• Offizieller Beitrag

    Blick nach Übersee

    Tanz der Jünglinge

    Sven Bärtschi zeigt sich nach der harschen Kritik des Flames-Präsidenten erstarkt. Auch dank der Harmonie mit seinem Sturmpartner.

    Von Silvan Schweizer

    Es gehört zur Show der NHL, dass man regelmässig seine Zähigkeit beweist. John Tavares, der Star der New York Islanders, zog sich kürzlich einen lockeren Zahn gleich selbst aus dem Mund. Sven Bärtschi wiederum musste einen Schnitt am Kinn mit sechs Stichen nähen lassen. Eine auffällige Schramme zeugt davon. Der 21-jährige Langenthaler sagt in seinem zweiten NHL-Jahr mit ungespielter Lockerheit: «Ich weiss nicht einmal, wer mir die zugefügt hat. Das gehört einfach dazu.»

    Bärtschi musste sich zuletzt einen ganz anderen Härtetest gefallen lassen. Noch vor dem ersten Match war er vom neuen Präsidenten der Calgary Flames, Brian Burke, attackiert worden: «Alles, was ich bei ihm sehe, ist ein kurzes Aufblitzen von Brillanz. Das ist schön für Leute in einer Universität. Aber nicht für Leute in einem Eishockeystadion.» Nach seinen Eindrücken aus dem Trainingscamp tadelte er den Schweizer, nur auf die Offensivzone zu fokussieren – und auch das bloss sporadisch.

    Es war ein heftiger Weckruf. Aber Burke, ein Mann der alten Schule, ist bekannt dafür, mit aufstrebenden Talenten besonders hart ins Gericht zu gehen. Das war schon so, als er bis im Januar noch die Toronto Maple Leafs führte. Und wie deren Burke-Opfer Nazem Kadri zeigte auch Bärtschi die einzig richtige Reaktion auf die Kritik.

    Er nahm sie ruhig an – und spielte stark: «Ich habe mich nicht darauf konzentriert, sondern nur auf meine Leistung.» Er steht mit drei Skorerpunkten da und hat Anteil daran, dass der Aussenseiter aus Calgary erstmals in seiner Clubgeschichte in den ersten fünf Spielen stets punktete. Zuletzt bereitete Bärtschi das Siegtor gegen New Jersey mit einem magistralen Pass vor. Zuvor hatte er gegen Montreal seinen «bei weitem besten Match im Flames-Dress» gezeigt, wie Coach Bob Hartley fand.

    Ein neues Element im Spiel

    Bärtschi fiel nicht nur mit seiner Technik und Laufarbeit auf, sondern auch mit ungewohntem Körpersatz. Gegen die Canadiens ermöglichte er ein Tor, indem er mit einem kernigen Check gegen P. K. Subban, einen der besten Verteidiger der Liga, Raum für seine Sturmkollegen schuf. Bärtschi erzählt: «Er hatte angekündigt, dass er mir das Spiel zur Hölle machen würde. Er ging auf mich los. Da musste ich zurückgeben, damit ich nicht als feige dastehe.»

    Es sind Worte, die in den Ohren von Präsident Burke wie Musik klingen müssen. Und noch etwas dürfte ihm gefallen: dass Bärtschi mit einem anderen Jungen, Sean Monahan, bestens harmoniert. Der erst 19-jährige Kanadier, ein weiterer Erstrundendraft, erzielte gar schon sechs Punkte. «Manchmal passt es einfach, man kann es nicht richtig erklären», sagt Bärtschi über das Duett. Für ihn ist die Ankunft Monahans ein Glücksfall. «Vorher lastete die Aufmerksamkeit extrem auf mir. Nun kann ich etwas durchatmen, muss mich nicht mehr so oft gegenüber den Medien erklären», sagt er. «Jetzt hat er den Druck. Aber er scheint nicht einer zu sein, der sich selbst zu viel davon auferlegt. Und ich versuche auch, ihn zu unterstützen.»

    Burgerbraten im Imbisslokal

    Bärtschi bleibt dennoch eine Hauptfigur bei der Renovation der Flames. Weil er in der Stadt schon tief verwurzelt ist, etwas ausserhalb mit Freundin Laura und Huskie Bear ein Haus bewohnt, flog er schon im Juli zurück nach Calgary. Im Gegensatz zu den anderen NHL-Schweizern daheim schuftete er mit dem Fitnesstrainer seines Clubs dem Saisonstart entgegen. Und nebenbei besuchte er im Namen der Flames diverse Wohltätigkeitsveranstaltungen. Er war in Schulen und im Kinderspital zu Gast, briet als Fast-Food-Angestellter Burger und stellte Glace her – immer mit einem Lächeln für die Kundschaft.

