power, es braucht überall mehr Power. Aber es ist schwierig zu planen, was kommen wird. Was sich für mich nicht ändert, ist die Spielintelligenz – sie wird im Fussball immer das Wichtigste bleiben.

    Aus dem NZZ-E-Paper vom 16.08.2020


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    NieUsenandGah

  • wieder mal das typische bayerndusel mit diesem modus! dem fc barcelona hätte nämlich in einem rückspiel bereits ein 7:0 gereicht! :rofl:

    kein zufall, das mit den trainern! die deutschen (trainer) arbeiten schon länger am neuen fussball. auch wenn das jetzt viele nicht gerne hören: sehr stark beeinflusst vom dosenclub, rangnick hat da sportlich etwas grossartiges aufgebaut!


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    lol, mit Rückspiel hätte sich Barcelona def. nicht nach dem 2-5 aufgegeben:

    mal schauen, was dort nun alles geändert wird. das Team scheint def. ein wenig in die Jahre gekommen...

    "Erstmals seit der Saison 1995/96 hat es kein englischer oder spanischer Klub unter die letzten Vier in der Königsklasse geschafft. Nimmt man Italien noch dazu, handelt es sich bei der laufenden Saison sogar um ein Novum: Noch nie hat ein Halbfinale der Champions League ohne einen Verein aus diesen drei Ländern stattgefunden."

    mal schauen was Nagelsmann ohne den Werner im HF macht, ob sie gegen last-minute Tuchel und das Geld bestehen können (schade, hätte es Atalanta gegönnt)

    • Offizieller Beitrag

    Urs Fischer im Interview

    Sie nennen ihn auch mal Mourinho

    Der Trainer ist mit Union im Hoch, gibt sich aber höchst bescheiden. Weil er sich schlecht verkaufen kann. Das geht aus einem neuen Buch hervor. Was sagt er?


    Moritz Marthaler, Christian Zürcher (TA)

    Urs Fischer ist die Antithese eines Stars, spröde, knorrig, sehr bodenständig. Um Köpenick aber, bei Union Berlin, gilt er als Held, als grösster Stern des Vereins. Das erstaunt erst (spröde, knorrig, sehr bodenständig), wird aber bald plausibel, wenn man das Buch «Wir werden ewig leben» des Journalisten Christoph Biermann liest.

    Ein Jahr lang hatte der Deutsche unbeschränkten Zugang zum Club. Er hat in der Kabine den Spielbesprechungen gelauscht. Er sass im Trainerbüro und hat mit Fischer nach Siegen Rum getrunken. Er war während der Corona-Krise in der Vorstandssitzung und lernte von Präsident Dirk Zingler den Grundsatz: «Bist du nicht flüssig, bist du überflüssig.» Liquidität ist das Wichtigste.

    Urs Fischer kommt in diesem Buch gut weg. Sehr gut sogar. Der 54-Jährige ist darin ein moderner Trainer, ein Taktik-Nerd, der sich selbst nie so bezeichnen würde. Er delegiert und vertraut in ausserordentlichem Mass seinen Athletik-, Taktik- und Co-Trainern. Seine Spielbesprechungen folgen einem Plan, einer Storyline, die er seinen Spielern eine Woche lang einimpft. Und Fischer hat eine vorzügliche Menschenführung. Hart, aber fair. Er kann einem Spieler sagen, dass er einen «Dachschaden» habe – und ihn trotzdem mögen.

    Rafal Gikiewicz, bis im Sommer Goalie bei Union Berlin, fasst das vielleicht am besten zusammen. Er sagt: «Ohne ihn ist diese Mannschaft null. Wenn du ihm ins Gesicht schaust, ist er im ersten Moment nicht so sympathisch. Aber er ist ein super Mensch. (...) Er ist der Architekt, im Spiel ohne Ball ist er so gut wie Guardiola oder Mourinho.»

    Urs Fischer, Sie werden in Berlin ziemlich geschätzt. Und nun ist dieses Buch erschienen: Es ist ein Kompliment an Ihre Arbeit.

