- Offizieller Beitrag
Alles anzeigenDas meint ein anderer Berner, Daniel Germann von der NZZ. Ist einiges realistischer!
Ausländer gegen Junioren: Ein Dogma verschleiert dem Schweizer Eishockey den Blick für die wahren Probleme
Dem Schweizer Eishockey fehlt die Breite, um genügend Konkurrenz zu schaffen für talentierte Spieler. Deshalb wechseln die Besten bereits im Juniorenalter ins Ausland. Nun wird die gefährliche Entwicklung noch durch einen Machtkampf zwischen den Ligen akzentuiert.
Daniel Germann (NZZ)
Vor einer Woche jährte sich ein sporthistorisches Datum zum 25. Mal. Am 15. Dezember 1995 setzte der belgische Fussballer Jean-Marc Bosman durch, dass Personenfreizügigkeit und freie Arbeitsplatzwahl innerhalb der Europäischen Union und bei ihren Partnern auch im Sport gelten. Seither ist die Ausländerkontingentierung auch im Schweizer Fussball Geschichte.
Im letzten Meisterkader der Berner Young Boys standen neben 19 Schweizern je zwei Franzosen, Kameruner und Kongolesen sowie ein Däne, ein Deutscher, ein Luxemburger, ein Serbe und ein Spieler aus Guinea. Der Publikumsliebling war Guillaume Hoarau, ein Franzose mit Wurzeln auf La Réunion im Indischen Ozean. Sein Dress war der Verkaufsschlager unter den jungen Anhängern des Klubs. Niemand kam auf die Idee, zu behaupten, Hoarau gefährde die Identifikation mit den Young Boys.
Doch genau so argumentiert man im Schweizer Eishockey. Seit dort die Zahl der Ausländer zur Diskussion steht, malen Endzeitpropheten, befeuert von aufgeschreckten Spieleragenten, den Untergang der Schweizer Eishockeykultur an die Wand. Der Verbandspräsident Michael Rindlisbacher sagte in einem Interview auf der Website von Swiss Ice Hockey: «Eine Erhöhung der Ausländerkontingente untergräbt die Strategie unseres Verbandes, das Schweizer Eishockey und unsere Nationalmannschaften noch näher an die Weltspitze heranzuführen.»
250 000 Franken Durchschnittslohn
Die Erhöhung des Ausländerkontingents ist zusammen mit einer Lohnobergrenze Teil eines umfassenden Reformpakets, mit dem die Klubs Druck auf die Spielerlöhne machen und die stetig steigenden Kosten dämpfen wollen. Ab der Saison 2022/2023 sollen pro Team und Match zehn statt der bisher vier Ausländer erlaubt sein. Der Status des «Lizenz-Schweizers», den all jene in Anspruch nehmen dürfen, die ihre erste Lizenz bei einem Schweizer Klub gelöst haben, soll gestrichen werden.
Die total 524 Angestellten der zwölf National-League-Klubs verdienen durchschnittlich 215 000 Franken – vom Topskorer bis hinunter zum Video-Coach. Das weiss man, seit die Liga ihre Lohnkosten dem National- und Ständerat hat offenlegen müssen. Doch in Tat und Wahrheit dürfte der Durchschnittslohn der Spieler gegen eine Viertelmillion Franken tendieren. Saläre von 700 000 bis 800 000 Franken sind in der National League heute keine Seltenheit mehr.
Ob die Erhöhung der Ausländerzahl dazu beiträgt, die Lohnspirale zu stoppen, ist tatsächlich diskutabel. Zu viele Klubs treffen ihre Personalentscheidungen nicht mit gesundem Menschenverstand und nach betriebswirtschaftlichen Kriterien. Doch durch die verschiedenen Ausnahmeregelungen ist die Zahl der Ausländer schon heute bedeutend höher als die vier, die offiziell pro Match spielberechtigt sind. Der HC Ambri-Piotta, der als erster Klub den Markt der Auslandschweizer entdeckte, zählt diese Saison 10 Spieler mit ausländischem Pass im Kader, bei Genf/Servette sind es 12, beim Lausanne HC sogar 14. Im letzten Winter kamen in den zwölf Teams 128 Spieler mit ausländischen Wurzeln zum Einsatz. Ein beträchtlicher Teil von ihnen schafft sich dank dem Status des Lizenz-Schweizers eine bessere Position in den Lohnverhandlungen.
