Fussball allgemein

  • Scheint diesmal für Man City nicht sooo gut auszusehen...


    https://www.blick.ch/sport/fussball…id19114858.html

    Die werden sicher einen Weg finden um nicht abzusteigen.

    Die ganze Fussballscheisse ist so korrupt, da ist es einfach wichtig, die richtigen Personen zu kennen.
    Leider.
    Einem City Zwangsabstieg wäre ich nicht abgeneigt.
    Es müsste viele andere Teams ebenfalls treffen, auch wenn City ein ganz extremes Beispiel ist.

    Russki standart!!

  • Neue Regeln werden geprüft
    Verhalten auf dem Fussballfeld soll sich verbessern

    Rudelbildungen und Spielertrauben um den Schiedsrichter soll es im Fussball nicht mehr geben. So lautet zumindest das Ziel des International Football Association Board IFAB. Dafür werden auch Regeländerungen in Betracht gezogen.

    Es sollen gemäss dem IFAB Tests erfolgen, dass die Kontaktaufnahme mit den Fussballschiedsrichtern künftig auf den Captain beschränkt wird. Der Mythos, ich bin der Captain; ich darf mit dem Schiedsrichter sprechen, ist nur ein weitverbreitetes Ammenmärchen. Es gibt derzeit keine Regel, die dies erlaubt, beziehungsweise es den anderen Spielern ausdrücklich untersagt. Zudem sollen weitere Massnahmen gegen respektlose Spieler oder Trainer geprüft werden. Im Raum stehen beispielsweise Zeitstrafen, so könnte eine Mannschaft während zehn Minuten in Unterzahl spielen müssen. Rote und Gelbe Karten sollen aber nicht ersetzt werden.

    https://sport.ch/fussball/12036…sich-verbessern

    Russki standart!!

  • eine frage eines absoluten fussballaien zum neuen schotten modus der ch superleague. eigentlich ist der modus ziemlich klar:

    - in den ersten 22 runden spielt jeder gegen jeden. je 1x zuhause und 1x auswärts. danach folgen die runden 23-33.

    - in den runden 23-33 spielt wieder jede mannschaft gegen jeden. die ersten sechs der tabelle nach 22 runden, mit 6 heim- und 5 auswärtsspielen. die mannschaften 7-12 nach 22 runden, mit 5 heim- und 6 auswärtsspielen.

    danach spielen die ersten sechs in 5 spielen um den meister/europacup und die 7-12 rangierten um den abstieg bzw. barrageplatz. sämtliche punkte und tore werden in die neue tabelle mitgenommen. soweit so gut! nun zur eigentlichen frage:

    wie werden in den runden 23-33 die spiele ermittelt? per los? und wenn ja, wie? kann es also sein, dass zb. der fcz, trotz (wahrscheinlichen) 6 heimspielen, die äusserst lukrativen spiele gegen basel und gc auswärts spielen muss in den runden 23-33?

    ich habe die antwort im netz tatsächlich nirgends gefunden. aber vielleicht weiss es ja jemand…danke im voraus! :wink:

    NieUsenandGah

  • Das sind die erstaunlichsten Zahlen zur Hinrunde


    Der fast perfekte YB-Stürmer, der gewollte Makel des FCZ, die Basler Erfindung – so hat uns die Liga überrascht.

    Florian Raz, Dominic Wuillemin, Marcel Rohner, Thomas Schifferle
    Publiziert heute um 06:00 Uhr
    YB: Hanspeter trifft fast immer

    «Früecher oder schpäter chunnt dr Hanspeter», singen Züri West auf dem Album von 1994. Längst wird die Zeile von den YB-Fans zweckentfremdet: Früher oder später trifft Hanspeter.

    Hanspeter ist Jean-Pierre Nsame, seit Jahren Mister Effizienz im Berner Sturm. Dreifacher Torschützenkönig ist er schon, in der Vorrunde hat er wieder neunmal getroffen, obwohl er deutlich weniger spielt als seine Konkurrenten in dieser Rangliste, Jonathan Okita und Chris Bedia. Nsame kommt hochgerechnet alle 90 Minuten auf 0,8 Treffer, das ist Liga-Bestwert. 35 Schüsse hat er abgefeuert, mehr als die Hälfte davon brachte er aufs Tor, ein Viertel davon landete darin. Es sind Werte wie aus dem Labor für Strafraumstürmer.


    Der Vertrag des 30-Jährigen läuft Ende Saison aus, die Young Boys müssen sich fragen: Können sie es sich leisten, ihren Hanspeter zu verlieren?

    St. Gallen: Erster im Konjunktiv

    Spielt St. Gallen in St. Gallen, gewinnt St. Gallen. Die Regel gilt – und zwar ohne Ausnahmen: Alle 9 Partien im Kybunpark haben die Ostschweizer für sich entschieden, sie haben dort 27 ihrer 33 Punkte geholt und den Bestwert von Basel aus der Saison 03/04 egalisiert.


    Die St. Galler können sich so ganz schöne Dinge ausmalen – etwa, wie sie dastehen würden, wenn sie immer daheim spielen dürften. Oder: Wie es wäre, wenn sich alle Teams immer so belohnen würden, wie es die Statistik der erwartbaren Punkte vorsieht. Für diese ist die Qualität der erspielten und zugelassenen Chancen massgebend. Da wären die Ostschweizer mit 34 Punkten auf Rang 1, Tabellenführer YB folgt dagegen mit 24 Zählern nur an fünfter Stelle. Während die Young Boys also krass überperformen, sind die St. Galler nur Erster im Konjunktiv.

    FCZ: Nummer 1 – bei den verlorenen Bällen

    Bo Henriksen liest begeistert Statistiken. Der Trainer des FC Zürich wird also von der folgenden Zahl kaum überrascht werden. Andere vielleicht schon: Kein Team der Liga verliert häufiger den Ball als der FCZ. Auf 18 Spiele sind es 300 Ballverluste mehr als der FC Lugano, der am anderen Ende dieser Rangliste steht.


    Es gibt noch andere Zahlen, die die vielen Ballverluste der Zürcher erklären. Keine Mannschaft spielt mehr Steilpässe als sie. Bei den versuchten Zuspielen zwischen gegnerischen Linien hindurch nach vorne sind sie die Nummer 2 hinter St. Gallen.

    Das alles ergibt ein klares Bild: Sobald der FCZ den Ball hat, wird der so schnell wie möglich nach vorne gespielt. Dabei steigt logischerweise das Risiko, dass Pässe nicht ankommen.

    Es klingt paradox: Aber Henriksen könnte die vielen Ballverluste also durchaus als Zeichen dafür deuten, dass seine Mannschaft genau den Fussball spielt, den er von ihr verlangt.

    Winterthur: Samuel Ballet ist der Foulkönig der Liga

    Ist Samuel Ballet in Ballnähe, führt der gut vorbereitete Schiedsrichter die Pfeife schon mal ganz nahe an den Mund. Das nächste Foul ist dann meist nicht mehr weit. Der Flügel des FC Winterthur ist der unangefochtene Foulkönig der Liga. Keiner wird häufiger unfair gebremst. Und niemand greift häufiger zu Mitteln, die vom Weltfussballverband verboten sind.


    Das alles macht total Sinn. Ballet ist einer, der oft das Dribbling sucht und von seiner Explosivität lebt. Kommt er durch, greift der Gegenspieler zum Foul, weil sonst schnell einmal Torgefahr droht. Kommt er aber nicht durch, bietet sich dem Gegner die Möglichkeit zum Konter. Worauf wiederum Ballet lieber den Pfiff des Schiedsrichters riskiert, als ein Gegentor zu riskieren.

    GC: Ungenau, passiv – aber stark in die Winterpause

    In der Tabelle, die zählt, liegen die Grasshoppers auf Rang 8. Das Tabellenende ist zehn Punkte entfernt, zudem stellt GC mit Mittelfeldspieler Tsiy Ndenge – etwas überraschend – den viertbesten Torschützen der Liga. Und weniger Tore als der Rekordmeister haben nur die Young Boys, der FC Zürich, St. Gallen und Servette kassiert. Trainer Bruno Berner sagt: «GC geht stark in die Winterpause.»