    Das Buch ist ein Kompliment an alle in diesem Verein. Alles muss funktionieren, damit wir diese Leistungen erbringen können, nicht nur der Trainer. Ich bin als solcher halt eher exponiert. Es braucht so viel unter der Woche, das passen muss. Jeder trägt seinen Teil dazu bei.

    Jeder Bundesliga-Sportchef, der dieses Buch liest, wird Sie doch auf seinen Zettel nehmen.

    (lacht laut) Das weiss ich nicht, ob das jeder denkt. Aber ja, das Buch ist wirklich toll, weil es Einblicke gibt, die man sonst nicht bekommt. Meine Befürchtung war ja, dass eine Art Kamera-Effekt eintritt. Verstellen sich die Spieler, verstelle ich mich selber? Das hat nicht stattgefunden. Ich bin jetzt am Lesen und erhalte dabei eine ganz andere Sichtweise. Das hilft mir in meiner Entwicklung.

    Ein dominierendes Thema im Buch sind Ihre Spielanalysen, sie funktionieren vorzüglich. Sie sagen aber auch: Ein Viertel der Mannschaft kapiert sie nicht, ein weiteres Viertel interessiert sich nicht dafür. Im Ernst?

    Ach, ich war doch selber lange genug Spieler, um zu wissen, dass das so läuft. Aber es hat sich schon etwas getan. Bei uns legte man die VHS-Kassette ein, und dann wurde einfach das Spiel noch einmal geschaut, über die vollen 90 Minuten. Heute hält man normalerweise zwei bis drei Analysen. Sie sollten nicht länger als 20 bis 25 Minuten dauern.

    Können Sie als Trainer etwas aus dem Buch für sich mitnehmen?

    Interessanterweise hat genau dieser Teil des Buchs bei uns etwas ausgelöst: die Spielanalysen. Man wird daran erinnert, dass nicht immer alle alles verstehen. Also muss man nachfragen, nochmals erklären, individualisieren. Es nützt nichts, wenn du denkst, dass deine Spieler dich verstehen.

    Fischers Prägung als Spieler bleibt ihm auch als Trainer erhalten. Ein Arbeiter, ein «Chrampfer», einer, der den einfachen Fussball pflegt. Selbst als er mit dem FC Basel Meistertitel und Cupsieg holt, bleibt der Ruf an ihm haften.

    In Biermanns Buch bekommt der Zürcher eine neue Facette. Fischer weiss stets, welchen Fussball er spielen lassen muss, welches Spiel seiner Mannschaft liegt. Nach dem missratenen Saisonstart im Sommer 2019 erkennt Fischer, was das Problem ist – und ändert das System. Plötzlich läuft es. Biermann ist beeindruckt.


    Doch auch in Deutschland ist Fischer noch immer für viele der nette Schweizer mit dem lustigen Akzent. Sein Co-Trainer Markus Hoffmann sagt: «Er will und kann sich nicht verkaufen. Er will so bleiben, wie er ist.» Er ist das Gegenteil von eloquent, über seine Vorzüge spricht er nicht. Hoffmann frustriert das manchmal, weil er mitbekommt, wie Fischers Einfluss unterbewertet wird.

    Als Sie nach Deutschland kamen, wurden Sie unterschätzt. Vielleicht noch immer.

    (grinst)

    Stört Sie das?

    Glauben Sie nicht auch, dass das ein Kompliment sein könnte? Im Fussball ist es nicht unbedingt ein Nachteil, wenn man unterschätzt wird.

    Das Buch trägt dazu bei, dass das nun weniger passiert. Ist das gut oder schlecht?

    Darüber mache ich mir keine Gedanken. Diese Frage stellt sich nicht für mich.

    Unter Ihnen hatte Union lange den Ruf, simplen Fussball zu spielen. Tut das weh?

    Ich glaube, wir waren sehr erfolgreich in unserer ersten Bundesligasaison. Und schauen Sie sich Bayern München an, die spielen bei Bedarf auch mit langen Bällen hinter die Abwehr. Zu Beginn haben wir vielleicht öfter so gespielt, klar. Aber es half uns, stabiler zu werden und letzten Endes unsere Ziele zu erreichen.