Wer weiterkommen will, muss früh ins Ausland
Das Problem der jungen Schweizer Eishockeyspieler ist nicht, dass Ausländer ihnen die Plätze in den National-League-Teams wegnehmen. Es ist das Fehlen von Konkurrenz auf den verschiedenen Nachwuchsstufen, das ihre Entwicklung bremst. Zu oft ist der Weg zum lukrativen Vertrag eine Autobahn. Die Schweiz zählt rund 11 000 Nachwuchsspieler – von den Moskitos bis zu den Elite-Junioren. In Schweden, dem europäischen Musterschüler, sind es viermal mehr. Das schafft die Konkurrenz, die Karrieren vorantreibt.
Wer als junger Schweizer Spieler weiterkommen will, muss heute früh nach Schweden oder Übersee wechseln. 13 der 28 Spieler aus dem Kader der U-20-Nationalmannschaft, die am 26. Dezember in Edmonton in die Weltmeisterschaft startet, spielen für ausländische Juniorenteams. 10 der 15 Schweizer, die im letzten Winter in der NHL zu Einsätzen gekommen sind, wechselten bereits als Junioren ins Ausland. Nino Niederreiter, Timo Meier, Sven Andrighetto oder Kevin Fiala, die das Gerüst des Silberteams von 2018 bildeten, reiften in Übersee zur Klasse, die sie heute verkörpern. Karrieren wie jene von Roman Josi, der mit 16 Jahren in der ersten Mannschaft des SCB debütierte und heute der beste Verteidiger in der NHL ist, sind die Ausnahme.
In der Schweiz gibt es zu wenig Spieler für zu viele Ligen. Markus Graf, der Ausbildungschef von Swiss Ice Hockey, sagt: «Unsere Herausforderung ist es, uns in den Ausbildungsligen nicht zu verzetteln, sonst leidet das Eishockey als Produkt. Wir müssen schauen, dass wir die richtigen Gefässe haben, in denen sich die Spieler so entwickeln können, dass sie den Sprung in die National League schaffen, ohne dass sie ins Ausland ausweichen müssen.»
Gefährliche Spaltung
Neben der National League gibt es heute die Swiss League und die MySports League. Der Verband kämpft gegen den schleichenden Bedeutungsverlust. Sie alle versuchen, sich im durch das Coronavirus verunsicherten wirtschaftlichen Umfeld in eine möglichst günstige Ausgangslage zu bringen. Der mit 35 Millionen Franken dotierte TV-Vertrag läuft im Frühjahr 2022 aus. Die einzelnen Stakeholder müssen mit geringeren Einnahmen rechnen.
Besonders treffen dürfte dies die zwölf Swiss-League-Teams, die derzeit pro Saison je 365 000 Franken aus der zentralen Vermarktung erhalten, obwohl sie kaum TV-Präsenz haben. Die Liga hat deshalb den profilierten Medienjuristen Jean Brogle als neuen Geschäftsführer verpflichtet, der ihr neue Geschäftsfelder erschliessen soll. An der Schnittstelle zwischen Amateur- und Profi-Eishockey sucht die Swiss League nach ihrem Profil. Reine Partnerteams wie die EVZ Academy oder die Ticino Rockets sind künftig nicht mehr erwünscht. Sie gelten als Partykiller.
Dabei waren gerade diese Teams zusammen mit den weiterhin geduldeten GCK Lions eine Spielwiese, auf der junge Spieler reifen konnten. Der Verband prüft deshalb, die Alterskategorien neu zu ordnen. Künftig sollen Spieler bis zu ihrem 22. Altersjahr als Junioren gelten. Es würde etwas mehr Konkurrenz schaffen auf der Autobahn zur Spitze.
Der 1. Absatz ist falsch, kreuzverkehrt und einfach nur sehr, sehr bescheiden. Fussball, mit Eishockey zu vergleichen?? Hallo?? Denau DAS unterscheidet uns ja vom Fussball - genau DAS will man in den Schweizer Hockey-Stadien sehen! Schweizer Spieler. Und zwar egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Jedes 150 Seelen-Dörfchen hat einen Fussballplatz, einen Trainingsplatz und einen Fussballclub. Ist das im Eishockey auch so? Ähm..... nö du.
Das kann man schon miteinander vergleichen. Aber dann fange ich an unser Eishockey mit Floorball (ehem. Unihockey) oder Tennis zu vergleichen. C'mon! Im Gegensatz zu dir, finde ich diesen Bericht allerhöchstens mittelmässig.