    Alles gut also? Nun, es gibt noch andere Tabellen, und gemäss denen müsste GC ganz unten sein. Die Grasshoppers sind das passivste Team der Liga, spielen die wenigsten und ungenauesten Pässe und haben am wenigsten Ballbesitz. Immerhin ist das etwas, was sie mit den anderen Zürchern teilen: Winterthur und der FCZ sind nur minim besser.


    Basel: Die Erfindung des Noctober

    Aus Australien stammt der Movember, bei dem sich Männer im November einen Schnauz (Moustache) wachsen lassen, um auf Männerkrankheiten aufmerksam zu machen. Der FC Basel hat in diesem Jahr den Noctober erfunden: Den ganzen Oktober lang haben die Basler nicht ein Törchen geschossen. Das war dann der Hinweis an die Clubführung, den Trainer ein zweites Mal zu wechseln.

    Es wäre recht einfach, die Basler Probleme vor dem Tor den Stürmern anzuhängen. Thierno Barry ist mit 18 Schüssen noch kein Treffer gelungen. Djordje Jovanovic bringt nicht mal 22 Prozent seiner Abschlüsse aufs Tor – Rang 48 von jenen 48 Stürmern, die mindestens 500 Minuten gespielt haben.

    Aber es gibt auch Zahlen, die auf ein kollektives Problem hinweisen. Zum Beispiel, dass der FCB kaum einmal in den gegnerischen Strafraum kommt. Also dorthin, wo Stürmer gemeinhin ihre wichtigste Arbeit verrichten. Nur Yverdon kommt weniger in den Sechzehner des Gegners. Der Abstand zur Spitze ist eindrücklich: Der FC St. Gallen hat pro Spiel im Schnitt fast 12 Ballberührungen mehr im gegnerischen Strafraum als der FCB.


    Trainerwechsel: Sinn und Unsinn

    Drei Clubs haben bislang ihren Trainer ausgetauscht. Zufälligerweise (oder auch nicht) sind sie am Tabellenende zu finden. Der Blick in die Statistik entlarvt Sinn und Unsinn, wenn es ums Handeln der Chefs geht.

    Nehmen wir Yverdon: Marco Schällibaum musste nach zwölf Spielen und trotz 16 Punkten gehen. Die Ausbeute von Nachfolger Alessandro Mangiarratti ist mit fünf Punkten aus sechs Spielen höchst überschaubar. Anders formuliert: Schällibaum kam auf einen Punkteschnitt von 1,33, Mangiarratti bringt es noch auf 0,83.

    Oder Stade Lausanne-Ouchy. Anthony Braizat, Aufstiegstrainer wie Schällibaum, gewann in 13 Runden zehn Punkte, Schnitt 0,77. Das ist nicht viel, aber verglichen mit der Bilanz von Ricardo Dionisio schon fast überragend. Der weitherum unbekannte Portugiese hat nach fünf Einsätzen einen Schnitt von 0,2.

    In Basel folgte Heiko Vogel auf Timo Schultz, und der Punkteschnitt sackte von 0,71 auf genau 0,0 ab. Nach vier Spielen war darum Schluss für Vogel. Wenigstens hat sich statistisch die Massnahme gelohnt, ihn durch Fabio Celestini zu ersetzen. Celestini kommt in sieben Spielen auf 13 Punkte, ergibt 1,86 Punkte pro Spiel.

    NieUsenandGah

  • «Geniesst euren Klub – er gehört euch»: Unionistas de Salamanca wird von den Fans geführt, nun kommt der FC Barcelona

    Der Klub wurde vor elf Jahren durch vereinslos gewordene Fans gegründet. Der Stadtrivale Salamanca UDS und sein Investor sind abgehängt.
    Florian Haupt, Barcelona18.01.2024, 05.30 Uhr 4 min

    Am Tag nach dem Anpfiff bejubeln die Spieler von Unionistas de Salamanca den Sieg gegen Villarreal.

    Basisdemokratie kann ihre Tücken haben. Da trifft der spanische Drittligist Unionistas de Salamanca am Donnerstag im Cup-Achtelfinal auf den Rekordtitelträger FC Barcelona und wollte den grössten Anlass der elfjährigen Klubgeschichte durch ein Sondertrikot mit dem Wappen seines Vorgängervereins UD Salamanca ehren. Das Hemd war fertig bedruckt, die Nachricht über die sozialen Netzwerke verbreitet.


    Doch dann erinnerte man sich an ein Abstimmungsergebnis vom September 2017, wonach Vereinssymbole der alten UD nicht auf der Vorderseite der Trikots auftauchen dürfen. Und so musste das Leibchen eingestampft werden. Denn nichts, nicht einmal die Hommage an den geliebten früheren Verein, ist bei Unionistas heiliger als die Abstimmungen.

    Zitat

    📝 COMUNICADO OFICIAL | Tras examinar el acta de la asamblea de 30 de septiembre de 2017, hemos comprobado que el diseño de la camiseta conmemorativa que en un principio se iba a utilizar en el partido contra el FC Barcelona no se ajusta al resultado de la votación que los socios… pic.twitter.com/cJdQyhKRBu

    — Unionistas de Salamanca CF (@UnionistasCF) January 16, 2024

    Die Führungskräfte haften mit ihrem Privatvermögen

    Der Klub aus Spaniens ältester Universitätsstadt ist zu hundert Prozent ein Fanprojekt – und erst noch das derzeit erfolgreichste seiner Art in Europa. Lanciert wurde es im Sommer 2013 von vereinslos gewordenen Anhängern der UD. Der einstige Erstligist brach unter seiner Schuldenlast zusammen und wurde zwangsaufgelöst. Ob der traumatischen Erfahrung verfügte Unionistas, dass die Führungskräfte ehrenamtlich arbeiten müssen und für jeden Cent Verbindlichkeiten mit ihrem Privatvermögen haften.

    Eine Person, eine Stimme: Nach diesem Prinzip wird über sämtliche Themen entschieden, vom Trikotdesign bis zu den Eintrittspreisen. Zu den Teilhabern zählt mit der Mitgliedsnummer 685 auch Spaniens Weltmeistertrainer Vicente del Bosque, er stammt aus Salamanca. Mittlerweile ist der Klub bei 4500 «socios» angelangt.

    In das von Unionistas genutzte Stadion Reina Sofía kommen Freiwillige schon mehrere Stunden vor dem Anpfiff, um es spielgerecht herzurichten. Knapp 5000 Menschen passen hinein, gegen Barça wird die Kapazität mit Zusatztribünen auf 6000 erweitert. Zuvor spielte Unionistas in Salamancas kleiner Leichtathletikarena. Dort erzielte Javier Sotomayor 1993 den bis heute gültigen Hochsprungweltrekord von 2,45 Metern. Für den Fussball war das Stadion eher ungeeignet.

    Das alte Stadion der UD kam als Spielort nicht infrage, es wurde aus der Konkursmasse von einem mexikanischen Investor erworben, der den Nachfolgeklub Salamanca UDS nach bekannter Manier in die Elite zurückführen wollte. Unionistas ging es demgegenüber weniger um Erfolg als um Heimat und Familiengefühl, um bewusst gelebte Nostalgie.

    Manchmal grenzt sie schon fast an Nekrophilie. In der 23. Minute jedes Heimspiels (die UD wurde 1923 gegründet) stehen die Fans auf, halten ihre Schals hoch und singen feierlich die Hymne des untergegangenen Vereins.

    Die Fans singen in der 23. Minute die Hymne der untergegangenen UD Salamanca.

    Dass es auch sportlich so gut laufen würde, konnte keiner erwarten. Nach dem Einstieg in der untersten Spielklasse gelangen in den ersten vier Jahren drei Aufstiege. Das Budget liegt bei 1,8 Millionen Euro, für Spielergehälter stehen rund 500 000 Euro zur Verfügung. «Es ist der kleinste Etat der Liga, eigentlich müssten wir damit eine Klasse weiter unten spielen», sagt der Mitgründer und frühere Präsident Miguel Ángel Sandoval.

    Aber Begeisterung und Solidarität scheinen sich von den Fans auf ein Team zu übertragen, das in den letzten beiden Saisons nur knapp das Aufstiegs-Play-off für die zweite Liga verpasste. Der Lokalrivale UDS, mit dem eine bittere Fehde um die historische Deutungshoheit herrscht, spielt trotz dem Investorengeld nur in der fünften Liga.

