• Offizieller Beitrag

    Die zwölf National-League-Klubs haben sich am Freitag mit einer Dreiviertelmehrheit für den ersten zentralen Punkt des Reformpakets ausgesprochen. Doch die Erhöhung der Ausländerzahl auf die Saison 22/23 tritt nur dann in Kraft, wenn auch die Lohnobergrenze eingeführt wird.:shock:Aha!

    Sieben statt vier Ausländer: Das Schweizer Eishockey öffnet Grenzen

    Die zwölf National-League-Klubs haben sich am Freitag mit einer Dreiviertelmehrheit für den ersten zentralen Punkt des Reformpakets ausgesprochen. Doch die Erhöhung der Ausländerzahl auf die Saison 22/23 tritt nur dann in Kraft, wenn auch die Lohnobergrenze eingeführt wird.

    Daniel Germann (NZZ)

    Am Freitag haben sich die Aktionäre der neu gegründeten National League AG auf einen der zentralen Punkte im umfassenden Reformpaket geeinigt: Ab der Saison 22/23 werden pro Team neu sieben statt bisher vier Ausländer spielberechtigt sein. Dafür wird der Sonderstatus der sogenannten Lizenz-Schweizer angepasst. Jene Spieler, die keinen Schweizer Pass besitzen, die erste Lizenz aber in der Schweiz gelöst haben, fallen mit dem Erreichen des 22. Altersjahrs ebenfalls unter das Ausländerkontingent. Der Vorschlag erreichte die nötige Dreiviertelmehrheit problemlos.

    Die angepasste Ausländerregel tritt allerdings nur dann in Kraft, wenn auch der Rest des Massnahmenpakets eine Mehrheit findet. Spätestens Ende März soll darüber abgestimmt werden. Zu den wichtigsten Elementen gehört neben der Frage der Durchlässigkeit der Liga auch das sogenannte Financial Fairplay, eine verbindliche Lohnobergrenze. Wer diese überschreitet, soll eine Busse zuhanden der anderen Klubs bezahlen.

    Diffuse Rolle der ZSC Lions

    Ursprünglich hatte im Raum gestanden, den Regeln der Personenfreizügigkeit zu folgen und die Ausländerbeschränkung ganz aufzuheben. Das war politisch allerdings nicht mehrheitsfähig. Der nun getroffene Kompromiss ist nicht ohne Gefahr: Bei nur drei zusätzlichen Ausländern dürfte die Verlockung für die finanziell starken Klubs wie die ZSC Lions, den Lausanne HC oder den EV Zug gross sein, die Plätze mit Topspielern mit entsprechend hohem Lohn zu füllen. Das eigentliche Ziel, Druck auf die Löhne der Schweizer Spieler zu machen, droht dabei bereits mit dem Beschluss der neuen Regeln verwässert zu werden.

    Marc Lüthi, der CEO des SC Bern und einer der treibenden Kräfte hinter dem Reformpaket, sagt: «Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir auch das Financial Fairplay beschliessen. Ohne dieses macht die Reform keinen Sinn.» Er sagt, momentan deute immer noch alles darauf hin, dass auch dieser zweite, zentrale Punkt des Massnahmenpakets eine Mehrheit finden werde.

    Zuletzt hatten vor allem die Spieler noch einmal versucht, Stimmung gegen die Erhöhung der Ausländerzahl zu machen. Die Spielervereinigung veröffentlichte am Donnerstag eine Umfrage unter 300 Spielern. 94 Prozent von ihnen sprachen sich gegen die Erhöhung der Ausländerzahl aus. Sukkurs erhielten sie von den NHL-Spielern Roman Josi und Gaëtan Haas, die sich in Videobotschaften gegen das Anliegen wandten.

    Das Resultat der Spielerbefragung war jedoch keine Überraschung. Mehr Ausländer bedeutet härtere Konkurrenz. Kaum geholfen hat den Gegnern, dass ausgerechnet die ZSC Lions mitten in der politischen Meinungsbildung und trotz breitem Kader sowie guter Tabellensituation mit Ryan Lasch einen fünften Ausländer verpflichtet haben, um die Verletzung von Chris Baltisberger und den Abgang von Pius Suter zu den Chicago Blackhawks zu kompensieren.

