wieder emal zürcher stadion frag...

  • us de nzz am sunntig:

    Endspiel um neues Zürcher Fussballstadion

    Der Stadtrat soll nächste Woche über Baurechtsverträge und Gestaltungsplan befinden
    Andreas Schmid

    Vier Jahre sind vergangen, seit sich die Zürcher Stimmbevölkerung knapp gegen ein Projekt eines Fussballstadions auf dem Hardturmareal ausgesprochen hat. Nun nimmt die Stadt einen neuen Anlauf. Diesmal will sie kein Geld für das Stadion einschiessen; die Arena soll vor allem durch den Ertrag aus zwei Wohntürmen finanziert werden.

    Voraussichtlich nächste Woche befasst sich der Stadtrat mit dem Gestaltungsplan und den vier Baurechtsverträgen, auf deren Basis das rund 550 Millionen Franken teure Gesamtprojekt realisiert werden soll. Zwei Verein­barungen will die Stadt mit der Grossbank CS schliessen, die das Teilprojekt der beiden Türme mit gesamthaft rund 600 Wohnungen betraut, ein weiterer Baurechtsvertrag betrifft das Stadion, das die Firma HRS Investment erstellt, und eine dritte Partnerin wird die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich, die eine Siedlung mit 173 Wohnungen und einem Doppelkindergarten plant. Im Stadtrat dürfte dem Projekt kaum Widerstand erwachsen, denn das Finanz-, das Hochbau- sowie das Schul- und Sportdepartement begleiteten die Ausarbeitung eng. Frühestens im November 2018 soll in der Stadt Zürich über die Baurechtsverträge abgestimmt werden. «Das hängt aber auch davon ab, wie schnell das Geschäft im Parlament beraten wird», sagt Patrick Pons, der Kommunikationschef des Finanzdepartements.

    Skeptische Anwohner

    In den letzten Tagen und Wochen präsentierten die Investoren den Präsidenten der Gemeinderatsfraktionen und weiteren interessierten Politikern bauliche, planerische, betriebliche und finanzielle Details des Vorhabens. Informiert wurden auch betroffene Bewohner im Hardturmquartier und in Höngg, wo vor allem die Höhe der Wohntürme, die mit 137Metern den Prime Tower um 11 Meter überragen würden, zu reden gibt.

    Die Chefs der Gemeinderatsfraktionen beurteilen das Projekt mehrheitlich positiv, auch wenn sie – vor allem bezüglich Finanzierung – noch Fragen haben. Die SP werde genau prüfen, welches Rückfallrisiko auf die Stadt und somit die Steuerzahler falle, sollten Sanierungen des Stadions nötig werden oder die beiden Klubs FCZ und GC nicht erfolgreich wirtschaften, sagt Fraktionspräsident Davy Graf. Eine Betriebsgesellschaft aus den Vereinen soll das Stadion mit 18500 Plätzen führen; angedacht ist auch der Verkauf einer Volksaktie. «Wir wollen klären, ob das Quartier vom Stadion und den Wohnbauten profitiert und mit Leben gefüllt wird», betont Graf.

    Das Projekt sei durchdacht, es handle sich nun ums Spiel der letzten Chance, hält FDP-Fraktionspräsident Michael Schmid fest. «Die verschiedenen Interessen wurden berücksichtigt.» Der Auftrag des Gemeinderats nach dem gescheiterten letzten Anlauf, dass sich die Stadt nicht finanziell an Stadionbau und -betrieb beteilige, sei erfüllt, sagt Isabel Garcia, die Fraktionschefin der Grünliberalen. «Das scheint eine vernünftige Lösung.» Ähnlich beurteilt es Stadtratskandidatin Karin Rykart, die bis Ende August der Grünen-Fraktion vorstand: «Das geplante Stadion soll mit den beiden Türmen querfinanziert werden.» Die Höhe entspreche also etwa jener des Preises für die Arena, sagt Rykart. Weil die Türme schlank seien, werde der Schattenwurf diesmal ein weniger zentrales Thema sein. Andere Grüne wie Gemeinderat Markus Knauss positionieren sich gegen den Stadionbau und wollen sich für den Erhalt der Hardturm-Brache einsetzen.

