- Offizieller Beitrag
Der EV Zug unterstreicht mit der Verpflichtung Hofmanns seine Macht im Schweizer Eishockey
Der seit 20 Jahren titellose EV Zug setzt sein Transfer-Powerplay fort: Nach Leonardo Genoni angelt sich der Klub mit Grégory Hofmann den nächsten Nationalspieler. Luganos Topskorer ist ein teurer Zuzug.
Nicola Berger (NZZ)
Von Hans-Peter Strebel stammt das Bonmot: «Der EV Zug wird eine Macht sein.» Strebel, ein Privatier mit Privatjet und abgeschlossener Vermögensbildung, steht dem EVZ seit 2015 vor – und baut den Klub seither im Schnellzugstempo zu einem der Vorzeigeunternehmen im Schweizer Eishockey um. Dem Klub sponserte er die Anschubfinanzierung für die Nachwuchsakademie, zudem wirft er gegen 100 Millionen Franken auf, um in Cham das Kompetenzzentrum für Spitzensport und Forschung Oym («On your marks») zu bauen, welches 2020 eröffnet wird.
Strebel sagt zwar, dass aus seinem Portemonnaie kein Franken in die Spielergehälter der ersten Mannschaft fliesse, doch Geld ist kein Problem mehr in Zug. Das war lange anders, unter dem Vorgänger Roland Staerkle etwa, der die Schrauben sehr fest anzog. Das ging so weit, dass der heutige Captain Raphael Diaz während des Lockouts 2012/13 dafür hätte bezahlen müssen, um in Zug aktiv zu sein. Solche Episoden gehören der Vergangenheit an, der Apparat EVZ wächst und wächst – und mit ihm auch die Erwartungshaltung. 20 Jahre wartet der Klub bereits auf eine Meisterschaft, 1998 wurde sie errungen unter dem Trainer Sean Simpson, seither machen Bern, Zürich, Lugano und Davos sämtliche Titel unter sich aus.
Um die Durststrecke zu beenden, haben sich die Zuger für eine aggressive Transferstrategie entschieden. 2016 stieg Diaz zum bestbezahlten Spieler der Klubgeschichte auf, als der Verteidiger mit einem gegen 4 Millionen Franken schweren Fünfjahresvertrag aus Nordamerika zurückgelotst wurde. Im August gab der EVZ die Verpflichtung des im SC Bern engagierten Nationaltorhüters Leonardo Genoni ab dem Sommer bis 2024 bekannt. Und am Montag kommunizierte der EVZ die Verpflichtung des Stürmers Grégory Hofmann. Um Hofmann, 26, den Topskorer des HC Lugano, hatte die halbe Liga geworben. Der EVZ hat den Zuschlag dem Vernehmen nach bei rund 750 000 Franken erhalten, wobei sich Gerüchte halten, die Offerte sei um mehr als 100 000 Franken höher gewesen als jene Luganos. In Zug bestreitet man das, der Sportchef Reto Kläy sagt, Hofmann hätte anderswo mehr verdienen können. Ein Grund für den Abgang aus Lugano dürften nicht zuletzt Dissonanzen zwischen Hofmann und dem Trainer Greg Ireland sein.
Hofmann besitzt keine Ausstiegsklausel
Für den EVZ ist die Akquise Hofmanns ein Coup – und einer mit einem besonderen Clou: Das für vier Jahre geltende Arbeitspapier sieht keine Ausstiegsklausel für die NHL vor. Hofmann, 2011 von den Carolina Hurricanes in der vierten Runde an 111. Stelle gedraftet, wurde immer wieder mit einem Wechsel nach Übersee in Verbindung gebracht. Zumal er an der Weltmeisterschaft in Kopenhagen mit sieben Skorerpunkten aus zehn Partien seine internationale Klasse eindrücklich unter Beweis gestellt hatte. Dass er auf einen NHL-Passus verzichtet wertet der Manager Kläy als «sehr starkes Signal zu Gunsten des EVZ».