    Ein Triumph des «Fútbol popular» also, wie fanbasierte, unkommerzielle Projekte in Spanien genannt werden. Dabei schien Unionistas vor knapp zwei Jahren am Ende. Der Verband verlangte ultimativ die Verlegung von Naturrasen, doch die Stadt, der das Stadion gehört, wollte nichts davon wissen. Zu 93 Prozent beschlossen die Mitglieder, den Umbau selber zu stemmen. Sie hatten eine Woche, um gut 300 000 Euro aufzutreiben. Durch Spenden und vorgezogene Beitragszahlungen kam das Geld in vier Tagen zusammen, und Spanien staunte erneut über diesen Klub.

    Zuerst der kuriose Sieg gegen Villarreal, dann der FC Barcelona

    Besonders im Cup erregte Unionistas Aufsehen. Vor vier Jahren tat sich Real Madrid beim 3:1-Sieg schwer, diese Saison wurden der Zweitligist Sporting Gijón und jüngst der Spitzenklub Villarreal eliminiert – vor zwei Jahren stand Villarreal im Halbfinal der Champions League. Die Umstände des Coups waren kurios. Weil das Flutlicht ausfiel, konnte der an einem Sonntag begonnene Match erst am Montag beendet werden. Unionistas setzte sich nach einem 1:1 mit 7:6 im Elfmeterschiessen durch. Danach verfolgten die Spieler im Presseraum die Übertragung der Auslosung. Als ihnen der FC Barcelona zugelost wurde, brachen alle Dämme.

    Anpfiff am Sonntag, Jubel am Montag: der Zweitages-Coup gegen Villarreal.

    FC Barcelona! Die Spieler freuen sich über das Traumlos.

    Die Euphorie ist riesig, vor dem Vereinsbüro in der Altstadt standen die Menschen die ganze Nacht für die letzten Tickets an. Die Videos von einem legendären 4:3 der UD gegen Barça im Jahr 1998 werden entstaubt, die Formschwäche des Favoriten nährt Gedanken an die nächste Sensation.

    Am vergangenen Sonntag unterlag Barcelona im Final des spanischen Supercups Real Madrid 1:4. «Wir glauben», verkündete ein Vereins-Tweet schon eine Stunde nach dem Abpfiff. Und die Fans liess der neue Präsident Roberto Pescador wissen: «Unionistas, geniesst diese Tage. Geniesst euren Klub – er gehört euch.»


    Weitere Klubs, bei denen die Fans das Sagen haben:

    • AFC Wimbledon. Im Süden Londons residiert der Pionier aller fangeführten Klubs. 2002 wurde er als Reaktion auf den Umzug des FC Wimbledon in die Trabantenstadt Milton Keynes gegründet. Fünf Aufstiege später debütierte der AFC 2011 im Profifussball, zurzeit spielt er in der vierten Liga. Der Verein lässt Minderheitsinvestoren zu, muss aber zu mindestens 75 Prozent der Fanstiftung Dons Trust gehören.
    • Von Exeter bis St. Mirren. Verschiedentlich haben in Grossbritannien solche Supporters-Trusts auch die Mehrheit bestehender Traditionsklubs übernommen – meist in finanziellen Krisenzeiten. Mit einer Fanmehrheit von 57,9 Prozent spielt Exeter City in England drittklassig, der St. Mirren FC (51 Prozent) gehört in Schottland der ersten Liga an.
    • «Fútbol popular». In Spanien gibt es rund zwanzig Volksfussballklubs. Oft wurden sie wie Unionistas in Salamanca als Reaktion auf die Insolvenz eines Traditionsvereins gegründet, etwa der Drittligist SD Logroñés oder der Fünftligist Xerez Deportivo FC. fhp.

    Russki standart!!

  • macht durchaus sinn! ich halte wicky für einen äusserst durchschnittlichen trainer. trotz meister und cl quali mit yb. mit basel und chicago ist er doch ziemlich abgelost. er dürfte momentan mehr vom überragenden yb kader als von seinem trainerkönnen profitieren.

    ob sich fischer bereits wieder die ch liga antun oder noch einen buli verein trainieren will, weiss ich nicht. yb ist auf jeden fall der einzige ch verein, welcher ihm +/- 2 millionen sfr. bieten kann. etwa diese summe ist sein momentaner marktwert.

    Das Wicky-Vertragsrätsel könnte viel banaler sein, als man denkt: Wartet YB auf Urs Fischer?

    https://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/das-wicky-vertragsraetsel-koennte-viel-banaler-sein-als-man-denkt-wartet-yb-auf-urs-fischer-id19373051.html?utm_source=whatsapp&utm_medium=social&utm_campaign=share-button&utm_term=blick_app_ios

    NieUsenandGah

  • Mal was anderes, vielleicht von Interesse...

    Wenn der Minister mit dem Umschlag vorbeischaut: Beim Afrikacup geht es um weit mehr als Fussball
    Beim Turnier in Côte d’Ivoire zeigt sich Afrika von seiner besten Seite. Manchmal auch von seiner klischierten. Ein Besuch im Stadion.

    Samuel Misteli, Abidjan 01.02.2024, 05.30 Uhr 7 min

    Nigerianische Fans feuern ihr Team am Afrikacup an. Am Freitag spielt das Land im Viertelfinal gegen Angola.

    Unten auf dem Rasen rennt sich einer der teuersten Fussballer der Welt die Seele aus dem Leib. Oben auf der Tribüne, Sektor B12, trötet der Nigeria-Fan-Block, was das Zeug hält. Unten: Victor Osimhen, Stürmer von Napoli, Star von Nigeria, Transferwert über 100 Millionen Euro. Oben: die Fans Nigerias, grün-weiss gekleidet, mit Trompeten und Trommeln, die nur in der Halbzeitpause verstummen. Es ist heiss, im Fan-Block tanzen viele trotzdem während neunzig Minuten durch, man teilt sich das Wasser.


    Es ist Afrikacup, Afrikas Kontinentalmeisterschaft. Bis zum 11. Februar messen sich Afrikas Nationalmannschaften in Côte d’Ivoire, um die beste unter ihnen zu küren. Am Freitag beginnen die Viertelfinals. Die meisten Favoriten sind ausgeschieden, Nigeria ist noch dabei. Dank diesem Sieg gegen Kamerun im Achtelfinal. Nigeria - Kamerun ist ein Klassiker des afrikanischen Fussballs, «Super-Adler» gegen «unzähmbare Löwen», an diesem Abend: 2:0. Auch dank Victor Osimhen, der zwar kein Tor schiesst, aber rennt und dribbelt, immer wieder zu Fall gebracht wird und für ständige Unruhe in Kameruns Defensive sorgt.

    Victor Osimhen ist der unbestrittene Star von Nigerias Nationalmannschaft.

    Nach Spielende tanzt Osimhen vor der Kurve, die während Minuten seinen Namen skandiert, wie sie das schon während des Spiels getan hat. Der Stürmer, vor kurzem zu Afrikas Fussballer des Jahres gewählt, sei ein Mann auf einer Mission, schreibt eine Journalistin auf dem Nachrichtendienst X. Sie lautet: Afrika-Meister.

    Der Südafrikaner schunkelt bei den Nigerianern mit

    Der Afrikacup ist besonders. Das liegt nicht nur am Sport. Das Turnier bringt einen Kontinent zusammen, der in mehr als fünfzig Länder zersplittert ist, von denen viele kaum etwas gemeinsam haben. Doch alle zwei Jahre kleben in Townships in Südafrika, in hochpreisigen Bars in Nairobi und vor Garküchen in Abidjan Menschentrauben vor Bildschirmen und jubeln und leiden mit der eigenen Nationalmannschaft – oder auch mit der eines anderen Landes.

    Man sieht es auf der Tribüne bei Nigeria - Kamerun. 22 000 Zuschauer sind ins Félix-Houphouët-Boigny-Stadion gekommen, benannt nach einem Präsidenten, der zu lange im Amt blieb wie viele afrikanische Präsidenten. Im Nigeria-Block schunkelt zwischen den grün-weiss gewandeten Trompetern ein Fan mit, der sich einen Anzug aus der südafrikanischen Flagge hat schneidern lassen. Ein paar Meter weiter sitzt eine junge Frau in einem Trikot von Côte d’Ivoire, in ihrem Haar steckt eine kleine nigerianische Flagge. Manche Fans, die Osimhens Namen am lautesten schreien, haben die ivoirische Flagge umgebunden.

