• Playoff ausser Rand und Band

    So verkommt die National League zur Bierliga

    Mehrere überharte Aktionen sorgen genauso für Fragezeichen wie die schwierig nachvollziehbaren Sanktionen durch Einzelrichter und Liga.

    Kristian Kapp

    Kristian Kapp

    Publiziert heute um 19:00 Uhr

    Abgang auf der Bahre: Für den Davoser Verteidiger Kristian Näkyvä ist die Saison zu Ende.

    Abgang auf der Bahre: Für den Davoser Verteidiger Kristian Näkyvä ist die Saison zu Ende.

    Foto: Roger Albrecht (Freshfocus)

    Das Playoff ist die schönste Jahreszeit im Eishockey, aber leider auch häufig jene des überbordenden Spiels. Nicht falsch verstehen: Wer nun intensivere und emotionale Spiele wünscht, muss auch vermehrt Fouls in Kauf nehmen. Wird am Limit gespielt, ist der Weg zur Überschreitung kurz.

    Es gab in den letzten Tagen Fouls und Aktionen, die aus der Intensität und aus den Emotionen eines Playoff-Spiels heraus entstanden sind. Spieler bekämpfen sich vor den Toren, entlang der Banden, schnell ist etwas passiert.

    Die Cross-Checks von Julien Sprunger oder Nico Gross zum Beispiel. Nicht zu entschuldigen und zu Recht mit je einer Spielsperre geahndet, aber dennoch: Aktionen und Fouls, die es immer geben wird, solange Eishockeyaner mit hohem Tempo aufeinanderprallen.

    Wir sahen aber auch dies: Michael Hügli, der seinen Gegenspieler mit Richtung Kopf gestrecktem Ellbogen verfolgt und trifft.


    Die Aktion des Lausanne-Stürmers Michael Hügli gegen den Davoser Christian Egli.

    Video: MySports

    John Quenneville, der Ähnliches tut, einfach mit der Faust.


    Die Aktion des Lugano-Stürmers John Quenneville gegen den Freiburger Lucas Wallmark.

    Video: MySports

    Cody Almond, der drei Sekunden vor der Schlusssirene bei einem 2:5-Rückstand von hinten heran- und quasi durch den Kopf des Gegners hindurchfährt. Trifft er ihn mit der Schulter oder gar mit dem eigenen Kopf? Schwierig zu sagen – spielt eigentlich auch keine Rolle.


    Die Aktion des Lausanne-Stürmers Cody Almond gegen den Davoser Davyd Barandun.

    Video: MySports

    Es sind Aktionen, bei denen der Kopf des Gegners im Mittelpunkt steht.

    Und da ist noch Tim Bozon, der nach einem Kampf zweimal mit der Faust von oben herab auf den am Boden liegenden Gegner schlägt.


    Der Lausanne-Stürmer Tim Bozon schlägt gegen den Davoser Kristian Näkyvä nach dem Fight nach.

    Video: MySports

    Fragwürdig sind auch die Strafmasse. Hügli: zwei Spielsperren. Quenneville und Bozon: je eine. Irritierend sind auch die Urteilsbegründungen des Einzelrichters. Sie lesen sich wie jene bei «normalen» Fouls. Bozons Sperre ergab sich sogar bloss automatisch aus den zwei von den Schiedsrichtern verhängten Spieldauer-Disziplinar-Strafen für den Kampf – ein Verfahren wurde nicht eröffnet. Die Strafe für die Schläge von oben wurden wie der Kampf zuvor als Fighting ad acta gelegt. Verwechselten hier die Urteilenden Eishockey mit MMA?

    Das Urteil bei Almond ist noch offen, der Player Safety Officer (PSO), der die Bilder sichtet, hat beim Einzelrichter ein Kategorie-2-Urteil beantragt, also mindestens zwei und höchstens vier Sperren.

    All das wirft Fragen auf, vor allem diese: Fehlt den PSO und den Einzelrichtern der Wille oder gar das Gespür, um zwischen normalen Fouls und Attacken zu unterscheiden? Es ist ein gefährlicher Weg, den die Liga hier geht. Wenn diese Aktionen als normale Fouls beurteilt werden oder Faustschläge gegen am Boden liegende Spieler als Fighting, ist ein anderer Weg nicht weit: jener zu den belächelten Bierligen, die mit skurrilen Szenen Material für Youtube-Videos liefern.