    Der Verband protestiert

    Der Zürcher CEO Peter Zahner ist der vehementeste Kritiker des Reformpakets. Er zieht im Frühjahr als Vertreter der Liga in den Verwaltungsrat von Swiss Ice Hockey ein. Von dort folgte am Freitagabend die erste Replik zur neuen Ausländerregelung. In einer Medienmitteilung schrieb der Verband: «Swiss Ice Hockey distanziert sich vom Entscheid der National League AG. Als Dachverband des Schweizer Eishockeys sprechen wir uns weiterhin klar gegen eine Erhöhung des Ausländerkontingents aus, weil wir durch diese Massnahme negative Konsequenzen für das gesamte Schweizer Eishockey, den Nachwuchs und unsere Schweizer Spieler befürchten.»

    Darüber hinaus bekundete der Verband sein Unverständnis dafür, nicht in entsprechende Diskussion involviert gewesen zu sein und keine Detailkenntnisse zum gefällten Entschluss zu haben. Es ist die nächste Eskalationsstufe im schwelenden Konflikt um die künftige Leaderrolle im Schweizer Eishockey. Die Liga hat sich im Sommer vom Verband emanzipiert und sich als Aktiengesellschaft neu organisiert. Die Festlegung der Anzahl Ausländer lag aber schon vorher in der Autonomie der Liga und ihrer Klubs. Der Kampf um die Macht im Schweizer Eishockey hat eben erst begonnen.

  • frag isch: wieviel Usländer werdet gholt, wänn pro Match 7 spiele dörfed & sust kei Beschränkig git?

    früener isch alles besser gsi 😂

    Wievill Lizenze dörfed vergeh werde?

    10 bis 12 werded`s sicher sie wenn 7 pro Spiel spille dörfed. Verletzige wirds bi de Usländer geh, 1/3 vo de Teams ziehend sich sicher en Goali und und und.

    Aktuell simmer bi 4 Usländer und 8 Lizenze.

    Russki standart!!

  • Drei zusätzliche Plätze für Import-Spieler
    Mit der neuen Regelung können zwei Drittel der National-League-Clubs aufrüsten

    Viel wurde im Vorgang bereits diskutiert, gestern hat die National League AG eine Entscheidung getroffen, wie das neue Ausländer-Reglement aussehen soll. Die Diskussionen werden trotzdem nicht weniger werden.

    Zusätzliche Plätze für ausländische Spieler

    Die National League steuert ihre Reform weiter voran. Gestern wurden die Richtlinien der neuen Ausländer-Regelung beschlossen. Auf die Saison 2022/23 hin können die Teams sieben anstelle bisher vier Ausländer einsetzten. Dafür fällt der Status der Spieler mit einer Schweizer Lizenz weg. Heute spielen ja mehrere ausländische Spieler mit einer Schweizer Lizenz.
    Eine Ausnahme gibt es allerdings für die Spieler unter 22 Jahren. Erst in der Saison nach dem Erreichen des 22. Altersjahres zählen sie als Import-Spieler. Die National League schlägt damit einen Weg ein, von dem ihr von vielen Seiten abgeraten wurde.


    Bereits wenig später distanzierte sich die Dachorganisation, die SIHF, von dieser Entscheidung. Auch die Spieler haben sich kürzlich gegen eine Erhöhung der Anzahl Ausländer ausgesprochen. Grundsätzlich gab es eigentlich ohnehin kaum positive Stimmen, trotzdem haben sich die Clubs gemeinsam mit der Liga nun zu diesem Schritt entschieden.

    Acht Teams könnten aufrüsten

    Die grössten Befürchtungen sind, dass die jungen Schweizer Talente zu den grossen Verlierern werden. Die Konkurrenz für sie wird natürlich grösser, sollten mehr Ausländer in der National League spielen dürfen. Immerhin hat die National League nicht gleich direkt den Schritt zu den thematisierten zehn erlaubten Import-Spielern gemacht. Trotzdem sind die Befürchtungen der Kritiker nicht unbegründet, wie die folgende Analyse zeigt. In Anbetracht der aktuellen Kadern wurde folgend herausgearbeitet, wie viele Plätze auf dem Ausländer-Kontingent die Teams derzeit belegt hätten.

