Del Curtos vergessener Junge spielt jetzt für Australien
Der frühere HCD-Stürmer Andreas Camenzind ist einst nach Down Under ausgewandert. Mit 41 taucht er plötzlich wieder auf der Hockey-Landkarte auf – an der D-WM.
Erinnern Sie sich an Andreas Camenzind? Ex Rapperswil, ex Langnau, ex Basel, ex ZSC, ex Kloten und ex Davos. Der gebürtige Aargauer kam ziemlich umher in der damaligen Nationalliga A, lief immerhin 608-mal in der höchsten Eishockeyliga auf, bis er 2013 wegen einer Gehirnerschütterung 31-jährig zurücktrat.
Der Erfolg verfolgte den Stürmer nicht wirklich, in seinen letzten neun Saisons spielte er nur einmal eine Playoff-Serie (ausgerechnet mit den SCL Tigers), selbst mit dem ZSC kämpfte er 2006 gegen den Abstieg.
Doch da war noch etwas. Als Arno Del Curto 1996 den HC Davos übernahm, bastelte er sechs Jahre lang an seiner Mannschaft, bis es 2002 so weit war mit Titel Nummer 1. Danach war jahrelang die Rede von seiner Mittelachse mit den Centern Reto von Arx, Josef Marha und Sandro Rizzi.
Es gab aber bei jedem Titel natürlich vier HCD-Mittelstürmer, die so wichtig für das ganze Davoser Spiel Del Curtos waren. Doch während die Top 3 gesetzt waren, wechselte jener der 4. Linie alle paar Jahre. Sie ahnen es: Der erste meisterliche Viertlinien-Center Del Curtos war … der 19-jährige Andreas Camenzind.
Das unerwartete WM-Debüt mit 41
Lange ist es her. Und Camenzind wäre längstens von der Eishockey-Landkarte verschwunden, immerhin als einfacher Schweizer Meister. Doch nun nahm er, mittlerweile 41, vergangene Woche erstmals an einer Weltmeisterschaft teil. An der D-WM in Madrid, um genau zu sein. Erneut war Camenzind Viertlinien-Center – allerdings für Australien.
Camenzind wanderte schon vor Jahren in die Heimat seiner Ehefrau aus, noch früher kam er mit dem Eishockey aus Down Under in Kontakt: Bereits 2011 als Spieler von Rapperswil-Jona, als er im Sommer ein paar Partien für die Gold Coast Blue Tongues aus Bundall bestritt. Als mittlerweile Australier folgten zwei weitere Comebacks mit den CBR Brave aus Canberra. Seit 2022, also 20 Jahre nach dem ersten und einzigen Titel in der Schweiz, darf sich Camenzind nun auch australischer Meister nennen.
An der D-WM in Spanien ging es für Camenzinds Team nun allerdings vor allem gegen die Relegation – dank eines 7:1-Sieges gegen Israel konnte dieses Ziel immerhin erreicht werden.