• Keine Angst Larry, viel gelacht wird derzeit in Bern nicht... :kotz:

    Gehe mal nicht davon aus, dass man für die aktuelle Saison keinen Meister küren wird. Notfalls ist es dann halt der Qualisieger.

    Falls es aber betreffend Play-off's bzw. Play-out's zu Absagen kommen wird, so könnte man - je nach Sachlage - höchstens den vom "Glück im Unglück" bringen, wobei dies dann eher "weniger Unglück im Unglück" heissen würde. Denn in den Play-out's hätte man ja ohnehin nicht so viele Zuschauer gehabt.

    Kritischer ist die Frage,

    a) wieviel die Klubs an Konventionalstrafe blechen müssen an mySports oder SRF, wenn das Verbot für Veranstaltungen von mehr als 1'000 Zuschauern bestehen bleibt, und die Klubs aber keine Geisterspiele absolvieren wollen.

    b) wievel es die Klubs kostet, wenn man - um a) zu vermeiden - die Geisterspiele nur für das Fernsehen durchzieht.

    Gehe aber davon aus, dass man im Sommer diverse Vertragswerke um Klauseln ergänzen wird für solche Fälle.

  • ...habe ich erst jetzt gesehen; immerhin hat er den Humor nicht verloren.

    Im Sport geht's auf und ab, und ich gehe davon aus, dass - selbst wenn man beim SCB auf und neben dem Eis etwas weniger schwach gefuhrwerkt hätte - die letzten ziemlich erfolgreichen 10 Jahre ohnehin an ein Ende gekommen wären. Vielleicht hätte es nicht gerade das Verpassen der Play-off's sein müssen, aber den Zenit hatte man bereits vor dem letzten Titel überschritten.

    Aber Play-off's ohne Titelchancen sind ohnehin überschätzt.... :mrgreen: auch wenn sie (...unter normalen Bedingungen ohne Virus...) mehr Geld in die Kasse spülen als der Play-out Murks.

    Der Einschätzung von Tikkanen von wegen dem Titel und Hipsterville schliesse ich mich an. Der EVZ hat zwar nochmals massiv aufgerüstet, aber die Play-off Härte fehlt auch dieses Jahr. Da wird der Strebel nochmals in die Tasche greifen müssen. Natürlich nur für den Nachwuchs...

    • Offizieller Beitrag

    INTERVIEW

    Der Trainer Rikard Grönborg «Die ZSC Lions sind eine der grössten Herausforderungen in Europa»

    Rikard Grönborg hat aus den ZSC Lions wieder eine Spitzenmannschaft gemacht. Der Schwede sagt, wie er als Trainer funktioniert – und dass er sehr glücklich wäre für seinen Topskorer Pius Suter, sollte diesem der Sprung in die NHL gelingen.

    Ulrich Pickel, Nicola Berger (NZZ)

    Die Play-offs sind wegen des Coronavirus verschoben worden, niemand kann mit Sicherheit sagen, wann sie anfangen werden. Haben Sie schon einmal eine solche Situation erlebt?

    Nein. Aber wenn man eine Nationalmannschaft aufbietet, dauert es manchmal auch zwei Wochen bis zum ersten Spiel. Wir wissen heute nur, dass am 17. März die erste Play-off-Partie stattfinden kann. Dafür haben wir einen Plan aufgestellt. Diese Woche hat den Charakter eines Trainingslagers. Wir werden die Spieler ziemlich hart drannehmen. Wir arbeiteten darauf hin, die beste Form zu erreichen, wenn die Play-offs beginnen. Das gelang uns, wir gewannen sechs der letzten sieben Spiele.

    Jetzt hat sich die Situation ein wenig verändert, aber das ist bei allen anderen Teams auch so. Wie lange kann man die Spieler nur mit Training forcieren? Geht das auch drei Wochen oder noch länger?

    Die Spieler haben Drive, ich spüre da viel Energie. Viele haben noch den letzten Frühling in Erinnerung, jetzt sind sie richtig motiviert und freuen sich auf die Play-offs. Und sie haben in den letzten Monaten die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, wenn man hart arbeitet und bereit ist, mehr zu tun als die anderen.

    Mit Krisenmanagement hat die derzeitige Situation für Sie also nichts zu tun?

    Nein, es ist einfach eine Planänderung. Diese Woche trainieren wir intensiv. Dann haben wir ein paar Tage frei. Das gehört auch dazu. Es ist wie bei einem Pfeilbogen. Man kann ihn nicht die ganze Zeit gespannt halten, sonst reisst er. Nächste Woche wird wieder anders sein, es wird eher um Spielsituationen gehen inklusive Testspiele.

