«Fribourg ist talentierter als Davos»
ZSC-Captain Seger erklärt die Wende im Viertelfinal mit der Besinnung auf den Kampf – und blickt voraus.
Mit Mathias Seger sprach Simon Graf
Wie war die Stimmung in der Kabine am Samstag spät nach dem Halbfinaleinzug?
Sehr gut. Die Erlösung war riesig, sich nach einem 1:3 zurückzukämpfen, ist eine grosse Leistung. Aber uns ist auch bewusst, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. Und dass wir das, was war, abhaken und nach vorne schauen müssen.
Kann man das einfach so?
Einen Tag darf man es schon geniessen. Und dann muss man das Positive mitnehmen. Das Wissen darum, dass wir gut gespielt haben. Aber wir müssen uns auch bewusst sein: Wir müssen uns noch steigern. Denn im Halbfinal erwartet uns ein noch stärkerer Gegner.
Was hat Marc Crawford zur Mannschaft gesagt? Gab es Lob?
Ich glaube, er war nach dem Spiel gar nicht in der Garderobe. Er wird zufrieden gewesen sein. Und nun probieren, das Team am Boden zu halten.
Was war der Schlüssel zur Wende?
In den ersten Spielen liefen wir ins offene Messer, wurden ausgekontert. So machten wir Davos stark. Danach passten wir unsere Spielweise an. Und wir wussten, dass wir noch härter vor dem Tor arbeiten, Genoni das Leben schwerer machen müssen.
Könnte man es auf den einfachen Nenner bringen: Der ZSC begann, Playoff-Eishockey zu spielen?
Es ist in der Tat stets gefährlich, wenn man wie wir sorglos durch die Qualifikation kommt. Wir mussten uns wieder besinnen auf den Kampf und die defensive Arbeit. Es war ein Prozess.
Half es, dass man schon den SCB nach einem 1:3 noch besiegt hatte?
Es ist immer gefährlich, Serien zu vergleichen. Aber der letztjährige Final gegen Bern gab uns schon das Bewusstsein, dass es möglich ist.
Waren Sie froh, als vor Spiel 5 wieder der Kaminfeger als Glücksbringer auftauchte?
Auch wenn man es als Spieler nicht gerne zugibt: Im Unterbewusstsein war wohl jeder froh, ihn zu sehen. Das gab uns ein gutes Gefühl.
Die viel kritisierten Lehtonen und Lashoff wurden im Verlaufe der Serie zu prägenden Figuren. Wie erklären Sie sich das?
Lehtonen war lange verletzt gewesen und musste zuerst wieder zu seinem Spiel finden. Und Lashoff ist ein Spieler, bei dem viele erst im Playoff merken, wie wertvoll er mit seiner soliden Spielweise ist. In der Schweiz werden Ausländer viel zu sehr an Toren und Assists gemessen. Ich bin froh, haben wir die beiden.
Am Dienstag geht es bereits wieder weiter. Wie erholen Sie sich?
Um sich körperlich zu erholen, hat man nicht viel Zeit. Man versucht, sich auszuruhen, viel zu schlafen, sich gut zu ernähren. Aber die Müdigkeit ist im Playoff nie ein Thema. Dazu ist die Lust, Eishockey zu spielen, viel zu gross.
Was erwarten Sie gegen Gottéron?
Eine ganz andere Serie. Die Freiburger haben die Qualifikation dominiert mit ihrem enormen Offensivpotenzial. Spielerisch sind sie die klar beste Mannschaft der Liga, sie strotzen vor Selbstvertrauen. Ich erwarte ein ganz anderes Eishockey. Fribourg ist talentierter als Davos, es wird nicht so auf Konter spielen wie der HCD. Sie sind sehr ausgeglichen über alle Linien. Es gibt sicher ein attraktives Duell, wir haben ja nun beide einen Lauf.
Was ist in dieser Serie der Schlüssel für die ZSC Lions?
Der Schlüssel wird sein, Gottérons Offensivmaschinerie zu bremsen. Unser Augenmerk muss der Defensive gelten. Unser Ziel muss sein, die Freiburger zu frustrieren.
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