• Wobei das mit dem Goali nur ein Faktor ist. Die schleichende Auszehrung dauert im Prinzip seit dem letzten Titel an. Die Illusion, man könne dies kompensieren, indem man einfach dem hoffnungsvollen Nachwuchs mehr Eiszeit einräumt bzw. auf die Wundertaten von Arno hofft, kommt höchstens in den Medien gut an. In der Realität zeigt sich, dass ein nicht kleiner Teil der (teilweise gar nicht mehr so jungen) Nachwuchsleute trotz allem Schleifen von Arno nicht über knappe 4–Linien-Tauglichkeit hinauskommt. Wenn überhaupt. Die Goali-Geschichte sei (scheints) auch so gelaufen, weil seitens des Teams entsprechende „Vorbehalte“ gekommen seien.

    • Offizieller Beitrag

    In Davos müssen nach der sechsten Niederlage in Folge prinzipielle Fragen gestellt werden. Die zuletzt getroffenen flankierenden Massnahmen mit einer Kommission in beratender Funktion, einem virtuellen Sportchef (René Müller) und mit Sandro Rizzi als Mitglied des Trainerstabs haben auf die Leistungen der Mannschaft bisher keine Auswirkungen. Vielleicht muss man sich in Davos gar mit dem Gedanken befassen, branchenübliche Reflexe nicht mehr grundsätzlich auszuschliessen.(Blick)

    Ob der Schwede oder Senn spielt, beide sind unterirdisch wie das ganze Team. Die Playouts sind nun so gut wie sicher.

    • Offizieller Beitrag

    Sehe ich auch so. Nicht dass man Davos nicht noch ein Exploit zutrauen würde. Gleichzeitig müssten aber zwei (!!) Teams
    rapide Abgeben. Ist zwar noch früh, evtl. zu früh, in der Saison. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass von den
    Teams welche vor dem HCD klassiert sind, gleich deren 2 so einbrechen. Ok, Ambri und v.a. die Tigers sind sehr weit, evtl.
    sogar zu weit vorne. Aber dass beide (oder andere - klar) Teams sich noch abfangen lassen? We will see........ I doubt it!

  • Zitat von ZSC4E

    Kann man nach Anpfiff noch ins Stadion? Ist unsere erste Saison mit Saisonkarten und meine Freundin arbeitet etwas länger und will nachkommen aber frage mich jetzt ob der Einlass überhaupt gewährt wird

    Selbstverständlich kannst Du noch rein, das wäre ja noch...

    • Offizieller Beitrag

    Der HC Davos ist wie ein Auto mit Sommerpneus im Neuschnee

    Fehlendes Selbstvertrauen, verunsicherte Goalies, formschwache Ausländer und die Play-outs in Sicht: In Davos wird erstmals die Trainerfrage gestellt.

    Yves Tardent, Davos (NZZ)

    Dario Bürgler bekundet beinahe Mitleid: «Für sie ist es brutal», sagt der Stürmer des HC Lugano mit Blick auf die Davoser, die soeben ihre sechste Niederlage in Serie erlitten haben und zusammen mit den Rapperswil-Jona Lakers am Tabellenende festsitzen. Bürgler, einst selber im HCD tätig, erzielte beim 6:1-Sieg drei Tore und hat damit dazu beigetragen, dass das Gespenst einer Krise im Sottoceneri verscheucht wurde. Nach vier Niederlagen in fünf Spielen haben die Luganesi dank den zwei Siegen gegen den HCD am Freitag und Samstag den Anschluss an den Trennstrich wieder hergestellt. Bürgler ist froh um die Punkte, sich gleichzeitig aber auch bewusst, dass Davos «derzeit nicht gerade auf seinem absoluten Topniveau spielt». Sein Team müsse am Dienstag den Beweis erbringen, dass es auch gegen ein Team wie den SC Bern Tore schiessen könne, sagt Bürgler.

