• Ich eröffne den Marc Crawford Thread mal, da ich keinen alten gefunden habe (falls dieser doch existiert, bitte löschen).


    https://www.srf.ch/sport/eishocke…d-wenig-aendern

    Neuer, alter ZSC-Coach - Crawford: «Zuhören und wenig ändern»

    Der ehemalige und auch neue Chefcoach der ZSC Lions, Marc Crawford, hat ein intaktes Team und eine tolle Infrastruktur vorgefunden. Dies erklärte der Kanadier im SRF-Interview.

    «Diktatoren gibt es im heutigen Sport nicht mehr viele. Es geht um Zusammenarbeit», versicherte Marc Crawford nach seinem ersten Training mit den ZSC Lions. Deshalb wolle er den Spielern zuhören, seine eigenen Ideen mit ihnen teilen und zu einer gemeinsamen Lösung kommen.  

    Eine derart kooperative Coaching-Philosophie hatte der Nachfolger des entlassenen Rikard Grönborg offenbar nicht immer: 2019 entschuldigte sich der Kanadier öffentlich, nachdem frühere NHL-Spieler ihm in mehreren Fällen physischen oder emotionalen Missbrauch zwischen 1999 und 2007 vorgeworfen hatten.  

    Rückkehr nach sechseinhalb Jahren

    2022 macht Crawford einen ganz anderen Eindruck: Der 61-Jährige wirkt gelassen und findet für die ZSC Lions nur lobende Worte – für die Klubführung, die Spieler, das neue Stadion. 

    Einige seiner Spieler kennt Crawford bereits aus seiner ersten Ära als ZSC-Coach 2012 bis 2016. «Es ist schön zu sehen, wie sich einige der damals jungen Spieler wie Reto Schäppi, Chris Baltisberger und Patrick Geering zu reifen Leadern entwickelt haben», so Crawford. «Und es ist schön, dass Denis Hollenstein und Simon Bodenmann nun für uns spielen statt für den Rivalen Kloten.»

    Baltisberger: «Er will Zug aufs Tor und hohes Tempo»
    00:57 Video Baltisberger: «Er will Zug aufs Tor und hohes Tempo» Aus Sport-Clip vom 30.12.2022. abspielen. Laufzeit 57 Sekunden.


    Geering: «Er hat sich nicht gross verändert»
    01:25 Video Geering: «Er hat sich nicht gross verändert» Aus Sport-Clip vom 30.12.2022.  

    «Lieben die Herausforderung»

    Der in Kloten fixierte Meistertitel 2014 und die anschliessende Rückkehr ins Hallenstadion ist Crawfords schönste Erinnerung an seine erste ZSC-Phase. Das möchte der Kanadier möglichst wiederholen. «Die Ziele und Erwartungen beim ZSC sind immer hoch. Deshalb spielen und coachen wir, weil wir die Herausforderungen lieben.»  

    Ändern will er zunächst nicht viel. «Das Team hatte in der ersten Saisonhälfte recht Erfolg.» Er wolle sicherstellen, dass man das Potenzial ausschöpfe und zum richtigen Zeitpunkt – den Playoffs – die Bestform erreiche. 

    Ein halbes Jahr «zu früh»

    Von seiner Rückkehr nach Zürich ist Crawford nicht völlig überrascht. Als Ehrengast hatte er bereits das neue Stadion in Altstetten besucht. «Ich sagte meiner Frau damals, wenn sie (die Lions, Anm. d. Red.) interessiert sind, würde ich wirklich gerne kommen. Da hatte ich allerdings die nächste Saison im Sinn – dass ich schon nach Weihnachten zurück bin, habe ich nicht erwartet.»


    Das Interview mit Marc Crawford in voller Länge (engl.)
    05:54  


    Video Das Interview mit Marc Crawford in voller Länge (engl.) 

    Heimspiel gegen Biel am Sonntag

    Vom neuen Stadion ist der Kanadier beeindruckt: «Die Helligkeit ist spektakulär, die Eisfläche wirkt grösser, die Fans sind so nahe. Alle Spieler haben gesagt, wie gut die Atmosphäre ist.»  

    Ein erstes Mal kann er diese am Neujahrstag geniessen. Die ZSC Lions empfangen den EHC Biel. Mit den Seeländern verbindet Crawford auch eine besondere Geschichte: Sein Wortgefecht mit dem damaligen Biel-Coach Kevin Schläpfer im März 2015 ging als «Hollywood»-Trash-Talk in die Eishockey-Annalen ein.

    Kult: Crawford vs. Schläpfer
    01:28 Video Kult: Crawford vs. Schläpfer Aus Sport-Clip vom 01.03.2015.

    Russki standart!!

  • So lief das erste Training von Marc Crawford bei den ZSC Lions
    Nach der Entlassung von Trainer Rikard Grönborg gestern stand heute bereits sein Nachfolger Marc Crawford an der Bande. Der Kanadier führte den ZSC schon…
    www.zueritoday.ch


    Zurück in Zürich 

    So lief das erste Training von Marc Crawford bei den ZSC Lions

    Nach der Entlassung von Trainer Rikard Grönborg gestern stand heute bereits sein Nachfolger Marc Crawford an der Bande. Der Kanadier führte den ZSC schon einmal zum Meistertitel und soll die Löwen jetzt wieder wachrütteln. 