    Höhe bringt Ertrag

    Gespalten sind die Meinungen auch in der Fraktion der Alter­nativen Liste. Befürworter sehen die Genossenschaftssiedlung als Chance, Opponenten zweifeln am Finanzierungsmodell und kritisieren die Dimension der Türme.

    «Die privaten Investoren brauchen jeden Meter an Höhe, um den nötigen Ertrag zu erwirtschaften», sagt dagegen Martin Götzl, der Chef der SVP-Fraktion. Diese Kröte müsse man schlucken, auch wenn sich die Anwohner an den Türmen störten. «Die Finanzierung ist dafür bemerkenswert.» Von einer Chance spricht auch CVP-Fraktionschefin Karin Weyermann. Ihr Fazit: «Es ist das, was wir brauchen.»

    Offen bleibt, ob dies auch die FCZ-Fans so sehen, die auf den Hardturm übersiedeln müssten, der bis zum Abbruch des alten Stadions Ende 2008 Territorium des Stadtrivalen GC war.


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    NieUsenandGah

  • passend zur diskussion über die vollweichen, aus dem heutigen zürich-west, quartierecho:

    «Der Preis für ein neues Fussballstadion ist zu hoch»

    Die IG Hardturmquartier (IGH), die sich schon mal erfolgreich gegen ein Fussballstadion gewehrt hat, lehnt auch das neue Projekt ab.

    Als Sprachrohr des Quartiers hat man die IGH früh in die Planung des Projekts «Ensemble» mit einbezogen, sodass diverse Anliegen der Quartier- bevölkerung ins Projekt eingeflossen sind. Trotzdem kommt die IGH zum Schluss, dass das Gesamtprojekt der Stadt und der Bevölkerung unter dem Strich keinen angemessenen Mehrwert bringe. Konkret beanstandet sie «zwei unansehnliche überdimensionierte Wolkenkratzer, eine intransparente indirekte Finanzierung und zu erwartende Fan-Exzesse im Wohn- quartier». Das alles zusammen sei ein zu hoher Preis für ein neues, ein reines Fussballstadion auf dem Hardturmareal, heisst es in der Medienmitteilung der IGH.

    Höher als der Prime Tower

    Die beiden 137 Meter hohen Türme, die das neue Stadion querfinanzieren sollen, überragten sogar den Prime Tower um 11 Meter, lautet ein Kritikpunkt. Die IGH fordert eine Reduzierung auf die generelle Hochhaushöhe von 80 Metern gemäss den Richtlinien für Hochhäuser in Zürich. Auch überzeuge die intransparente indi- rekte Finanzierung des Null-Franken-Stadions nicht. «Zum einen verzichtet die Stadt für das Hochhaus-Areal jährlich auf 1,7 Millionen Franken Baurechtszins, zum anderen ist die verschachtelte HRS-Defizitgarantie als Stadion Zürich AG zugunsten der Stadion Betriebs AG, dem Zusammenschluss des FCZ und des GC, nicht überzeugend.» Undurchsichtig sei auch die Unterstützung der zwei Klubs durch den Generalunternehmer HRS mit jährlichen Zahlungen in unbekannter Höhe. «Sicher ist nur, dass am Ende der Finanzierungskette stets die Stadt, und damit wir, die Steuerzahlerinnen und -zahler, stehen», schreibt die IGH. Sie fordert deshalb «marktgerechte Zinsen und eine direkte Subventionierung der Klubs gemäss unserer demokratischen Tradition».