    Das Félix-Houphouët-Boigny-Stadion in der Stadt Abidjan ist einer der Schauplätze des Afrikacups.

    Der Topskorer aus der dritten spanischen Liga

    Der Afrikacup ist auch deshalb besonders, weil Stars wie Victor Osimhen gegen Nobodys antreten. Und die Nobodys die Stars häufig ausstechen. Der gegenwärtige Topskorer zum Beispiel heisst Emilio Nsue, er ist 34, spielt in der dritthöchsten spanischen Liga und am Afrikacup für Äquatorialguinea. Nsue (Marktwert drei Nullen weniger als Osimhen) hat fünf Tore geschossen, das sind vier mehr als Osimhen.

    Das Turnier ist auch sonst voller irrwitziger Überraschungen und Wendungen. Schon in den Gruppenspielen schieden Schwergewichte wie Ghana, Algerien und Tunesien aus. In den Achtelfinals erwischte es die Turnierfavoriten Senegal, Ägypten und Marokko – das sich an der letzten Weltmeisterschaft in Katar als erste afrikanische Mannschaft für die Halbfinals qualifiziert hatte.

    Äquatorialguineas Emilio Nsue (rechts, hier gegen Guineas Amadou Diawara) ist momentan der Topskorer des Turniers.

    Dafür wuchsen vermeintliche Zwerge über sich hinaus: Allen voran die Kapverden, ein kleiner Inselstaat vor der westafrikanischen Küste. Sie gewannen ihre Gruppe souverän, räumten im Achtelfinal Mauretanien zur Seite, eine andere Überraschungsmannschaft. Im Viertelfinal treffen sie auf das alles andere als unbezwingbare Südafrika.

    Dabei hatten sich Experten vor Turnierbeginn besorgt gezeigt, dass die Aufstockung von 16 auf 24 Teams der sportlichen Qualität schaden könnte. Davon spricht niemand mehr. Stattdessen sprechen viele vom besten Afrikacup aller Zeiten.

    Die verrückte Geschichte des Gastgeberlands

    Eine der verrücktesten Geschichten schreibt bis anhin das Gastgeberland. Côte d’Ivoire war praktisch ausgeschieden, nachdem sich die Mannschaft mit 0:4 gegen Äquatorialguinea blamiert hatte. Sie tat das vor den Augen des Premier- und des Aussenministers. Diese hatten den amerikanischen Aussenminister Antony Blinken mitgebracht, der zu Besuch weilte. Das vergrösserte die Schmach noch.

    US-Aussenminister Antony Blinken schaut gemeinsam mit dem Premierminister von Côte d’Ivoire, Robert Beugre Mambé, sowie Patrice Motsepe, Präsident der CAF, das Spiel zwischen Äquatorialguinea und Côte d’Ivoire.

    Die Stimmung in den darauffolgenden Tagen war seltsam in Abidjan, der ivoirischen Küstenmetropole und einer der modernsten Städte auf dem Kontinent. Abidjan hatte sich für die Spiele herausgeputzt. Die Stadt war orange geschmückt, der Stürmerstar Sébastien Haller lachte von allen Plakaten, doch sonst lachte niemand mehr, wenn das Gespräch auf die Nationalmannschaft kam. Taxifahrer und Barbesucher raunten Verschwörungstheorien; der nationale Fussballverband sei schuld, die Politik auch, die dafür gesorgt habe, dass nicht die besten Spieler aufgeboten worden seien, sondern die politisch genehmen. Zeitungen formulierten Durchhalteparolen: «Nach dem Schmerz – weshalb wir weiter glauben müssen.»

    Und dann tatsächlich die Wiederauferstehung. Dank einem Sieg von Marokko gegen Sambia war Côte d’Ivoire plötzlich einer der besten Gruppendritten und damit doch noch Achtelfinalist. In Abidjan knallte Feuerwerk im Nachthimmel, Fans rannten mit Nationalflaggen durch die Strassen und feierten vor dem Hotel ihrer Nationalspieler, die nichts getan hatten, ausser wie der Rest der Nation vor dem Fernseher mitzuleiden. Noch im Morgengrauen gingen die Gebetsrufe der Muezzins im Lärm Vuvuzela-trötender Fans unter.

    Marokkos Michael Amir Junior Richardson (oben) und Changa Miguel Chaiwa von Sambia im Luftduell während der Gruppenphase.

    Wenige Tage später dann das nächste Delirium. Côte d’Ivoire warf im Penaltyschiessen den Favoriten und Titelverteidiger Senegal aus dem Turnier, der bis dahin den besten Fussball aller Teams gespielt hatte. Côte d’Ivoire siegte notabene ohne Trainer, denn den bisherigen hatte man nach der 0:4-Schmach entlassen. Das Team führt nun einer der Assistenten, der sich unsterblich machen könnte. Am Samstag geht es im Viertelfinal gegen Mali.

    Neue Stadien, Strassen, Brücken und Tunnel

    Der Afrikacup ist oft Afrika von seiner besten Seite, manchmal auch von seiner klischierten. Während der Gruppenspiele verunfallte ein Bus, der Journalisten transportierte. Mehrere von ihnen mussten verletzt ins Spital. Einer von ihnen erzählte ein paar Tage später in einer Hotelbar, gleich mehrere ivoirische Minister seien im Spital aufgetaucht. Offenbar seien diese um das Image des Gastgeberlandes mindestens so besorgt gewesen wie um die Gesundheit der verunfallten Journalisten. Ein Minister habe einem verletzten Kollegen einen Umschlag in die Hand gedrückt, mit der Bitte, doch zurückhaltend zu berichten. Darin: 100 000 CFA-Francs, umgerechnet 140 Franken.

    Die Sorge der Regierung ist verständlich, sie hat für den Afrikacup viel aufs Spiel gesetzt. Sie hat für über eine Milliarde Franken neue Stadien, Strassen, Brücken und Tunnel bauen lassen. Das Ziel: Côte d’Ivoire dem Kontinent und der Welt als afrikanisches Vorzeigeland zu präsentieren. Als wenige Monate vor Beginn des Turniers ein Testspiel im neuen Nationalstadion abgebrochen werden musste, weil der Rasen überflutete, kostete das den Sportminister seinen Job.

    Im Stadtviertel Treichville in Abidjan sind die Strassen mit den Flaggen der teilnehmenden Nationen geschmückt.

    Deshalb hat die Regierung wenig Verwendung für ausländische Journalisten, die Negatives schreiben, und eine Nationalmannschaft, die versagt. Man kann davon ausgehen, dass Präsident und Minister nach der unerwarteten Achtelfinalqualifikation so laut jubelten wie die Fans in den Strassen.

    Der Trainer aus der Kolonialmacht ist weg

    Auch sonst ist der Afrikacup nicht von Politik zu trennen. In Kamerun haben anglofone Separatisten die Fussballfans zu Feinden ihres Unabhängigkeitskampfs erklärt. Sie haben Fernseher und Radios gestohlen und mehrere Fans entführt und getötet. In Côte d’Ivoire war der entlassene Nationaltrainer ein Franzose; nach seiner Absetzung sagten manche: «Es konnte ja nicht gut kommen mit einem aus der ehemaligen Kolonialmacht. Höchste Zeit, dass wir uns von ihm befreit haben.» Im Viertelfinal trifft Côte d’Ivoire auf Mali, ein Nachbarland, das von Putschisten regiert wird, die gerade ihren Austritt aus der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) bekanntgegeben haben und so mit der ivoirischen Regierung brachen.

    Der Afrikacup ist auch Geopolitik. Der Matchbesuch des amerikanischen Aussenministers Blinken fand in einem Stadion statt, das mit chinesischem Geld gebaut worden war – wie viele Stadien auf dem Kontinent. Bei Blinkens diplomatischer Reise ging es denn auch darum, Boden wieder gutzumachen, den die USA in Afrika an China, Russland und andere Mächte verloren haben. Blinken sprach in Côte d’Ivoire über Fussball und über islamistischen Terrorismus, der sich in der Region ausbreitet.

    Beim Achtelfinal zwischen Nigeria und Kamerun tanzen die kamerunischen Fans und machen Musik.