    Erstes Training mit Marc Crawford
    Nach der Entlassung von Trainer Rikard Grönborg gestern stand heute bereits sein Nachfolger Marc Crawford an der Bande. Der Kanadier führte den ZSC schon…
    tv.telezueri.ch

    Quelle: TeleZüri

    Nach der Entlassung von Trainer Rikard Grönborg gestern stand heute bereits sein Nachfolger Marc Crawford an der Bande. Der Kanadier führte den ZSC schon einmal zum Meistertitel und soll die Löwen jetzt wieder wachrütteln.

    Russki standart!!

  • «Ja, ich bin milder geworden»
    Marc Crawford ist wieder da! Und nach wenigen Augenblicken bei seinem ersten Training in der Swiss Life Arena ist der ZSC-Meistercoach von 2014 heiser.
    www.blick.ch

    ZSC-Rückkehrer Marc Crawford «Ja, ich bin milder geworden»

    Marc Crawford ist wieder da! Und nach wenigen Augenblicken bei seinem ersten Training in der Swiss Life Arena ist der ZSC-Meistercoach von 2014 heiser.
    Publiziert: 08:42 Uhr

    Es ist nicht so, dass Marc Crawford bei seiner Rückkehr zum ZSC nach sechseinhalb Jahren am Rumbrüllen wäre. Und doch ist seine Stimme heiser. «Das ist beim ersten Training immer so», sagt der Kanadier schmunzelnd.

    Eigentlich hatte er andere Pläne gehabt für diese Zeit. Seiner Frau Helene hatte er die ersten Winterferien an der Sonne seit 20 Jahren versprochen. Statt in Aruba ist er jetzt in Zürich.

    Den Job bei den Lions habe er allerdings stets im Auge gehabt – auch als es diese Saison Kontakt zu Lausanne und Bern gab. «Ich habe Sportchef Sven Leuenberger sofort eine SMS geschickt, als ich erfuhr, dass Rikard Grönborg für nächste Saison bei Tappara Tampere unterschrieben hat», sagt er. «Ich bin begeistert, wieder da zu sein.»

    «In den nächsten Tagen werde ich vor allem viel zuhören»

    Hat sich Crawford in den letzten Jahren verändert? «Ich hoffe, ich bin weiser geworden. Ich will stets dazulernen. Und ja, ich denke, ich bin milder geworden.» Von seiner Leidenschaft habe er allerdings nichts verloren. Da er zuletzt in der NHL bei Ottawa und Chicago vor allem als Assistenzcoach tätig gewesen sei, habe er gelernt, den Spielern noch besser zu helfen. Der 61-Jährige sprudelt förmlich, zeigt, dass er nichts von seiner Kommunikationsfähigkeit verloren hat. «Ich rede immer noch gerne. Doch in den nächsten Tagen werde ich vor allem viel zuhören.»

    Wenn die Frage auftaucht, ob er milder geworden sei, liegt das an Crawfords Vergangenheit. In den letzten Jahren hatten mehrere Spieler berichtet, dass sie früher, noch vor dessen erstem Gastspiel in Zürich von 2012 bis 2016 mit dem Titelgewinn 2014, von Crawford gemobbt und gar physisch angegangen worden seien.

    Der Stanley-Cup-Sieger (1996 mit Colorado) entschuldigte sich darauf bei diesen Spielern, suchte das Gespräch mit ihnen, um Wiedergutmachung zu leisten. Nicht alle gingen darauf ein, sagt er. Er wisse, dass er seine Spieler damals falsch behandelt habe, «auch wenn es keine böse Absicht gewesen war».

    Russki standart!!

  • NZZ a/S

    Marc Crawford – der Verwandlungskünstler
    Der neue ZSC-Trainer hat in seiner Karriere schon viele Rollen bekleidet. Gelingt dem Kanadier in Zürich ein letztes Meisterstück? Von Nicola Berger

    Als Marc Crawford Zürich 2016 verlassen musste, nach vier Jahren, mangelte es nicht an Kritik: Der frühere Stanley-Cup-Sieger habe die Übersicht verloren, sei beratungsresistent und habe die Mannschaft demontiert, schrieb der «Tages-Anzeiger», der per Imperativ noch während der Play-off-Viertelfinalserie gegen den SC Bern die Entlassung des Kanadiers forderte.

    Der «Blick» schrieb, es werde kaum jemand Crawford nachtrauern, nicht nach dem schmählichen 0:4 gegen Bern. Und nachdem der Coach via die Fachzeitschrift «The Hockey News» zugegeben hatte, er frage sich manchmal, was er in der Schweiz eigentlich mache – er gehöre doch in die NHL. Peter Zahner, der ZSC-CEO, sagte zum Abschied: «Die fünf Jahre mit Bob Hartley und Marc Crawford waren gut. Aber nun wollten wir eine neue Mentalität hineinbringen. NHL-Coachs sind sich alle sehr ähnlich, sie sind extrem strukturiert, aber auch stur. Teilweise fehlte die nötige Flexibilität.»