    Angst vor Gewalt im Wohnquartier

    Angesichts der exzessiven Gewaltent- wicklung ausserhalb der Stadien wachse zudem in der Wohnbevölkerung die Angst vor Gewaltexzessen im Quartier. Die «ständig neuen Vorfälle in jüngster Zeit geben den schlimmsten Befürchtungen aufs Neue Nahrung», so die IGH. «Vanda- lenzüge» direkt durchs Wohnquartier seien für die Wohnbevölkerung nicht annehmbar. «Grundsätzlich stellt sich sogar die Frage, ob ein Stadion inmitten eines Wohnquartiers überhaupt noch zeitgemäss ist.»
    Auch die Erschliessung des Stadions über die Hardturmstrasse – beim Vorgängerprojekt war die Erschliessung einzig über die Pfingstweid-/ Aargauerstrasse vorgesehen – bereite den Quartierbewohnerinnen und -bewohnern Sorgen. «Immerhin ist das Tram Zürich-West 2011 eigens auf das damalige städtische Stadionprojekt ausgerichtet worden», hält die IGH fest. «Wir fordern deshalb zumindest die Beibehaltung der Erschliessung des Stadions einzig über die Pfingstweidstrasse.» (ho.)


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    NieUsenandGah

  • Habe Heute den Artikel im Tagi über die Stadionbrache gelesen. Ich hab jetzt mal eine grundsätzliche Frage. Kann diese Stadionbrache und all die Dinge die dort mittlerweile vorhanden sind eigentlich ohne Bewilligung auskommen?
    Es sind ja zum grossen Teil leute welche gegen das Stadion sind und über das wurde ja mehrfach abgestimmt. Oder wie ist der Status Quo betreffend der Brache?

  • Zitat von Der Weise

    Habe Heute den Artikel im Tagi über die Stadionbrache gelesen. Ich hab jetzt mal eine grundsätzliche Frage. Kann diese Stadionbrache und all die Dinge die dort mittlerweile vorhanden sind eigentlich ohne Bewilligung auskommen?
    Es sind ja zum grossen Teil leute welche gegen das Stadion sind und über das wurde ja mehrfach abgestimmt. Oder wie ist der Status Quo betreffend der Brache?


    Ende Juni 2011 hat die Stadt Zürich dem Verein Stadionbrache das Areal in Gebrauchsleihe abgegeben, für eine quartierverträgliche, nicht kommerzielle Zwischennutzung bis zum Baubeginn des neuen Hardturmstadions.

    http://%20http//www.stadionbrache.ch


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    NieUsenandGah

  • gueti analyse i de nzz am sunntig:

    Der Fussball hat keine Lobby

    Die Grasshoppers und der FC Zürich hoffen auf eine bessere Zukunft in einem neuen Stadion. Doch das Bauprojekt könnte scheitern. Das liegt auch daran, dass die Klubs zu wenig tun, um ihre Fürsprecher in der Politik für das Anliegen zu gewinnen. Von Stephan Ramming 

    Geht es in Zürich um den Bau eines neuen Fussballstadions, wird es rasch dramatisch und emotional. «GCZ und FCZ ­fühlen sich verraten», schrieben die Profiklubs in einem gemeinsamen Communiqué. «Ich frage mich, ob sich die Politiker bewusst sind, was sie da gerade anrichten», liess sich GC-Präsident Stephan Anliker zitieren. Und Ancillo Canepa, der oberste FCZler, diktierte in die Verlautbarung: «Das Projekt mit poli­tischen Manövern zu gefährden, ist unver­antwortlich.»
    «Verrat», «unverantwortlich», «Gefühl», «politische Manöver» – welche Ungeheuerlichkeiten waren geschehen, dass sich die Präsidenten zu einer solchen Reaktion veranlasst sahen? Um die Verlautbarung der beiden Zürcher Profivereine zu verstehen, muss man kurz ausholen. Vor knapp einem Jahr wurde für das seit 2009 brachliegende Hardturm-Areal von der Stadtregierung ein Projekt ­vorgestellt: ein Fussballstadion, zwei Wohntürme und Genossenschaftswohnungen. Das Fussballstadion soll, vereinfacht gesagt, durch einen Teil der Rendite der Wohntürme finanziert werden. Ein Anlagefonds der Credit Suisse und das Bauunternehmen HRS investieren rund 550 Millionen Franken für insgesamt 774 Wohnungen und das Stadion mit 18 000 Plätzen, die Stadt erhält die Zinsen aus dem Baurecht.