    «Ich finde solche Events Weltklasse», sagt Bärtschi. «Ich arbeite gern mit Menschen und will helfen.» Als neues Gesicht seiner Organisation sieht er sich allerdings nicht: «Das ist immer noch Jarome Iginla.» Der Altstar zog letzten Frühling nach 17 Jahren in der Hoffnung weg, irgendwo doch noch den StanleyCup zu gewinnen – mittlerweile ist er in Boston gelandet. Bärtschi sagt: «Es wird noch sehr lang dauern, bis sein Name hier in den Hintergrund rückt.» Doch momentan haben er und Monahan die Schlagzeilen auf sicher.

    Die anderen NHL-Schweizer

    Streits Mühen, Hillers Glanz

    Es ist im Osten schwieriger geworden, das Playoff zu erreichen, weil dort nach der Neueinteilung der Liga nun 16 Teams (statt 15) um 8 Plätze kämpfen. Diese Aussicht scheint die Teams an der Ostküste zu hemmen. Buffalo, Philadelphia, Washington, New Jersey und die Rangers sind miserabel in die Saison gestartet – und mittendrin sind mit Mark Streit und Damien Brunner auch zwei Schweizer. Der Verteidiger hat seine Rolle bei den kriselnden Flyers noch nicht gefunden und ist im Powerplay nur die Nummer 2 hinter Veteran Timonen. Brunner startete beschwingt, blieb zuletzt aber dreimal torlos. Beide Teams tun sich ohnehin schwer mit dem Toreschiessen.

    Von allen Schweizern am besten gestartet ist Anaheim-Goalie Jonas Hiller, der in drei Spielen nur vier Tore zugelassen und 95,9 Prozent der Schüsse pariert hat. Luca Sbisa hat bei den Ducks wegen einer Knöchelverletzung noch keinen Match bestritten. Nino Niederreiter macht in Minnesota mit physischem Spiel (schon 13 Checks) auf sich aufmerksam, stieg auf in die Paradelinie mit Koivu und Parise und traf am Samstag erstmals. Auch Raphael Diaz, der in Montreal im letzten Vertragsjahr steht, hat bislang überzeugt (3 Assists) und spielt regelmässig in Überzahl. Yannick Weber erhält in Vancouver kaum Eiszeit. Bei Nashvilles Roman Josi ist nach seiner Gehirnerschütterung noch kein Comeback absehbar. (sg.)


    © Tages Anzeiger

    • Offizieller Beitrag

    Kolumne Damien Brunner hat einen erstaunlichen Weg zurückgelegt. Weil er an sich glaubt. Von Kent Ruhnke

    Wie ein Kind im Süsswarenladen


    Ich treffe Chad, der sich in seinen rot-weissen Devils-Dress gehüllt hat, auf Gleis 4, wo der Zug von Manhattan nach Newark, New Jersey, abfährt. Er freut sich aufs Derby gegen die Rangers. Und ich freue mich, Damien Brunner spielen zu sehen. «Er ist mein Lieblingsspieler», sagt Chad. «Er ist schnell, schiesst gerne und schwirrt immer um den Puck herum. Aber er ist definitiv kein Zweiweg-Stürmer.» Mir wird sofort klar, dass man in der NHL als offensiv begabter Spieler schnell in eine Schublade gesteckt wird. Zudem stammt Brunner aus einem kleinen Land im fernen Europa. Wie hiess es nochmals? Schweden? Vorurteile gegen

    Europäer sind hier, obschon nicht mehr so stark, immer noch sehr verbreitet. Ich bin jedenfalls gespannt, wie Brunner sich schlägt.

    Doch als ich im Stadion eintreffe, scheine ich das Opfer von «Murphy’s Law» geworden zu sein. Ich finde schnell heraus, dass Brunner wegen einer «Oberkörperverletzung» nicht spielt. Seit 32 Jahren schreibe ich als Kolumnist für den «Tages-Anzeiger», der mir die Akkreditierung fürs Spiel verschafft hat, und ich will meine Kollegen und die Leser nicht im Stich lassen. Aber worüber soll ich schreiben? Gegen Ende des zweiten Drittels werde ich immer verzweifelter. Keine Spur von Brunner, und das Spiel ist fürchterlich – es sieht aus wie Servette gegen Servette. Die Devils und die Rangers bieten typisches NHL-Eishockey: Der Puck wird ins Drittel reingeschossen und dann wieder raus, es fehlen Spielfluss und Leidenschaft. Keiner will einen Fehler machen.