    Sie waren Nationaltrainer, da gibt es viel weniger Spiele. Nun haben Sie erstmals eine Qualifikation mit 50 Runden zu Ende gebracht. Wie entfacht man da jedes Mal das Feuer?

    Es geht für mich nicht um die Ansprache in der Kabine vor dem Spiel, die bei den Spielern das Feuer entfacht. Das ist ein Mythos. Ich war auch als Nationaltrainer nicht so. Manchmal muss man die Spieler aufrütteln, ja. Aber das Wichtigste ist, dass sie begreifen: Hey, wir sind das Team, wir haben es in der Hand. Für die Spieler ist es Motivation genug, wenn sie sehen, dass sich ihr Einsatz auszahlt. In jeder Garderobe heisst es: Wir arbeiten am härtesten in der Liga. Aber man muss dabei auch smart sein. Und das bedeutet, dass man manchmal einen Tag freimacht oder dass man nicht immer alles gleich macht wie die anderen. Mit solchen Dingen und Prozessen kann ich den Spielern helfen. Die Umstellung von einem National- zu einem Klubteam war gar nicht so gross.

    Was ist Ihnen in der Schweizer Liga bisher speziell aufgefallen?

    Viele Mannschaften werden ganz unterschiedlich gecoacht und spielen verschiedene Systeme. In der NHL oder in Schweden ist das alles viel einheitlicher. Wie es hier läuft, ist für einen Coach herausfordernd. Man muss ein System finden, das einerseits für das eigene Team funktioniert, andererseits aber auch gegen völlig verschieden spielende Gegner wie etwa die SCL Tigers oder Davos. Das macht Spass.

    Wenn Sie den Spielern etwas beibringen wollen, spielen Videoanalysen eine grosse Rolle.

    Während eines Spiels formt sich ein bestimmtes Bild im Kopf. Schaut man sich die Partie nachher nochmals an, merkt man oft: Das war ganz anders, als ich zuerst dachte. Wir zeigen den Spielern viele Videos, damit sie sehen, was wirklich geschah – und ob ihre individuellen Eindrücke mit der Realität übereinstimmen. Dasselbe gilt auch für mich. Wenn ich ein Video sehe, merke ich oft, dass ich mit meinen Eindrücken während des Spiels teilweise völlig danebenlag.

    Wie kann so etwas geschehen?

    Man wird stark vom Resultat beeinflusst. Als Coach lebt man in jeder Szene mit, das ist ganz anders als bei einem Spieler, der sich nur auf seine Einsätze konzentriert. Als ich noch ein junger Coach war, war ich nach den Spielen jeweils völlig ausgepumpt, so stark lebte ich die Spiele mit. Heute, mit der Erfahrung, geht das besser. Nach einer Niederlage ist man einfach enttäuscht wegen des Resultats. Soll man dann noch in die Kabine gehen und die Spieler anschreien? Man nimmt sich besser eine Nacht Zeit und schaut alles in Ruhe nochmals an. Und am nächsten Morgen setzt man sich mit den Spielern zusammen und fragt, wie sie das Spiel sahen. Es ist ganz wichtig, dass sie so einbezogen werden. Auf dem Video können alle sehen, was die Wahrheit ist. Am Anfang war es für die Spieler teilweise schwierig, ihre Meinung zu sagen. Jetzt nicht mehr. Wenn wir nun Videos schauen, stellt sich auch immer öfter heraus, dass die Spieler mit ihren Eindrücken richtig lagen.

    Im Umgang mit der Generation Instagram ist der Gebrauch von Bildmaterial vermutlich wichtiger denn je.

    Ja, auch das ist ein Grund, warum wir mit Videos arbeiten. Aber das gesprochene Wort bleibt so wichtig wie eh und je.

    Wie erreichen Sie einen Spieler, der 30 Jahre jünger ist als Sie?

    Indem ich mich für ihn interessiere. Ich kann natürlich mit Geschichten von früher anfangen und ihm erzählen, dass früher alles besser war. Aber – abgesehen davon, dass früher nicht alles besser war – interessiert das jemanden? Ich versuche mir vorzustellen, was ihn beschäftigt, und stelle ihm Fragen. Man setzt sich zusammen und nimmt sich Zeit.

    Die Spieler wollen heute nicht nur, dass man ihnen sagt, was sie tun sollen. Sie wollen auch wissen, warum sie es tun sollen. Ist die junge Generation anspruchsvoller als früher?

