Alles anzeigenIn Zürich regiert ein neuer Sheriff
Dean Kukan zog mit 18 aus in die grosse Hockeywelt, mit 29 ist er zurück und brilliert bei den ZSC Lions. Als Einziger erhält er die Bestnote, drei Spieler bekamen eine 5-6, vier sind ungenügend.
Rang 3 nach gut der Hälfte der Qualifikation und die solideste Defensive der Liga mit 2,07 Gegentoren im Schnitt: Die ZSC Lions sind auf Kurs – und doch vermögen sie bislang nur selten zu begeistern. So routiniert das Team sein Programm abspult, es fehlt das gewisse Etwas. Das spiegelt sich auch im Notenschnitt der Spieler von 4,6.
Torhüter
Simon Hrubec, Note 5-6
Nach Jakub Kovar haben die ZSC Lions in Hrubec den nächsten europäischen Spitzengoalie gefunden. Er spielt nicht spektakulär, aber das ist genau seine Stärke: Er steht so gut, dass er die Pucks wie magisch anzieht. Mit einer Fangquote von 93 Prozent führend in der Liga.
Ludovic Waeber, Note 5
In vielen anderen Clubs wäre er die Nummer 1, in Zürich steht er nur in einem Drittel der Spiele von Anfang an im Tor. Doch er lässt sich nicht beirren und erledigt seinen Job meist tadellos. Das trug ihm nun auch das Aufgebot für die Swiss Ice Hockey Games ein.
Verteidiger
Phil Baltisberger, Note 4
Die klare Nummer 6 in der ZSC-Defensive, auch punkto Eiszeit (9:24 Minuten pro Spiel). Ein Kämpfer, der um seine Limiten weiss und auch nicht versucht, mit kreativem Spiel zu glänzen. So behauptete er sich vor Trutmann. Doch wenn es zu schnell geht, bekommt er Mühe.
Patrick Geering, Note 4-5
Der Captain rückte durch den Zuzug Kukans in der Hierarchie nach hinten, verlor seinen Platz im Powerplay und spielt weniger Boxplay. Seine kleinere Rolle – er büsste fast sechs Minuten Eiszeit pro Match ein – scheint sich auf seine Leistungen auszuwirken. Zuweilen lässt er die Souveränität der letzten Jahre vermissen.
Dean Kukan, Note 6
Dass er eine Verstärkung sein würde, war nach seinen WM-Auftritten wohl jedem klar. Doch er hat die hohen Erwartungen vor allem offensiv noch übertroffen, spielt auf dem ganzen Eis dominant und trägt nicht nur den Topskorer-Helm, sondern hat auch die beste Plus-Minus-Bilanz (+19).
Mikko Lehtonen, Note 5
Wenn der Finne einen guten Tag hat, ist er der dominante Verteidiger, auf den man sich in Zürich gefreut hatte. Doch zuweilen produziert er unerklärliche Aussetzer. Lehtonen hat seine Rolle noch nicht ganz gefunden, ist aber auf jeden Fall viel solider als Vorgänger Noreau.
Christian Marti, Note 5
Lange ergänzte der Hüne Kukan als defensive Absicherung, zuletzt ist er ins dritte Abwehrpaar zurückgefallen. Er ist der einzige ZSC-Verteidiger, der so richtig hart spielen und damit die Mannschaft aufwecken kann. Das könnte er durchaus noch öfter tun.
Dario Trutmann, Note 4
In seinen ersten beiden ZSC-Saisons von 2019 bis 2021 war er eine positive Überraschung, inzwischen hat Grönborg das Vertrauen in ihn verloren. Mit nur 7:20 Minuten Eiszeit pro Partie spielt er kaum mehr eine Rolle. Ein guter Allrounder mit gelegentlichen Fehlern.
Yannick Weber, Note 4
Der langjährige NHL-Crack wird von Grönborg häufig eingesetzt, kommt mit 20:45 Minuten sogar auf mehr Eiszeit als Kukan. Offensiv ist er kein Faktor, in der Defensive kämpft er aufopfernd. Doch allzu oft lässt er sich zu unbedachten Aktionen hinreissen und wird so zum Handicap.
Stürmer
Sven Andrighetto, Note 4-5
Wenn der Massstab seine erste ZSC-Saison 2020/21 ist (63 Punkte in 60 Spielen), so ist er bislang eine leise Enttäuschung. Immer kämpferisch, aber manchmal zu eigensinnig, ist er auf Kurs für 17 Tore. Das ist ein sehr guter Wert für die meisten. Aber von Andrighetto erwarten wir mehr.
Justin Azevedo, Note 4-5
Die ersten Wochen verpasste er wegen einer Rückenverletzung, seit seiner Rückkehr ist er wieder gesetzt im ZSC-Sturm. Immer in Bewegung, gut in den Bullys und bissig in den Zweikämpfen. Der Kanadier ist ein dankbarer Allrounder, aber kein Goalgetter.
Jérôme Bachofner, Note 3-4
Die Rückholung von früheren ZSC-Spielern ist in Zürich eine beliebte Disziplin. Bei Bachofner hat sie sich nicht ausbezahlt. Läuferisch okay, aber in den Zweikämpfen fehlt ihm das Durchsetzungsvermögen. Und vor dem Tor wirkt er zusehends harmloser.
