Fussball WM 2014 Brasil

  • Zitat von Benny

    Das entscheidende, das du hier sagst Roli ist "wenn sie denn will". Die Chilenen "wollten" gestern. Haben gekämpft und sind geseckelt, als würde es um ihr Leben gehen. Ich würde sogar sagen, dass SIE das Spiel gemacht hatten und nicht die Spanier. Aber anyway: Es stimmt, dass die Schweiz gegen Frankreich das Spiel nicht machen muss, aber wenn die nochmals so rumstehen, dann wirds (oder zumindest könnte) es knüppeldick für sie kommen.

    Was mich gleichwohl erstaunt: Viele Kenner der Szene haben vorausgesagt, dass es nachmittags in Brasilien zu heiss sein werde, um "guten Fussball" mit läuferischem Engagement gezeigt zu bekommen. Man werde haushälterisch umgehen müssen mit den Kräften, wenn man bis Spielende nicht unter die Räder geraten wolle. "Ball tragen" werde geboten werden. Statische Spiele würden die Regel sein.

    Komplette Fehlanzeige! Praktisch jeder Match bot bislang erfreulichen, läuferisch engagierten und unterhaltsamen Fussball. Vom Niveau her klar besser, als die WM in Deutschland und in Südafrika - zumindest bis dato.

    und es kam knüppeldick! es ist so, die meisten spiele boten läuferisch, engagierten und unterhaltsamen fussball. wenn man die spieler aber nicht lässt? sie stattdessen in ein veraltetes korsett zwängt? die schuld nur hitzfeld in die schuhe zu schieben wäre zu billig aber folgender artikel aus "der sonntag" von gestern bringt es ziemlich auf den punkt:

    Fussball aus der Vergangenheit

    Kein Mut, kein Feuer, kein Tempo und immer berechenbar - die Schweiz ist an der WM das Abbild ihres Trainers

    Von Etienne Wuillemin Das 2:5 gegen Frankreich ist kein Zufall. Ottmar Hitzfeld hat mit seinem nüchternen Fussball den Anschluss verpasst. Es droht das nächste WM-Debakel.

    Es ist der Tag nach dem 2:5 Debakel gegen Frankreich. Porto Seguro feiert «São João», das Fest zur Sommerwende. Die Sonne scheint. Das Meer ist ruhig. Vieles könnte so schön sein. Es ist eine Stimmung, die so gar nicht zu den Schweizer Fussballern passt.

    Kurz nach Mittag tritt Ottmar Hitzfeld vor die Medien. Er muss die Blamage gegen Frankreich erklären. Er flüchtet sich in Allgemeinplätze. In Floskeln. «Ich will das Spiel nicht dramatisieren», sagt er. Er bemüht den Teamgeist. Beschwört die Hoffnung. Sein bester Satz: «Ich als Trainer übernehme die Verantwortung.»

    Die bisherige WM ist ein Genuss. Die Spiele sind attraktiv, leidenschaftlich und temporeich. Es gibt viele Tore. Beste Unterhaltung für die Zuschauer. Auch dank der Schweiz. In der Rolle des Verspotteten. Nichts anderes wäre verdient.

    Zehn Tage nach dem Eröffnungsspiel lautet die Feststellung: Es ist eine WM des Herzens, nicht des Kalküls. Belohnt wird, wer Leidenschaft zeigt, Feuer ausstrahlt, 90 Minuten kämpft und rennt. Wer aufs Tempo drückt, vor allem nach Ballgewinnen.

    Es ist der Fussball der Gegenwart. Costa Rica wird belohnt dafür. Chile und Kolumbien ebenfalls. Auch die Holländer machen vieles richtig. Ihre Trainer gebaren sich alle so, als stünden sie ebenfalls auf dem Platz. Sogar der holländische «General» Van Gaal lässt seinen Emotionen freien Lauf.

    Der Trend hat sich im Klubfussball abgezeichnet. Atletico Madrid erreichte eben mit Diego Simeone, diesem Vulkan an der Seitenlinie, den Champions-League-Final. Dortmund mit Klopp vor einem Jahr ebenfalls. Die Bayern waren so lange unantastbar, wie Pep Guardiola an der Seitenlinie die Energie hochhielt.

    Bei der Schweiz ist alles anders. Sie spielt ohne Feuer und Leidenschaft. Ängstlich. Nervös. Nie überraschend. Sie ist auf dem Platz das Abbild ihres Trainers Hitzfeld. Bezeichnend, dass die einzige Aktion im Turnier, in der das anders war – das Tackling und der Sturmlauf von Behrami – zum Sieg gegen Ecuador geführt hat. Dumm nur, dass dieses Siegtor bei einigen Beobachtern, und wahrscheinlich bei den Schweizern selbst, dazu führte, die vielen Fehler zu übersehen.