    Personelle Veränderungen

    Wenige Meter von Bürgler entfernt klingt es ähnlich. «Wir schauen jetzt auf den Match am Dienstag in Rapperswil – dort sollten wir gewinnen», sagt Gaudenz Domenig leicht gequält. Der Umstand, dass der Präsident des HC Davos nach einer Qualifikationspartie im Oktober Red und Antwort steht, zeigt: Die Krise im frisch verschneiten Kurort ist kein Gespenst, sondern real.

    Erstmals in seiner Amtszeit muss Domenig die Frage beantworten: Erreicht Arno Del Curto die Mannschaft noch? Er glaubt: ja. Sagt aber auch: «Irgendwann hört jeder Trainer auf und jeder Präsident.» Er suche «im Moment ganz klar keinen neuen Trainer». Natürlich werde alles infrage gestellt, die Organisation und die Personen. Mit der Berufung des ehemaligen Centers Sandro Rizzi zum Assistenten und Video-Coach sowie der Beförderung des Nachwuchschefs René Müller zum Sportchef wurde organisatorisch bereits einiges umgestellt. Weiteren Spielraum hat Domenig kaum: «Wir müssen da jetzt durch mit dieser Mannschaft.»

    Für den Rekordmeister ist die Situation einigermassen ungewohnt. Seit dem Wiederaufstieg 1993 hat der HCD als einzige der derzeitigen National-League-Mannschaften die Play-offs nie verpasst und sechs seiner insgesamt 31 Meistertitel gewonnen, zuletzt 2015. Vergleichbar ist die gegenwärtige Situation höchstens mit jener vor 19 Jahren, als Davos nach zwölf Runden mit vier Punkten Tabellenletzter, am Ende der Regular Season hingegen Siebenter war.

    Doch damals waren die Perspektiven noch anders: Der Trainer Arno Del Curto stand in seiner dritten Saison, das Team war jung, wild und aufstrebend und die kollektive Erinnerung an die dunkle Zeit in den Niederungen der 1. Liga noch frischer. Heute sind die Erwartungen ganz andere und die Aussicht, die Play-offs zu verpassen, Anlass zu einer Krise. Man hat sich in den letzten 22 Jahren daran gewöhnt, dass alles irgendwie gut kommt, egal wer auf dem Eis steht. Die wichtigste Person war immer Del Curto und das Vertrauen in ihn so gross, dass man schon fast annahm, er wäre gar in der Lage, eine Ladung Kartoffelsäcke in ein Meisterteam zu verwandeln. Eigentlich war in Davos längst allen klar, dass es eine schwierige Saison werden würde. Sogar Del Curto prognostizierte dem Team nur den neunten Rang. Die Prophezeiung scheint sich zu erfüllen.

    13 Spielerwechsel hatte der HCD auf diese Saison hin zu bewältigen. Das Team wurde (noch) jünger und unerfahrener, auch weil wegen des Baus der neuen Trainingshalle Geld für mehr Qualität fehlte. Und da auch die «per se guten Ausländer» (Domenig) ihr Rendement nicht erreichen, wirkt der HCD derzeit hilflos wie ein Auto mit Sommerpneus im Neuschnee.

    Drei verunsicherte Goalies

    Hinzu kommt, dass mit Enzo Corvi der beste Schweizer Center in einer Schaffenskrise steckt. Der Churer ist das designierte Herz im HCD der Zukunft, doch sein Vertrag läuft aus, und er wird mit lukrativen Verträgen aus dem Unterland gelockt. Der Druck, sich entscheiden zu müssen, hemmt den sensiblen 25-Jährigen offensichtlich. Ein wichtiger Faktor der Krise ist hausgemacht: die ungenügenden Goalie-Leistungen. Die Desavouierung der zwei jungen Torhüter Gilles Senn und Joren Van Pottelberghe kurz vor Saisonbeginn durch die überstürzte Verpflichtung des schwedischen Goalies Anders Lindbäck war ein Schuss in den Ofen. Nun hat der HCD drei verunsicherte Goalies. Erstere, weil ihnen das Vertrauen entzogen wurde, Lindbäck aufgrund der ersten Spiele mit wenig Unterstützung und vielen Gegentoren.

