• Ich glaube auch einfach nicht, dass die Kantonsärzte pauschal sagen "jaja die anderen können IMMER spielen". Die wollen jede Situation individuell beurteilen.

    Und vor allem, sie müssen auch gleich entscheiden wie sonst in der Wirtschaft. Firmen haben kein Verständnis, wenn Quarantäne-Anordnungen bei ihnen strenger gehandhabt werden als im Profisport. Bei einem Bekannten von mir (5-Mann-Bude) mussten wegen einem positiven Fall auch alle in Quarantäne, da gab es auch keine Möglichkeit des „Freitestens“ für die vier...

  • Bei den neu bekannten Ansteckungen dürfte es kaum bleiben, und wenn sich das (mittlerweile infektiösere) Virus innerhalb einer Mannschaft ausbreitet, ist man selbst mit der von der Liga bei den Gesundheitsdirektoren beantragten neuen Strategie irgendwann am Ende. Rechne damit, dass die (Pre-) Play-off's früher oder später abgebrochen werden.

    • Offizieller Beitrag

    Bei den neu bekannten Ansteckungen dürfte es kaum bleiben, und wenn sich das (mittlerweile infektiösere) Virus innerhalb einer Mannschaft ausbreitet, ist man selbst mit der von der Liga bei den Gesundheitsdirektoren beantragten neuen Strategie irgendwann am Ende. Rechne damit, dass die (Pre-) Play-off's früher oder später abgebrochen werden.

    Wird wohl so kommen! Und Zug bekommt einen Titel geschenkt den man dem ZSC letzte Saison nicht zusprechen wollten. Beide hatten die Regular Season gewonnen. Da bleibt ein schaler Nachgeschmack!

  • Es ist kein Titel im Eishockey wenn du ihn weder in der Halle noch an einem Public Viewing sehen kannst. Zusprechung hin oder her. Sollen die Zuger feiern und sich mit der Quali rühmen *grosses gähn*

  • Ja hab ich mir auch gedacht, als ich diese Aufstellung genauer anschaute. Einige ZSC Spieler genannt, macht doch Hoffnung. Die fehlen uns schon grausam. Jetzt sieht man, was die 2 genannten wirklich ausmachen, wenn sie fehlen. Kaum zu ersetzen.

    • Offizieller Beitrag

    SCB-Stürmer Cory Conacher

    Unterzuckert stand er da, wackelig, das Messer in der Hand

    Fehlbildung, zu klein und auch noch an Diabetes erkrankt – der Kanadier überwand auf dem Weg zum Eishockeyprofi viele Hürden. Und manchen Schreckmoment.


    Reto Kirchhofer (TA)

    Es ist mitten in der Nacht. Cory Conacher schleppt sich durch den Gang des Hotels. Er trägt Unterhosen, sonst nichts. Schwitzt. Läuft ziellos umher. Spricht wirres Zeug.

    Ein Teamkollege hört ihn, eilt aus dem Zimmer und denkt, der Conacher habe wohl etwas gar heftig gefeiert. Rasch wird ihm klar: Die Situation ist ernst. Er holt Hilfe, Conacher erhält eine Notfallspritze mit Glukagon. Zehn Minuten später hat sich der Blutzuckerspiegel normalisiert.

    Conacher war 21 Jahre alt. Er stand in seiner ersten Saison als Eishockeyprofi bei Norfolk in der American Hockey League. Sie begann mit dem Schreckmoment im Teamhotel, endete mit der Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der Liga – und einem Vertrag beim NHL-Team Tampa Bay. Seither weiss er: «Ich werde ein Leben lang mit Widrigkeiten umgehen müssen. Aber sie werden mich nicht davon abhalten, meine Ziele zu erreichen.»


    Am Tag vor dem ersten Pre-Playoff-Spiel in Davos sitzt Cory Conacher in der Gästegarderobe der Postfinance Arena. Der Hoffnungsträger des SCB trägt Maske, aber keine Schuhe. Dass es Bern nach monumentaler Krise überhaupt ins Pre-Playoff geschafft hat, ist auch Conachers Verdienst. Der Kanadier, 31-jährig, 172 Zentimeter gross, stiess Mitte Februar von Lausanne zum SCB. Er vermisste bei den Waadtländern die Wertschätzung, verzichtete für den Wechsel auf Geld, weil Bern seinen Lohn weder übernehmen konnte noch wollte. Es handelte sich dem Vernehmen nach um rund 400’000 Franken netto.

    Conacher vitalisierte die Berner Offensive mit 22 Punkten in 19 Partien. Und jetzt? «Können wir Meister werden», sagt der Stürmer. Er verkörpert, was im Playoff gefragt ist: Widrigkeiten überwinden, Ziele erreichen. Etwas anderes kennt er nicht. «Für mein Leben war nie der einfache Weg vorgesehen.»

    Die Ärzte mussten ihm das Becken brechen

    Conacher kam im Winter 1989 mit einer Fehlbildung zur Welt. Seine Blase lag ausserhalb des Bauchs. Eines von 30’000 lebend geborenen Kindern ist von sogenannter Blasenekstrophie betroffen. Während der ersten Jahre wurde Conacher mehrfach operiert. Der schwerste Eingriff dauerte zehn Stunden. Die Ärzte brachen das Becken, verlagerten die Blase in den Körper, gaben der Mutter den Befund: «Er wird nie normal gehen können.»