    Es steht also viel auf dem Spiel an diesem Afrikacup. Doch der Stimmung tut dies keinen Abbruch seit der wundersamen Wiederauferstehung der Gastgeber. Nach dem Achtelfinal zwischen Nigeria und Kamerun weigern sich Fans auch eine halbe Stunde nach Spielschluss, das Stadion zu verlassen. Manche filmen sich selber mit dem Handy, andere, mit bemaltem Körper, brüllen den Namen von Victor Osimhen in die Mikrofone von Hobbyreportern, die auf Youtube streamen.

    Vor dem Stadion sinkt wenig später ein Fan in Nigeria-Trikot und -Mütze auf den Asphalt und jubelt sich die Lunge aus dem Leib: «Deux-zéro, deux-zéro», jauchzt er. Weshalb er es auf Französisch tut, eine Sprache, die im englischsprachigen Nigeria kaum jemand beherrscht, ist unklar. Aber es spielt keine Rolle am Afrikacup, einem verrückten Turnier, das einen zersplitterten Kontinent zusammenbringt.

    Afrikacup 2024: Weshalb das Fussballturnier besonders ist (nzz.ch)

    Russki standart!!

    • Offizieller Beitrag

    Geiler Bericht - danke für's posten my friend!

  • Der Gastgeber Côte d’Ivoire hat am Afrikacup eine spektakuläre Wende geschafft – mit einem in der Not engagierten Ersatztrainer

    Dass die Ivoirer in den Halbfinals stehen, kommt einem Fussballwunder gleich. Denn schon mehr als einmal in diesem Turnier schienen sie ausgeschieden. In der Hauptstadt Abidjan ist der Teufel los.

    Olaf Jansen, Abidjan 06.02.2024, 15.17 Uhr

    Oumar Diakité stürzte sein Land Côte d’Ivoire mit seinem Siegtor gegen Mali in einen Freudentaumel.

    Es war eine Explosion der Gefühle, das «Stadion des Friedens» in Bouaké bebte: Die Freude einer ganzen Nation brach sich Bahn, als der junge Fussballer Oumar Diakité am Samstagabend ins Tor traf. Er, der in der legendären Talentschmiede des ivoirischen Vorzeigeklubs Asec Mimosas ausgebildet worden war, erzielte das 2:1 für Côte d’Ivoire im Viertelfinalspiel des Afrikacups gegen Mali – in der letzten Sekunde der Verlängerung. Und das, nachdem die Ivoirer einen Grossteil der Spielzeit mit einem Mann weniger hatten absolvieren müssen.

    Der Sieg von Côte d’Ivoire gegen Mali.

    Dass das Team des Gastgebers nun in den Halbfinals steht, kommt einem Fussballwunder gleich. Denn schon mehr als einmal in diesem Turnier schien es ausgeschieden. In der Vorrunde hatten die Ivoirer gegen Nigeria verloren, ehe sie gegen den Aussenseiter Äquatorialguinea gleich mit 0:4 untergingen. Nur durch grosses Glück rutschten sie als einer der am wenigsten schlechten Gruppendritten in die K.-o.-Phase. In dieser bezwangen sie dann den Titelhalter, das hochfavorisierte Senegal. Auch in jener Partie war ihnen ein spätes Comeback gelungen – mit einem Last-Minute-Ausgleich und Dramatik im Elfmeterschiessen.

    Plötzlich sind wieder altgediente Kräfte gefragt, wie Franck Kessié oder Serge Aurier

    Pikanterweise stand da ein in der Not engagierter Trainer an der Seitenlinie. Denn im allgemeinen Stimmungschaos hatten die Ivoirer nach dem letzten Gruppenspiel ihren französischen Coach Jean-Louis Gasset entlassen, der ehemalige Nationalspieler Emerse Faé sprang ein. Wegen der Unerfahrenheit des Ersatztrainers war zunächst gefrotzelt worden. Emmanuel Eboué, ebenfalls früherer Internationaler, sagte über die derzeitige Mannschaft: «Diese Spieler sind so talentiert, die brauchen eigentlich nur jemanden, der sie bei guter Laune hält.»

    Aus dem ivoirischen Team gab es Zuspruch für den Trainerwechsel. Der Mittelfeldspieler Franck Kessié sagte: «Bei uns ist wieder gute Stimmung. Ich glaube, wir können noch Grosses erreichen.» Er, der in der letzten Saison für den FC Barcelona gespielt hatte, erhielt unter Faé seinen Stammplatz zurück, ebenso die altgedienten Kräfte Serge Aurier (Galatasaray Istanbul) und Max Gradel (Gaziantep FK), die unter Gasset Bankplätze zugewiesen bekamen.

    Bis zur wundersamen Wende waren sie beinahe verzweifelt in Côte d’Ivoire, schliesslich war das ganze Land bei Turnierbeginn am 13. Januar in Feierlaune gewesen. Am Flughafen wurden Fans mit Gesang und Tanzgruppen begrüsst. Kaum eine Strasse in der Sechs-Millionen-Hauptstadt Abidjan, die nicht mit den bunten Fahnen der teilnehmenden Länder geschmückt ist. Kein Café, kein Restaurant, das nicht mit riesigen Fernsehern auf Public-Viewing-Partys setzt. Dazu Hunderte von umtriebigen Händlern, die im ewigen Verkehrsstau der Stadt Trikots und Fähnchen an genervte Autofahrer verramschen.

    Sie alle freuten sich auf einen Event, der dem Land, das bis ins Jahr 2011 von einem quälend langen Bürgerkrieg in vielerlei Hinsicht lahmgelegt worden war, weiteren Schwung bringen sollte. Für rund 1,5 Milliarden Euro wurden Stadien gebaut und renoviert sowie Strassen und Spitäler modernisiert.

    Gilt in Abidjan immer noch als Idol: der frühere Fussballstar Didier Drogba, hier als Kunstwerk auf Gemäuer verewigt.

    Das Turnier lief denn auch zufriedenstellend an. Die Organisation klappte mehr oder weniger reibungslos, das fussballerische Niveau war von Anfang an hoch, die Zuschauer waren begeistert. Anfangs lief zwar der Ticketverkauf noch etwas schleppend, doch nachdem das Online-System um einen analogen Billettverkauf in Supermärkten, Postämtern und vor Banken ergänzt worden war, waren die Stadien so gut besucht wie wohl noch nie am Afrikacup. Wenn da nur nicht die sportlichen Auftritte des Gastgebers gewesen wären. Doch diese sind seit der spektakulären Wende passé.

    Die Favoritenrolle hat an diesem Afrikacup noch keiner Mannschaft gutgetan

    Im Halbfinal geht’s für die Ivoirer am Mittwoch im neuen Olympiastadion in Abidjans Vorort Ebimpe gegen die Demokratische Republik Kongo. Ein klarer Favorit ist nicht auszumachen. Die Kongolesen, die ohne internationale Stars daherkommen, hatte vor dem Turnier kaum jemand für die finale Phase auf der Rechnung gehabt.

    Am ehesten wird der Titel unterdessen den Nigerianern zugetraut, die im anderen Halbfinal auf Südafrika treffen. Die «Super Eagles» haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert. Ihr Prunkstück ist die Offensive mit Victor Osimhen von Napoli und Ademola Lookman von Atalanta Bergamo. Aber Achtung: Die Favoritenrolle hat an diesem Afrikacup noch keiner Mannschaft gutgetan.

    Afrika-Cup 2024: Gastgeber Côte d’Ivoire hat eine wundersame Wende erlebt (nzz.ch)

    Russki standart!!

  • NZZ

    Im Kampf gegen militante Fussball-Ultras herrscht kollektive Ratlosigkeit. Dabei gäbe es Instrumente. Fünf Ansätze gegen die Macht der Krawallmacher

    Gewalttätige Fussballfans müssen konsequent verfolgt und bestraft werden.

    Fabian Baumgartner

    09.02.2024, 05.30 Uhr 6 min

    In Zürich geben derzeit vor allem die gewaltbereiten Ultras des FCZ den Ton an.

    Imago

    Es werden gerade viele Zeichen gesetzt rund um Gewalt im Fussball. Zuerst sind es die Stadtzürcher Behörden. Sie entscheiden Ende Januar, die Südkurve, den Fansektor des FC Zürich, beim Heimspiel gegen Lausanne zu schliessen. Die grüne Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart betont, wie wichtig ein solches Zeichen sei.