    Das Buch lesen natürlich auch Gegner. Haben Sie Angst, dass sich Ihr Stil abnutzt?

    Ich denke, das tut er so oder so. Aber nicht nur mein Stil, sondern auch der von unserem Trainerteam. Je länger man zusammenarbeitet, umso mehr Abnutzung bringt das mit sich. Wir müssen uns ständig entwickeln und gleichzeitig gewissen Grundsätzen treu bleiben. Sonst wirkst du unter anderem nicht mehr authentisch.

    Noch funktioniert er, der Stil Fischer. Sehr gut sogar. 16 Punkte hat Union in neun Runden gesammelt, einzig in der ersten Runde verloren, nur die Bayern haben mehr Tore erzielt. Es ist ein leichtfüssiger Auftakt in eine Saison, von der man sich unter Aufsteigern erzählt, dass sie noch viel schwieriger sei als die erste in einer neuen Liga.

    Was den Verein Union Berlin aber wirklich trägt, sind seine Mitglieder. Der Club definiert sich stärker als andere über das Erlebnis Stadionbesuch, was in der aktuellen Krise die Gefahr eines Identitätsverlusts mit sich bringt. Gegen Sitzplätze wehrt man sich erfolgreich, noch immer bestehen drei Viertel des Stadions An der Alten Försterei aus Stehplätzen. Im Stadion soll gejubelt werden, Musik nach einem Tor gibt es nicht.

    Urs Fischer hat das erkannt. Er tritt in den Dialog, auf einem Podium zur Saisoneröffnung, bei einem Schwatz im Trainingslager. Und obwohl ihm so ziemlich alles zu gelingen scheint in Berlin, obwohl er, zumindest von der Klassierung her, sogar auf Europacupkurs ist mit dem langjährigen Zweitligaverein, ist sein Vertrag vorläufig nur bis nächsten Sommer gültig.

    Die Fans werden noch monatelang nicht ins Stadion kommen können. Wie haben Sie sich darauf eingestellt?

    Gar nicht! Ich habe höchstens gelernt, damit klarzukommen.

    Trotz allem Erfolg erhalten Sie bei Union recht knappe Zeithorizonte. Dank dem Aufstieg hat sich Ihr Vertrag verlängert, ist jetzt bis nächsten Sommer gültig. Wie empfinden Sie das?

    Das ist Teil des Geschäfts. Das löst jetzt bei mir nicht viel aus. Als ich hier unterschrieben habe, habe ich einen Zweijahresvertrag mit Option unterschrieben. Das war doch fürs Erste ganz gut, man hat sich ein wenig abtasten können.

    Also könnte man jetzt erneut verlängern.

    Für mich stimmt es so, wie es jetzt ist. Über alles Weitere werden wir uns rechtzeitig unterhalten.

    Und was entgegnen Sie Leuten, die Sie fragen, ob Sie jetzt in den Europacup wollen?

    Ich kann mich mit dieser Frage abfinden. Man kann sie mir hundertmal stellen, muss jedoch hundertmal mit der Antwort rechnen, dass sie mich nicht interessiert.

    Fischer ist ein Typ. Einer aber, der sehr ungern über sich spricht. Und was ebenfalls aus dem Buch herausgeht: Fischer raucht ziemlich viel. Er ist darob beim Lesen selbst erschrocken.

  • Blödsinniger Entscheid. Mehr gibts dazu nicht zu sagen. BVB wird ins Mittelmass absinken. Aber irgendwie typisch, die meinen immer noch Klopp käme zurück. Bayern ist auch für die kommenden 10 Jahre gesetzt als Serienmeister.

  • <p>naja, leipzig mit nagelsmann ist sicher nicht zu unterschätzen, aber auch mit LF wäre es für Lüdenscheid nicht einfach Bayern zu überholen. Nur junge Talente alleine reichen nicht um dauerhaft vorne zu bleiben, trotzdem schade, dass sie so entschieden haben &amp; ja, die träumen def. noch von den Klopp Zeiten</p>

    Einmal editiert, zuletzt von larlf (13. Dezember 2020 um 16:40)

  • BVB ist halt auch nur ein Ausbildungsverein, der junge Talente holt, aber nachher wenn sie erfolgreich sind, können sie nicht gehalten werden. Als Bayernjäger kann man die vergessen. Leverkusen muss seine Stars jeweils auch abgeben und auch Leipzig. Einzig die Bayern die machens einfach clever, die sagen wenn einer gehen darf -/soll. Deshalb Serienmeister. Man kann das jetzt sympatisch finden oder auch nicht. Wenn ihnen ein Verein zu nahe kommt, kaufen sie deren Talente ab.