    Die Schweiz zahlt den Preis für ihre Vorhersehbarkeit. Seit Jahren ist sie im 4-2-3-1 aufgestellt. Sie ist auf Sicherheit bedacht. Das mag ihr in Spielen gegen Albanien oder Norwegen Stabilität verleihen. Aber ein Klasseteam wie Frankreich weiss: Es muss nur etwas Geduld haben. Dann kommen die Fehler automatisch. Einen Plan B hat Hitzfeld nicht. Das war schon in Südafrika so. In Brasilien ist ihr Spiel fast gänzlich frei von Tempo. Es ist Fussball aus der Vergangenheit. Der Trainer hat es verpasst, dies rechtzeitig zu korrigieren.

    Die Personalpolitik von Hitzfeld ist das beste Beispiel für sein Zögern und seine Vorsicht. Er lässt einen Kasami zu Hause, weil er zu unbequem werden könnte. Dabei ist er genau einer jener Spieler, die den heutigen Fussball verkörpern. Mit Fabian Schär demontiert Hitzfeld den besten Innenverteidiger, den die Schweiz seit der Ära Yakin/Müller hatte. Ein bisschen Risiko ist offenbar nicht erwünscht. Als Hitzfeld nach Schär gefragt wird, antwortet er: «Wenn Schär gespielt hätte, würden Sie fragen, warum Senderos nicht spielt.»

    Ist es nur Zufall, dass Valentin Stocker beim FC Basel derart viel bessere Leistungen zeigt als mit der Schweiz? Hitzfeld sagte einmal: «Im Nationalteam hat Stocker seine Emotionen besser im Griff.» Ja, natürlich. Aber ohne Emotionen ist Stocker ein Spieler ohne Wert.

    Seit Jahren hält Hitzfeld an Xhaka im offensiven Mittelfeld fest. Dabei sieht jeder, wie überfordert er ist. Die mangelnde Kreativität im defensiven Mittelfeld lässt Hitzfeld kalt. Wann hat Dzemaili einmal eine echte Chance erhalten?

    Genau genommen gab es anderthalb Spiele, in denen die Schweiz so leidenschaftlich spielte, wie das an dieser WM eigentlich von Nöten wäre. Gegen Brasilien beim 1:0 im Testspiel. Und während 50 Minuten gegen Island beim legendären 4:4. Letzteres hat Hitzfeld gar nicht gefallen. Natürlich gab es damals Fehler. Aber welche Mannschaft kann schon von einem Tag auf den anderen ein Spiel spielen, das sie sonst nicht darf? Genau darum ist auch gegen Honduras ein Krampf zu erwarten.

    Die Mischung im Team scheint eigentlich ideal. Leidenschaft müsste kein Fremdwort sein. Nur fragt man sich, wie viel Leidenschaft ihr Hitzfeld mit seiner unterkühlten Art wegnimmt. Spürt er den Puls der Mannschaft? Erreicht er einen Xherdan Shaqiri wirklich? Warum spielt Shaqiri im Verein mit so viel Feuer und ist im Nationalteam nur noch ein Ärgernis? Wie kann es sein, dass die Schweiz bei einem 2:5 keine einzige gelbe Karte kassiert? Dass sie sich abschlachten lässt, als ginge sie das alles nichts an? Dass Giroud von Bergen kaputt treten darf und danach niemand ein Zeichen setzt gegen ihn?

    Der letzte Eindruck zählt. So ist das im Leben. So ist das im Fussball. Es ist Hitzfeld zu wünschen, dass ihn sein Team noch einmal rettet. Dass es ihrem Trainer wenigstens noch einen grossen Auftritt schenkt. Einen, bei dem er sich nicht schämen muss. Einen, bei dem seine eigenen Fehler überdeckt werden.

    Ansonsten muss Hitzfeld plötzlich durch die Hintertür abtreten. In seinem Schweizer Zeugnis steht dann: zweimal versagt an einer WM. Einmal die EM nicht erreicht. Hitzfeld hat, trotz all seiner Fehler, trotz des fehlenden Mutes, einen schöneren Abgang verdient.

    NieUsenandGah

  • Wird alles von Frankreich - Ecuador abhängen, da die Schweiz nicht über ein Unentschieden gegen Honduras hinauskommen wird.

    Damals mit Köbi Kuhn fühlte es sich bei wichtigen Spielen oft etwas anders an vor den Spielen. Es war nicht nur Vorfreude da, sondern man spürte auch, dass die Mannschaft bereit ist, etwas Grosses zu vollbringen. Jetzt hat man das Gefühl, es herrsche kein guter Teamgeist und die Mannschaft wird einfach konstant so weiterspielen, wie in den letzten beiden Spielen. Wenn dann noch der Druck dazu kommt, wird es schwierig.