    Auslöser für die Massnahme sind Ausschreitungen nach dem Spiel gegen den FC Basel. Am 24. Januar greifen rund hundert FCZ-Ultras die Einsatzkräfte der Polizei mit brennenden Fackeln, Rauchpetarden, Feuerwerk, Steinen und Flaschen an.

    Nach der Politik setzen die Fans ein Zeichen. Sie treffen sich unweit des Stadions Letzigrund, um dort vergünstigte Tickets für die Sektoren ausserhalb der Südkurve zu kaufen. Schliesslich kapern die Fans den Gästesektor. Die Botschaft: «Uns wird man so schnell nicht los.»

    Der Fall illustriert die kollektive Ratlosigkeit im Kampf gegen Fangewalt im Fussball – und lässt den begrenzten Nutzen von gesperrten Fansektoren offensichtlich werden.

    Seit Jahren schon ringen die Behörden um eine Antwort auf die Gewalteskalation im Umfeld der grossen Fussballklubs. Das Bild ist immer das gleiche: Auf Gewalt folgt Empörung, Verurteilung und Bestrafung. Bis zur nächsten Gewalttat. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Politik, Polizei und einigen hundert Krawallbrüdern.

    Einen Durchbruch hat es bisher nie gegeben. Die Massnahmen illustrieren vielmehr die zunehmende Hilflosigkeit, mit der die Politik den gewaltsamen Auswüchsen begegnet.

    Bezeichnend dafür ist folgendes Beispiel: Zürich schränkt seit rund zwei Jahren den öffentlichen Verkehr rund um Fussballspiele ein. Wer einen Match im Letzigrund besucht oder auch nur in der näheren Umgebung wohnt, muss deshalb bei vielen Spielen zu Fuss nach Hause. Die zunächst nur vorübergehend eingeführte Massnahme gilt noch immer. Der zuständige Stadtrat Michael Baumer bezeichnete die Einschränkungen zwar als ein Ärgernis. Denn bestraft werden dadurch nicht nur die Krawallsucher, sondern auch Anwohner und harmlose Matchbesucher. Doch eine Lösung ist nicht in Sicht.

    Die Kantone und Städte haben eine härtere Gangart angekündigt. Sie setzen auf das sogenannte Kaskadenmodell. Die Massnahmen orientieren sich dabei an der Schwere und Häufigkeit der Regelverstösse: je gravierender ein Ereignis, desto folgenschwerer die Sanktionen. Sektorenschliessungen gehören zu den Konsequenzen, die bei Gewalt gegen Personen oder beim Einsatz von Waffen und Pyrotechnik angeordnet werden können. Als Ultima Ratio vorgesehen sind: Geisterspiele und Punktabzüge.

    Die Basler Regierungsrätin Stephanie Eymann bezeichnete das Modell im Interview mit der NZZ als Zeichen an die gemässigten Fans. An die Fans, die aus Freude ins Stadion gingen und sich nicht wohlfühlten, solange Gewaltausbrüche toleriert würden. Sie sagte: «Gewalt wird nicht toleriert. Das ist die rote Linie.» Dialog sei nach Exzessen allein nicht mehr zielführend.

    Eymann hat zwar recht mit ihrer Aussage, dass Gewalt nicht toleriert werden dürfe. Mit Kollektivstrafen wird man der Macht der Ultras aber kaum Herr werden.

    Die Massnahmen treffen nämlich nicht nur die Gewalttäter, sondern vor allem Unbeteiligte – friedliche Fussballfans wie normale Nutzer des öffentlichen Verkehrs.

    Dabei ist es durchaus verständlich, dass der Frust bei Behörden, Justiz und Politik tief sitzt. Auch wenn es zwischendurch wieder ruhiger ist, passiert nach wie vor zu oft etwas. Wenn nicht im oder vor dem Stadion, dann irgendwo in der Stadt. An einem Bahnhof, auf der Zugfahrt zum Match, vor dem Fanlokal, in der Bar oder im Tram.

    Wie Ende Januar in Zürich. Dort hielt eine grössere Gruppe GC-Anhänger die Polizei am Abend vor dem Derby gegen den FCZ auf Trab, weil sie mit Stangen, Schlagstöcken, Pfeffersprays und Messern bewaffnet durchs Niederdorf zog. Die Polizei kontrollierte die Ultras schliesslich, als sie im Tram unterwegs waren.

    Einige Stunden später wurde die gleiche Gruppe in Schwamendingen von mehreren Dutzend Anhängern des FCZ angegriffen. Die FCZ-Leute schlugen die Scheiben eines Trams ein, in dem sich die Kontrahenten befanden. Bilanz des Derbys vor dem Derby: fünf Personen im Spital sowie ein Tramtriebwagen, bei dem praktisch sämtliche Scheiben zerstört wurden.

    Eine von der Polizei und der Swiss Football League veröffentlichte Analyse bilanzierte 2022, dass Fanausschreitungen in der Schweiz ein «grundsätzlich persistentes und immer wieder aufkommendes Problem» seien. Das zeigen auch Zahlen aus Zürich, wo sich die fanatischen Anhänger von GC und FCZ immer wieder blutige Auseinandersetzungen liefern.

    Die Statistik der Stadtpolizei Zürich belegt: In den vergangenen fünf Jahren schwankte die Zahl der registrierten Straftaten beträchtlich. Auf Phasen mit Gewaltexzessen folgten ruhigere Perioden. Wurden im Jahr 2019 insgesamt 109 Vorfälle registriert, waren es 2021 bloss 31. Allerdings gab es dort aufgrund der Pandemie viele Einschränkungen, die das Bild verfälschen. In den letzten beiden Jahren verzeichnete die Stadtpolizei 56 beziehungsweise 53 Vorfälle, bei denen es zu Gewalttaten oder Sachbeschädigungen kam.

    Es ist also nicht so, dass die bisher ergriffenen Massnahmen keine Wirkung hätten. Um die Gewalt einzudämmen, braucht es aber eine konsequente Bündelung von verschiedenen Instrumenten. Fünf Ansätze erweisen sich als vielversprechend:

    • Spezialisten bei den Strafverfolgern: Die Gewaltexzesse haben sich in den letzten Jahren zusehends weg von den Stadien verlagert. Beobachter wie der Sicherheitsexperte Maurice Illi sprechen zudem von einer Radikalisierung eines Teils der Ultras. Die vornehmlich jungen Männer sind gut organisiert, verschwiegen, verachten die Ordnungshüter und schrecken auch nicht vor brutalen Aktionen gegen Unbeteiligte zurück. Will man sie überführen, braucht es Spezialisten bei den Strafverfolgern, die sich mit der Szene auskennen – beispielsweise um frühzeitig Hinweise auf geplante Aktionen der Ultras zu erhalten. Meint es die Politik wirklich ernst, braucht es mehr Mittel für die konsequente Verfolgung der Täter.
    • Personalisierte Tickets: Das Kaskadenmodell sieht die Schliessung eines Fansektors oder gar Geisterspiele bei schwerwiegenden Ausschreitungen vor. Ob das Modell die gewünschte Wirkung entfaltet, ist allerdings fraglich. Das Problem: Es trifft nicht nur die Übeltäter, sondern auch alle anderen Fans. Im schlimmsten Fall führen die Kollektivstrafen dazu, dass sich die harmlosen Fans mit den gewaltbereiten Ultras solidarisieren und damit das Problem gar noch verschärfen. Sinn ergeben Sperrungen als letztes Mittel – wie etwa im Fall von Basel, als Vermummte Mitarbeitende der Sicherheitsfirma des Stadionbetreibers tätlich angriffen und teilweise schwer verletzten. Sinnvoller wären personalisierte Tickets. Damit liessen sich gezielt jene Personen vom Stadion fernhalten, die für Gewalttaten verantwortlich sind. Nicht verständlich ist, dass sich die Vereine gegen persönliche Eintrittskarten wehren, weil sie negative Auswirkungen auf die Ticketeinnahmen befürchten. An grossen Konzerten liessen sie sich auch umsetzen. Und in jedem Fall sind sie besser als Geisterspiele.
    • Meldeauflagen: Heute sprechen die Klubs für Täter Stadionverbote aus. Bei gravierenderen Vergehen verhängen die Behörden auch Rayonverbote. Solche Verbote zu kontrollieren, bindet aber viele personelle Ressourcen. Bei einer Meldeauflage muss ein Täter sich während des Spiels auf einer Polizeistelle melden. Tut er es nicht, wird er belangt. Damit lassen sich fehlbare Ultras effektiv von den Stadien fernhalten und bestrafen.
    • Distanzierung von Gewalt: Oft ist von den Klubs zu hören, sie hätten mit Ausschreitungen nichts zu tun, weil die Gewalt fernab des Stadions stattfinde. Das ist zwar nicht falsch, aber die Klubs müssen trotzdem stärker signalisieren, dass sie die Gewalt ausserhalb der Stadien nicht akzeptieren. Wenn etwa der FCZ-Präsident Ancillo Canepa in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen behauptet, ein Stand des Stadtrivalen GC am Züri-Fäscht sei eine «Provokation», dann hat er etwas Zentrales nicht begriffen. Ultras des FCZ hatten den Stand im Sommer 2023 angegriffen und verwüstet. Mit einer solchen Aussage legitimiert Canepa die Gewalt, selbst wenn er sie nicht gutheisst. Es braucht eine entschiedenere Distanzierung von Gewalt durch Funktionäre und Sportler.
    • Dialog und Prävention: Ohne eine starke Fanarbeit und den Dialog mit den Fankurven wird es nicht gehen. Intensiviert werden sollte vor allem der Austausch mit jenen Kreisen, die sich grundsätzlich friedlich verhalten. Neben präventiven Angeboten wie Schulbesuchen von Klubs gibt es auch weitere interessante Ansätze. In Österreich und Skandinavien etwa gibt es Versuche mit Pyros. Es gibt Sektoren, wo Feuerwerk legal und sicher gezündet werden darf.