    Rückkehr als Heilsbringer

    Sechseinhalb Jahre später ist der gleiche ­Trainer als Heilsbringer nach Zürich zurückgekehrt, ein Mann, der seit dem Weggang aus dem Hallenstadion in der NHL fast nur als Assistenztrainer gearbeitet hat: Am Mittwoch engagierten die ZSC Lions den Kanadier als Nachfolger für Rikard Grönborg, den teuersten Coach der Liga, der sein Salär aber nur bedingt rechtfertigen konnte. Crawford erhielt einen Vertrag bis 2025.

    Der Sportchef Sven Leuenberger sagt, der 61-Jährige sei sein «Wunschkandidat» gewesen. Das ist nicht unwichtig, weil der Manager mit Arno Del Curto auch schon einen Trainer einstellen musste, der nicht seine erste Wahl war. Leuenberger schwärmt in diesen Tagen von Crawford, und er ist nicht der Einzige. Die Zeit scheint dem Namen eine Politur verpasst zu haben, er erscheint jetzt in jenem Glanz, der den Resultaten, abgesehen vom unrühmlichen Ende, angemessen ist: Crawford war in vier Jahren dreimal Qualifikationssieger und 2014 Meister geworden, so konstant war der ZSC im 21. Jahrhundert sonst nie.

    Hoffnungsträger, Erfolgstrainer, Sündenbock: Das ist der ewige Zyklus des Trainerdaseins. Crawford war alles schon, mehrfach, er ist ein gewiefter Verwandlungskünstler. Seinen bisher letzten und spektakulärsten Akt vollführte Crawford vor drei Jahren in Chicago: Mehrere ehemalige Spieler hatten aus den Jahren 2006 bis 2008 gravierende Vorwürfe gegen den Coach vorgebracht. Der Stürmer Patrick O’Sullivan sagte, er und Mitspieler seien von Crawford auf der Spielerbank getreten worden. Der Verteidiger Brent Sopel warf ihm vor, ihn gewürgt zu haben. Gegenüber Sopel soll Crawford ausserdem gesagt haben: «Du bist miserabel, du tust nichts. Du kannst nicht schiessen, nicht Schlittschuh laufen, du kannst überhaupt nichts. Du hast keine Chance auf eine NHL-Karriere, darum schicken wir dich jetzt ins Farmteam.»

    Crawford wurde als Assistenztrainer der Chicago Blackhawks im Dezember 2019 temporär suspendiert, danach entschuldigte er sich öffentlich und umfassend: «Es tut mir sehr leid, dass ich diesen Spielern weh getan habe. Ich möchte mich in aller Form für mein Verhalten in der Vergangenheit entschuldigen.» Er sei im Versuch, Spieler zu motivieren, manchmal zu weit gegangen und habe dabei «inakzeptable Wörter» verwendet und sich falsch benommen. Das kam an: Wenn Amerika etwas liebt, dann einen reuigen Sünder.

    Doch hat sich auch der ZSC mit den dunklen Seiten aus Crawfords Vergangenheit beschäftigt – und wenn ja, wie intensiv? Natürlich sei das Gegenstand von Diskussionen gewesen, sagt Sportchef Leuenberger. Doch: Die Vorfälle lägen weit in der Vergangenheit, es habe damals ein anderer Zeitgeist geherrscht: «Es hat solche Vorkommnisse auch in der Schweiz gegeben. Aber früher ist es auch vorgekommen, dass man als Schüler vom Lehrer geohrfeigt worden ist. Die Zeiten haben sich glücklicherweise geändert.» In Zürich, betont Leuenberger, habe Crawford sich nie etwas zuschulden kommen lassen. Und er sagt auch: «Wir brauchen einen Trainer, der konsequent ist. Und das ist Crawford.» Dann führt er aus: «Ein konsequenter Coach muss nicht zwingend laut sein. Es ist ein bisschen wie Erziehung. Irgendwann muss man das Essen wegnehmen, wenn das Kind statt mit Messer und Gabel mit den Händen isst.»

    Diese DNA passt am besten zum ZSC

    Es ist nicht das erste Mal, dass der ZSC der Kraft der Nostalgie erliegt und einen Coach reaktiviert: In der Neuzeit kehrten schon Arno Del Curto, Larry Huras und Kent Ruhnke zurück. Huras und Ruhnke führten den Klub zum Meistertitel, Del Curto scheiterte krachend und verpasste sogar das Play-off. In ­gewisser Weise ist die Rückholaktion auch das Eingeständnis, dass die kanadische DNA am besten zu dieser Organisation passt. Alle Meistertrainer der Neuzeit hatten den ka­nadischen Pass: Kent Ruhnke (2000), Larry Huras (2001), Harold Kreis (2008), Bob Hartley (2012), Marc Crawford (2014) und Hans Kossmann (2018).

    Crawford soll mit seiner rauen, bestimmten Art den angesichts der grossen finanziellen Aufwendungen überfälligen zehnten Meistertitel bewerkstelligen, es könnte sein letztes Hurra als Trainer sein. Am Freitagabend meldet sich aus Chicago Brent Sopel, der Verteidiger, dem Crawford einst übel mitspielte. Man solle ihm bitte zum neuen Job gratulieren, schreibt Sopel. Bei allen Grenzübertretungen habe der Trainer aus ihm auch einen besseren Spieler gemacht.