    Mit vier Jahren lernte Cory von neuem laufen. Mit fünf stand er auf den Schlittschuhen. Der Sport liess ihn vergessen, dass er anders ist, wegen der Operationen beispielsweise keinen Bauchnabel hat und häufiger auf die Toilette muss, weil seine Blase achtmal kleiner ist als der Durchschnitt.

    Vom einen Tag auf den anderen trieb Conacher keinen Sport mehr. Er fühlte sich müde, lustlos, klebte vor dem Fernseher, war permanent durstig, kippte Glas um Glas Wasser runter – selbst in der Nacht. Die Mutter ging mit ihm zum Arzt. Diagnose: Jugenddiabetes. Conacher war acht Jahre alt. Blutzuckerspiegel kontrollieren, sich Insulinspritzen verabreichen: Er lernte früh, mit der Krankheit umzugehen. Den Halt fand er wieder im Hockey.

    Bei den Junioren versetzte ihn ein Coach wegen der Diabetes in eine tiefere Stufe. Die Begründung: Conachers Energielevel werde ja kaum für ein ganzes Eishockeyspiel reichen. Die Worte nerven ihn bis heute. Bei anderen Trainern kam der junge Stürmer gar nicht erst dazu, von seiner Krankheit zu erzählen. «Einige haben Cory sofort entsorgt, als sie seine Grösse sahen», erzählt Vater Dave Conacher.


    Zu klein, krank, und der mutmasslichen Nachteile nicht genug: Geburtsmonat Dezember. Das ist im Teamsport ein nicht zu unterschätzender Faktor. Ähnlich entwickelte Jahrgänger aus dem ersten Quartal sind körperlich häufig weiter und werden deshalb eher für Auswahlteams berücksichtigt.

    Im Buch «Überflieger: Warum manche Menschen erfolgreich sind» von Malcom Gladwell las Dave Conacher, wer im letzten Jahresviertel geboren werde, müsse gar nicht erst mit Eishockey beginnen. Diese Zeilen verschwieg er seinem Sohn, sagte ihm stattdessen: «Sie werden dich nicht suchen. Aber bist du gut genug, werden sie dich finden.»

    Der Schreckmoment mit Joël Vermin

    Heute weiss Cory Conacher: Sie haben ihn gefunden. Er hat 203 NHL-Spiele bestritten, 78 Punkte erzielt, sich als einer der ganz wenigen Spieler mit Diabetes in der besten Liga der Welt behauptet.


    Über den Status des (schnellen) Mitläufers kam er in der NHL freilich nicht hinaus, weshalb er sich letztes Jahr für den Wechsel nach Europa entschied. In Lausanne traf Conacher auf Joël Vermin, seinen früheren Mitspieler und Mitbewohner bei Syracuse in der AHL.

    Die beiden verbindet eine Freundschaft – und ein Schreckmoment. Am Morgen nach einer Playoff-Partie mit Syracuse hörte Vermin Conachers Freundin Shannon schreien. Der Schweizer Nationalspieler erinnert sich: «Mein Puls war sofort auf 180. Ich sprang aus dem Bett, ging in die Küche, dort stand Cory mit einem grossen Messer in der Hand. Er wollte Käse schneiden, stand aber wackelig auf den Beinen, war völlig aus der Balance: Ich stützte ihn, sie nahm ihm das Messer weg. Er hatte ein Zuckerloch.»

    Derlei Aussetzer seien selten, versichert Conacher. Mehrmals täglich misst er den Blutzuckerspiegel, regelt ihn mit einer Insulinpumpe, die er am Körper trägt. Und für seine Blasenekstrophie habe er sowieso die perfekte Sportart ausgewählt: «Im Eishockey gibts praktischerweise zwei Pausen, da kann ich fleissig auf die Toilette.»

    Er liess sein Leben verfilmen: «Miracle, Baby»

    Dem Kanadier ist es ein Anliegen, locker und transparent über seine Einschränkungen zu sprechen. Ohne Tabu. Dazu gehört, dass Blasenekstrophie die Fruchtbarkeit bei Männern beeinträchtigt, er und seine Frau Shannon sich über beschwerliche Umwege ihren Kinderwunsch erfüllten. Sie schien das Baby bereits verloren zu haben. Doch im letzten Moment setzte der Herzschlag wieder ein. «Es ist ein Wunder, darf er bei uns sein», sagt Conacher über seinen Sohn Callum. Er wird im August drei Jahre alt.

    Mittlerweile existiert über das Leben des Eishockeyprofis ein Dokumentarfilm. Der Titel: «Miracle, Baby.» Conacher sagt, mit dem Film und mit seinen Worten wolle er den Menschen, «speziell den Kindern, zeigen, dass Krankheiten wie Diabetes nicht das Ende sind, sondern am Anfang von Grossem stehen können – sofern du auf deinen Körper achtest».

    Wer vom Berner Stürmer ein Autogramm möchte, kriegt es mit Widmung. Neben jede Unterschrift schreibt er: «Dream Big.» Träum gross.

    :applaus:

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