    Vielleicht. Aber auch ich mit meinen 51 Jahren stelle den Spielern ständig Fragen. Als ich noch in den USA spielte, lief es nicht anders. Ich komme aus dem Universitäts-Eishockey. Wir waren Studenten und wollten immer alles wissen. Und in Schweden war es auch schon normal, dass man miteinander besprach, wie man spielen wollte.

    Ihr Stil wurde schon als schwedisch-amerikanische Mischung beschrieben.

    Ich bin auf jeden Fall ein Mix. Ich lebte 20 Jahre in den USA. Ich coachte nie einen schwedischen Klub. Ich brachte viele Ideen aus Amerika mit, die stiessen in Schweden nicht immer sofort auf Gegenliebe. Und ich kann sehr direkt und offen sein, das ist auch nordamerikanisch. Das wurde aber immer geschätzt. Man muss sich bei mir nie fragen, woran man ist. Ich verstecke meine Emotionen nicht und habe auch keine Mühe, Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig mag ich aber den schwedischen Weg, einander zuzuhören, sich Fragen zu stellen, neugierig zu sein. Ich halte es für eine Stärke und nicht für eine Schwäche, Fragen zu stellen. Warum sollten nicht auch die Spieler gute Ideen haben? Im schwedischen Nationalteam arbeitete ich mit einigen der besten Spieler der Welt zusammen. Ich konnte extrem viel lernen. Und ich lerne auch heute noch jeden Tag dazu.

    Bevor Sie bei den ZSC Lions unterschrieben, dürften Sie nicht nur gute Geschichten gehört haben über diese Mannschaft, die im letzten Jahr die Play-offs verpasste. Warum kamen Sie dennoch nach Zürich?

    Die grundsätzliche Frage war, ob ich mit meinem Konzept aus dem schwedischen Verband auch an einem anderen Ort erfolgreich sein kann. Ich kannte einige Zürcher Spieler von den Begegnungen mit den Nationalteams. Ich wusste ein paar Dinge über den Klub. Die grösste Herausforderung waren die hohen Erwartungen, nachdem vier Trainer in etwas mehr als einem Jahr hier gewesen waren. Genau diese Herausforderung suchte ich. Die ZSC Lions sind eine der grössten Herausforderungen in Europa. Nicht nur ich glaube das. Ich hatte mich umgehört, bevor ich unterschrieb. Da gibt es noch Sankt Petersburg oder ZSKA Moskau. Vielleicht drei, vier Orte in Europa, wo man solche Ansprüche hat. Ich glaube, wenn ich hier erfolgreich sein kann, kann ich es überall. Und in Zürich zu leben und in der Schweizer Liga zu coachen, kommt noch wie ein Bonus dazu.

    Wie wichtig war Ihnen das Geld?

    Ich habe Verantwortung für eine Familie, da spielt Geld natürlich eine Rolle. Aber glauben Sie mir: Wenn es nur darum gegangen wäre, hätte ich in einer anderen Liga unterschrieben (in der KHL in Russland, Anmerkung der Red.). Das Geld war nie der Treiber, wenn ich irgendwohin ging. In meinem ersten Job als Coach verdiente ich 16 000 Dollar. Eigentlich wären es 18 000 gewesen, aber weil ich einen Assistenten wollte, wurden noch 2000 abgezogen, damit man ihn bezahlen konnte. Es reichte zum Leben. Zum Essen gab es halt einfach viermal pro Woche Cracker.

    16 Medaillen für Schwedens Verband
    pic. · In der Person des 51-jährigen Rikard Grönborg verschmelzen die Eishockey-Kulturen Nordamerikas und Schwedens. Geboren in der Nähe von Stockholm, wanderte er in die USA aus, wo er im College-Eishockey als Verteidiger spielte und studierte. Mit 26 Jahren startete er seine Trainerkarriere. Grönborg coachte amerikanische Universitäts- und Juniorenteams, ehe er in die Heimat zurückkehrte.

    Im schwedischen Verband arbeitete er von 2006 bis 2019 als Scout, Teammanager, Assistenz- und Headcoach bei den U-18- und U-20-Junioren sowie bei den Profis. Er gewann 16 Medaillen, darunter 2017 und 2018 WM-Gold als Headcoach des Nationalteams. Grönborg ist mit einer Amerikanerin verheiratet und zweifacher Vater.

    Was tun Sie, sollten Sie im Sommer von jemandem aus der NHL angerufen werden? Es ist bekannt, dass Sie gerne einmal dort arbeiten wollen.