    • Offizieller Beitrag

    Einstand des neuen ZSC-Trainers

    Sie lechzten nach einem harten Hund

    Marc Crawford sagt, er sei milder geworden, seine Handschrift bleibt aber die gleiche. Die Spieler erklären, wieso sie unter seinem Vorgänger Rikard Grönborg verzweifelten.

    Simon Graf
    Simon Graf (TA)
    Publiziert heute um 13:30 Uhr

    In seinem Element: Marc Crawford ist zurück an der ZSC-Bande, seine Mannschaft schlug Biel 2:1.


    In seinem Element: Marc Crawford ist zurück an der ZSC-Bande, seine Mannschaft schlug Biel 2:1. Foto: Claudio Thoma (Freshfocus)

    Sein weisses Hemd spannt am Bauchansatz etwas mehr als früher, ansonsten hat sich Marc Crawford in diesen knapp sieben Jahren aber kaum verändert. Die Frisur ist die gleiche geblieben, ebenso der wache Blick und der Schalk in seinem Nacken. «Ach, wie habe ich euch vermisst», sagt er schmunzelnd zu den Journalisten, als diese ihn am späten Sonntag umringen und ausfragen. Es klingt, obschon mit einer Prise Ironie versehen, irgendwie charmant.


    Er habe in diesen ersten drei Tagen unter dem neuen, alten Coach immer wieder Flashbacks gehabt, sagt Chris Baltisberger. Damals erst gerade in die erste Mannschaft gekommen, hatte er Crawford schon von 2012 bis 2016 erlebt. «Immer wieder fielen mir nun Dinge auf, auf die er schon damals Wert gelegt hatte.» Patrick Geering sagt: «Wir haben sicher noch nicht alles gesehen von ihm nach ein paar Tagen. Aber rein vom Eishockey, das er von uns verlangt, hat er immer noch die gleiche Handschrift. Er möchte schnell spielen und möchte alle miteinbeziehen. Und er sagt klipp und klar, was er möchte.»

    Zitat
    «Wir wollen, dass es uns gesagt wird, wenn wir einen Mist zusammenspielen. Und dass es Konsequenzen hat.»
    Captain Patrick Geering

    Das ist wohl der grösste Unterschied zu seinem Vorgänger Rikard Grönborg. «Wir sehnten uns alle nach Struktur», sagt Chris Baltisberger. «Das bringt Crawford extrem gut hinein.» Eine erstaunliche Aussage, gelten doch Schweden im Eishockey als Systemtheoretiker schlechthin. Doch den Spielern fehlte von Grönborg zuletzt die Führung, wie Geering unumwunden zugibt. «Wir wollen für unsere Leistungen verantwortlich gemacht werden. Wir wollen, dass es uns gesagt wird, wenn wir einen Mist zusammenspielen. Und dass es Konsequenzen hat. Das macht einen besser.»

    Grönborg sei am Schluss nicht mehr zur Mannschaft durchgedrungen, so der Captain. «Ich bin alte Schule, ich habe keine Ahnung von all diesen Advanced Stats. Offenbar sprachen diese Zahlen auch nach schlechten Spielen für uns. Aber ich empfand das anders. Und andere auch. Wir wussten, wir können mehr, wir lechzten nach mehr. Es war frustrierend.» Ihn störe es jedenfalls nicht, wenn ein Trainer einmal laut werde an der Bande oder in der Garderobe. «Emotionen gehören zum Spiel.»

    Zitat
    «Als Assistent habe ich gelernt: Du hast einen Mund und zwei Ohren, und du solltest sie entsprechend proportional verwenden.»
    Marc Crawford

    Die ZSC Lions haben also eine komplette Trendwende vollzogen: vom beherrschten Nordländer, der auf Selbstverantwortung setzt, zum Kanadier alter Schule, der auch einmal ausflippen kann. Wobei Crawford betont, dass er in der Zwischenzeit milder geworden sei: «Ich war seitdem meistens Assistent. Und als Assistent hörst du oft zu. Denn die Spieler kommen oft zu dir und wollen etwas wissen. Als Assistent habe ich gelernt: Du hast einen Mund und zwei Ohren, und du solltest sie entsprechend proportional verwenden.»


    Crawford weiss, dass er seine Wort zu diesem Thema mit Bedacht wählen muss. Er war im Dezember 2019, als im nordamerikanischen Eishockey die Debatte über den Machtmissbrauch von Coaches aufflammte, ebenfalls in die Kritik geraten. Dies, weil er in Los Angeles (2006 bis 08) einige Spieler zu hart angepackt habe. Der Kanadier Brent Sopel sagte, Crawford habe ihn auf der Bank in den Rücken gekickt. Später stellte er klar, er habe ihn damit nicht anschuldigen wollen, Crawford habe es verstanden, ihn zu motivieren und besser zu machen. Im Dezember 2019 wurde Crawford bei Chicago kurz suspendiert, nach einer Entschuldigung dann aber wieder rehabilitiert.