    • Offizieller Beitrag

    Sensationeller Bericht!

    Nicht falsch verstehen, ich LIEBE hartes Hockey. Und ja, wie damals bei "uns Fösche" gegen Nilsson - es kann auch üble Konsequenzen haben.
    That's the game. Aber die "dreckigen Sachen", welche dann auch noch zu schweren Verletzungen führen können? Fuck nein!

    Ich würde Almond 5 Spiele sperren (schöni Playoffs no Junge!) und auch Bozon würde in etwa das gleiche Strafmass kriegen. Und wenn sie sich
    diesbezüglich wieder etwas zu schulden kommen lassen würden: 10 Spiele - no mercy! Auch ein Hügli: Locker 5 Spiele.

    Aber irgendwie sind das halt die Regeln ....... Da geben sich zwei mal kurz etwas "Tee" und schon gibt's 2 + 2 oder Restauschlüsse. Aber bei
    solchen Dingen wie Blindside Checks gegen den Kopf gibt's max 4 Spielsperren. Ich versteh's nicht ........

  • Vielleicht ändert sich ja etwas, wenn mal ein Schadenersatzprozess über die Bühne gegangen ist. Wenn ich mich nicht täusche, ist einer zwischen Blum und Herzog am laufen, wegen des seinerzeitigen Checks gegen den Kopf. Da dieser mit erhobenen Ellbogen und frontal gegen den Kopf von Blum ausgeführt worden ist (Puck längst nicht mehr bei Blum), ist die Aktion ein gutes Beispiel für grobe Fahrlässigkeit. Das Argument, es sei halt im Kampf um die Scheibe unglücklich gelaufen, entfällt in diesem Fall.

    Erst wenn es finanzielle Konsequenzen hat, bzw. eine Versicherung auch mal Rückgriff nimmt auf einen Täter wegen grober Fahrlässigkeit, wird sich etwas ändern. Beim Verband wird zwar viel geredet, aber offenbar ist man nicht in der Lage, grobfahrlässige, gesundheitsgefährdende Frustaktionen ohne Zusammenhang mit dem Spielgeschehen entsprechend zu sanktionieren.

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht ändert sich ja etwas, wenn mal ein Schadenersatzprozess über die Bühne gegangen ist. Wenn ich mich nicht täusche, ist einer zwischen Blum und Herzog am laufen, wegen des seinerzeitigen Checks gegen den Kopf. Da dieser mit erhobenen Ellbogen und frontal gegen den Kopf von Blum ausgeführt worden ist (Puck längst nicht mehr bei Blum), ist die Aktion ein gutes Beispiel für grobe Fahrlässigkeit. Das Argument, es sei halt im Kampf um die Scheibe unglücklich gelaufen, entfällt in diesem Fall.

    Erst wenn es finanzielle Konsequenzen hat, bzw. eine Versicherung auch mal Rückgriff nimmt auf einen Täter wegen grober Fahrlässigkeit, wird sich etwas ändern. Beim Verband wird zwar viel geredet, aber offenbar ist man nicht in der Lage, grobfahrlässige, gesundheitsgefährdende Frustaktionen ohne Zusammenhang mit dem Spielgeschehen entsprechend zu sanktionieren.

    Jedes Mal wenn ich Herzog sehen, live oder am TV, dann kommen mir diese Bilder wieder in den Sinn. Das unfassbare Foul an Blum werde ich NIE
    vergessen. Mutwillig nicht nur eine Karriere, sondern fast auch einen Menschen zerstört. Mutwillig.

    Aber wie irgendwo in der Presse bereits vermerkt wurde:
    Der Verband macht zwar die Regeln, aber wie sie umgesetzt werden, dass wird sehr stark und fast ausschliesslichen von der National League entschieden.
    Und die National League gehört den Clubs. Und diese wollen eben NICHT, dass ihre teuren Spieler länger gesperrt werden. Mal ist man als Club das
    Opfer (ist dann halt pech), mal der Täter. Gut ist das auf jedenfall nicht!

  • Beim Verband wird zwar viel geredet, aber offenbar ist man nicht in der Lage, grobfahrlässige, gesundheitsgefährdende Frustaktionen ohne Zusammenhang mit dem Spielgeschehen entsprechend zu sanktionieren.