    Geistermeister 2022 ZSC Lions

  • Zitat von Larry

    A de Copa América wirds schwer für d Schwiiz.

    Spricht wenig bis nüt defür.

    Ah ja:

    Han nie meh SF glueged, das dumme Gschnurr vo Beni, Gil Bär, etc. - nöd zum ushalte!

    Bi mir isch SRF am schnällschte bide Überträgig, resp. die andere Sänder sind alli paar Sekunde hinedri. Und so vil besser findi die Dütsche und au d Ängländer würkli nöd. S isch eifach öpis anders/neus. Isch ja schlussändlich au kei grossi Wüsseschaft, sondern Fuessball.

    Finde de Artikel wiiter obe über de Hitzfäld sehr guet. Er isch scho lang nüme uf sim beschte Niveau und ich ha s Gfühl, das isch jahrelang verdrängt worde. Me merkts ja au wie er redt und a sinere Körpersprach. Völlig anderscht als na vor 10 Jahr.

    Geistermeister 2022 ZSC Lions

    • Offizieller Beitrag

    Vor 10 Jahr, bzw. vor no längere Ziit, hät er halt au anderi Mannschafte trainiert.

    Und dass SRF drü Sekunde schnäller isch, isch jetzt bi mir nie druf a cho. Aber wohne au nöd i de City, wo bi jedem Goal en Riese-Krach isch, rundume. Suscht wär de Fall natürlich au klar. Ich luege sogar vill Mätch ziitversetzt. Het au nöd dänkt, dass es klapped a de WM, aber ussert bi de Schwiizer-Mätch gaht das ganz guet.

  • Zitat von ZüriBueb

    Und so vil besser findi die Dütsche und au d Ängländer würkli nöd. S isch eifach öpis anders/neus. Isch ja schlussändlich au kei grossi Wüsseschaft, sondern Fuessball.

    schoso. trotzdem schaue ich nur noch zdf/ard.

    marcel reif (einer der besten seiner zunft und erst noch schweizer...) hat einmal gesagt, dass ein fussballreporter 3 werkzeuge hat: kompetenz, stimme und sprache. kompetenz haben sie alle von alaska bis südafrika inkl. die schweizer. bei unseren fehlt es aber an stimme und ganz markant an der sprache. ich warte nur noch auf den ersten balkansecondo reporter im sfdrs: "...ims müller hät ims pepe voll eis ims fressi ghaue, de voll arsch mann, voll krass gsi...!"

    NieUsenandGah

    • Offizieller Beitrag

    Oh Mann.

    Muessi mi jetzt ächt zwei Schtund ufrege oder nöd?

    Nur scho d'Ufschtellig vo hüt seit doch schwarz uf wiis, dass de Hitzfäld d'Sach nöd würklich im Griff hät, bzw. sälber muess zuegäh, dass er gäge Frankriich en Seich ufgschtellt hät.

    Aber öb's hüt besser wird? Immerhin müesst Honduras ja au paar Goal schüsse, wänn's Chance wend ha. Rein theoretisch wär also es offensivs Schpiel möglich. Ich tippe aber uf es handballmässigs Ballgeschiebe, bis i de 85 Minute. Hoffe tueni aber natürlich öppis anders.

    • Offizieller Beitrag

    Doch nöd ganz so schlimm usecho, wie befürchtet.

    De Drmic isch ganz klar e Beriicherig gsi und ohni sini Vorlage wär de Shaqiri hüt nöd i d'Schwiizer WM-Gschicht iigange.

    Glich krass, wie Honduras eigentlich s'Schpiel gmacht hät und gäge Argentinie müesst mer no e Schippe oder zwei oder drü druf lege, zum au nur aanächernd e Chance ha.

  • :bier:
    1.Halbzit ganz starch. So chamer jede Gägner i Verlägeheit bringe.
    Mit dere Ufstellig chani sogar läbe (Xhaka weg vo det wos Kreativität brucht und Drmic ganz geil, schnäll und e super Übersicht).
    :geil:
    Hopp Schwiiz !

  • Zitat von Reto

    ...gäge Argentinie müesst mer no e Schippe oder zwei oder drü druf lege, zum au nur aanächernd e Chance ha.

    argentinie hät im spargang 9 pünkt gholt. de messi es paar goal gschosse. aber würkli überzügt hät weder d'mannschaft no de messi. die händ no brutal vill luft gege obe. d'schwiz allweg nüme...wenn argentinie jetzt verwachet, isch d'schwiz chancelos, wenn nöd dänn isch öppis möglich...