    V Zug: 4 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Carl Klingberg (SWE), Jan Kovar (CZE), Nick Shore (USA), Erik Thorell (SWE).

    ZSC Lions: 6 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Johan Morant (FRA), Maxim Noreau (CAN), Marcus Krüger (SWE), Ryan Lasch (USA), Fredrik Pettersson (SWE), Garrett Roe (USA).

    HC Fribourg-Gottéron: 6 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Ryan Gunderson (USA), Jordan Bougro (FRA), Daniel Brodin (SWE), David Desharnais (CAN), Christopher DiDomenico (CAN), Viktor Stalberg (SWE).

    Lausanne HC: 12 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Mark Barberio (CAN), Justin Krueger (CAN/GER), Vladimir Roth (CZE), Tim Bozon (FRA/USA), Cory Conacher (CAN), Floran Douay (FRA), Cory Emmerton (CAN), Brian Gibbons (USA), Charles Hudon (CAN), Josh Jooris (CAN), Ronalds Kenins (LAT), Emilijus Krakauskas (LAT)

    HC Davos: 4 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Magnus Nygren (SWE), Aaron Palushaj (USA), Teemu Turunen (FIN), David Ullström (SWE).

    Schweizer Lizenz: Benjamin Baumgartner (AUT).

    EHC Biel-Bienne: 8 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Petteri Lindbohm (FIN), Stefan Ulmer (AUT), Anton Gustafsson (SWE), Fabio Hofer (AUT), Konstantin Komarek (AUT), Perttu Lindgren (FIN), Marc-Antoine Pouliot (CAN), Toni Rajala (FIN).

    Genève-Servette HC: 6 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Henrik Tömmernes (SWE), Guillaume Asselin (CAN), Eliot Berthon (FRA), Eric Fehr (CAN), Linus Omark (SWE), Daniel Winnik (CAN).

    Schweizer Lizenz: Sandis Smons (LAT), Deniss Smirnovs (LAT).

    HC Lugano: 7 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Tim Heed (SWE), Bernd Wolf (AUT), Mark Arcobello (USA), Mikkel Bodker (DEN), Raphael Herburger (AUT), Jani Lajunen (FIN), Giovanni Morini (ITA).

    SC Rapperswil-Jona Lakers: 4 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Roman Cervenka (CZE), Kevin Clark (CAN), Steve Moses (USA), Andrew Rowe (USA).

    Schweizer Lizenz: Julian Payr (AUT).

    HC Ambri-Piotta: 9 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Matt D'Agostini (CAN), Brian Flynn (USA), Tomasso Goi (ITA), Stanislav Horansky (SVK), Diego Kostner (ITA), Jiri Novotny (CZE), Julius Nättinen (FIN), Brendan Perlini (CAN/ENG), Dominic Zwerger (AUT).

    SCL Tigers: 5 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Ivars Punnenovs (LAT), Toms Andersons (LAT), Robbie Earl (USA), Ben Maxwell (CAN), Marcus Nilsson (SWE).

    Schweizer Lizenz: Rihards Melnalksnis (LAT).

    SC Bern: 6 von 7 Plätze auf dem Ausländerkontingent

    Tomi Karhunen (FIN), Calle Andersson (SWE), Thomas Thiry (FRA), Ted Brithén (SWE), Dustin Jeffrey (CAN), Jesper Olofsson (SWE).

    Russki standart!!

    • Offizieller Beitrag

    Mein Senf:

    7 Ausländer: Habe kein Problem damit da die Hockeyschweizer verrechnet werden. Es hat nun mal zu wenig gute Schweizer!

    Geschlossene Liga: Eigentlich Scheisse aber das Problem hat sich längst von selber gelöst: Es will ja kaum einer rauf, Ausnahme Kloten!

    Leider wurde die Durchlässigkeit wie wir sie im Fussball haben längst praktisch verhindert.

    Financial Fairplay: Bin als ZSC Fan kein Freund davon. Die Liga ist ausgeglichen genug, es braucht keinen Meister aus Ambri, Langnau oder Rappi.

