- Offizieller Beitrag
Die Legende der Woche: Mit Shabani Nonda erlebte der FCZ ein Wunder
Wenn es jemanden gibt, der weiss, was Shabani Nonda macht, dann ist das Raimondo Ponte. Und wirklich, gerade letzte Woche habe er mit Nonda telefoniert, sagt Ponte. Der frühere Stürmer des FCZ pendle zwischen Rennes und der Demokratischen Republik Kongo, er führe dort eine Fussballakademie, fördere die Jungen. «Es geht ihm gut», sagt Ponte. Sie haben abgemacht, dass Nonda, inzwischen 43, ihn bald besucht.
Der Trainer war es, der Nonda als 18-Jährigen in die Schweiz zum FCZ holte. Ein Spielervermittler hatte ihn auf den Jungen aufmerksam gemacht, dessen Familie eigentlich aus der Demokratischen Republik Kongo kam, der aber in Burundi aufgewachsen und schliesslich bei einem Klub in Südafrika gelandet war. Ponte brauchte Bilder eines einzigen Trainings, um zu sehen, wie unglaublich talentiert der Stürmer war. Er erzählte dem FCZ-Präsidenten von Nonda. «Nehmen wir ihn», habe Sven Hotz gesagt.
Seine Ankunft im Januar 1996 bezeichnete Nonda später als traumatisch – die Kälte, der Schnee, im ersten Testspiel musste er in der Pause ausgewechselt werden, sogar seine Augen seien eingefroren, sagte er dem Trainer. Dass er nicht rasch wieder nach Hause reiste, lag vor allem an Ponte. Der Coach lud ihn zu sich nach Hause ein, acht Monate lang lebte Nonda im aargauischen Oberrohrdorf bei der Familie, er lernte die Pasta von Frau Ponte lieben und die Pedanterie um Pünktlichkeit der Schweizer kennen.
So schwer der Anfang für den Stürmer gewesen sein mag – für den FCZ und seine Anhänger war Nonda ein Wunder. Man war in diesen Jahren im Letzigrund auf Leiden abonniert, auf fussballerische Schmalkost. Und dann kam plötzlich dieser kräftige junge Mann mit dem Zug aufs Tor, dem unfassbaren Instinkt und den Zauberfüssen! Schnell war klar, dass er viel zu gut für den FCZ war, aber er blieb drei Saisons und wurde 1998 erster Torschützenkönig der Zürcher seit Peter Risi 1979. Ob in der heutigen Zeit ein solcher Coup noch möglich wäre? Wahrscheinlich wäre Nonda viel früher von einem grossen Verein entdeckt worden, sagt Ponte.
Nonda hinterliess nicht nur Wehmut, als er 1998 nach Rennes wechselte, sondern dem Präsidenten auch ein gut gefülltes Portemonnaie. Rund neun Millionen Franken Ablöse sollen die Franzosen bezahlt haben. Als Nonda zwei Jahre später für rund 20 Millionen nach Monaco wechselte – damals eine Rekordsumme in der Ligue 1 –, profitierte der FCZ nochmals. In Monaco verletzte sich Nonda schwer am Knie; obwohl es ein Knick in seiner Karriere war, spielte er noch für die AS Roma, die Blackburn Rovers und Galatasaray. In der Türkei beendete er 2010 die Karriere.
In die Schweiz gekommen war Shabani Nonda übrigens fast gratis. Der FCZ habe in der Zeit des Transfers gerade den Ausrüster gewechselt und die ausrangierten Sachen an Nondas alten Verein in Südafrika geschickt, erzählt Ponte. «Nonda war ein Glücksfall», sagt er. Und was für einer. (NZZ)