    Doch plötzlich ruft mir vom Dachstock der riesigen Arena ein junger Bursche in Anzug und Krawatte zu. Damien, den ich über meinen Besuch orientiert hatte, hatte mich gesucht und nun auch gefunden. Meine Laune hellt sich sofort auf. Vielleicht gibt es ja doch etwas zu schreiben. Wir schauen uns das dritte Drittel gar nicht mehr an, sondern plaudern miteinander. Er kommt mir vor wie ein Kind im Süsswarenladen. Er ist einfach happy, hier dabei zu sein, und macht den Eindruck, als würde er es nicht wagen, sich zu kneifen, um nicht aus diesem Traum aufzuwachen. Er ist lebhaft und wortgewandt und überrascht mich mit seinem Selbstbewusstsein.

    Aber wie hat er es hierher geschafft? Das letzte Mal, dass ich ihn bewusst spielen gesehen hatte, war mit meinem Sohn Corey gewesen, 2008 für den HC Thurgau. Alles drehe sich um die Einstellung, erklärt er mir. «In Kloten konnte ich nie etwas richtig machen. Das änderte sich in Zug. Doug Shedden sagte mir, ich dürfe nicht zufrieden sein, wenn ich nicht 30 Tore pro Saison schiessen würde. Er trieb mich pausenlos an. Hier in New Jersey wollen sie auch 30 Tore von mir. Das spornt mich an, mich weiter zu verbessern.»

    Mit Tempomat bei 85 Prozent

    Deshalb habe er auch Detroit verlassen. «Dort hätte ich vielleicht 12 bis 14 Minuten Eiszeit pro Spiel bekommen, hier sind es 16 bis 18. Und je mehr Erfahrung ich auf dem kleinen Eisfeld habe, desto leichter fällt es mir.» Das Spiel sei nicht so brutal, wie man meinen könnte. «Ab und zu gibt es wüste Attacken gegen den Kopf. Aber in der Schweiz habe ich mehr schmutzige Stockschläge erlebt. Das grosse Problem bei 82 Spielen ist, die Energie zu managen. Man legt den Tempomat ein und versucht, konstant mit etwa 85 Prozent zu spielen, um dann im Playoff nochmals einen Gang zuzulegen.»

    Es gibt so viele Dinge, die ich ihn fragen möchte. «Wie ist das Coaching?» Er erzählt, wie bis zu fünf Coachs hinter der Bank stehen – einer fürs Powerplay, fürs Penaltykilling, je einer für die Verteidiger und die Stürmer und der Headcoach. Dazu kommen der Videospezialist und der Goaliecoach. «Wir bekommen so viele Informationen, dass einem manchmal der Kopf brummt. Das grösste Kompliment ist es, wenn einem der Coach sagt, man habe den Puck schön in die Angriffszone reingeschossen. Das hören wir oft. In der Schweiz wird weniger gecoacht, lassen einen die Trainer mehr spielen.»

    «Woran musst du noch arbeiten?», frage ich ihn. «Ich sehe mich nicht als soften Spieler, aber ich möchte noch mehr Druck haben auf dem Stock und den Puck besser schützen.» Er sei beeindruckt gewesen, wie Henrik Zetterberg Checks absorbiere, ja die Energie, die auf ihn wirkte, sogar dazu benützt habe, um zu beschleunigen. «Und als ich im Training versucht habe, Pawel Dazjuk den Puck wegzunehmen, gelang es mir nicht einmal, ihn zu berühren. Torchancen entstehen hier meistens durch Fehler, nicht durch Kreativität. Deshalb legt man so viel Wert auf Systemtreue. Man fährt die Banden entlang, spielt den Puck via Bande und versucht, einen Puckgewinn zu forcieren. Es gibt keine kontrollierte Angriffsauslösung, die Stürmer kreisen hier nicht, und man hat weniger Speed und Torchancen. Das bedeutet, dass man die Möglichkeiten verwerten muss, die man bekommt.»

    «Hattest du schon einmal Angst?» Nicht wirklich, antwortet er. «In meinem ersten Einsatz in der NHL wurde ich nach 17 Sekunden von David Backes platt gewalzt. Und Luca Sbisa hat mich auch einmal ziemlich gut erwischt. Aber in der Regel können die Verteidiger nicht genug Tempo aufnehmen, um dir so richtig wehzutun. Dafür sind sie sofort bei dir. In Europa müssen sie zwei, drei Schritte machen bis zu dir, wenn du in der Ecke bist, hier nur einen. Man lernt, die Checks anzunehmen oder sie zu vermeiden. Der grösste Unterschied ist, dass du nie Zeit hast mit dem Puck.» Und hat er sich schon einmal geprügelt? «Letzte Saison forderte mich ein Spieler, der nicht als Fighter bekannt ist, dazu auf. Ich sagte zu ihm: ‹Was soll denn das bringen?› Das entschärfte die Situation. Manchmal versuchen dich die grossen Jungs einzuschüchtern, dich so vom Spiel abzubringen. Aber ich lasse mich nicht einschüchtern. Ich belle einfach zurück oder sage etwas Lustiges.»