    Die Krise fordert Domenig zur Unzeit. Denn eigentlich beschäftigt er sich mit der Planung der nächsten Saison, «um die Weichen zu stellen, damit es dann nicht so läuft wie jetzt». Er hat schon lange die Vision, dass der HCD 2020/21 zum Jubiläum des 100-jährigen Bestehens im renovierten Stadion wieder um den Titel spielt – und Del Curto dann auf der grossen Bühne in Pension gehen kann.

    Nach dem Medientermin sorgt sich Domenig primär um seine Heimfahrt ins Unterland. Er ist trotz zwanzig Zentimetern Neuschnee noch mit den Sommerpneus unterwegs.
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    Mein Senf: Ich denke es könnte kommen wie es auch KZ sieht: Wenn Del Curto nicht mehr daran glaubt etwas ändern zu können geht er von sich aus. Wie Favre damals in Gladbach.

  • Das GCD Problem ist wohl dass sie mit sich selbst nicht ehrlich sind. All die Gründe welche sie nun für die Krise angeben sind nicht das wahre Problem.
    Arnos Zeit ist vorbei, sein Stil hat sich abgenutzt. Seine Verdienste in ehren, aber man hat den Absprung verpasst, sowohl der Klub wie auch Arno.
    Der tödliche Fehler war die 2 abwanderungswilligen Goalies durch einen NHLer zu ersetzen. War ein fatales Signal an alle Jungen.

    • Offizieller Beitrag

    Die Phantom-Bagger in der Leventina

    Seit 2010 ist klar: Ambri muss eine «Nuova Valascia» erstellen. Im Oktober hätten die Bagger endlich auffahren sollen. Sie kamen ein weiteres Mal nicht.

    Roland Jauch (TA)

    Filippo Lombardi hat es gesagt, und wenn ein solch gewichtiger Mann wie der Ständerat etwas sagt, dann sollte das gelten: «Im Oktober fahren die Bagger auf», verkündete Ambri-Piotta-Präsident Lombardi Ende August. Endlich also: Baubeginn für die «Nuova Valascia». Wirklich? Auch ein Swiss-League-Spiel kann Aufklärung in der National League bringen. Am 26. Oktober auf der Fahrt nach Biasca zum Match Ticino Rockets - EHC Kloten ergab auf der Höhe des Flughafens bei Ambri ein Blick hinaus: Es gibt einige Bagger, aber die werden für Arbeiten an der Nationalstrasse eingesetzt. Beim Hangar 6, wo die «Nuova Valascia» zu stehen kommen soll: Keine Bagger, keine Arbeiten.

    Auch am ersten Novembertag jubelte Ambri nicht über einen ersten Spatenstich. Ein weiteres Mal sind nur Phantom-Bagger in der Leventina aufgefahren.

    Dabei ist seit 2010 klar: Keine Renovationen an der alten Halle, es muss eine neue an einem andern Ort her. Denn das Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos hat bei einer Untersuchung festgestellt: Die alte Valascia steht in einer Lawinenzone und ist deshalb «hoch» gefährdet. Die erste Frist für ein neues Stadion, von der Nationalliga gesetzt, ist 2015 verstrichen. Würde sich die Liga an die Reglemente halten, die sie sich selbst gegeben hat, wäre Ambri schon lange kein Club der National League mehr. Ohne wenn und aber. Doch die Liga interpretiert ihre Reglemente so strikt, wie Ambri seine Termine einhält.

    Nächster Schritt im Theater: Es kam die Nachricht, dass das Projekt von Ambri-Fan und Stararchitekt Mario Botta 2017/18 betriebsbereit sei. Ausgerechnet ein Einspruch aus Lugano bewirkte wieder eine Verzögerung. Auch für 2018/19 keine neue Halle also. Die Liga beantwortete den Antrag auf die Nutzungsverlängerung der Valascia positiv.