    Verband/Nati: Dem wird in Zukunft die Kohle massiv fehlen. Vollamtlicher Naticoach, schon heute ein Witz, wird es wohl nicht mehr geben, braucht es auch nicht. Talentierte Junioren werden halt noch mehr den Weg gehen wie Timo Meier, Niederreiter, etc. und im Juniorenalter nach NA wechseln. Der Erfolg der Nati steht und fällt mit der Anzahl NHL Spieler. Wir sind beim Nachwuchs längst in einer Stagnation, den Anschluss nach vorne an die grossen Nationen schaffen wir nicht. Es wird sich also nicht viel ändern! Sturm im Wasserglas!

  • 7 Ausländer stimmt so nur halb, denn die U22 "Lizenzschweizer" zählen auch nicht zum Ausländerkontigent, somit nur teilweise aufgehoben:

    Demzufolge verlieren ab der Saison 2022/23 ausländische Spieler den Status «Wie Schweizer» mit dem Erreichen des 22. Altersjahrs (neue Regelung «Wie Schweizer U22»).

    Ausserdem steht nirgends ob sich die Anzahl Ausländer bei steigernder Anzahl Teams nicht auch noch gleich automatisch verändert, so wie es im Vorfeld vorgeschlagen und gewünscht wurde.
    Also 12 Teams --> 7 Ausländer, 13 Teams --> 8 Ausländer, 14 Teams -->10 Ausländer.

    Geschlossene Liga, Financial Fairplayund Verband/Nati, gehe ich mit dir einig.

    Der Spielergewerkschaft bliebe nun noch der Weg des Streiks und der Verband hat noch die Schiedsrichter als "Druckmittel".

    Viel Ändern wird sich aber wahrscheinlich nicht mehr.

    Russki standart!!

  • Ich würde mich totlachen wenn das wirklich einer machen würde und die ganze Sache zusammenbrechen würde. Bosman Urteil im Europäischen Eishockey....! Wie Du sagst, es bleibt spannend.

    • Offizieller Beitrag

    "Die Gesetze erlauben es nicht, die Anzahl Ausländer aus europäischen Ländern zu begrenzen (Personenfreizügigkeit). Im Eishockey wird es – anders als in den anderen Mannschaftsportarten – doch gemacht. Das Prinzip ist ein sog. Gentlemans-Agreement."

    Das ganze ist uralt und längst bekannt! Jeder Club könnte zu jeder Zeit 20 EU Ausländer auflaufen lassen und niemand könnte etwas dagegen machen! Dagegen sind 7 Ausländer geradezu vernünftig!

  • das tempo lässt vermuten, dass schnell tatsachen geschaffen werden sollen...

    man stelle sich mal vor, was von den fangruppierungen organisiert würde, wenn mit zuschauern gespielt würde...drum tempo tempo....

    am geld scheitert ja viel im leben...mal schauen ob die fairplay regelung auch so problemlos abläuft...

  • ...zuger sind ja scho cool; zersch über de chole jammere, dänn en neue usländer hole, jetz de kreis, de suri und herzog poschte und nachhär mit trurigem gsicht s'financal fairplay understütze. ok, sovil füdli muesch zersch mal ha...

  • Thomas Roost über die Gefahren und die Risiken

    Import-Spieler-Überflutung: Eine Provinzposse aus der Schweiz

    Der aktuelle Streit in der Schweizer Eishockeyszene wird von sämtlichen mir bekannten ausländischen Hockeyexperten als typische Schweizer Provinzposse kommentiert, welche die Vorurteile über uns im hockeytechnischen Ausland als etwas rückständiges, knorriges, konservatives Bergvolk zementiert.


    Selten hat eine Eishockeydiskussion in unserem Land derart hohe Wellen geschlagen wie die aktuelle über die Anzahl erlaubter Importspieler. Das vorliegende Resultat finde ich nicht gut, es wird nicht die erhoffte Wirkung auf die Spielersaläre entwickeln und für junge Schweizer Spieler ist das Erreichen einer Hauptrolle auf unserer grossen Bühne des Theaters erschwert.