    • Offizieller Beitrag

    Gibt noch nicht viele Berichte darüber, aber die der SDA in der NZZ bringt es zum Teil auf den Punkt wo er gut war und wo eben nicht. Die Presse hatte er eigentlich nie hinter sich. Gibt aber schon noch andere Punkte die gegen ihn sprechen: Aufstellungen, Taktik, er musste sich auch schon von den eigenen Spielern (Bürki) kritisieren lassen wegen seiner Angsthasentaktik. Ich hätte ihn auch entlassen, so läuft nun mal das Business.

    Borussia Dortmund entlässt den Trainer Lucien Favre

    Zu viel des Schlechten: Lucien Favre muss nach der 1:5-Heimniederlage gegen den Aufsteiger Stuttgart seinen Posten räumen.


    (sda) Lucien Favre ist nicht mehr Trainer von Borussia Dortmund. Der BVB stellt den 63-jährigen Waadtländer einen Tag nach der 1:5-Schlappe in der Bundesliga gegen den VfB Stuttgart frei.

    Der blutleere Auftritt am Samstag gegen den Aufsteiger brachte das Fass zum Überlaufen und veranlasste den Vereinschef Hans-Joachim Watzke zum Handeln. Die BVB-Verantwortlichen stellten den Schweizer am Sonntag per sofort frei, womit sich die angedachten Gespräche über eine mögliche Fortsetzung der Zusammenarbeit über das Ende des im nächsten Sommer auslaufenden Vertrages erübrigen.

    Das 1:5 gegen Stuttgart war das dritte sieglose Spiel der Dortmunder in der Bundesliga in Folge. Watzke sprach von einem «schwarzen Tag», für Captain Marco Reus war es ein «beschämender Auftritt». Favre nannte das Debakel eine «Katastrophe». Bereits bei der 1:2-Niederlage vor zwei Wochen gegen Köln und beim 1:1 vor einer Woche in Frankfurt war die Mannschaft unter den eigenen Ansprüchen geblieben, der Rückstand der fünftklassierten Dortmunder auf den Titelverteidiger Bayern München beträgt nach elf Runden fünf Punkte.

    Trotz der jüngsten Krise liest sich Favres Bilanz seiner gut zweijährigen Schaffenszeit in Dortmund positiv. Sowohl 2019 als auch 2020 führte er den BVB in der Bundesliga souverän auf Platz 2 hinter Bayern München, das derzeit beste Team Europas, mit dem besten Punkteschnitt eines Dortmund-Trainers in der BVB-Historie. In der Champions League erreichte der BVB mit Favre jeweils die Achtelfinals, in denen er im vergangenen Frühjahr am späteren Finalisten Paris Saint-Germain knapp scheiterte. Die am Mittwoch zu Ende gegangene Gruppenphase schlossen die Dortmunder auf Platz 1 ab.

    Unter Favre wurde die Borussia zur europäischen Top-Adresse für Ausnahmetalente. Jadon Sancho entwickelte sich zu einem der meist umworbenen Spieler, ehe der Engländer in diesem Herbst in ein Leistungsloch fiel. Der derzeit verletzte Norweger Erling Haaland gilt bereits jetzt als der Mittelstürmer der Zukunft, beim BVB erzielte er im Durchschnitt mehr als einen Treffer pro Spiel. Auch der von Favre geförderte Amerikaner Giovanni Reyna und der erst vor wenigen Wochen 16 Jahre alt gewordene Youssoufa Moukoko dürften dem BVB dereinst Millionen einbringen. Der Engländer Jude Bellingham oder der Brasilianer Reinier sind weitere vielversprechende Talente, die dem exzellenten Ruf Favres als Ausbildner gefolgt sind.