    Im Frühling 2017, nach dem Klassenerhalt, hätten wieder einmal die Bagger auffahren sollen. Plötzlich aber war nicht mehr das Geld (von 35 Millionen Franken auf das Doppelte erhöht, dann wieder auf 50 Millionen reduziert), sondern der Ort ein Problem. Es wurde über eine Verschiebung nach Bellinzona nachgedacht. Im Mai 2017 fiel der Entscheid: Die Nuova Valascia bleibt in der Leventina, die Kosten wurden auf 42,5 Millionen gesenkt. Ein Bankenkonsortium soll für rund 20 Millionen aufkommen. Und 2021 steht die neue Arena. Aber ganz sicher - nicht!

    Wie lange noch darf sich der HC Ambri-Piotta an den Reglementen und Versprechungen vorbei schlängeln? Muss zuerst erst eine Lawine auf die ehrwürdige Valascia herunterdonnern? Wer würde dafür die Verantwortung übernehmen wollen? Niemand.

    :roll:

    • Offizieller Beitrag

    Wie lange bleibt Arno Del Curto in Davos noch Coach?

    Der Trainer hat den HC Davos mit Leidenschaft und Intensität zum Musterklub des Schweizer Eishockeys gemacht. Nun droht er sein Vermächtnis in Rekordzeit zu zerstören.

    von Daniel Germann (NZZ)

    Es ist denkbar, dass Arno Del Curto im Moment gerade ein sehr einsamer Mann ist. Nicht dass er keine Menschen um sich herum hätte. Im Gegenteil: Er wird umringt von ihnen. Auf der Eisbahn, im Dorf oder wo immer sonst er sich dieser Tage zeigt. Man hängt an seinen Lippen, wartet auf den nächsten Geistesblitz. Oder zumindest einen der legendären Wortschwalle, mit denen er Nörgler in den Senkel zu stellen und das aus dem Lot geratene Weltbild wieder zurechtzurücken pflegt.

    Eine legendäre Ära

    22
    Jahre steht Arno Del Curto mittlerweile an der Bande des HCD. Er übernahm den Klub 1996.

    6
    Titel hat er seither gewonnen: 2002, 2005, 2007, 2009, 2011, 2015.

    0
    So viele Male hat der HCD unter Del Curto die Play-offs verpasst. Als einziges Team war er immer unter den Top 8.

    Doch Del Curto schweigt. Und dieses Schweigen ist bedrohlicher als jede Tirade, die er in den vergangenen 22 Jahren losgelassen hat. Am Freitag, nach dem 1:8 gegen den EV Zug, ging er gesenkten Blicks Richtung Kabine, hob kurz den Kopf, um dem Zuger Kollegen Dan Tangnes die Hand zu schütteln, und verschwand in der Davoser Nacht.

    Über dem Bild hing die grosse Frage: Wie lange noch, Arno Del Curto? Wie lange tun Sie sich das noch an? Wie gross ist Ihre Leidensbereitschaft? Wie sehr hängen Sie an dem, was einst Ihre erste echte Chance in der Nationalliga war und dann zur Lebensaufgabe wurde?

    Del Curto musste zusehen, wie sein Bruder mit 28 Jahren an einem Hirntumor starb, der zu lange nicht als solcher erkannt worden war.

    Man hätte die Fragen gerne Del Curto direkt gestellt. Doch der Coach antwortete in einem kurzen SMS: «Die Wuche han i gnueg z tue, telefoniere mir nöchsti Wuche.»

    Del Curto wurde in seinem Leben immer wieder mit schwierigen Situationen konfrontiert - privaten und beruflichen. Er musste zusehen, wie sein Bruder mit 28 Jahren an einem Hirntumor starb, der zu lange nicht als solcher erkannt worden war. Dann geriet er mit einer von ihm gegründeten Telefonmarketingfirma in finanzielle Probleme, die er erst mithilfe seines Vaters lösen konnte. Eine Knieverletzung raubte ihm früh den Traum einer Spielerkarriere. Er entschloss sich, Trainer zu werden, und scheiterte in seinem ersten grossen Job beim chaotischen ZSC trotz dem sensationellen Play-off-Sieg über den HC Lugano.