    Ich habe einen Zweijahresvertrag, und mein Plan ist es, diesen hier zu erfüllen. Das ist alles, worauf ich mich konzentriere. Meine Erfahrung ist, dass man später umso mehr belohnt wird, je länger man etwas gut macht. Nach den Play-offs werde ich mich sofort mit unserer nächsten Saison beschäftigen. Wie soll das Line-up aussehen? Wie wollen wir im Sommer trainieren?

    Auch Bob Hartley hatte einen Zweijahresvertrag und ging trotzdem nach der ersten Saison nach Calgary.

    Ich weiss. Aber nochmals: Meine ganze Aufmerksamkeit gilt meiner Aufgabe hier. Ich rede mit keinem anderen Klub.

    Es kann aber sein, dass Spieler gehen, die Ausstiegsklauseln haben. Etwa Tim Berni, der junge Verteidiger, oder Pius Suter, der mit 30 Toren Liga-Topskorer wurde.

    Es war grossartig, wie er spielte. Sollte man ihn nächste Saison in der NHL sehen, würde ich meinen Hut ziehen und wäre sehr glücklich für ihn. Und Tim wurde schon gedraftet und könnte gehen. Das ist normal in diesem Geschäft. Ich mag es jedem Spieler gönnen, der den nächsten Karriereschritt machen kann. Hoffentlich können dann andere einspringen und den nächsten Schritt machen. Es gibt bei uns einige interessante junge Spieler.

    Nehmen wir an, die Play-offs könnten nicht stattfinden und man würde die ZSC Lions als Qualifikationssieger einfach zum Meister ernennen. Wären Sie dann glücklich?

    Ich bin glücklich, dass wir die Qualifikation gewonnen haben. Das war unser Ziel. Aber es ist gar keine Frage: Wir wollen die Play-offs unbedingt spielen.

    • Offizieller Beitrag

    Konkrete Anfrage aus der NHL – aber Trainer Rikard Grönborg bleibt in Zürich

    Die New Jersey Devils wollten Rikard Grönborg (50), aber die ZSC Lions haben abgelehnt. Der schwedische Trainer bleibt eine weitere Saison in Zürich. Aber damit zeichnet sich ab: Im Frühjahr 2021 muss Sportchef Sven Leuenberger wohl einen neuen Trainer suchen.

    https://www.watson.ch/sport/eismeist…eibt-in-zuerich

  • Konkrete Anfrage aus der NHL – aber Trainer Rikard Grönborg bleibt in Zürich

    Die New Jersey Devils wollten Rikard Grönborg (50), aber die ZSC Lions haben abgelehnt. Der schwedische Trainer bleibt eine weitere Saison in Zürich. Aber damit zeichnet sich ab: Im Frühjahr 2021 muss Sportchef Sven Leuenberger wohl einen neuen Trainer suchen.

    https://www.watson.ch/sport/eismeist…eibt-in-zuerich

    könnte mir den schon in der nhl vorstellen... wie er das mit dem zsc gemanaged hat, war schon bemerkenswert!

  • Konkrete Anfrage aus der NHL – aber Trainer Rikard Grönborg bleibt in Zürich

    Die New Jersey Devils wollten Rikard Grönborg (50), aber die ZSC Lions haben abgelehnt. Der schwedische Trainer bleibt eine weitere Saison in Zürich. Aber damit zeichnet sich ab: Im Frühjahr 2021 muss Sportchef Sven Leuenberger wohl einen neuen Trainer suchen.

    https://www.watson.ch/sport/eismeist…eibt-in-zuerich

    Dann ist ja wohl jetzt schon klar, wer Schweizermeister wird!

    • Offizieller Beitrag

    Aussagen von Rikard Grönborg lassen viel Raum für Spekulationen offen
    Nach Kontakt mit den Devils: Kann sich begehrter ZSC-Coach sogar eine Verlängerung vorstellen?

    https://sport.ch/zsc-lions/5558…rung-vorstellen

    Vorstellen kann er sich's sicher. Aber sein - berechtigter Wunsch - ist und bleibt die NHL. Völlig verständlich.

    • Offizieller Beitrag

    Zur Zukunft von Rikard Grönborg

    «Ich will nicht nur mein Salär abholen, und niemand ist happy»

    Der schwedische ZSC-Coach könnte bis zum 31. Dezember seine Ausstiegsklausel ziehen, sonst verlängert sich sein Vertrag bis 2023. Er sagt, was ihm durch den Kopf geht.

    Simon Graf
    Simon Graf (TA)

    Bleibt er? Bleibt er nicht? Rikard Grönborg muss sich bis zum 31. Dezember entscheiden.