Chris Baltisberger, Note 4-5
Keine einfache Saison für ihn, der mit Rückstand startete, nachdem ihm die Metallplatte aus dem Bein entfernt worden war. Grönborg honorierte seinen Kampfgeist mit Powerplay-Einsätzen und jüngst der Berufung in den ersten Sturm. Er kämpft um einen neuen Vertrag.
Simon Bodenmann, Note 5
Dafür, dass seine Karriere im letzten Winter nach einer schweren Gehirnerschütterung fast beendet schien, nun eine positive Überraschung. Im Spiel 5 gegen 5 einer der Produktivsten bei den Zürchern und immer kämpferisch. Mit acht Toren hat er bereits seinen Wert von 2020/21 egalisiert.
Dominik Diem, Note 3-4
Für einen Spieler wie Diem hat es bei den ZSC Lions keinen Platz mehr. Er ist technisch versiert und hat eine gute Spielübersicht, doch er ist zu wenig gut, um in diesem Team eine Offensivrolle zu übernehmen. Beim EHC Kloten möchte er nächste Saison seine Karriere neu lancieren.
Denis Hollenstein, Note 5
Kürzlich verlängerte er den Vertrag bis 2025. Das macht für beide Parteien Sinn. Hollenstein ist ein Topathlet und kann gut noch eine Weile auf einem hohen Niveau weiterspielen. In dieser Saison spielt er wieder eine gute Rolle, obschon er punkto Eiszeit (15:34 Minuten) nur die Nummer 11 im Team ist.
Juho Lammikko, Note 5-6
Die Verpflichtung des Finnen löste keine Jubelstürme aus, er ist kein Kürläufer. Aber genau das macht ihn für den ZSC so wertvoll: Er ist ein unspektakulärer, stabiler Center, geht vors Tor, schiesst dreckige Tore und geht den Gegnern unter die Haut. Mit zwölf Treffern der beste Torschütze.
Willy Riedi, Note 5
Wegen einer Knieverletzung verpasste er den Grossteil der letzten Saison, in diesem Winter ist er zum Stammspieler geworden. Ja mehr noch: Zeitweise war er der beste Torschütze und gefiel mit seiner Wucht. Zuletzt ist er etwas abgekühlt, hat siebenmal nicht gepunktet. Diese Woche ist er nun erstmals im Nationalteam.
Garrett Roe, Note 4-5
Ein steiler Abstieg des Amerikaners, der das Team 2019/20 zusammen mit Pius Suter noch offensiv anführte. Wenn Hrubec spielt, ist er stets überzählig. Bei seinen gelegentlichen Einsätzen erledigt er seine undankbare Rolle gut. Doch er punktet nicht mehr gross und spielt auch kaum mehr Powerplay.
Reto Schäppi, Note 5
Nach seinem 30. Geburtstag hat er sich nochmals weiterentwickelt. Er gewinnt viele Zweikämpfe und sorgt zuweilen sogar für Torgefahr. Mit seiner defensiven Verlässlichkeit und seiner Wucht ist er nach wie vor einer der besten Viertlinien-Center der Liga.
Justin Sigrist, Note 3-4
Woran liegt es? Daran, dass er keine klare Rolle mehr hat? Oder dass er sich, als Stammspieler etabliert, ausgeruht haben könnte? Jedenfalls ist der Techniker nach zwei starken Saisons eine Enttäuschung. Er schiesst keine Tore mehr und hat an Zweikampfstärke eingebüsst.
Kyen Sopa, Note 3-4
Zuletzt nur noch überzählig, fragt sich, ob er bei den ZSC Lions eine Zukunft hat. Ein hervorragender Skorer bei den Junioren, geht ihm die offensive Härte ab, um dies auch in der National League zu sein. Sein Vertrag wurde jüngst bis 2025 verlängert. War das eine gute Idee?
Alexandre Texier, Note 4-5
Immer wieder blitzt durch, wie gut der technische überragende Franzose eigentlich ist. Doch es passt noch nicht richtig zusammen bei ihm und den ZSC Lions. Nur 4 seiner 66 Schüsse führten zu Toren, manchmal wirkt er abwesend. Den besten Texier haben wir noch nicht gesehen.
Lucas Wallmark, Note 5-6
Als offensive Version von Marcus Krüger angekündigt, hält er, was man sich von ihm versprach – und sogar noch etwas mehr. Er ist ein sehr vielseitiger Center, defensiv solide, smart und gut am Bully, zweikampfstark und ruhig. Aber er ist kein Scharfschütze und kein Künstler.
Nicht bewertet
Enzo Guebey, Livio Truog, Nicolas Baechler
Finde ich gut und der Realität entsprechend bewertet.
Hätte Roe tiefer bewertet und P. Baltisberger ebenfalls ungenügend.
Weber, Waeber und evt. Marti und Ghetto hätte ich eine halbe Note höher bewertet.
Hätte Azevedo oder Sigrist oder dessen Eltern gestürmt beim Notengespräch, dann hätte ich ebenfalls um eine halbe Note aufgerundet.