    Wer so vielen Widerwärtigkeiten trotzt und unbeirrt seinen Weg geht, der lässt sich von einer Resultatkrise wie der laufenden mit dem HCD nicht vom Weg abbringen. Denkt man. Doch was Arno Del Curto derzeit durchleidet, ist mehr als einfach eine Krise. Es geht um das, wofür er steht, um sein Lebenswerk.

    Jahrelang war er rast- und ruhelos mit den Spielern und auch sich selber. Tempo, Tempo, Tempo - das Stakkato, mit dem er das Team über das Eis hetzte, war auch das Motto seiner selbst. Del Curto hat sich den Mechanismen des Geschäfts entzogen. Trainer kamen und gingen; er blieb. Mit der Sturheit seines Engadiner Schädels setzte er sich gegen jeden Widerstand durch, hielt an seinen Ideen fest und formte den HCD zum Vorzeigeklub der Liga.

    Sehnsuchtsort von Generationen

    Davos und sein HCD waren schon immer ein Sehnsuchtsort gewesen. Tausende von jungen Schweizerinnen und Schweizern entdeckten die Liebe zum Eishockey über den Spengler-Cup und den Klub, der diesen repräsentierte. Die Kirche vor der Bergkulisse, der Zamboni, der seinen Weg durch das Schneegestöber pflügt, oder der Kaminfeger, der vom Dach der alten Holztribüne die besten Wünsche zum neuen Jahr ins Unterland entsandte, sozialisierten Generationen für das Eishockey.

    Die Postkartenidylle machte den HCD zum beliebtesten Klub des Landes. Der Stamm der Sympathisanten reicht bis an den Genfersee hinunter. Bibi Torriani, Hans und Ferdinand «Pic» Cattini, später Walter Dürst oder Jacques Soguel waren nationale Ikonen.

    Doch keiner von ihnen war grösser als Arno Del Curto. Der HCD war bereits vor ihm erfolgreich gewesen. Del Curto aber hat den Klub neu erfunden. Um einen Kern junger, talentierter Spieler baute er ab 1996 eine Dynastie auf, die das Schweizer Eishockey zwei Jahrzehnte lang wenn nicht dominierte, so doch prägte. Sechs Titel zwischen 2001 und 2015 sind die Saat Del Curtos und machten den HCD zur ersten Adresse im Land. Bern, Lugano oder Zürich mochten bessere Löhne zahlen; doch wer sich als Spieler sportlich entwickeln wollte, der schloss sich der Bewegung Del Curtos an.

    Mit jedem Titel, jedem weiteren Talent, das unter Del Curto zum Star reifte, wuchs auch seine Reputation. «Diamantenschleifer» nannte man ihn. 2007 und 2011 wurde er bei den Sports Awards als «Trainer des Jahres» geehrt, 2009 zeichnete ihn der internationale Eishockeyverband als besten Coach Europas aus. Immer wieder bekam er Angebote aus Bern, Lugano oder Zürich. Selbst St.Petersburg aus der KHL interessierte sich für ihn. Del Curto war geschmeichelt, kokettierte kurz mit einem Wechsel, um danach doch wieder beim HCD zu unterschreiben.

    Mittlerweile ist er 62 Jahre alt, steht in der 23. Saison als HCD-Coach, knapp drei Jahre fehlen noch zur Silberhochzeit. Das Jubiläum würde mit dem 100. Geburtstag des Klubs zusammenfallen. Der Präsident Gaudenz Domenig hat wiederholt gesagt, es sei sein Ziel, diesen mit Del Curto zu begehen. Doch nun sitzt Domenig unversehens in der Del-Curto-Falle. Er weiss, dass er seinen Trainer eigentlich ersetzen müsste, um frischen Wind in die Kabine zu bringen. Doch die Verdienste Del Curtos, der Status, den er sich im Klub erarbeitet und auch verdient hat, lassen ihn zögern.