    Die Erfahrungen aus den letzten Jahren zeigen: Einfache Lösungen gibt es nicht, einen Fussball ganz ohne Gewalt wird es wohl auch künftig nicht geben. Es wäre eine Illusion, dass Ausschreitungen ganz zum Verschwinden gebracht werden könnten. Doch es gibt Instrumente, um das Problem anzugehen. Je konsequenter Straftäter verfolgt werden und Prävention bei den vielen anderen angewendet wird, desto besser.

    • Offizieller Beitrag

    Aargauer Zeitung:

    FANGEWALT

    «Wir sind in einer Dynamik, die mir etwas Angst macht»: Das sagt ein Kenner der Fankurven zur Lage in den Schweizer Stadien

    Die Behörden greifen im Kampf gegen Fangewalt durch, sperren Sektoren - Fanarbeiter Lukas Meier sagt, warum das für ihn der falsche Weg ist.


    Dominic Wirth, Bern14 Kommentare10.02.2024, 05.00 Uhr

    Exklusiv für Abonnenten

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    Er kennt die Schweizer Kurven wie kaum ein anderer: Der Berner Lukas Meier ist ein Urgestein der hiesigen Fanarbeit. Er hat die Fanarbeit in der Hauptstadt aufgebaut und leitet sie seit 2007; von 2012 bis zur vorläufigen Einstellung des Betriebs im Jahr 2021 war der 48-Jährige auch bei Fanarbeit Schweiz, dem nationalen Dachverband, tätig. Ein Gespräch über die aktuelle Situation in und um die Schweizer Stadien und das Vorgehen der Politik.


    Sie sind seit vielen Jahren am Puls der Schweizer Fussballfans. Wie ist die Stimmungslage in den Kurven gerade?

    Lukas Meier: Die Situation ist schlecht, die Stimmung auch. Die Fans sind angespannt, frustriert, empört. Es ist ein einziger Scherbenhaufen. So krass und willkürlich haben die Behörden noch nie gehandelt. Jahrelange Aufbauarbeit wird gerade zerstört. Das alles führt zu einer negativen Dynamik - und dazu, dass die Schweizer Kurven näher zusammenrücken.

    Eigentlich wollen die Behörden mit den Sektorensperrungen das Gegenteil erreichen. Die Logik lautet: Wir greifen durch. Und das führt zu einer Selbstregulierung in den Fankurven.

    Für mich zeigt dieses Vorgehen vor allem eines: Die Ohnmacht der Behörden. Statt Einzeltäter zu verfolgen, verhängt man Kollektivstrafen. Das ist doch Sippenhaft. Ich finde das alles rechtsstaatlich sehr bedenklich - das gilt übrigens auch für den Aufruf zum Denunziantentum, der bei den Kollektivstrafen mitschwingt. Die Absender sind ausgerechnet die Justiz- und Polizeidirektoren. Und noch etwas...

    ...ja?

    Es ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass solche Kollektivstrafen die Situation sogar noch verschlechtern. Wir drehen uns bei diesem Thema einfach im Kreis. Es kommt zu einem Zwischenfall. Politiker geraten unter Druck, suchen Lösungen. Landen bei Kollektivstrafen, bei personalisierten Tickets, den gleichen Rezepten wie ihre Vorgänger vor zehn Jahren.

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    Stephanie Eymann, die Basler Sicherheitsdirektorin, hat kürzlich der NZZ gesagt, dass Sie das gerade von vielen Leuten höre: Endlich macht mal jemand etwas.

    Ich sage nicht, dass es nichts zu tun gibt,. Aber was die Politik macht, ist oft für die Galerie. Es geht um Profilierung. Am Ende führt das nicht zu einer Lösung. Sondern zu einer Eskalation. Ein schönes Beispiel ist Karin Keller-Sutter, die frühere Sicherheitsdirektorin in St. Gallen. Die hat es zur Bundesrätin gebracht, auch, weil sie mit ihrer harten Hand gegen so genannte Hooligans bekannt wurde. Damals galt in St. Gallen eine klassische Null-Toleranz-Politik. Und dort gab es auch immer die schlimmsten Ausschreitungen.

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    Die Politiker handeln, weil die Leute nicht verstehen, warum Fussballfans auf Polizisten losgehen, sich mit Pyros bewerfen, Busse zerstören. Sie fragen sich: Was hat das mit Fussball zu tun?

    Bleiben wir bei den Fakten. Die offiziellen Zahlen zeigen, dass die Fangewalt zuletzt abgenommen hat. Ausgerechnet jetzt greifen die Behörden so hart durch, wie sie das noch nie getan haben. Und suggerieren damit, dass es schlimmer geworden ist.


    Warum kommt es überhaupt zu Gewalt? Warum attackieren hundert FCZ-Fans im Januar Polizisten, warum zerstören YB-Fans im Oktober in Zürich einen Bus, bedrohen den Fahrer?

    Ich rede jetzt mal über YB, weil ich damals in Zürich dabei war. Vorweg: YB bestreitet pro Saison 65 Spiele. Drei, vier Mal kommt es zu Konflikten. Dass wir die restlichen 60 ohne Zwischenfall über die Bühne bringen, interessiert niemanden. Wir sprechen, und das gilt nicht nur für YB, von situativer Gewalt, nicht von regelmässiger. Und da muss man genau hinschauen, was passiert ist.

    Was ist denn im Oktober in Zürich passiert?

    Die Fans wollten vom Bahnhof Altstetten zum Stadion laufen. Die Polizei hat kurzfristig mitgeteilt, dass das nicht möglich sei. Unsere Kurve hat entschieden, dass sie doch laufen will. Und wurde dann mit Gummischrot und Pfefferspray eingedeckt. Es war chaotisch, auch Familien mit Kindern waren betroffen. In dieser aufgeheizten Stimmung kam es dann zum Zwischenfall mit dem Bus.


    Das entschuldigt die Attacke auf den Bus und dessen Fahrer nicht.

    Nein, ich will das auch nicht kleinreden. Solche Vorfälle sind absolut abzulehnen. Das hilft der ganzen Fan-Szene nicht. Da bräuchte es mehr Selbstreflexion, das ist völlig klar. Aber man kann aus dem Fall auch etwas lernen. Nämlich, wie wichtig eine verlässliche Kommunikation ist. Der verweigerte Fanmarsch hat die Situation volatil gemacht.

    In der aktuellen Debatte hört man viele Begriffe, mal ist von Fans die Rede, mal von Hooligans, mal von Ultras. Können Sie das für uns sortieren?