    Bleibt er? Bleibt er nicht? Rikard Grönborg muss sich bis zum 31. Dezember entscheiden. Foto: Patrick Straub (freshfocus)

    Der gedrängte Spielplan lässt den ZSC Lions dieser Tage kaum Zeit, um durchzuatmen. Der 3:2-Overtimesieg in Ambri vom Samstag war das vierte Spiel innert sechs Tagen, nächste Woche folgen drei weitere Partien, alle in der Fremde: am Dienstag das Wiederholungsspiel in Rapperswil-Jona, am Donnerstag und Freitag gastieren die Zürcher in Genf und Lausanne. Ihre Tendenz war zuletzt wieder positiv, mit drei Siegen in Serie, davon zweimal in der Überzeit.


    Irgendwo in den Hinterköpfen schwebt aber eine wegweisende Entscheidung für den Club: Headcoach Rikard Grönborg könnte bis zum 31. Dezember seine NHL-Ausstiegsklausel ziehen, sonst würde sich sein Vertrag um eine weitere Saison bis 2023 verlängern. Dies vereinbarten Grönborg und Sportchef Sven Leuenberger im Sommer 2020 nach der ersten, überzeugenden Saison unter dem Schweden, die die Lions auf Rang 1 abschlossen, ehe das Playoff wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurde. Leuenberger baute diese Klausel ein, um nicht im Sommer plötzlich ohne Coach dazustehen.

    Es ist kein Geheimnis, dass die Begeisterung über Grönborg seitdem merklich abgenommen hat. Die vergangene Saison war eine verlorene, und nach Toptransfers (Malgin, Weber, Azevedo, Quenneville) als Titelfavorit in diesen Winter gestartet, sind die ZSC Lions bisher vieles schuldig geblieben. Dass Grönborg in den nächsten drei Wochen die Zusicherung eines NHL-Jobs für nächste Saison bekommt, ist unrealistisch. Aber darum geht es auch gar nicht. Er könnte seine Klausel auch ohne eine solche Vereinbarung ziehen – und seine Karriere nächste Saison ausserhalb der NHL fortsetzen.

    Die Frage ist also: Sieht er sich, obschon in den letzten eineinhalb Jahren vieles nicht wunschgemäss lief, auch mittelfristig in Zürich? Die Klausel ist einseitig, der Ball, pardon Puck, liegt also beim 53-Jährigen. Er habe sich noch nicht definitiv entschieden, sagt Grönborg. Er wolle zuerst mit den Clubverantwortlichen reden, wie sie seine Arbeit beurteilten. Also primär mit Sportchef Sven Leuenberger.


    «Ich will sichergehen, dass der Club das Gefühl hat, dass ich meinen Job mache», sagt Grönborg. «Dass das, was ich tue, das ist, was erwartet wird. Dass man bei den ZSC Lions mit der Entwicklung zufrieden ist. Ich will nicht nur einfach mein Salär abholen, und niemand ist happy mit mir. Ich will sichergehen, dass die ZSC Lions finden, dass ich ihr Mann bin. Ich würde mich gerne mit dem Management zusammensetzen und darüber diskutieren. Momentan ist aber der Spielplan zu gedrängt.»

    Diese Diskussion dürfte in der Woche ab dem 13. Dezember stattfinden, wenn die Liga wegen des Heimturniers des Nationalteams in Visp pausiert. Aber was sagt Leuenberger zu Grönborgs Vorstoss? Ist er zufrieden mit dem Coach? Der Sportchef scheint etwas überrascht über die Worte des Schweden: «Für mich ist nach wie vor klar, dass Grönborg das Sagen hat in dieser Sache. Er hat eine Ausstiegsklausel, nicht wir. Wenn er sich unsicher ist, ist es sicher das Beste, wenn wir darüber reden. Aber das mache ich sicher nicht via Medien.»

    Ein taktisches Manöver?

    Fragt sich, ob Grönborgs Worte ein taktisches Manöver sind, oder ob er tatsächlich seine Klausel ziehen würde, falls die ZSC Lions das wünschen würden. Grönborg hat seine Karriere akribisch aufgebaut, Zürich war vorgesehen als der Zwischenschritt auf seinem Weg in die NHL. Bei den ZSC Lions sollte der zweifache Weltmeistertrainer Schwedens beweisen, dass er auch auf höchster Clubebene reüssieren kann. Ob ihm das gelingt, ist noch nicht abschliessend zu beurteilen.