Nachdem Zug in der vergangenen Woche bereits die Verpflichtung des aufstrebenden ZSC-Stürmers Jérôme Bachofner bekanntgegeben hat, macht der Hofmann-Transfer den EV Zug fraglos zum Transfersieger. Er sorgt aber auch dafür, dass für den Klub die Schonfrist ab der Saison 2019/20 vorbei sein wird. Noch einmal erhöhen die Zuger ihr Budget um einen tiefen sechsstelligen Betrag, und nach Jahren mit verlässlichem Versagen in den Play-offs ist der Verein dann zum Erfolg verdammt. In den letzten fünf Spielzeiten überstand der EVZ den Viertelfinal ein einziges Mal. Es ist eine magere Ausbeute, die den nach Düsseldorf weitergezogenen Trainer Harold Kreis den Job kostete. Und die mit den ambitionierten Visionen der Vordenker in der Chefetage nicht korrespondiert. Der Druck wird grösser – nicht zuletzt auf den Coach Dan Tangnes, den jungen Norweger, der in Schweden zuletzt dreimal in Folge die Startrunde nicht überstand. Der Sportchef Reto Kläy sagt zu den steigenden Ausgaben: «Grundsätzlich wollen wir das Salärvolumen verringern. Aber manchmal ergeben sich auf dem Markt Möglichkeiten, die man sich nicht entgehen lassen will.»
Hofmann soll das vorerst letzte Schweizer Teil zum Zuger Meisterpuzzle sein, die externen Transferaktivitäten sind abgeschlossen; einzig die Ausländerpositionen sind offen, wobei feststeht, dass der EVZ mit vier ausländischen Stürmern plant, unter ihnen zwei Center.
Corvi vor Verbleib beim HCD
Was auch bedeutet, dass Enzo Corvi, dem der EVZ ebenfalls eine lukrative Offerte unterbreitet hatte, nicht nach Zug wechseln wird. Corvi, 25, ebenfalls eine der Entdeckungen der Weltmeisterschaft, dürfte stattdessen seinen Vertrag im HC Davos verlängern. Davoser Quellen berichten, der Rücktritt des Coachs Arno Del Curto habe die Chancen auf einen Verbleib des Mittelstürmers im HCD substanziell erhöht, weil das Verhältnis der beiden nicht unbelastet gewesen war. Der Vertrag könnte noch diese Woche unterschrieben werden. Am Montag waren Verhandlungen nicht möglich, weil sich Corvi in Zürich bei einem Spezialisten für Gehirnerschütterungen untersuchen lassen musste. Davos dürfte überdies in dieser Woche einen neuen Trainer präsentieren. Aus einem sehr grossen Kreis von Bewerbern sind chancenlose Kandidaten bereits aussortiert worden, unter ihnen der arbeitslose Kevin Schläpfer und der im Swiss-League-Klub EHC Winterthur beständig erfolglose Michel Zeiter.
Die Versuchung Praplan
Auch ohne den EVZ als Lohntreiber kündigt sich der Rest des Transferwinters stürmisch an; es befinden sich noch immer einige Spieler von hoher Qualität auf dem Markt. Zu ihnen gehört Vincent Praplan, der bis im Frühjahr in Kloten engagierte Nationalstürmer. Der Unterwalliser Praplan, 24, spielt derzeit in der Farmteamliga AHL für die San Jose Barracuda, doch eine Rückkehr ist möglich. Auch um den Walliser wird ein Wettbieten entbrennen, die offensichtlichen Destinationen heissen Bern und Lausanne, doch es wäre töricht, einen vielleicht weniger offensichtlichen Kandidaten ausser Acht zu lassen: Genf/Servette um den Coach und Manager Chris McSorley hat aus Spargründen zuletzt kaum mehr spektakuläre Transfers realisiert. Doch Praplan ist so etwas wie McSorleys Lieblingsspieler, eine Versuchung, er kann endlos über ihn schwärmen. Und Praplans Agenten, das Duo Roland Thompson / Georges Müller, haben schon manchen grossen Namen nach Genf transferiert, unter ihnen Tanner Richard und 2013 Denis Hollenstein.
Praplan wäre für jeden National-League-Klub eine Verstärkung. Willkommen wäre eine solche überall, jetzt, wo der EV Zug zur Macht heranwächst.