    Courage ist das Schlüsselwort

    Das Spiel ist vorbei, die Devils haben 4:0 gewonnen und damit im achten Versuch zum ersten Mal. Macht sich Brunner Sorgen, seinen Platz im Team verloren zu haben? «Nein, überhaupt nicht», sagt er. «Ich bin glücklich fürs Team.» Als wir uns voneinander verabschiedet und alles Gute gewünscht haben, bin ich verblüfft von seiner Überzeugung, es zu schaffen. Ich laufe zurück zum Zug, inmitten der Massen in blauen Rangers- und rot-weissen Devils-Jerseys.

    Mir schiesst meine Zeit bei den Winnipeg Jets durch den Kopf, in den Siebzigerjahren, als wir mehrere Schweden im Team hatten, die immer wieder als Feiglinge bezeichnet wurden. Damien Brunner erinnert mich an jene Jungs. Sie hatten viel mehr Courage, als alle gedacht hatten.
    «Keine Spur von Brunner, und das Spiel ist fürchterlich – es sieht aus wie Servette gegen Servette. Mir schiesst meine Zeit bei Winnipeg durch den Kopf, als unsere Schweden als Feiglinge bezeichnet wurden.»

    © Tages Anzeiger

  • Zitat von Gysino

    de Garth Snow macht Sache. :shock: :shock:

    Ouu ouuu has grad gseh.. Thomas Vanek für de Matt Moulson, ob das guet chunt?

    Buffalo, das Team mit dem schlechtesten Saisonstart in der NHL, hat Thomas Vanek an die New York Islanders abgegeben. Im Gegenzug erhalten die Sabres Matt Moulson.
    Österreichs Star-Stürmer Vanek hatte seit 2005 in 634 Partien für Buffalo 269 Tore geschossen und bei diesem Klub oft eine tragende Rolle gespielt.

    Was meinsch Gysino, chaner was risse bi eus?
    Ich find de Vanek zwar nöd soo schlecht, aber mit em Matt gaht eine vo mine Liebling. Holy shit..

    Russki standart!!

  • Ich finde Vanek grundsätzlich ein guter Spieler, ich bezweifle aber im Moment ob es wirklich so schlau war das Duo Tavares/Moulson auseinander zu reissen. Die haben sich eigentlich sehr gut ergänzt, Moulson ist ein klasse Spieler im Slot, vor allem im Powerplay enorm wichtig für die Isles. Vanek ist sicherlich ein Top Stürmer, aber ob er ebenfalls mit Tavares ein so gutes Duo bilden kann... hmmm bin ich etwas skeptisch.

    Werde das ganze gespannt verfolgen

  • Zitat von Sputnik

    Ich finde Vanek grundsätzlich ein guter Spieler, ich bezweifle aber im Moment ob es wirklich so schlau war das Duo Tavares/Moulson auseinander zu reissen. Die haben sich eigentlich sehr gut ergänzt, Moulson ist ein klasse Spieler im Slot, vor allem im Powerplay enorm wichtig für die Isles. Vanek ist sicherlich ein Top Stürmer, aber ob er ebenfalls mit Tavares ein so gutes Duo bilden kann... hmmm bin ich etwas skeptisch.

    Werde das ganze gespannt verfolgen

    bevor d'isles am MM e chance gäh hät isch er en career AHL'er gsi...er hät würkli vom Tavares gläbt. Die meischte MM goal sind abstauber, eifach dirty goals gsi. Er hät s'unglaubliche Glück gha, jahrelang därfe näbed em JT91 z'spiele...und damit millione abz'staube. er isch UFA nach dere saison, wie de Vanek au. Mer gaht devo uus, dass er 5 Mio. plus wird welle ha. En ähnliche dämlich Vertrag wie dä vom Streit, aber villicht holt en de Holmgren ja au no? :rofl:
    Jedefalls hetted d'Isles das nöd zahlt, daher isch wohl sowieso en Goner gsi. Alles schad, ich han ihn sehr mögge, aber er isch kein unersetzbare Spieler.

    De Vanek hingäge isch mehreri Klasse besser INDIVIDUELL als de MM. Ganz klar, muess jede wüsse, weiss jede. Wänn er re-signed isch dass de Transfer of the Decade gsi. :arschkriecher:
    Wänn nöd, dänn isches halt so...de MM wär wohl au nöd blibbe. De JT91 und de Vanek zäme sind scary, ich freu mich SEHR. Er hät no nie mit eme Superstar dörfe zämespiele bi de Isles, jetzt isch de Moment cho...wird sehr interessant.

    UND; de Moulson chan immerno i dä Off-Season wieder bi dä Isles signe...:rofl:

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