    NieUsenandGah

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von snowcat

    argentinie hät im spargang 9 pünkt gholt. de messi es paar goal gschosse. aber würkli überzügt hät weder d'mannschaft no de messi. die händ no brutal vill luft gege obe. d'schwiz allweg nüme...wenn argentinie jetzt verwachet, isch d'schwiz chancelos, wenn nöd dänn isch öppis möglich...

    Ich habe das Spiel gestern genossen, bzw. das Resultat, bin aber schon etwas überrascht über die Euphorie, die hier und in der Restschweiz ausbricht. Im Vorfeld wurde die Mannschaft Honduras vom französischen Coach als "gutes Lige 2-Team" bezeichnet, was der Realität wahrscheinlich durchaus nahe kommen kann.

    Und dieses 2. Liga-Team hatte in der ersten Halbzeit mehr Spielanteile, aber klar weniger Chancen; da waren die CH genial. Aber in der 2. Halbzeit hatten sie mehr Spielanteile und mehr Chancen. Rodriguez auf der Linie, Beganlio zwei Mal mirakulös; ein klarer Penalty (inkl. roter Karte) nicht gegeben ...; man zähle zusammen.

    Nein, wer die CH nach dieser Leistung bereits wieder "nahezu auf Augenhöhe mit Argentienen" sieht, könnte am Dienstag nochmals unangenehm erwachen. Und wenn ich mir vorstelle, dass Djourou gegen Messi steht, sehe ich Penalties, rote Karte und viele Tore ...

    Da müsste nicht nur die Kreativabteilung zumindest ihr Potential nochmals (oder noch mehr) ausschöpfen, sondern die Defensive müsste wohl eher 4 als nur 3 Schippen dazulegen ...

    Aber schön war's gestern schon ...

  • was einem positiv stimmen kann:
    - sie sind (trotz Hitze) viel + füreinander gelaufen
    - vorne können sie auch kreativ sein und Tore schiessen
    - ARG wird hoher Favorit sein, niemand erwartet was von CH

    als negativen Punkt muss man x-mal unsere Innenverteidigung nennen, welche anfällig ist.

    Deshalb erhoffe ich mir ein enges Spiel gegen Argentinien!

  • Zitat von Reto

    Schön und guet, aber isch mer sich bi de Beschprächige nach de Schpiel amel immer einig, wämmer so Szene i de Ziitlupe und us foif verschiedene Perschpektive gseht???

    Nei, aber das isch mer bim Hockey und American Football au nöd. Bisch du wege dem au defür, dass mer dBilder im Hockey nüm söll konsultiere?

    Au mit em Videobewiis wirds no strittigi Entscheidige gäh, aber dank em Videobewiis wirds weniger eidütigi Fehlentscheid (wie z.B. de Penalty vo Brasilie gege Krotie) geh. sZiel vom Videobewies isch nöd, strittigi Entscheid us em Fussball zeliminiere, sondern die krasse Fehlentscheid.

    • Offizieller Beitrag

    Guet und rächt und ich bin au nöd degäge. Ich han aber durchus au Lüüt aatroffe, wo gfunde händ, dass mer de Penalty für Brasilie hät chöne gäh. Findi au dänkwürdig, aber trotzdem.
    Wie entscheidet mer mit de Kamera bi dene Fäll?

    Robben geschter? Für mich en Penalty und bim erschte Fall no dütlicher, wo's keine gäh hät.
    Götze gäge Portugal? Im Schpiel en klare Penalty, mit Ziitlupe chamer aafange drüber diskutiere.
    Penalty für Schpanie gäge Holland? Im Schpiel, mit Tempo, gseht kein Schiri, dass es keine isch. Mit Ziitlupe teiled sich d'Meinige.
    Roti Charte vom Italo gäge Uruguay? De Superheld Bertollini isch sich da ja amel au nöd so sicher.
    Roti Charte vom Pepe? usw. usw.
    Muess de Schiri jetzt vor jedere Rote Charte de Trainer fräge, öb er zerscht no will, dass mer uf em Video nahlueged, zum dänn drüber diskutiere?

    Alles wird nöd eifacher mit sonere Regelig, aber versueche muess mer's wohl. Bis jetzt hämmer a dere WM no kein würklichi Diskussione wäge Handschpiel im Schtrafruum gha. Das isch suscht immer es heisses Thema und dete isch d'Meinig öb Penalty oder nöd mängisch no vill umschtrittener, will eifach s'Regelwerk nöd klar oder nöd allne klar isch. Da chasch nachher eeeeewig diskutiere und wänn dänn en Schiri so entscheidet, wie mer's nöd guet findet, fühlt mer sich no vill meh verarscht, als wänn's im Schpiel ine "live" passiert.


    P.S. Hät öpper am Blatter sin Gsichtusdruck mal gseh, wo er bim Penalty für Brasilie uf de Tribüne gfilmed worde isch? Unbezahlbar gsi ;o)

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