Rintanen ist zu haben......
Rintanen: Keine Zukunft mehr in Kloten
1:4 in Davos und 5:2 gegen Biel: Die Kloten Flyers hatten zwar den Spitzenkampf verloren, aber mit dem Sieg am Sonntag hielten sie sich auf Platz 1 – auch dank Kimmo Rintanen, der keinen neuen Vertrag mehr erhält.
kloten – Es war dann wieder so etwas, das nur er kann: Ein Direktschuss nach dem Pass von Tommi Santala fand den Weg exakt in die weite hohe Ecke von Reto Berras Gehäuse: Kimmo Rintanen, der vorher zweimal die Vorarbeit zu Treffern gegen die Bieler geleistet hatte, vollendete. Das 5:1 gegen Biel war sein elftes Saisontor für die Flyers. Er musste schmunzeln, als ihm einer für ein «grossartiges Tor» gratulierte.
«Es war Zeit, dass wieder mal ein Schuss rein ging», sagte der 37-jährige Finne nur dazu. «Aber es gibt eben die weniger guten und die guten Phasen. Auch im Powerplay.» Das Überzahlspiel der Flyers war in Davos bescheiden gewesen, es liess sich auch gegen Biel äusserst harmlos an – und dann schossen die Klotener drei Tore in Überzahl. «So ist es manchmal. Man weiss nicht, warum etwas funktioniert, man weiss manchmal nicht, warum etwas nicht klappt.» Sie hätten ein bisschen Mühe gehabt in den Zweikämpfen. Das alles sei nach den verschiedenen Pausen auch nicht erstaunlich.
Sich selber nimmt Rintanen vom «Mühe haben» nicht aus. «In Davos war der Körper da, der Kopf aber manchmal nicht.»
Doch das war nicht nur pausenbedingt, sondern hatte bei «Rintsi» auch noch andere Gründe. Denn auf die Frage, ob er wisse, was er die nächste Saison mache, antwortet Rintanen mit einem «Nein». Und schiebt dann nach: «Aber ich weiss, dass ich nicht mehr in Kloten spielen werde.»
Er ist froh, dass man mit ihm keine Spielchen getrieben, ihn nicht auf später vertröstet hat, sondern ihm gesagt hat, wie die Situation ist. Und die ist eben so, dass die Flyers (auch im Rahmen des Sparprogramms) ohne Rintanen planen, sie also seinen auslaufenden Vertrag nicht erneuern.
Ein Stück Heimat
Des Finnen Kontrakt ist schon oft ausgelaufen und dann verlängert worden (zuletzt vor zwei Jahren), aber jetzt gibt es keine zusätzliche Saison mehr, die zehnte ist definitiv die letzte. Rintanen, der im Frühling 2011 so lange wie kein Ausländer vor ihm (und wohl auch nach ihm) in Kloten gespielt haben wird, hatte sich die Sache anders vorgestellt, daraus macht er keinen Hehl. «Ich hatte hier schon noch ein bisschen mehr Zeit eingeplant», sagt er. «Nun muss ich schauen, was wir machen.»
Einfach so weiterziehen mit seiner Familie (zwei Kinder), das fällt ihm nicht leicht. Immerhin wird er zehn Jahre hier verbracht haben, Kloten ist der Klub, in dem er die meisten Jahre seiner Aktivzeit gespielt hat. «Das hier ist schon auch ein Stück Heimat.» Für Rintanen war und ist weiterhin wichtig, dass die Umgebung und das Umfeld passen. «Wegen Geld alleine gehe ich nicht in die KHL oder nach Finnland zurück».
Finnland, Schweiz?
Rintanen, der am 7. August 37 Jahre alt geworden ist, fühlt sich trotz des Alters «nicht so, dass ich meine Aktivzeit schon beenden muss». Die letzte Saison, das gibt er unumwunden zu, war nicht besonders gut, da gab es überall ein bisschen Probleme. Aber in diesem Winter, in dem er wegen einer Oberkörperverletzung fünf Spiele verpasste, ist der Flügel wieder dominierend mit seiner Übersicht. Er weiss, dass er irgendwann einmal «die Schlittschuhe in den See werfen muss», wie er sich ausdrückt. Aber noch nicht im kommenden Frühling.
In Turku hat er ein Haus gebaut, dorthin könnte er immer zurück, beim TPS würden sie ihn mit offenen Armen empfangen. Das gäbe seiner Frau die Möglichkeit, nach zehn Jahren wieder «etwas zu studieren». Aber lockt ihn das finnische Eishockey, in dem es auf den engeren Eisfeldern für die Stürmer sehr schwer geworden ist und wo die Defensive Trumpf ist? Einmal müsste einer wie er, der so von Eishockey besessen ist und der so viel von dem Sport vesteht, auch Trainer werden. Schon jetzt?
Der Olympiadritte von 1998 hat zurzeit noch einige offene Fragen. Die Antworten darauf muss er nicht sofort finden, er gibt sich Zeit bis Saisonende. Und er hofft, dass er ab der neuen Woche die Entscheidung der Flyers gegen ihn definitiv «auf der Seite lassen kann». Denn ein eiskalter Profi, der solche Dinge einfach wegstecken kann, ist Rintanen nicht.
Vor dem 600. Punkt
Aber er ist auch keiner, der deswegen seinen Kopf in den Sand steckt und die Mannschaft aus persönlichen Gründen hängen lässt.
Denn er ist zu sehr Eishockeyaner, er liebt dieses Spiel zu sehr.
Gestern absolvierte Rintanen den 507. Match für die Klotener. Sein Treffer zum 5:1 war sein 235. Tor in der Schweizer NLA. Und bereits sein 593. Punkt. Die nächste runde Zahl, den 600. Punkt, hat er bald erreicht.
Egal wie die Saison für die Flyers endet. Rintanen hat grossartige Leistungen für dieses Team gezeigt, er hat einen ganz grossen und speziellen Abschied verdient.
Qualle Landbote