    Klar ist: Nicht erfüllt hat sich die Hoffnung, dass Grönborg ein Ausbildner ist, der die Jungen weiterbringt. Er coacht sehr erfolgsorientiert, setzt kompromisslos auf seine Topleute, lässt Junge kaum spielen. Das lässt sich mit der Philosophie der ZSC Lions nicht gut vereinbaren. Gleichzeitig wird in Zürich aber auch Erfolg erwartet.

    Vermisst der Schwede vom Club denn den nötigen Support? Er verneint: «Ich habe bisher nur Unterstützung gespürt. Ich bin sehr happy hier, meine Familie auch. Ich arbeite sehr hart, um täglich zum Erfolg dieser Organisation beizutragen. Ich liebe die ZSC Lions, die Fans, die Stadt. Gleichzeitig will ich sichergehen, dass ich immer noch willkommen bin.»

    Ein flammendes Statement für ihn dürfte Grönborg momentan kaum erhalten. Es würde aber überraschen, sollte er die Ausstiegsklausel ziehen. Damit würde er nicht nur seine Zukunft aufs Spiel setzen, sondern als «Auslaufsmodell» auch seine Autorität beim Team untergraben. Und so enttäuschend die Saison bisher war, die ZSC Lions können immer noch Meister werden.

    • Offizieller Beitrag

    Danke für's posten Larry.

    Dieser Satz bringt es auf den Punkt, es ist die Quadratur des Kreises:

    "Er coacht sehr erfolgsorientiert, setzt kompromisslos auf seine Topleute, lässt Junge kaum spielen. Das lässt sich mit der Philosophie der ZSC Lions nicht gut vereinbaren. Gleichzeitig wird in Zürich aber auch Erfolg erwartet."

    • Offizieller Beitrag


    INTERVIEW

    Der ZSC-Sportchef Sven Leuenberger sagt: «Schauspieler überleben im Eishockey-Business nicht lange»

    Die erste Hälfte der Qualifikation war für die ZSC Lions ernüchternd. Doch Leuenberger glaubt an die Lernfähigkeit von Team und Trainer.

    Daniel Germann (NZZ)


    Sven Leuenberger bleibt zuversichtlich, der Sportchef der ZSC Lions verlässt sich auf die zuletzt positive Formkurve der Zürcher.

    Sven Leuenberger bleibt zuversichtlich, der Sportchef der ZSC Lions verlässt sich auf die zuletzt positive Formkurve der Zürcher.

    Patrick B. Kraemer / Keystone

    Die ZSC Lions haben in der vergangenen Woche drei von vier Spielen gewonnen. Trotzdem dürfte Platz 6 bei Qualifikationshälfte kaum den Erwartungen entsprechen.

    Der Rang ist immer ein Spiegel der Leistungen. Grundsätzlich ist unser Ziel, die Regular Season unter den besten vier abzuschliessen. Erfahrungsgemäss müssen wir zwei Drittel der möglichen Punkte gewinnen, um das zu erreichen. Wir teilen die Saison in Abschnitte von jeweils zehn Spielen ein. Die ersten zehn Partien waren gut, die zweiten zehn nicht. Wir fielen dort in ein Loch. Zuletzt aber zeigte unsere Formkurve wieder aufwärts.

    Trotzdem können Sie mit der bisherigen Saison kaum zufrieden sein.

    Wir hatten eine Phase, in der wir nicht gut auftraten. Wenn ich die sogenannten Advanced Stats anschaue, die ein Spiegel der Spielweise sind, haben wir zu wenig aus unseren Möglichkeiten herausgeholt. In der Kategorie der zu erwartenden und erhaltenen Tore sind wir die Nummer 2 in der Liga. Trotzdem haben gleich fünf Teams, die vor uns liegen, öfter getroffen als wir. Mit anderen Worten: Wir machen zu wenig aus unseren Chancen. Und doch haben wir eine Basis, auf der wir aufbauen können.

    Was macht Sie da so zuversichtlich?

    Wir verhielten uns in den letzten Partien auf dem Eis wieder besser. Wir haben Führungen verteidigt und Rückstände aufgeholt. Besonders gefallen hat mir, wie wir am vergangenen Dienstag im Heimspiel gegen Fribourg-Gottéron auch im Rückstand die Ruhe bewahrt haben. Das war nicht immer so. Es gab Partien, in denen einzelne Spieler die Wende im Alleingang erzwingen wollten. Das geht selten gut. Die kommende Woche mit den Auswärtsspielen in Rapperswil-Jona, Genf und Lausanne wird zeigen, wie viel wir aus diesen Fehlern gelernt haben.

    Sie haben mit den Transfers von Denis Malgin und Yannick Weber noch einmal in die Mannschaft investiert. Sie spielen als eines von wenigen Teams mit fünf Ausländern. Man erwartet von den ZSC Lions, dass sie mit diesem Kader die Liga dominieren.