    Die Klubs haben sich doch mit "ihrer" Liga unabhängig gemacht und bestimmen damit doch auch die Regeln bzw. die Strafmasse selber oder? Wenn eine Mehrheit der Klubs für so ein Vergehen statt 2 Spielsperren 10 wünscht, wird das doch auch so umgesetzt. Also sind doch von denen gar keine längeren Strafen erwünscht......

  • Der PSO hat das garnicht beurteilt sondern nur Stefan Müller der Einzelrichter "Tarifverfahren" + Einzelrichter "security".

    Wie man hört/liest, so hat Davos dagegen Einspruch erhoben und ich finde in diesem Fall absolut zurecht.

    Russki standart!!

  • Es fängt ja bei den Klubs selber an, wie oft wurde von Seiten des Klubs Rekurs gegen eine Sperre eingereicht, unabhäng wie berechtigt sie war? Und die Verbandsjustiz ist an Lächerlichkeit ja nicht zu übertreffen. Kovars erhält für seinen Streichler am Linesmen die gleiche Sperre wie Bozon, WTF?

  • Der PSO hat das garnicht beurteilt sondern nur Stefan Müller der Einzelrichter "Tarifverfahren" + Einzelrichter "security".

    Wie man hört/liest, so hat Davos dagegen Einspruch erhoben und ich finde in diesem Fall absolut zurecht.

    Sehr gut, hätte ich von einem geschädigten Club auch nicht anders erwartet.

    Weiss man eigentlich wie übel es den Näkyvä erwischt hat?

    Habe gerade gelesen, dass er 10 Wochen ausfällt.
    Lausanne hatte noch Einspruch zur Strafe erhoben, wurde aber abgeschmettert. Was für eine Dreistigkeit von Lausanne hier die Spielsperre anzufechten.

    Einmal editiert, zuletzt von Supreme (25. März 2024 um 13:30)

  • In der Begründung der Rekursablehnung (Rekurs gegen die Bozon-Sperre hat übrigens Lausanne, nicht Davos eingelegt!) steht mind. 10 Wochen Pause.

    Moment, Lausanne legt Rekurs ein gegen EINE Spielsperre? Ich hätte auf den Knien Danke gesagt, dass es nur eine geworden ist.

  • In der Begründung der Rekursablehnung (Rekurs gegen die Bozon-Sperre hat übrigens Lausanne, nicht Davos eingelegt!) steht mind. 10 Wochen Pause.

    Gemäss SRF 2 Sport Saisonende (Knie).

    Sein Vertrag läuft aus und der HCD hätte noch eine Option für ein weiteres Jahr. Ich tippe mal diese werden sie jetzt nicht ziehen.
    Man vergisst bei solchen Aktionen einfach was noch alles dahinter steckt und der Bozon spielt dann lächelnd im übernächsten Spiel und nimmt sich den nächsten vor…

    Hoffentlich hat der HCD mit der Einsprache Erfolg.

    Russki standart!!

  • Das finde ich ja eben auch, eine Dreistigkeit sondergleichen!

    Ich sage ja: es kommt vom Verein, ansonsten hätte man mal ein Statement gemacht, dass man solche Aktionen nicht goutiert und den Spieler auch intern bestraft.

    Woke, Gender, grün und weiss ich was sie alles noch sein wollen, aber bei den einfachsten Verhaltensregeln fallen sie durch!

    Russki standart!!

  • Moment, Lausanne legt Rekurs ein gegen EINE Spielsperre? Ich hätte auf den Knien Danke gesagt, dass es nur eine geworden ist.

    Jep.

    Man muss ja beachten: Bozon wurde nicht aufgrund der Schläge gesperrt. Die Sperre resultiert aus zwei Spieldauer-Disziplinarstrafen (die er sich halt in der gleichen Aktion geholt hat, 5+20 für Fighting (regulär, Nyskyläää oder wie der heisst auch 5+20), und 5+20 für den Sucker Punch gegen den wehrlosen Gegner). Also: Für die Schläge gegen den wehrlosen Gegner gab es eine SPD, keine Sperre!

    Dass man dagegen rekurriert, dass in einer Aktion zwei SPD ausgesprochen werden, kann ich eigentlich sogar noch nachvollziehen. Soweit ich weiss, ist ein Verschlimmerung der Situation erst bei einer Einsprache beim Verbandssportgericht möglich, vorher nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Krakonos (25. März 2024 um 14:07)

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