    Dieser Glaube, dass es Arno schon irgendwie richten wird, ist zur Hypothek für den HCD geworden

    Zeit ist im Prinzip genug da. Erst ein Drittel der Qualifikation ist gespielt. Man klammert sich an die Hoffnung, dass sich Del Curto neu erfindet, dass er die Wende schafft und das Team zurück auf Kurs bringt. Marc Gianola, Geschäftsführer und langjähriger Spieler des HCD, sagt: «Als Arno zu uns stiess, sass er noch bei uns in der Garderobe und hatte kein Trainerbüro. Er war ein Teil der Mannschaft. Doch wie die Spieler hat auch er sich stetig entwickelt. Die Zeit, in der er mit uns am Stammtisch sass und Karten spielte, ist längst vorüber. Das tut heute kein Trainer mehr.»

    Doch gerade dieser Glaube, dass es Arno schon irgendwie richten wird, ist zur Hypothek für den HCD geworden. Die Präsidenten des Klubs wurden zu seinen grössten Fans: Ernst Wyrsch, Tarzisius Caviezel, nun Gaudenz Domenig liessen ihm freie Hand im Vertrauen darauf, dass er weiss, was er tut. Aus dieser Konstellation heraus ist in Davos das «Selbstverwaltungsgebiet Del Curto» entstanden. Der charismatische Trainer duldet keinen Widerspruch. Er umgibt sich mit Menschen, die seine Überzeugungen teilen. Entwickelt der eine oder andere doch eigene Ideen, muss er früher oder später gehen.

    Gianola kennt Del Curto wie nur wenige. Als Spieler hat er vier der sechs Titel mit ihm gefeiert. Sein Trikot mit der Nummer 5 hängt unter dem Hallendach und wird wie jene der Brüder von Arx und von Sandro Rizzi nicht mehr vergeben. Die vier bildeten den Kern, der den HCD und damit auch Del Curto gross gemacht hat. Gianola ist heute Geschäftsführer, Rizzi Assistenzcoach, Jan von Arx Juniorentrainer. Dass aus dem Quartett ausgerechnet Reto von Arx, der wohl als einziger die Persönlichkeit hatte, Del Curto zu widersprechen, keine Rolle mehr spielt, spricht Bände.

    Sammelbecken der Enttäuschten

    Der HCD ist gefangen im «Selbstverwaltungsgebiet Del Curto». Nun, da Widerspruch gefordert wäre, ist niemand da, der ihn leisten kann. Der HCD hat die Anziehung bei den Topspielern verloren. Vom Fluchtpunkt der Sehnsüchtigen ist er zum Sammelbecken der Hoffnungslosen geworden. Nach Davos zieht nur noch, wer sich anderswo nicht durchsetzen konnte: Wie Inti Pestoni, der die Erwartungen bei den ZSC Lions nie erfüllte; wie Lukas Stoop, der in der Saison zuvor mit Kloten abstieg; oder wie Luca Hischier oder Dario Meyer, die in Bern nur Nebenrollen spielten.

    Doch man hält sich daran fest, dass Arno alles richten wird. 80 Prozent der Reaktionen, die ihn erreichten, drückten Verständnis für die schwierige Situation aus, sagt Gianola. Statt sich der Frage zu stellen, ob Del Curto noch der richtige Coach ist, erklärt man die Abgänge mit dem Standortnachteil, der den HCD im nationalen Vergleich wirtschaftlich immer stärker handicapiere. «Wer das Geld hat, hat auch den Erfolg. Sonst läuft etwas schief», sagt Gianola. «Wir sind in einer sportlichen Krise. Doch unsere Mannschaft ist immer noch stark genug, um die Play-offs zu erreichen.»