    Diese Erwartung ist überzogen. Vergessen Sie nicht: Im vergangenen Frühjahr sind zwei andere Teams im Play-off-Final gestanden. Die Liga ist enorm ausgeglichen. Für mich war immer klar, dass wir nicht einfach so zum Titel durchlaufen werden. Auch die Teams, die vor uns liegen, hatten schwächere Phasen. Doch unter dem Strich waren sie bisher konstanter als wir.

    Zuletzt wurde auch Kritik am Trainer Rikard Grönborg laut. Sind auch Sie von seiner Arbeit enttäuscht?

    Enttäuscht ist das falsche Wort. Wir nehmen uns am Ende der Saison jeweils zwei Tage Zeit, um uns und unseren Kurs zu hinterfragen. Wir haben in der letzten Saison zu viele Punkte gegen Teams wie die SCL Tigers oder Ambri-Piotta abgegeben. Das haben wir korrigiert. Wenn wir den Topteams in einer Hinsicht hinterherhinken, dann ist es im sogenannten Transition Game, dem Umschalten von der Defensive in die Offensive. Die besten Teams in dieser Hinsicht wie Davos, Fribourg oder Rapperswil-Jona schiessen aus solchen Situationen pro Match statistisch 1,3 Tore. Wir kommen auf gut eines. Daran müssen wir arbeiten.

    Grönborg arbeitet zum ersten Mal als Klubtrainer auf höchster Ebene. Hat er den Schritt vom National- zum Klubtrainer noch nicht geschafft?

    Ich sehe weniger ein Problem im Wechsel von einer Nationalmannschaft zu einem Klubteam als in der neuen Kultur. Vielleicht hat er sich noch nicht ganz an die Mentalität hier gewöhnt. Die Schweizer Eishockeyspieler funktionieren anders als jene in Nordamerika oder Skandinavien. Jeder Trainer braucht Zeit, sich darauf einzustellen. Mal zu ruhig, mal zu emotional: Rikard Grönborg gibt an der Bande der ZSC Lions zu reden.

    Mal zu ruhig, mal zu emotional: Rikard Grönborg gibt an der Bande der ZSC Lions zu reden.

    Peter Klaunzer / Keystone

    In welcher Hinsicht funktionieren die Schweizer anders?

    Die Kanadier oder Schweden suchen in einem System die Details selber und lösen sie auch. Wir Schweizer wachsen in einer Umgebung auf, in der wir mit Informationen gefüttert werden, die wir dann umsetzen. Wir wollen viel stärker geführt werden. Das fängt bereits in der Schule an und zieht sich durch das ganze Leben. Schweizer Spieler wollen, dass man mit ihnen spricht und die Ideen erklärt. Grönborg setzt stark auf die Eigenverantwortung.

    Der ehemalige Topspieler Martin Plüss bemängelte im Schweizer Fernsehen, Grönborg hadere nach strittigen Szenen zu lange, statt so schnell wie möglich wieder den Kontakt zur Mannschaft zu suchen und ihr zu signalisieren: «Ich habe alles im Griff, wir werden dieses Spiel gewinnen.»

    Mag sein. Ich erwarte auch in dieser Hinsicht etwas mehr Eigenverantwortung. Wenn es einem Spieler nicht läuft, dann höre ich immer wieder: «Ich brauche mehr Eiszeit, ich muss regelmässiger spielen.» Bringt in Nordamerika oder Skandinavien einer seine Leistung nicht, dann wird er aussortiert und durch einen anderen ersetzt. Doch wir haben zu wenig Tiefe, zu wenig gute Spieler, als dass wir uns ebenso verhalten könnten. Unsere Spieler sind es nicht gewohnt, mit diesem Druck umzugehen. Sie erwarten, dass man ihnen Hindernisse aus dem Weg räumt. Ich nehme mich da gar nicht aus. Ich war als Spieler genauso.

    Trotzdem: Grönborgs Verhalten an der Bande war jüngst alles andere als vorbildlich. Er ist wiederholt mit Ausbrüchen aufgefallen.

    Ihm wurde auch schon vorgeworfen, er sei zu ruhig. Nun, da er sich äussert und wehrt, ist es auch wieder nicht gut. Aus meiner Erfahrung ist vor allem wichtig, dass ein Trainer an der Bande sich selber bleibt. Schauspieler überleben im Eishockey-Business nicht lange.

    Das heisst, Sie sind nach wie vor überzeugt, dass Rikard Grönborg der richtige Trainer für die ZSC Lions ist?