    Die ZSC Lions jedenfalls wollen keinen Crawford light, sondern einen, der sagt, was Sache ist. Und der die Spieler an der Hand nimmt und führt. Er weiss, dass ihn diese genau beobachten würden, sagt der Kanadier: «Wenn ein neuer Trainer kommt, kriegt der immer die Aufmerksamkeit der Spieler. Die Jungs, die mich kennen, wissen, was sie zu erwarten haben. Die anderen haben wahrscheinlich Geschichten über mich gehört. Vor allem die, die damals schon in der Liga waren wie Hollenstein, Bodenmann oder Marti. Sie fragen sich: Wie ist er wirklich?» Zurück im Mittelpunkt: Marc Crawford am späten Sonntagabend, umringt von Journalisten.


    Zurück im Mittelpunkt: Marc Crawford am späten Sonntagabend, umringt von Journalisten. Foto: Claudio Thoma (Freshfocus)

    Crawford hat sich in den ersten drei Tagen mit allen Spielern kurz unterhalten. Was er dabei erfuhr: Der verpasste Titel vom Frühjahr nagt immer noch an vielen. Inzwischen sind die Zürcher seit 2018 nicht mehr Meister geworden, der Hunger in der Mannschaft ist gross.

    Der Einstieg ist gelungen am Sonntag beim 2:1 über Biel, auch wenn vieles noch Stückwerk blieb. «Es weht ein frischer Wind», sagt Chris Baltisberger. Crawford mischte alle Linien durcheinander und gab sich bemüht, jeden so gut wie möglich zu involvieren. «Er verlangt, wir das Spiel nicht mehr verlangsamen, dass wir nicht gross hinten herumspielen», sagt Geering. «Das haben wir versucht. Für drei Trainings war es gut.»


    Fasziniert vom Stadion


    Die Augen des Coaches funkelten, als er über seinen ersten Auftritt an der Bande der Swiss-Life-Arena sprach: «Dieses Stadion ist so eindrücklich. Daraus können wir viel Energie schöpfen. Wir wollen für Spiele sorgen, an denen die Fans teilhaben können. Wenn wir ihnen Gründe geben, sich zu begeistern, wird das unsere Gegner einschüchtern. Das konnte man im Hallenstadion nie behaupten. Dafür waren die Leute da einfach zu weit weg.»

    Crawford ist froh, zurück zu sein in Zürich. Er verabschiedet sich mit den Worten: «In meinem Alter muss man das tun, was man tun will. Nicht das, was man tun muss. Und dies will ich definitiv tun.» Er schmunzelt zufrieden über seine gelungene Formulierung.

  • Noch sucht Marc Crawford – und verströmt doch Zuversicht

    Nach der Niederlage gegen Ajoie waren die Zürcher gegen die Lakers chancenlos. Immerhin: Der neue Coach weiss nun, was nicht funktioniert.

    Marc Crawford hätte sich aus seinen ersten vier Spielen mit den ZSC Lions bestimmt vier Siege und zwölf Punkte gewünscht. Doch der Kanadier sieht seine erste turbulente Woche hinter der Zürcher Bande trotzdem positiv, weil als wertvolle Erfahrung. Er sagt: «Ich glaube, ich habe ein ziemlich repräsentatives Bild vom Team erhalten.»

    Auf die schmeichelhaften Siege gegen Biel (2:1) und Bern (3:0) folgten die Rückschlage gegen Ajoie (2:3) und die Lakers (2:5). «Beide Niederlagen sind nachvollziehbar», sagt Crawford. «Das Ajoie-Spiel gewinnen wir in der Regel aufgrund der Chancen. Aber Ajoie spielte clever, wartete und nutzte seine Möglichkeiten. Gegen die Lakers war das erste Drittel gut, danach sahen wir aus wie ein Team, das auf Reserve fuhr. Wir liessen den nötigen Fokus vermissen, was passieren kann, wenn man müde ist. Es war unser viertes Spiel in sieben Tagen.»

    «Ich spüre einen grossen Willen der Spieler, sich zu verbessern. Das stimmt mich sehr zuversichtlich.»
    Marc Crawford

    Der Kanadier betont aber auch sogleich, bisher viel Positives gesehen zu haben. «Ich habe eine Gruppe angetroffen, die mit grossem Engagement ans Werk geht. Ich spüre einen grossen Willen der Spieler, sich zu verbessern. Sie sind überhaupt nicht zufrieden. Wir haben gute Leader, der Charakter des Teams stimmt. Das ist eine gute Ausgangslage und stimmt mich sehr zuversichtlich.»

    Die grösste Baustelle ist leicht ausgemacht: Es fehlen die Tore. Viermal brachten die Zürcher nur je zwei Treffer zustande, dazu noch das 3:0 gegen den SC Bern ins verlassene Gehäuse. «Wir müssen mehr Offensive produzieren, ganz klar», sagt Crawford. «Es reicht nicht, wenn wir meinen, wir könnten unsere Gegner allein mit unserem Skills ausspielen. Wir müssen viel mehr Intensität entwickeln, viel mehr schiessen, den Preis in der Offensive bezahlen. Wir müssen gute Gewohnheiten entwickeln, dann kommen auch die Resultate.»

    Wenn die Zürcher freies Eis vorfanden, kamen sie zu Chancen. Aber es gelang ihnen zu selten, Druck auf die Verteidiger und aufs Tor zu machen. Da will Crawford ansetzen. Das Team befindet sich in einem Transformationsprozess, bewegt sich momentan noch zwischen den Gewohnheiten unter Rikard Grönborg und den Ideen von Crawford. Es ist noch anfällig auf Rückschläge, wie man besonders am Samstag am Obersee sah, als die Lakers, angeführt von Roman Cervenka, die Kadenz erhöhten. Was Crawford unbedingt abstellen will: die zahlreichen Stockfouls. Am Freitag und Samstag kassierten die ZSC Lions in der Summe vier Tore in Unterzahl.

