8. März 2011, 23:47, NZZ Online
Ein weiteres verlorenes Jahr
Die ZSC Lions verharren in Stagnation
Bereits zum dritten Mal in Folge ist der Play-off-Viertelfinal für die ZSC Lions Endstation. Der vorzeitige Ferienbeginn ist die logische Folge der im mageren siebten Rang abgeschlossenen Qualifikation. Die Lions stehen am Ende einer weiteren verlorenen Saison.
Ulrich Pickel
Vom eigenen Anspruch, zu den besten vier Teams der Liga zu gehören, sind sie weit entfernt. Wunsch und Wirklichkeit klaffen noch weiter auseinander als im Vorjahr. Der Geschäftsführer Peter Zahner und der Sportchef Edgar Salis haben das Potenzial der Mannschaft deutlich überschätzt. Dem Team fehlten in dieser Saison nicht nur Tempo und spielerische Klasse, sondern auch der nötige Erfolgshunger und die richtige Einstellung zum Beruf. Die Arbeitseinstellung liess auf und neben dem Eis zu wünschen übrig.
Möglicherweise gehen die Zürcher Probleme aber weit tiefer. Die über Jahre zementierte Hierarchie innerhalb des Teams hat sich abgenützt. Die Mannschaft ruht in sich selber. Niemand scheint imstande, sie aus ihrer Lethargie zu wecken. Designierte Leader wie Seger, Wichser oder Pittis haben ihre beste Zeit hinter sich. Der Captain Seger verringerte seine Punktezahl gegenüber dem Vorjahr auf weniger als die Hälfte, der Topskorer Pittis blieb wochenlang ohne Treffer, und Wichser schoss in den letzten zwei Saisons 14 Tore.
Anzeige:
Zum Vergleich: Der ehemalige ZSC-Junior Bieber kommt in seiner ersten Saison in Kloten bis jetzt auf 20 Tore – 5 mehr als der beste Zürcher Torschütze, Pittis. Die Abgänge von Sejna, Gardner und Alston wurden nicht annähernd ersetzt. Zuzüge wie Paterlini oder Ziegler besitzen nicht mehr die Klasse, um Schlüsselrollen einzunehmen. Und Ambühl war schon in Davos eher ein emsiger Mitläufer als ein Vorkämpfer.
Gefragt ist nun eine Personalstrategie, die gegenwärtige Leistungen und nicht vergangene Verdienste würdigt. Zahner und Salis sind bis jetzt davor zurückgeschreckt, das Team wirklich umzubauen. Doch nun sind mehr als sanfte Retuschen nötig, die Chemie in der Garderobe bedarf einer nachhaltigen Veränderung. Einstweilen deutet aber nichts auf eine baldige Wende zum Besseren hin.
Ein Coup auf dem Transfermarkt blieb aus, der Genfer Breitbach ist bis jetzt der einzige Zuzug. Spielraum gibt es nur auf den Ausländerpositionen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Lions ihren Anspruch, ein Spitzenteam zu sein, in Kürze wieder erfüllen.
Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG
Alle Rechte vorbehalten. Eine Weiterverarbeitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung zu gewerblichen oder anderen Zwecken ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis von NZZ Online ist nicht gestattet.