Aus der NZZ:
Ein französischer Künstler und ein Goalie, der für einen guten Zweck hext: Die ZSC Lions haben interessante Spieler verpflichtet
Der Abgang von Denis Malgin in die NHL schmerzt den ZSC. Doch der Sportchef Sven Leuenberger hat vier aufregende Ausländer verpflichten können. Auch dank ihnen gehören die Zürcher abermals zu den Titelfavoriten.
Wenn die ZSC Lions am Mittwoch in Rapperswil-Jona gegen die Lakers in die Saison starten, ist das für sie ein Vorgeschmack auf die kommenden Wochen. Weil in der neuen Swiss-Life-Arena in Altstetten noch nicht alle Arbeiten abgeschlossen sind, bestreitet der ZSC die ersten acht Partien allesamt auswärts. Die Heimpremiere findet am 18. Oktober gegen Gottéron statt.
Auch am Kader wurde fleissig gewerkelt. Der ZSC steigt mit einem neuen Schweizer Abwehrchef aus der NHL (Dean Kukan) und vier neuen Ausländern in die Saison. Das Quartett besteht aus dem tschechischen Torhüter Simon Hrubec, dem finnischen Verteidiger Mikko Lehtonen, dem schwedischen Stürmer Lucas Wallmark sowie dem französischen Angreifer Alexandre Texier.
Die Ende August finalisierte Verpflichtung von Texier, 23, ist ein Coup. Der Franzose hat sich in den letzten drei Jahren bei Columbus etabliert (123 Spiele / 49 Skorerpunkte) und wäre dort auch weiterhin als Stammkraft eingeplant gewesen. Doch nach zwei Todesfällen in der Familie drängte der läuferisch starke Flügelstürmer auf einen leihweisen Wechsel nach Europa; die Heimatstadt Grenoble ist von Zürich aus in knapp viereinhalb Autostunden zu erreichen.
Die neue Nummer 1 des ZSC stoppt Pucks für einen guten Zweck
Bei den übrigen Zuzügen handelt es sich um Spieler, die aufgrund des russischen Angriffskriegs ihre Verträge in der KHL auflösten. Der Goalie Hrubec ersetzt die aus familiären Gründen in die Heimat zurückgekehrte Nummer 1 Jakub Kovar. Hrubec, 31, gewann 2021 mit Omsk den Titel, er gilt als sehr fleissig und hat seine Bestleistungen oft in den Play-offs abgerufen. Hrubec unterschrieb mit dem ZSC einen Zweijahresvertrag.
Die erste Torhüterausrüstung hatte sich Hrubec als Knirps finanziert, indem er die geliebte Playstation verkaufte. Sein Vater Stanislav hatte ihm diese einst unter ungeklärten Umständen von der Arbeit mitgebracht – er war zu diesem Zeitpunkt als Grenzbeamter tätig. Weil sich niemand anderes als Goalietrainer fand, nahm sich der Vater der Aufgabe an. Heute ist er Torhütertrainer beim tschechischen Erstligisten Ceske Budejovice. Sein Sohn hat derweil die Organisation «Saves help» ins Leben gerufen, bei welcher Eishockey- und Fussballgoalies für jede Parade einen fixen Betrag für einen guten Zweck spenden. Im Fussballbereich wird Hrubec dabei unter anderem vom früheren Weltklassegoalie Petr Cech unterstützt.
Operationen bei Sven Andrighetto
Das ausländische Personal ist von allererster Güte, auch deshalb gehört der ZSC trotz dem Abgang des wichtigsten Einzelspielers, Denis Malgin, zum NHL-Klub Toronto Maple Leafs zu den Titelfavoriten. Ohne Malgin dürfte es in der Offensive mehr Varianz geben – und zudem dürfte wieder mehr Verantwortung auf den Schultern von Sven Andrighetto liegen.
Andrighetto, 29, war 2020/21 der beste Schweizer Stürmer der Liga. Im letzten Winter war der Zürcher noch immer produktiv, doch ihn handicapierten Verletzungen. Er musste sich an der Hüfte und der Nase operieren lassen. Die Nase brach in der Play-off-Halbfinalserie gegen Gottéron, zum dritten Mal in den letzten vier Jahren. Andrighetto sagt: «Der verlorene Final war bitter. Aber ich habe die Enttäuschung als Motivation genommen und im Sommer sehr hart gearbeitet.»
In der Vorbereitung gewann der ZSC acht von neun Partien, die einzige Niederlage kassierte er in der Champions Hockey League in Katowice (1:2 nach Verlängerung). Die Qualifikation für die K.-o.-Phase schaffte das Team trotzdem souverän. Die Rapperswil-Jona Lakers dagegen, das Überraschungsteam der letzten Saison, scheiterten vorzeitig. Vor dem Saisonauftakt spiegelt das die Stärkeverhältnisse durchaus präzise.