    Politiker bemängeln Unwissen

    Zurzeit wird dieses Gesamt-Projekt im Gemeinderat, dem Zürcher Stadtparlament, in einer Kommission diskutiert mit dem Ziel, dass im Juni oder August der gesamte Gemeinderat darüber abstimmt. Im November soll dann die Volksabstimmung den Segen sprechen. Das ist der Plan. Vor gut zwei Wochen aber hatte die NZZ berichtet, dass in dieser Kommission die Sozialdemokraten mehr als die geplanten 176 gemeinnützigen Wohnungen durchsetzen wollen und deshalb das ganze Projekt mitsamt dem Stadion in ­Gefahr gerate. Darauf folgte die emotionale Reaktion der Klubpräsidenten.
    Die Reaktion folgt der Logik, dass sich beschwert, wer fürchtet, etwas versprochen Geglaubtes nun doch nicht zu bekommen. Sie zeigt aber auch, dass die beiden Fussballklubs in Zürich nicht nur für ein neues Stadion kämpfen, sondern um ihren Platz in der Stadt. Welche Bedeutung haben sie für Zürich und seine Bewohner? Wie werden GC und FCZ wahrgenommen in jenen Milieus, die in Zürich das Sagen haben? Und wie gross sind dort die Sympathien für die beiden Klubs?
    Man kann zum Beispiel direkt dort nachfragen, wo die Weichen für das Projekt derzeit justiert werden. Also etwa bei Gabriela Rothenfluh, Co-Präsidentin der SP und Mitglied in der beratenden Kommission. «Das Communiqué war nicht gerade anständig, zudem stimmen nicht alle Fakten», sagt Rothenfluh, Kontakt mit einem Klub-Vertreter habe sie nie gehabt. «Ich habe den Eindruck, dass es bei den Fussballvereinen wenig Leute gibt, die verstehen, wie ein politischer Prozess funktioniert.» Was Rothenfluh sagt, bestätigt sich durchwegs, wenn man mit Gemeinderäten und anderen Politikern spricht. Lobbyarbeit der Fussballklubs? Fehlanzeige. Canepa sagt: «Zum Beispiel in Deutschland, aber auch in Basel, wird entschieden und dann zügig umgesetzt.»
    Wie in Zürich Lobbyarbeit funktionieren kann, demonstrierte vor nicht allzu langer Zeit Peter Zahner, CEO der ZSC Lions. «Ich habe in jeder Partei und bei jeder Interessengruppe versucht, einen oder zwei Meinungsmacher ausfindig zu machen», sagt Zahner. Monatelang führte er Gespräche mit Politikern und Interessenvertretern aus allen Lagern, um für ein neues Eishockeystadion in Altstetten zu werben. «Wichtig war Faktentreue und dass nur eine Person für das Projekt sprach», sagt Zahner. Das Gesamtprojekt kostet fast 170 Millionen Franken. Knapp 57 Prozent stimmten im September 2016 der neuen Eishockeyarena zu, obwohl die Stadt noch kurz zuvor die Abstimmung über die Renovation des Hallenstadions mit dem ZSC beworben hatte.