    Man glaubt an Arno Del Curto, und vertraut darauf, dass er - Tempo, Tempo, Tempo - einen Weg aus der Krise finden wird. Man leidet und fragt: Wann? Dabei lautet die wirkliche Frage: Wie lange noch?

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    Präsident Domenig zur HCD-Krise: «Bis zu Weihnachten müssen wir einen klaren Aufwärtstrend sehen»

    NZZ am Sonntag: Glauben Sie noch daran, dass der HCD den Sturz in die Klassierungsrunde verhindern kann?

    Gaudenz Domenig: Wir müssen daran glauben, wenn wird noch eine Chance haben wollen. Und das tun wir auch. Aber gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass wir in einer schwierigen Situation stecken. Realistischerweise sind die Chancen, dass wir uns für die Play-offs qualifizieren, nur noch gering.

    Und glaubt der Verwaltungsrat noch daran, die Play-offs mit Arno Del Curto zu erreichen?

    Wir planen keinen Wechsel. Gelingt es Arno, die Mannschaft zu stabilisieren, gibt es auch keinen Grund dazu. Deshalb lassen wir den Trainer und die Spieler ruhig und bestmöglich weiterarbeiten. Sollte es aber weiter abwärts gehen, dann werden wir nicht darum herumkommen, den Trainer ernsthaft infrage zu stellen. Bis Weihnachten müssen wir einen klaren Aufwärtstrend sehen.

    «Aus heutiger Sicht hätten wir früher eingreifen müssen. Aber 2015 waren wir noch Meister.»

    Ist denn Del Curto tatsächlich das Problem der gegenwärtigen Krise?

    Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren im Betreuerteam Qualität verloren. Der Fitnesstrainer ging, der Verteidigertrainer auch. Wir haben das Schusstraining nicht mehr so intensiv gepflegt wie früher. Das hat mit Arno zu tun und liegt in seiner Verantwortung. Es ist aber nicht nur eine Kritik an ihm, sondern auch am Verwaltungsrat. Wir hätten möglicherweise früher und stärker eingreifen und Einfluss nehmen müssen. Doch gleichzeitig dürfen wir auch nicht vergessen: Die Mannschaft hat nicht mehr die gleiche Qualität wie vor ein paar Jahren. Sie musste günstiger werden.

    Del Curto hatte über Jahre freie Hand bei den personellen Entscheidungen. War das ein Fehler?

    Wie gesagt: Aus heutiger Sicht hätten wir früher eingreifen müssen. Aber die Resultate waren ja nicht schlecht. Vergessen Sie nicht: 2015 waren wir noch Meister, 2016 und 2017 im Halbfinal. Objektiv gesehen, gab es da keinen Grund zu intervenieren. Kürzlich hat mir jemand gesagt, Bernhard Heusler habe es richtig gemacht und nach dem Meistertitel zweimal den Trainer gewechselt. Doch es braucht einigen Mut, um wie Heusler zu handeln.

    Als Sofortmassnahme haben sie Del Curto Sandro Rizzi als Assistenzcoach zur Seite gestellt, René Müller übernimmt als Sportchef. Sie beide haben unter Del Curto gespielt. Glauben Sie wirklich, dass sie sich gegen ihn durchsetzen können?

    Rizzi hat eine besondere Rolle. Doch Müller spielt schon eine Weile nicht mehr und nimmt mittlerweile in unserer Organisation eine wichtige Funktion ein. Er kann sich durchaus durchsetzen.

    Der HCD hat auf diese Saison hin fast die halbe Mannschaft ausgewechselt. Ein Dutzend Spieler gingen. Warum?

    Wir müssen günstiger werden. Die wenigsten Abgänge waren gewollt. Wir hätten etwa Gregori Sciaroni (zu Bern), Mauro Jörg (Lugano) oder Dario Simion (Zug) gerne behalten. Aber wir sind gegenüber einem Teil der Klubs in der National League nicht mehr konkurrenzfähig.