    Bisher keine Entdeckung

    Bei jedem Trainerwechsel werden die Karten neu gemischt. Die Spieler haben die Gelegenheit, sich neu zu präsentieren. Crawford gab beispielsweise Sopa und Bachofner die Möglichkeit, sich in einer Offensivlinie zu zeigen. Sopa stürmte zusammen mit Lammikko und Texier, Bachofner neben Roe und Riedi. Doch beide brachten nichts Zählbares zustande. Und Verteidiger Guebey lenkte gegen Ajoie den Puck zum 0:1 ins eigene Tor ab. Eine grosse Entdeckung gab es für Crawford bisher noch nicht.

    Roe traf am Obersee immerhin erstmals seit dem 21. Oktober wieder. Der 34-jährige Amerikaner kämpft verzweifelt um die Fortsetzung seiner Karriere in der Schweiz. Mit einem Bandencheck erwies der eifrige Stürmer seinem Team aber gegen die Lakers einen Bärendienst. Zu gefallen wusste der 20-jährige Stürmer Marlon Graf am Samstag bei seinem National-League-Debüt. Aber wenn Azevedo und Andrighetto zurückkehren, wird es für die Jüngeren wieder schwieriger, gutes Eis zu erhalten.

    Klar ist: Ein Trainerwechsel während der Saison ist immer auch mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Das letzte Mal, als Arno Del Curto im Januar 2019 übernahm, ging es schief. Und auch unter Hans Kossmann, der das Team 2018 als Nothelfer zum Titel führte, lief es lange nicht wie gewünscht. Von den ersten neun Spielen unter dem Kanadaschweizer verloren die Zürcher deren sechs. Erst zum Playoff-Start gegen Zug machte es so richtig klick.

    Noch zwei Monate

    Crawford hat noch zwei Monate Zeit, bis das Playoff beginnt. Er gibt sich zuversichtlich, dass die ZSC Lions bis da ihre neue Identität gefunden haben. Diese und nächste Woche hat er jeweils vier Tage Zeit, um im Training an einigen Dingen zu feilen, dann folgt für die Zürcher bis Ende Januar eine intensive Phase mit sieben Spielen in zwölf Tagen.

    Crawford ist überzeugt, dass er das Schweizer Eishockey jetzt deutlich besser versteht als 2012, als er erstmals nach Zürich kam. Damals habe er eine Saison gebraucht, um die wahren Stärken gewisser Spieler zu erkennen. Der 61-Jährige ist inzwischen vom Hotel in Altstetten in seine Wohnung in Winkel umgezogen. Bald soll auch seine Frau nachkommen.

  • Pleiten statt Gemütlichkeit in der Karibik oder München
    Die ZSC Lions sind harmlos und haben viermal in Serie verloren. Und der SC Bern ist derweil zur Schiessbude geworden.
    www.blick.ch

    So sieht die Bilanz des Stanley-Cup-Siegers von 1996 (Colorado) und Schweizer Meisters von 2014 (ZSC) nach sechs Spielen nicht gut aus. Nur ein Punkt pro Spiel hat Crawford geholt. Schlechter sind nur der bei Ajoie gefeuerte Filip Pesan und Zugs-Assistenzcoach Josh Holden, der für zwei Spiele der Chef war, als sich Dan Tangnes einer Rückenoperation unterziehen musste.

  • https://www.blick.ch/sport/eishocke…id18229444.html

    So sieht die Bilanz des Stanley-Cup-Siegers von 1996 (Colorado) und Schweizer Meisters von 2014 (ZSC) nach sechs Spielen nicht gut aus. Nur ein Punkt pro Spiel hat Crawford geholt. Schlechter sind nur der bei Ajoie gefeuerte Filip Pesan und Zugs-Assistenzcoach Josh Holden, der für zwei Spiele der Chef war, als sich Dan Tangnes einer Rückenoperation unterziehen musste.

    Das ist doch alles sehr polemisch und unbrauchbar, Blick eben. Da ist sogar der Chläusi noch unterhaltsamer.

    Aber wenn ich mir die Informationsbeschaffung des Blicks in diesen Tagen mal so anschaue, habe ich sehr wenig Vertrauen in die sogenannten "Qualitätsmedien", zu denen sich ja der Ringier-Verlag gerne zählt.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist doch alles sehr polemisch und unbrauchbar, Blick eben. Da ist sogar der Chläusi noch unterhaltsamer.

    Aber wenn ich mir die Informationsbeschaffung des Blicks in diesen Tagen mal so anschaue, habe ich sehr wenig Vertrauen in die sogenannten "Qualitätsmedien", zu denen sich ja der Ringier-Verlag gerne zählt.

    Völlig deiner Meinung. Es ist zwar nicht wirklich falsch was sie im Blick schreiben, aber eben brutal polemisch.

    "Verkauft" sich halt besser - normal.