    Zahner sagt, dass man die beiden Projekte nicht vergleichen könne. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb ihn GC oder FCZ bisher ge­rade ein einziges Mal um Rat gefragt haben, wie man am geschicktesten lobbyiert und wo die Fallstricke liegen können. Der Freisinnige Martin Vollenwyder, von 2002 bis 2013 Finanzvorsteher der Stadt Zürich, sagt es so: «In Zürich will man die eierlegende Wollmilchsau, das macht es schwierig.»
    Im 550-Millionen-Projekt macht das Fussballstadion mit Kosten von 105 Millionen nicht einmal einen Fünftel aus. Emotional ist dieser Fünftel vielleicht wichtiger als der Hauptteil des Projektes. Aber das Stadion lässt sich nicht von den anderen vier Fünfteln mit Wohnungen und den Türmen trennen. Das bietet eine Vielzahl von Angriffsflächen. In Höngg stört Anwohner die Aussicht auf Türme, die höher werden als der Prime Tower. Andere wiederum wollen die Hardturm-Brache weiterhin als Freiraum nutzen, auf dem gegärtnert wird, Festivals stattfinden oder der Zirkus Chnopf gastiert. Nochmals anderen passt nicht, dass ein Anlagefonds ein so grosses Leuchtturmprojekt realisieren kann, das ohne Zutun der Stadt nicht zustande käme. Trotz all diesen Meinungen und Strömungen dürfte die Vorlage im Gemeinderat abgesegnet werden und danach zur Abstimmung gelangen. Die Investoren bieten der Kommission unterdessen Bauland an, auf dem die Stadt ein gemeinnütziges Wohnungsprojekt erstellen lassen kann. Das alles zeigt, dass die Stadionfrage im grösseren Zusammenhang politisch nachgelagert ist. Die Klubs sind offensichtlich zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um den politischen Prozess für ihre Sache zu beeinflussen.
    Das legt die Momentaufnahme nahe mit einem Grasshopper Club, der mit der Affäre um die Entlassung des Trainers wieder einmal eines jener Trauerspiele aufführt, die auch der FCZ etwa mit dem krachenden Abstieg vor anderthalb Jahren zu inszenieren weiss. Aber es sind nicht nur Momentaufnahmen, die zeigen, dass sich der FCZ und vor allem GC aus den massgeblichen politischen und gesellschaftlichen Kreisen Zürichs verabschiedet haben. Zürich hat sich in den letzten fünfzehn Jahren rasant verändert, mit dem geschwundenen Einfluss der bürgerlichen Netzwerke ist auch GC weniger präsent. Roland Leutwyler war 2012 der letzte in einer langen Reihe von GC-Präsidenten, die aus dem Umfeld der Credit Suisse rekrutiert worden waren. Heute führt ein Architekt aus Langenthal einen Verein, der sich nach Niederhasli in die Flughafen-Agglomeration verabschiedet hat. Und der FCZ ist zum Familienunternehmen des Ehepaars Canepa geworden, seit im Herbst 2012 andere Aktionäre gegangen sind.