    Die Emotionalität, die Schärfe und die totalitären Schuldzuweisungen in dieser Diskussion erinnern an die unsäglichen Wortmeldungen von Möchtegern-Epidemiologen, Impfverweigerern, Virologen mit gefährlichem Halbwissen und populistischen Vertretern der Extremparteien. Dies ist nicht angezeigt, denn der «Streitwert» dieser Auseinandersetzung ist weit geringer als vielerorts vermutet wird. Ich empfehle dringend, aufgrund der Hiobsbotschaften betreffend die Juniorenentwicklung nicht in Depression zu verfallen und ebenso dringend ist meine Empfehlung in Richtung der «Säckelmeister» bei den Proficlubs in der National League, sich nicht in den Teppichetagen-Budgets schöne Lohnerhöhungen zu bewilligen, weil die Lohnsumme auf dem Eis zu sinken verspricht. Die wahre Gefahr dieser unschönen Diskussionskultur, respektive Diskussionsverweigerungskultur, sind andere möglichen Folgen als das Nichterreichen der Payroll-Senkungen und der Verlust an Qualität der sportlichen Leistungen unserer Nationalteams, doch dazu später.

    Zuerst zu den vielerorts antizipierten Folgen Payroll-Senkung, Qualitätsverlust in der Nachwuchsförderung, Zuschauerschwund.

    Nein, die Gesamtausgaben für Spielersaläre werden nicht sinken, aber der jetzt schon beträchtliche Graben zwischen den budgetstarken und budgetschwächeren Teams wird noch grösser und dies wird zu einer noch unausgeglicheneren Liga führen als bereits jetzt. Langnau und Ambri werden auch in Zukunft in aller Regel von unter dem Strich grüssen und Teams wie Zug, Zürich, Lausanne und irgendwann dann auch wieder Bern und Lugano werden die Regularseason als Testspielaufgalopp für die Playoffs geniessen können. Wenns nicht so läuft wie es soll, dann wird an der Importspielerfront geklotzt denn die Versuchung, sich in diesem riesigen Spielermarkt zu bedienen ist verlockend und die Irrtumstoleranz ist ja neu unbeschränkt (die Clubs dürfen neu so viele Importspieler lizenzieren wie sie wollen), d.h. es braucht künftig noch weniger Sportkompetenz aber dafür noch mehr «Kohle» um kompetitiv zu sein, resp. um Importspieler-Einkaufsirrtümer korrigieren zu können.

    Allfällige Strafzahlungen in den Solidaritätsfonds bezahlen die reichen Clubs aus der Portokasse, das kennen wir aus dem Baseball. Den Qualitätsverlust für die Juniorenförderung sehe ich auch nur bedingt. Dies tönt als vorauseilende Erklärung für ausbleibenden Erfolg an den Junioren-WMs und bei den Drafts. Vergessen wir nicht: Der jetzt immer augenscheinlichere, schleichende Niedergang unserer Juniorenqualität – positiv interpretiert darf maximal auch von einer Stagnation gesprochen werden – fällt in eine Zeit, in der wir im Gegensatz zu den Deutschen die Importspielerregelung exakt so definiert haben wie wir glauben, erfolgreicher zu sein. Umgekehrt fällt das deutsche «Juniorenwunder» der letzten Jahre, mit den zahlreichen Erstrundenpicks, genauso in diese Zeit in der wir glaubten, dass wir betreffend Talentförderung vieles richtig und die Deutschen vieles falsch machen.

    Zuschauerrückgang: Da bin ich nicht so sicher, Corona wird da vermutlich den grösseren Einfluss haben als die Importspielerdiskussion. D.h. ich erwarte für die nahe Zukunft einen Rückgang bei den Zuschauerzahlen im Stadion, davor höhere TV-Einschaltquoten, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ich glaube, die Fans werden zurückkehren, evtl. werden es teilweise andere sein als heute. Zudem habe ich nie ganz verstanden, wie die eindrücklichen Fan-Voten zu diesem Thema zustande gekommen sind. Wurden da «nur» Stimmen von jugendlichen Hardcorefans gezählt oder haben auch die zahlreichen «nur Zuschauer» die nicht im Fanblock stehen mitgestimmt? Ich kann mir vorstellen, dass es doch eine grössere schweigende Mehrheit gibt, denen diese Diskussion mehr oder weniger egal ist. Dass die Spieler dem Ansinnen der Importspieler-Öffnung nicht zugestimmt haben ist ja wohl logisch, dies darf nicht überbewertet werden. Kein normaler Baustellenarbeiter würde den Schweizer Lohnschutzartikel im EU-Vertrag kippen wollen.