    Simion haben Sie im Sommer aus einem Vertrag heraus freigegeben. Das war ein sonderbares Signal.

    Simion wollte aus persönlichen Gründen nach Zug. Wir sind ihm stark entgegengekommen. Es macht keinen Sinn, einen Spieler gegen seinen Willen im Team zu halten.

    Félicien Du Bois war 2014 der letzte Topzuzug des HCD. Seither kamen vor allem Spieler, die in anderen Klubs Probleme hatten.

    Es war damals wie heute schwierig für uns, Topspieler nach Davos zu locken. Am Ende entscheidet das Geld. Es gab eine Zeit, da verzichtete einer vielleicht auf 10 000 bis 20 000 Franken Lohn, die er bei einem anderen Klub verdienen konnte, um unter Arno zu spielen. Doch auch andere Klubs haben ihre Vorteile. Den einen reizt es, in Lugano den Herbst zu geniessen, ein anderer will vor 16 000 Zuschauern in Bern spielen. Arno und sein Leistungsausweis sind noch heute unsere stärksten Argumente.

    Sein Renommee hat gelitten.

    Im Moment stimmt das. Aber ich glaube, vor einem Jahr war das noch nicht so. Und sollte er den Turnaround mit dem Team schaffen und die Play-offs doch noch erreichen, wird das schnell wieder anders sein.

    Seit sieben Jahren müssen Sie sich den Terminschutz des Spengler-Cups für 800 000 Franken von den anderen Klubs erkaufen. Ist das der Grund, weshalb der HCD nicht mehr konkurrenzfähig ist?

    Es ist ein Teil davon. Die städtischen Klubs haben generell mehr Reserven. Es drängen immer mehr Milliardäre in den Sport - in Lausanne, in Zug. Die ZSC Lions haben ihr Aktienkapital eben um sechs Millionen aufgestockt, sie haben potente Gönner im Rücken. Das finanzielle Gefälle innerhalb der Liga ist grösser geworden. Wir haben unser Potenziel mit einem Schnitt von 4800 Zuschauern ausgeschöpft. Dazu handicapiert uns momentan der Umbau der Halle. Das aber ist eine Investition in die Zukunft.

    Wie viel müssen Sie selber zahlen?

    Nichts. Die Kosten trägt die Gemeinde. Aber wir haben acht Millionen in eine neue Trainingshalle investiert. Und wir haben durch den Umbau der Halle weniger Zuschauereinnahmen, weniger Einnahmen aus der Gastronomie. Wie viel uns da fehlt, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen.

    Gleichzeitig verliert der Spengler-Cup immer mehr an Bedeutung.

    Der Spengler-Cup macht mir im Moment am wenigsten Sorgen. Wir haben ein hervorragendes Teilnehmerfeld, die Werbung ist ausverkauft. Die weltweite Beachtung nimmt zu.

    Könnte der HCD ohne ihn als National-League-Klub überleben?

    Wenn, dann höchstens auf reduziertem Niveau. Ambri und Langnau beweisen, dass man sich auch als Dorfklub in der National League behaupten kann. Ich wage zu behaupten: Der HCD ist immer noch eine Marke im Schweizer Eishockey.

    2021 muss der Terminschutz des Spengler-Cups neu verhandelt werden. Schon jetzt sagen Meinungsführer anderer Klubs, dass sie die attraktiven Spieltermine in der Altjahrswoche künftig nicht mehr für 800 000 Franken abgeben werden.

    Vielleicht wollen wir den Terminschutz dann gar nicht mehr. Die 800 000 Franken waren ja nicht nur für Schutz des Termins, sondern auch eine Entschädigung für die Spieler, die die Schweizer Klubs an das Team Canada abtreten müssen. Doch die Kanadier greifen auf immer weniger Spieler aus der Schweiz zurück. Wir werden gut überlegen, ob uns dieser Schutz noch so viel Geld wert ist.

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