Die ZSC Lions im Kampf gegen die Statistik
Die 2:3-Auswärtsniederlage am Dienstag zeigt einmal mehr, dass die Freiburger den ZSC Lions nicht liegen. Der Play-off-Halbfinal wird zunehmend zu einem Kampf gegen die Statistik. Auch im Hallenstadion ist die Zürcher Bilanz gegen Freiburg nicht rosig.
Ulrich Pickel
Und wieder eine Niederlage. Nimmt man die Resultate aus Play-offs und Qualifikation zusammen, war das 2:3 am Dienstag zum Beginn der Play-off-Halbfinals die neunte Enttäuschung in Serie für die ZSC Lions gegen Freiburg. Überboten wird dieser Wert nur noch von einer anderen Negativserie: 14 Niederlagen. Der Gegner: Freiburg.
Das ewiggleiche Strickmuster
Eine solch verheerende Gesamtbilanz weist der Meister gegen kein anderes NLA-Team auf. Was macht prompt den HC Fribourg-Gottéron zu einem so schwierigen Gegner? «Gute Frage», entgegnen der Captain Mathias Seger und der Sportchef Edgar Salis am Tag nach dem Fehlstart in Freiburg unisono.
Freilich gilt es zu differenzieren: Die erste, monumentale Niederlagenserie stammt aus der Ära Bykow/Chomutow, und der ZSC der frühen neunziger Jahre war viel eher Abstiegskandidat als Titelanwärter. Mehr zu denken gibt, was derzeit geschieht. Auch der isolierte Blick auf die Play-offs hilft nicht. Die letzte Serie gegen Gottéron, der Viertelfinal 2009, ging 0:4 verloren. Freilich könnte man auch hier differenzieren. Damals waren die Lions als Meister und Favorit angetreten. Aber kurz vor Play-off-Beginn hatten sie die Champions Hockey League gewonnen. Vor lauter Freudentaumel und Festivitäten gelang es danach nicht mehr, genügend Spannung, Konzentration und Erfolgshunger aufzubauen.
Was ist zu tun, damit sich die Geschichte nicht wiederholt? Zunächst ist es so, dass die Freiburger eine starke Equipe stellen, die nicht umsonst die Qualifikation gewann. Mit ihrem Tempospiel und der ausgeglichen besetzten Offensive haben sie schon viele Gegner an die Wand gespielt. Für zusätzlichen Druck sorgt ihre Taktik. Zusammen mit den Stürmern schalten sich regelmässig auch die Verteidiger in den Angriff ein. Wenn ihnen die Umstände entgegenkommen, können sie sich in einen wahren Spielrausch steigern. Gleichwohl können die Freiburger nichts, wozu die Lions im Prinzip nicht auch fähig wären. Auch sie haben Tiefe und Breite im Kader, sind tempofest, technisch beschlagen, routiniert und selbstbewusst.
Auffallend ist, dass die jüngsten Zürcher Niederlagen einem fast schon ewiggleichen Strickmuster folgen: Die Westschweizer kommen wie die Feuerwehr aus den Startlöchern, die Zürcher geraten darob ins Schwimmen und in Rücklage. So war es auch am Dienstag. Der Hypothek des frühen 0:2 liefen sie danach zu lange vergeblich hinterher.
Was bleibt, ist der Hinweis auf die vielbeschworenen Details, die zwischen zwei auf dem Papier ausgeglichenen Teams für den Unterschied sorgen. «Wir waren einfach sehr schlecht, machten nicht, was wir wollten. Wir gaben ihnen zu viel Raum und spielten zu kompliziert», stellt Seger ohne Umschweife fest. Seine Kollegen und er waren geradezu vorbildliche Gäste. Sie liessen die Freiburger nahezu ungehindert gewähren. Konsequenz: Während die Einheimischen alle Trümpfe ausspielen konnten, brachten die Gäste ihre eigenen, ganz ähnlichen Qualitäten überhaupt nicht ins Spiel ein. «Man hat Chancen gegen sie, wenn man sie in der eigenen Zone unter Druck setzt, aber das machten wir nur im zweiten und dritten Drittel», lautet Salis' Analyse.
Was den Zürchern fehlte, war nicht eine geniale Taktik oder ein Geheimrezept, sondern die fachgerechte Ausführung des simplen Handwerks. Sie nahmen das Spiel nicht sogleich in die Hand, bewegten ihre Beine zu wenig und vor allem: Von den kämpferischen Qualitäten wie im Viertelfinal gegen den HCD war wenig bis nichts zu sehen.
Nur das nächste Spiel zählt
Warum die ZSC Lions ausgerechnet gegen Freiburg so viel Mühe haben, wissen sie letztlich auch nicht. Sie treten jedes Mal mit der Absicht an, den Start nicht zu verschlafen. Warum sie trotzdem auf dem schmalen Grat zwischen Vorsicht und Passivität gegen die Freiburger am meisten ausrutschen, interessiert sie im Moment auch nicht. Jetzt herrscht der Tunnelblick. Was zählt, ist das Erfolgserlebnis im nächsten Spiel, am Donnerstag im Hallenstadion. Wenn das nur gutgeht: Der letzte Heimsieg datiert vom 11. Januar 2011.