    Die Hooligan-Kultur stammt aus England, diese Leute suchen Gewalt, man trifft sich mit Gleichgesinnten, auch mal ausserhalb des Stadions. Fast jede Kurve in der Schweiz hat welche, aber ihre Zahl ist vernachlässigbar. Die Ultra-Kultur dagegen ist viel stärker vertreten. Sie ist südländisch geprägt. Hier geht es um maximalen Support des Klubs, um einen Wettstreit mit anderen Fankurven. Das ist meist ein positiver, kreativer Wettstreit, mit Gesängen, mit Choreographien.

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    Nehmen Sie uns mit in eine solche Ultra-Kurve. Wer geht da hin?

    Da gibt es alles. Vom Studenten bis zum Büetzer, vom Arbeitslosen bis zum Kaderangestellten. Die Kurven sind breit und vielfältig, was früher anders war. Die Leute sind jung, 15 bis 25 Jahre alt. Das ist derzeit die attraktivste Jugendkultur, man gehört zu etwas, man engagiert sich wahnsinnig, lebt sich aus. Das sind die positiven Aspekte.


    Und die negativen?

    Die Kurven sind sehr hierarchisch geprägt, sehr männlich. Es geht darum, Stärke zu zeigen, Macht. Und ja: Sie testen Grenzen aus, überschreiten sie zuweilen auch. Aber noch einmal: Das ist eine Jugendkultur, die tausende anzieht. Dafür läuft es insgesamt sehr gesittet.

    Es gibt durchaus auch Jugendkulturen, die ganz ohne Gewalt auskommen.

    Welche denn mit vergleichbaren Rahmenbedingungen? Ich erachte solche Vergleiche als wenig gewinnbringend. Gleich unsinnig sind jeweils die Vergleiche mit «Fans» an Schwingfesten oder an Tennisturnieren. Wir müssen konstruktive und zielführende Antworten auf den Umgang mit dieser Fussball-Fankultur finden.

    Zuletzt führten die organisierten Fans die Behörden an der Nase herum. Sie stellten sich in andere Sektoren, um zu zeigen, dass Sperren nichts nützen. Sie kündigten an, nach Bern zu kommen - und taten es dann doch nicht. Um was geht es da?

    Fankurven sind Orte, wo man sich austoben kann, in eine andere Welt abtauchen. Ein autonomer Raum, wenn man so will. Der wird verteidigt, das gehört zum Selbstverständnis.


    Die Klubs sagen gerne, sie seien die grössten Jugendhäuser der Schweiz. Und dass im Umfeld der Spiele gesellschaftliche Probleme zum Ausdruck kommen, die sie nicht lösen können.

    Ja, klar. Man muss darum auch anerkennen, was Fankurven leisten. Sie bieten ein Umfeld, in dem sich Jugendliche kreativ ausleben können, Verantwortung übernehmen, auch: Konflikte austragen und lösen, meistens gewaltfrei. Aber das fällt gerade alles unter den Tisch. Alles schreit nach Repression. Dabei braucht es mehr Prävention.

    Liga und Klubs betonen, sie machten in diesem Bereich sehr viel.

    Das stimmt einfach nicht. Es wird viel zu wenig gemacht. Die Liga hatte etwa jahrelang keine Präventionsbeauftragten mehr. Die Ressourcen in der hiesigen Fanarbeit reichen nirgends hin. Es gibt nur sechs Fanarbeitsstellen und keinen Dachverband mehr. Dabei müsste es ein Kernthema für alle sein. Die Behörden würden besser in die Prävention investieren, statt an der Eskalationsschraube zu drehen.

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    Der neue behördliche Königsweg heisst Kaskadenmodell, es soll den Umgang mit Ausschreitungen künftig vereinheitlichen. Taugt es als Allheilmittel?

    Natürlich nicht. Früher hiess es: Wenn wir das Hooligan-Konkordat haben, kommt alles gut. Dann brauchte es die Verschärfung des Hooligan-Konkordats. Jetzt soll es das Kaskadenmodell richten. Da sind sogar Forfait-Niederlagen vorgesehen. Das zeigt, wie sehr die Behörden gerade überschiessen.


    Der FC Zürich geht juristisch gegen seine Sektorensperrung vor, will prüfen, ob es dafür rechtliche Grundlagen gibt. Da geht es auch um das Kaskadenmodell.

    Die Klärung der rechtlichen Grundlagen ist zwingend. Man kann doch nicht von den Fans verlangen, dass sie sich korrekt verhalten, aber dann selbst Sanktionen verhängen, die rechtlich vielleicht gar nicht wasserdicht sind. Ich möchte noch etwas zu den Kollektivstrafen sagen, die das Kaskadenmodell auch vorsieht. Damals in Zürich haben vielleicht drei, vier YB-Fans den Bus zerstört. 700 waren vor Ort. Am Ende wird die Ostkurve gesperrt, in der 3000 Leute stehen. 2300 von ihnen waren gar nicht in Zürich, 2996 nicht beteiligt. Das ist doch eine völlig masslose Strafe.

    Letztlich ist es doch so: Politiker müssen Lösungen präsentieren, dafür werden sie gewählt. Was würden Sie denn als Politiker machen?

    Die entscheidende Frage ist, was man genau erreichen will. Will man null Gewaltvorfälle? Das scheint mir angesichts der Grösse dieser Jugendkultur, den Emotionen, die im Spiel sind, nicht sehr realistisch. Aber man kann sie auf ein absolutes Minimum reduzieren, mit konstruktivem Dialog, mit Prävention. Man kann die Ultra-Fankultur natürlich auch aus den Stadien vertreiben, mit hohen Eintrittspreisen, wie das in England passiert ist.


    Am letzten Wochenende haben sich die Kurven spielerisch gewehrt gegen die Behörden. Geht das so weiter?

    Das Thema wird nicht verschwinden. Und die Gefahr einer Radikalisierung steigt, wenn der Druck steigt. Die moderaten Kräfte in den Kurven haben es gerade schwer. Auf Druck folgt Gegendruck. Wir sind in einer Dynamik, die mir etwas Angst macht.

    14 Kommentare

    Ruedy Barfuss-Keller

    vor etwa 18 Stunden

    Absolut weltfremde Vorschläge: „…Aber man kann sie auf ein absolutes Minimum reduzieren, mit konstruktivem Dialog, mit Prävention…“ Dafür hatte man jahrelang Zeit. Ist das die Bankrott-Erklärung dieses Fan-Beauftragten über den Erfolg seines Wirkens? Bis jetzt hat das alles rein gar nichts gebracht. Es ist für Familien mit Kindern gefährlich, an ein Fussballspiel zu gehen. Jetzt reicht es einfach! Wieso soll der Steuerzahler für solche Chaoten aufkommen? Wieso sollen die Fussballvereine, die für Spielergehälter Geld in Hülle und Fülle haben, nicht an den Kosten für die Sicherheit in und ausserhalb der Stadien beteiligt werden (z.B. könnte ein Teil aller TV-Einnahmen in einen Fond geleitet werden, um Schäden und Sicherheitsleute / Polizei zu bezahlen. Wenn es immer mehr Schäden etc. gibt, dann gehen eben immer mehr dieser TV Gelder in diesen Fond. Nur dann reagieren auch die Vereine)

    25 Empfehlungen

    Ruedy Barfuss-Keller

    vor etwa 19 Stunden

    Sorry, hier kommt die persönliche Meinung eines „Fan-Beauftragten“ zur Sprache. Ich würde, um ausgewogen zu sein, auch mal die Meinung eines Sicherheitsdirektors von Bern hören wollen. Für mich ist überhaupt nicht nachvollziehbar, warum der Steuerzahler für die Schäden, die die sog. Fan und Chaoten anrichten aufkommen sollen. Es reicht. Schon die einfachsten Regelungen, wie z.B. personalisierte Tickets werden von den Verantwortlichen einfach abgelehnt (allen voran Herr Canepa). Den Vereinen geht es einzig um das Geld rsp. Einnahmen. Kosten, wie z.B. Polizei, Sicherheit, angerichtete Schäden in der SBB, Belästigung und Gefährdung für Böller, etc. wird einfach ausgeblendet. Lange genug hatte man Zeit, dagegen vorzugehen, Fan-Beauftragte konnten in Ruhe arbeiten. Jetzt ist einfach genug. Ich zähle auf die Politik, dass sie endlich dafür sorgt, dass Fussballstadien und Fussballfans sich nicht im rechtsfreien Raum bewegen dürfen und die Gesetze endlich durchgezogen werden.

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