    Jugend, Subkultur, Kreativität

    Vom neuen Stadion versprechen sich beide Klubs eine goldene Zukunft. Zu diesem Versprechen gehört, dass mit wirtschaftlichem Wohlergehen und sportlichem Erfolg auch die Akzeptanz und gesellschaftliche Bedeutung des Profifussballs wieder grösser wird. In den nuller Jahren entwickelte vor allem das Umfeld des FCZ eine Anziehungskraft, die Fussball zum Ereignis machte. Jugend, Subkultur, Kreativität waren die Stichworte. Aber den Vereinen ist es – anders als etwa in Basel – nicht gelungen, dieses Kapital dafür zu nutzen, ihre Spiele zu Ereignissen zu machen, die auch die Stadtpräsidentin, der Wirtschaftsboss, der Lokalpolitiker oder der Museumsdirektor nicht verpassen darf.
    Das sei gar nicht möglich in einem Leichtathletikstadion, wo die Miet- und Sicherheitskosten zu hoch seien, die Vermarktung eingeschränkt und die Gastronomie nicht selber betrieben werden könne, sagen die Klubs. Politiker oder Beobachter sagen, dass die Klubs Begründungen schuldig geblieben seien, weshalb sie den Spielern so hohe Löhne und Trainern so teure Abfindungen zahlen und gleichzeitig über hohe Kosten jammern. Es gebe keine Anhaltspunkte, dass sich das ändern werde, wenn man Würstchen und Bier selber verkaufe oder ein paar Logen mehr vermiete. Und wenn es zu Gewaltszenen und Ausschreitungen kommt, dann wird der Stadtzürcher Sicherheitsvorsteher Richard Wolff von den Klubpräsidenten alleine gelassen, wenn der eine Medienkonferenz zur Fangewalt abhält.
    Die Klubs sind Bittsteller für ein Stadion, in dem sie Nutzniesser sein werden. Sie argumentieren mit der Drohkulisse, dass es ohne neues Stadion vorbei sei mit Profifussball und seinem Segen für die Jugend und die Integration. Canepa sagt: «Für die Champions League hatte der FCZ 200 000 Ticket-Anfragen, die Siegesfeiern auf dem Helvetiaplatz, meine täglichen persönlichen Begegnungen auf der Strasse – das alles zeigt mir, dass Zürich trotz allen Schwierigkeiten eine Fussballstadt ist.»


    20 Jahre planen und scheitern

    1998: Die Stadt und die Hardturm AG planen ein multifunktionales Stadion mit einer Leichtathletikbahn. Nach der ersten Phase des Architekturwettbewerbs die Kehrtwende: Die Credit Suisse, der das Land beim Hardturm gehört, entscheidet, dass es ein reines Fussballstadion geben soll. Als Grund führt sie an, dass die Fans nah am Feld sitzen wollen. Die beiden siegreichen Projekte der ersten Wettbewerbsrunde werden überarbeitet.
    2002: Das Fünfeck der Architekten Meili/Peter wird präsentiert, es soll 30000 Zuschauer fassen und Zürcher EM-Stadion werden. Geplant ist eine umfangreiche Mantelnutzung mit Hotels, Läden und Restaurants. Zusätzlich ist ein Büroturm vorgesehen. Die Anwohner wehren sich mit Rekursen – einerseits wegen des Mehrverkehrs, andererseits wegen des Schattenwurfs.
    2003: Das Zürcher Stimmvolk sagt mit grosser Mehrheit Ja zu den Krediten von 48 Millionen Franken für das Fünfeck und zum Gestaltungsplan.
    2005: Der Stadtrat erteilt die Baubewilligung für das Stadion. Auch die Bewilligung wird – wie schon der Gestaltungsplan zuvor – mit Rekursen angefochten. Die Stadt forciert derweil den Neubau des Letzigrunds, der ursprünglich als reines Leichtathletikstadion geplant war. Jetzt wird jedoch dringend ein Stadion für die drei Spiele der Euro 2008 benötigt. Die Zürcher stimmen dem Kredit von 121,3 Millionen Franken für den Neubau des Letzigrunds zu.
    2007: Im Hardturm-Stadion wird zum letzten Mal gespielt, GC verliert 1:2 gegen Xamax. Der Letzigrund wird eröffnet.
    2008: Das Bundesgericht befindet, dass Gebäudehöhen und Schattenwurf des Fünfecks den Vorschriften entsprechen. Doch es eröffnet einen neuen Rekursweg: Es verlangt eine wasserrechtliche Ausnahmebewilligung für den Bau.
    2009: Die Credit Suisse zieht sich aus dem Stadionprojekt zurück. Das Fünfeck wird definitiv nicht gebaut.
    2010: Der Stadtrat veranstaltet einen Wettbewerb für ein neues Stadion, das von der Stadt finanziert wird. Teil des Projekts soll eine Siedlung mit gemeinnützigen Wohnungen sein.
    2013: Das Zürcher Stimmvolk lehnt einen Kredit von 216 Millionen Franken für den Bau des Stadions ab. Der Entscheid ist denkbar knapp: 50,8 Prozent sagen Nein. GC und FCZ stellen daraufhin mit der Immobilienfirma Halter neue Pläne für eine Fussballarena vor. Sie soll nicht auf dem Hardturmareal stehen, sondern in Altstetten oder Dübendorf.
    2014: Die Stadt Zürich unterstützt die Pläne der beiden Klubs nicht. Sie schreibt stattdessen einen Investorenwettbewerb für ein neues Hardturmstadion aus. Gesucht wird ein Investor, der die Sportstätte mit Wohnungsbau quersubventioniert, aber auch gemeinnützige Wohnungen bereitstellt. Fünf Bewerberteams machen mit.
    2016: Das Ostschweizer Bauunternehmen HRS erhält den den Zuschlag. Der neue Hardturm soll 18500 Plätze haben und von zwei Wohnhochhäusern und einer Genossenschaftssiedlung flankiert werden.
    2018: Im Juni oder August wird das Projekt in den Gemeinderat kommen. Im November soll das Volk darüber befinden. (cen.)