  • Von wegen, er ändere nichts

    Mitten in der Saison nicht nur den Trainer, sondern auch die Spielweise zu wechseln, birgt Risiken. Was die ZSC Lions gerade tun, interessiert darum auch die Coachs der Konkurrenz.

    Kristian Kapp
    Kristian Kapp
    Publiziert heute um 11:30 Uhr

    Neuer Trainer, neues System: Marc Crawford an der Bande der ZSC Lions. Neuer Trainer, neues System: Marc Crawford an der Bande der ZSC Lions. Foto: Claudio Thoma (Freshfocus)

    Nach Trainerwechseln tendieren die Neuen häufig dazu, zu betonen, dass sie so viel gar nicht verändern wollen. Es dürfte sich dabei wohl um einen Mix aus Respekt gegenüber dem Vorgänger und dem Dämpfen der Erwartungshaltung handeln. Auch Marc Crawford sagte dies, als er kurz vor Silvester 2022 als Nachfolger des entlassenen Rikard Grönborg präsentiert wurde. Er sagt diesen Satz auch heute noch immer wieder, nach seinen ersten zehn Spielen mit vier Siegen und sechs Niederlagen. Doch je länger man mit ihm spricht, desto klarer wird: Eigentlich hat er doch einiges verändert am ZSC-Spiel. Einiges ist auch offensichtlich, da lohnt es sich nicht, verheimlichen zu wollen.

    Diese vier Siege und sechs Niederlagen Crawfords, sie haben eine spezielle Abfolge: Es begann mit zwei Siegen, und da gibt er offen zu: «Der Energie-Boost, den du nach Trainerwechseln grundsätzlich immer hast, half da.» Danach folgten die sechs Niederlagen hintereinander und nicht nur das: «Wir hatten auch Mühe. Weil Wandel eben Zeit benötigt», sagt Crawford. Mittlerweile war er am Punkt angekommen, an dem er eben Veränderung vornahm: «Ändern wollten wir das Tempo, mit dem wir spielen. Wir setzten also die Schnelligkeit über die Kontrolle, auch im Training.»

    Kontrolle oder Tempo?

    In diesem kleinen, harmlosen Satz steckt so viel Veränderung, wenn nicht gar eine komplette Philosophie-Frage. Grönborgs Eishockey stand in vielen Situationen genau für das: Kontrolle. Die begann bereits im Aufbau mit den häufigen verzögernden Pässen von Verteidiger zu Verteidiger. Und wenn danach der Puckverlust in der neutralen Zone drohte, dann spielte der Stürmer den Puck auch mal zurück zu den Verteidigern, und das Spielchen begann von vorne. «Ein wenig Rugby-Style»: So beschreibt es ein Coach eines anderen NL-Teams. Fünf davon sollen hier auch zu Wort kommen. Denn auch sie verfolgen interessiert, was sich beim ZSC, der den Trainer auf Rang 3 liegend wechselte, gerade tut.

    Die Suche nach Kontrolle, sie war unter Grönborg auch beim Kreieren der Torchancen in der offensiven Zone offensichtlich. Der hohe Skill-Level des Teams wirkt natürlich einladend, viele, viele Pässe spielen zu wollen, bis sich die optimale Schusschance ergibt. Und es kann durchaus den Gegner frustrieren, so selten in Puckbesitz zu sein. Ein Rückkehrer: Marc Crawford wirkte bereits einmal erfolgreich in Zürich: Hier stemmt er am 19. April 2014 nach einem ZSC-Sieg im vierten Finalspiel in Kloten den Pokal. Ein Rückkehrer: Marc Crawford wirkte bereits einmal erfolgreich in Zürich: Hier stemmt er am 19. April 2014 nach einem ZSC-Sieg im vierten Finalspiel in Kloten den Pokal. Foto: Urs Lindt (Freshfocus)

    Dennoch tickt Crawford da anders. Er will den schnellen, direkten Aufbau, das dadurch hektischere Spiel inklusive unerlaubter Befreiungsschläge nimmt er vorerst zähneknirschend in Kauf: «Die Icings sind ein Nebenprodukt, das wir hoffentlich schon bald minimieren können. Viele Spieler wollen es extra schnell machen und forcieren die Pässe.»

    Und Crawford will auch in der Offensivzone weniger Zeit verlieren. Zuletzt waren häufig von hinter dem Tor in den Slot «geworfene» Pucks auf heranbrausende Stürmer zu sehen, wo bis zum Trainerwechsel vielleicht eher ein Pass auf die blaue Linie zum Verteidiger gefolgt wäre. Von hinter dem Tor direkt der Pass in den Slot auf den schussbereiten Stürmer: Viele ähnliche Torchancen aus den letzten fünf ZSC-Spielen. Videos: Mysports

    Das ist zwar kein einstudierter Spielzug, den Crawford einfordert, aber eine Folge dessen, dass er den Puck so schnell wie möglich aufs Tor gebracht haben will. Bislang führte dieser Play vor allem «bloss» zu Gefahr, nicht aber Toren. Doch der Kanadier ist überzeugt: Wer dies häufig tue, dem würden die Zahlen irgendwann recht geben.