    Trotz der guten Arbeit geriet Favre im Ruhrpott bereits früh in die mediale Kritik. Auslöser war die erste Saison unter dem Romand, als der BVB einen zwischenzeitlichen Vorsprung von neun Punkten auf Bayern München noch aus der Hand gab. Zudem zogen die Dortmunder in den Direktduellen mit dem Rekordmeister fast immer den Kürzeren; vier von fünf Partien gegen die Bayern mit Favre verlor der BVB, zwei davon sehr deutlich. Auch deswegen flachte das mediale Getöse um Favre nie ab, obwohl das Dortmunder Kader qualitativ deutlich schwächer besetzt ist als dasjenige der Bayern.

    Vor seinem Wechsel nach Dortmund im Sommer 2018 trainierte Favre den Ligue-1-Klub Nizza. In der Bundesliga war der ehemalige Meistertrainer des FC Zürich bereits bei Hertha Berlin und Borussia Mönchengladbach tätig.

  • Ja, wie ich schon geschrieben habe, er ist ein Super Ausbildner. Meistertrainer war er nur mit dem FCZ, nachher nie mehr. Aber BVB als Bayernjäger das ist unmöglich oder passiert nur mal alle 4-5 Jahre einmal.

  • aber solange sie die Ausbildner Schiene fahren, wäre er ja eigentlich super!

    Talentschmiede und Bayern regelmässig überholen, das geht halt nicht, aber ist ok, wenn sie das noch nicht gemerkt haben....

  • Ich muss leider auch sagen, dass ich enttäuscht bin vom Lulu. Hätte gedacht, dass er mehr in Dortmund bewirken kann, leider hatte er die Medien von Tag 1 an gegen sich. Dies ist immer sehr schwierig vor allem in dieser pro Bayern-Welt.

    Ihr nennt aber nicht den BVB und die Bayern Ausbildungsvereine nur weil sie ein paar junge Spieler für zig Millionen kaufen um sie nach 1-3 Jahren wieder zu verscherbeln. Da verstehe ich unter Ausbildungsverein gewaltig etwas anderes.

    Favre ist ein Trainer der mit Mittelständigen Vereinen die grossen ärgern kann. Ich habe auch immer gedacht, dass er mit einem starken Kader in Deutschland Meister werden kann, dem ist aber leider nicht so.

    Um Favre muss man sich aber keine Sorgen machen, Kohle hat er genug verdient, die Anfindung oder der laufende BVB Vertrag wird auch nicht schlecht sein und für eine neue Anstellung werden sie wohl Schlange stehen bei ihm.

    Russki standart!!

  • Lüdenscheid ist ein Ausbildungsverein für Talente, welche danach zu der Handvoll der ganz grossen Klubs gehen. Im Sinne von, sie kaufen die Spieler zwischen 17-20 und (müssen) sie nach 1-3 Saison weiterverkaufen, da sie mit dem Lohn nicht mithalten können.
    Von Bayern als Ausbilderverein hat glaubs nie jemand gesprochen, auch wenn sie nun ein sehr gutes Zentrum gebaut haben: auch dieses füllen sie zum grössten Teil mit gekauften Junioren; Aber welcher Grossklub macht das nicht?

    Der Vertrag war ja glaubs nur noch bis im nächsten Sommer, aber ja: bestimmt gut dotiert.
    Mal schauen, ob er auch ohne Fussball kann oder wohin es ihn zieht.
    In DE & Frankreich wird es bestimmt einige Interessenten geben.

  • Ja es war nur vom BVB als Ausbildunsverein geschrieben worden. Uebrigens wenn ihr den Doppelpass jeweils Sonntags schaut, auch dort reden die Strategen alle vom Ausbildungsverein. Die Bayern sind für noch einige Zeit nicht aufholbar. Mal schauen, wie lange Leipzig und Bayer mithalten können. Für die Spannung wäre es ja toll. Ja und für Favre mache ich mir auch keine Sorgen. Vielleicht wirft ja Tuchel bei PSG hin? Das wäre was, aber ich glaube, da wäre die Messlatte und Unruhe noch zu hoch für ihn.

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