    NieUsenandGah

  • Zitat von Larry

    Der ZSC hat es perfekt gemacht. Ich glaube nicht mehr an ein Stadion in Zürich. Es wird an der Urne scheitern weil a) GC absteigt oder dann b) wegen den ewigen Ausschreitungen die sich GC- und FCZ-Ultras liefern.


    eine voraussage ist praktisch unmöglich!

    wenn man bedenkt, dass letztes mal ein zufallsmehr von ein paar hundert stimmen entschieden hat...50,8% nein!

    und dass obwohl die hooliganproblematik die selbe, gcn auch näher an der nati b als am meistertitel war und das ganze projekt erst noch zu fast 100% hätte vom steuerzahler getragen werden müssen! zumindest der finanzielle teil ist für die bevölkerung deutlich entschärft worden!

    für mich wird entscheidend sein, was sich die beiden clubs bis zur abstimmung noch einfallen lassen. kommt so wenig wie bisher bzw. tritt man weiterhin mit dem selbstverständnis auf, dass beide clubs ein recht auf ein fussballstadion haben, ja dann sehe ich auch schwarz. geben die clubs aber vollgas in der öffentlichkeit und lobby politik, dann können die hools wüten wie sie wollen, die werden dann nicht (mehr) das zünglein an der waage sein!


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    NieUsenandGah

    • Offizieller Beitrag


    eine voraussage ist praktisch unmöglich!

    kommt so wenig wie bisher bzw. tritt man weiterhin mit dem selbstverständnis auf, dass beide clubs ein recht auf ein fussballstadion haben, ja dann sehe ich auch schwarz.

    Jep! Ein Zufallsmehr ist natürlich auch möglich. Die Clubs werden nicht mehr viel machen, der Zug ist abgefahren (Abstimmung wohl diesen Herbst)! Die FCZ Ultras wollen nicht aufs Hardturm Areal und sie gönnen vor allem GC das Stadion nicht, sie könnten wieder den Unterschied ausmachen wie schon beim letzten mal.

  • Ich arbeite zwar in Zürich.. wohne aber nicht da. Habe im Office aber viel in Zürich wohnhafte. Das Stadion hat für mich gerfühlt im Moment noch weniger Kredit als bei der letzten Abstimmung. Dabei spielen die vielen negativen Schlagzeiten mit den Fans mit eine grosse Rolle. Famlienväter die mit den Kids eh nicht mehr ans Spiel gehen weil es zu heiss ist...stimmen kaum ja. Ist einfach psychologisch verdammt schlecht was die Jungs von beiden Seiten da treiben. Ob es mehr oder weniger ist oder war .. es bleiben die negativen Schlagzeilen. Und sowas wie Leute für sich gewinnen und lobieren versteht keiner der beiden Clubs so richtig, sorry. Das wird nicht reichen für eine positive Abstimmung.

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