    Die Gefahren:

    Die aktuell latente Gefahr ist eine Art «Bürgerkrieg» in unserer Eishockey-Community. Es wird nicht mehr miteinander gesprochen, es gilt das Recht des Stärkeren und das «Big Picture», das langfristige Wohlergehen des Schweizer Eishockeys steht nicht mehr im Fokus. Selbstverständlich bilden sich dadurch bei den Schwächeren Widerstände, Kampfbereitschaft, Kreativität und Solidarität.

    Denken wir mal in folgenden Szenarien: Was passiert, wenn sich die Swiss League plötzlich mit innovativen, kreativen Ideen als ernst zu nehmende Konkurrenz zur abgehobenen, selbstgefälligen National League etabliert, z.B. mit einem authentischen, lokalpatriotischen Produkt? Was passiert, wenn sich beispielsweise Schwenningen, Feldkirch, Grenoble und Milano für diese Liga bewerben? Was passiert, wenn sich plötzlich die ZSC Lions für dieses Produkt interessieren? Was passiert, wenn der SIHF z.B. beschliesst, für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele nur noch Schweizer Spieler die entweder im Ausland (NHL, AHL, skandinavische Liga etc.) oder in der Swiss League tätig sind zu nominieren? Was passiert, wenn dereinst ein Swiss League Club einen besseren Sponsorenvertrag abzuschliessen vermag als ein mittelmässiger National League Club? Dies mögen aus Nationalleague-Obrigkeit betrachtet alles unrealistische Hirngespinste sein, aber Hochmut kommt immer vor dem Fall.

    Schlusswort:

    Das Tragische an dieser ganzen Geschichte ist, dass sich die Schweizer Hockeyszene selbst zerfleischt und dies ohne jegliche Not. Die National League spaltet sich von der Swiss League ab und will auch mit dem SIHF, dem Hockeyverband, nur noch so wenig wie möglich zu tun haben. Auch die Fanclubszene wird mehr oder weniger unbeachtet gelassen. Grabenkämpfe zwischen den Ligen, Spielern, Fans und irgendwann auch Sponsoren sind an der Tagesordnung. Gewinner wird die Spielergewerkschaft sein. Sie wird gestärkt und wenn sie dies geschickt ausschlachtet, dann wird diese Organisation mittel- bis langfristig vermutlich nicht ähnlich mächtig wie in der NHL, aber doch stark genug, um die National League Teambesitzer empfindlich zu ärgern. Ich glaube kaum, dass dies im Interesse der National League-Oberen liegt.

    Die NHL Team-Besitzer haben vor der Erstarkung der NHLPA (Spielergewerkschaft), ähnlich ignorant und eigennützig kutschiert, wie sich jetzt ansatzweise auch das Gebaren der National League zeigt. Es braucht die Einsicht aller (National League, Swiss League, Fans, Sponsoren und Spielergewerkschaft), dass sich unsere Eishockey-Community nur dann weiter prosperierend entwickeln kann, wenn alle endlich zur Einsicht kommen, dass der «Feind» nicht innerhalb sondern ausserhalb zu finden ist. Die Gegner unserer grossartigen realen, analogen Eishockeyparty sind andere Sportarten sowie E-Sports und weitere Trendszenen für die Freizeit.

    Dies mein «Wort zum Sonntag», in der vielleicht naiven Hoffnung auf einen baldigen Burgfrieden.

    Russki standart!!

    • Offizieller Beitrag

    Ich sehe es eigentlich wie Roost. Bei den Junioren wird praktisch nichts passieren wie er auch meint. Was ich nicht so sehe ist die Swiss League die angeblich profitieren wird. Also den SCB Fan der nun Olten gucken geht den gibt es nicht! Oder nur einmal! Wie er am Schluss sagt: Die Schweizer Hockey Szene zerfleischt sich selber, man fragt sich warum und kann nur machtlos zusehen.

  • Was ich nicht so sehe ist die Swiss League die angeblich profitieren wird. Also den SCB Fan der nun Olten gucken geht den gibt es nicht! Oder nur einmal!