    «Dieses ‹Schnell-den-Puck-aufs-Tor-Hockey›, man könnte es auch Old School nennen», sagt ein anderer NL-Coach, «aber es ist in Kombination mit der intensiver gewordenen Störarbeit ohne Puck halt schon sehr aggressiv, so richtig ‹Mitten-in-die-Fresse-Hockey›.» Ein anderer findet: «Ich könnte sagen: Das ist halt kanadisch. Aber das wäre Blödsinn, da auch in der NHL nicht mehr nur so gespielt wird. Es ist eher typisch Crawford.»

    Wo Crawford nichts veränderte

    Ganz falsch ist Crawfords Aussage von wegen «nicht viel geändert» natürlich auch nicht. Da gibt es mindestens zwei Gründe dafür. Der eine: «Die defensive Struktur haben wir nicht verändert, die war ja vorher schon sehr gut: Die Spieler wissen wirklich, was sie in der eigenen Zone zu tun haben.» Das ist nicht nur Honig um des Vorgängers Mund geschmiert, denn die ZSC Lions waren fast die ganze Saison lang eines jener Teams, gegen die es besonders schwierig war, gute Torchancen zu kreieren. Man könnte überspitzt sogar sagen, dass sie damit langweilen konnten, wenn sie aus dem gegnerischen Spiel das Leben heraussaugten.

    Ein anderer NL-Coach sagt zwar, dass die Verlockung, als neuer Trainer vieles zu verändern, riesig sei: «Du hast zehn oder elf Ideen und willst zeigen, dass du diese auch umsetzen kannst.» Doch das sei der vielleicht falscheste Weg: «Verwerfe alle ausser zwei. Betone dafür immer wieder, dass die Mannschaft diese zwei besonders gut umsetzen muss.»

    Und das ist der zweite Grund: Der neue ZSC-Coach ist diesbezüglich ein gebranntes Kind, auch wenn es schon eine gefühlte Ewigkeit her ist: Es war Januar 1999 und Crawford ein 37 Jahre junger Trainer, der in Vancouver Trainerlegende Mike Keenan ablöste. Er habe einfach alles umstellen wollen und habe damit für ein Desaster und viele Niederlagen gesorgt, erinnert sich Crawford.

    Die Suche nach der Balance

    «Die Spieler in dieser Liga sind gut genug dafür, du kannst mitten in der Saison eine komplett neue Spielphilosophie einführen», sagt ein NL-Trainer, der diesbezüglich aus eigener und erfolgreicher Erfahrung spricht. «Aber du brauchst Geduld.» Um jene der Verantwortlichen nicht zu sehr zu strapazieren, helfen natürlich Siege. Zuletzt gewannen die Lions zweimal in Serie.

    Crawford sucht dennoch immer noch in vielen Belangen die Balance. Er stellt die Linien häufig um, bringt immer wieder andere Spieler vom Farmteam. «Auch Kadertiefe kannst du für Tempo und Intensität nutzen. Darum setzen wir all diese Spieler von GCK ein oder geben einem Kyen Sopa in einzelnen Partien grössere Rollen. Das ist eine ZSC-Stärke.» Und er muss das aggressive Spiel noch justieren. Denn es ist nicht zuletzt das zu forsche Spiel, das den Gegnern auch Überzahl-Konter erlaubt. Zu aggressiv, zu tief zu viert in der Offensivzone: So offerieren die ZSC Lions mit ihrem forschen Stil auch Überzahl-Konter für die Gegner. Videos: Mysports

    «Immer, wenn du Systeme änderst, gibt es eine Phase, in der du zwischen zwei Dingen gefangen bist», sagt Crawford. «Zudem hast du Spieler, die den Wechsel lieben, weil es für sie ein Neustart ist. Andere hingegen stören die Wechsel zunächst.» Er selbst werde die Geduld nicht verlieren, auch wenn Siege und Tore bislang zu rar waren: Die Tordifferenz (ohne Penaltyschiessen und Empty Netter) in zehn Spielen lautet 21:22, sie spiegelt vieles korrekt wieder. «Wenn meine Erfahrung mir irgendwo hilft, dann sicher da: Geduld», sagt Crawford. «Denn ich glaube daran, dass das, was wir tun, richtig ist. Du kannst da nicht plötzlich abweichen, das wäre sehr kontraproduktiv.»

    • Offizieller Beitrag

    Einzig dieser berechtigte Input lässt mich ein bisschen am Kopf kratzen:

    «Dieses ‹Schnell-den-Puck-aufs-Tor-Hockey›, man könnte es auch Old School nennen», sagt ein anderer NL-Coach, «aber es ist in Kombination mit der intensiver gewordenen Störarbeit ohne Puck halt schon sehr aggressiv, so richtig ‹Mitten-in-die-Fresse-Hockey›.» Ein anderer findet: «Ich könnte sagen: Das ist halt kanadisch. Aber das wäre Blödsinn, da auch in der NHL nicht mehr nur so gespielt wird. Es ist eher typisch Crawford.»

    Aber wie immer und immer wieder gesagt: Mir ist es vollkommen egal wie der Coach spielen lässt - Hauptsache er ist erfolgreich!

    Und ja, auch ich werde im Stadion gerne "unterhalten" mit geilem Hockey. Aber lieber ich gewinne 3 Mal mit 2:1 als dass ich 3 Mal

    mit 5:7 verliere!

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