    Zu hundert Prozent. Es gibt genügend Hinweise darauf. Wie gesagt: Der Saisonstart war gut. Wir haben danach vorübergehend unsere Struktur verlassen und wurden dafür bestraft. Der eine oder andere Spieler mag mit seiner eigenen Ausbeute nicht zufrieden gewesen sein, hat deshalb die Linie möglicherweise verlassen und vermehrt den eigenen Erfolg gesucht. Grönborg hat korrigierend eingegriffen, und ich sehe erste Erfolge daraus.

    Die Trainerdiskussionen wiederholen sich in Zürich. Grönborg ist der fünfte Trainer nach Hans Wallson, Hans Kossmann, Serge Aubin und Arno Del Curto, den Sie seit 2017 bei den Lions erleben. Gibt es den richtigen Trainer für dieses Team überhaupt?

    Im Sport ist es relativ einfach: Der richtige Trainer ist jener, der am häufigsten gewinnt. Die, die am meisten geklatscht haben, als wir den Vertrag mit Rikard Grönborg vorzeitig verlängert haben, sind heute jene, die ihn am lautesten kritisieren.

    Das ist Zürich.

    Mag sein. Wir sind in der Unterhaltungsbranche. Die Stadt Zürich hat ein riesiges Angebot. Deshalb ist es für uns vielleicht noch etwas schwieriger, die Leute auf Dauer zufriedenzustellen und bei der Stange zu halten. Es reicht nicht zu gewinnen; wir müssen spektakulär gewinnen. Doch der Mechanismus ist anderswo ähnlich. Kari Jalonen eilte in Bern von Erfolg zu Erfolg. Doch das genügte nicht. Irgendwann tauchte die Meinung auf, seine Art, spielen zu lassen, sei langweilig. Das war der Anfang von seinem Ende beim SCB.

    Bob Hartley und Marc Crawford waren starke Persönlichkeiten, die das Team eng führten. Mit ihnen hatten die ZSC Lions dauerhaft Erfolg. Brauchen sie einen Peitschenknaller an der Bande?

    Bob Hartley stand vor Weihnachten kurz vor der Entlassung, ehe sein Team in Genf einen Match spät noch wendete. Im Frühling wurden die Lions dann Meister. Ich habe in meiner Karriere zuerst als Spieler, dann als Sportchef viele Trainer erlebt. Die erfolgreichsten von ihnen waren immer jene, die von ihrer Linie überzeugt waren und an dieser festhielten. Marc Crawford behauptete 2016 selbst nach der 0:4-Niederlage im Viertelfinal gegen den SCB noch, seine Strategie sei die richtige gewesen.

    Grönborgs Vertrag läuft bis ins Frühjahr 2023. Trotzdem liebäugelt er immer wieder mit einem Wechsel in die NHL.

    Er hat eine Ausstiegsklausel, von der er bis zum 31. Dezember Gebrauch machen muss. Andernfalls werden wir ihn nicht ziehen lassen. Das weiss er, und unter anderen Vorzeichen hätten wir seinen Vertrag auch nicht verlängert. Bis jetzt habe ich keine Signale dafür, dass er sich verändern will.

    Sie haben in Ihrem ersten Job als Sportchef in den späten 2000er Jahren beim SCB eine ähnliche Serie der Erfolglosigkeit erlebt wie nun in Zürich. Gibt es Parallelen?

    Vielleicht die, dass es Zeit braucht, eine Erfolgskultur aufzubauen. Wir hatten auch damals in Bern nicht von Anfang an nur Siegertypen im Team. Gewinnen lernen ist ein Prozess. Man kann den beschleunigen, in dem man Spieler mit der richtigen DNA ins Team holt. Ich schaue bei meinen Transfers immer auch darauf, was für eine Mentalität ein Spieler mitbringt. Je talentierter er ist, desto schwieriger wird es in der Regel für einen Trainer, ihn von seinen Ideen zu überzeugen. Deshalb sind Niederlagen manchmal fast wertvoller als Siege – allerdings nur dann, wenn man die richtigen Schlüsse aus ihnen zieht.

    Im kommenden Herbst ziehen die ZSC Lions in das neue Stadion in Altstetten um. Wie sehr erhöht das den Druck, bereits jetzt erfolgreich zu sein?

    Der Umzug ist ein Riesenschritt, der uns auf und neben dem Eis neue Möglichkeiten eröffnet. Die Vorfreude ist gross und mag uns von Zeit zu Zeit ablenken. Von zusätzlichem Druck aber würde ich nicht sprechen.

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