    Ich sehe da schon ein gewisses Potenzial, auch wenn es nicht so gross ist. Klar, der Hardcore-Fan à la ZSColin wird sicher nicht vom einen auf den anderen Tag sein Saisonabo beim SCB kündigen und an alle Olten-Spiele gehen. Es gibt aber durchaus einige Fans, die für mehrere Vereine sympathisieren (wie Du ja auch für Tampa und Florida), beispielsweise weil sie im Raum Olten wohnen. Wenn ihm das Gebahren der National League nicht mehr zusagt, kann vielleicht schon der eine oder andere davon dann ab und zu eher in der Nähe Eishockey schauen gehen als nach Bern pilgern.

    Wo ich es definitiv sehe ist bei den Sponsoren. Gerade kleinere KMU-Sponsoren überlegen sich vielleicht, ob sie ihre 10-20k pro Jahr nicht eher bei einem anderen Verein einsetzen sollen oder nicht.

  • Die Jungen werden ihr Glück wahrscheinlich eher über Umwege suchen müssen: in Juniorenligen Übersee oder via tiefer eingestufte Ligen.

    Mir persönlich gefällt nicht, dass man 20 Ausländer (oder mehr) pro Saison engagieren kann, je nach Geld & Dringlichkeit. Klar können nicht alle gleichzeitig auf die Matchkarte, aber spricht was dagegen, dass man sich gewisse Positionen doppelt absichert? So à la dem hier drin überaus geliebten FC Bayern?!?

    Die Region hat längerfristig allenfalls eine Chance, wenn ich mit Kollegen ein ähnliches Produkt in der Nähe anschauen kann: wieso nicht Küsnacht, Wetzikon oder Dübi, vorausgesetzt, dass die Qualität & das rundherum einigermassen stimmt?
    ....es soll ja auch Leute geben, die sich weiterhin den CH Fussball antun und das obwohl im nahen Ausland die Qualität um ein vielfaches höher ist ;)

  • Ich kann mir durchaus vorstellen mich nach Alternativen in tieferen Ligen umzuschauen. Ich hab wirklich keine Lust (möglicherweise) jeden Monat sieben andere ausländische Spieler auf dem Eis zu sehen. Und das diese Zahl dann im Verlaufe der Zeit noch weiter angehoben wird ist sicher nicht abwegig. We'll see, nächste Saison gelten ja noch die alten Regeln.

    • Offizieller Beitrag

    Die jetzt kommunizierte Regelung für 22/23 ist für persönlich irgendwie akzeptabel. Ausser dass man als Team so viele Ausländer einsetzen kann

    pro Saison wie man will. Wobei, rein egoistisch gesehen könnte es mich ja auch freuen, vielleicht den einen oder anderen NHL Spieler in den ZSC

    Farben zu sehen, welchen man für die PO's noch engagieren kann....... Aber auch da empfinde ich nicht nur Freude, ganz ehrlich.

    Was ich garantiert so sehe wie Roost: Dass in den Umfragen definitiv nicht mit seriöser Objektivität ein "durchschnittlicher Matchbesucher"

    abgeholt wurde. Ganz klar. Nichts desto trotz sind auch diese Leute 1. zahlende Kunden und 2. ein wichtiger Faktor im "Live erlebnis".

    Was ich jedoch befürchte - und das empfinde ich als doch sehr unangenehm, um es "nett" auszudrücken: Das mit den 7 Ausländern und den

    Lizenz-Schweizer bis 22 Jahre ist reine Salami-Taktik!

    Die letzte Frage wird noch sein, ob alle Mitglieder der AG (d.h. Vereine) den "Schweizer Salary-Cap" akzeptieren werden..........

  • Ich kann mir durchaus vorstellen mich nach Alternativen in tieferen Ligen umzuschauen. Ich hab wirklich keine Lust (möglicherweise) jeden Monat sieben andere ausländische Spieler auf dem Eis zu sehen. Und das diese Zahl dann im Verlaufe der Zeit noch weiter angehoben wird ist sicher nicht abwegig. We'll see, nächste Saison gelten ja noch die alten Regeln.

    Gut ob das dann so sein wird. Du schilderst ein mögliches Worst Case Szenario wenn z.B. Bern sich noch über den Strich kaufen möchte. Das wird sonst kaum passieren.

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