• Offizieller Beitrag

    Klotens neuer Coach Gerry Fleming

    Ausgerechnet im Land der Alligatoren wurde er Eishockeytrainer

    Als Spieler prügelt sich der Kanadier durch die Karriere, als Coach verschlägt es ihn an ungewöhnliche Orte. Die Schweiz ist für ihn eine Traumdestination.

    Kristian Kapp
    Kristian Kapp
    Publiziert heute um 16:00 Uhr

    Der neue Headcoach in Kloten: Gerry Fleming, hier als Assistenztrainer der Eisbären Berlin, bei einem Spiel in München am 1. November 2018.


    Der neue Headcoach in Kloten: Gerry Fleming, hier als Assistenztrainer der Eisbären Berlin, bei einem Spiel in München am 1. November 2018. Foto: TF-Images/Getty Images

    Dieser Mann hat seine Sporen als Trainer verdient. Gerry Fleming, der 56-jährige neue Headcoach Klotens, begann nämlich unten: Die ECHL ist die dritthöchste Stufe in Nordamerika, sie gilt als ideale Lebensschule und perfekter Einstiegsort für Trainer, um alles Mögliche und Unmögliche zu lernen. Die Geschichten, die Fleming von seinem ersten Job vor gut 20 Jahren erzählt, sind typisch: «Ich kümmerte mich um alles: Rekrutierungen, Planungen der Reisen, Immigrationspapiere und Unterkunft der Spieler, Bürokratie bei offiziellen Stellen.»


    Bloss: Fleming nützte die ECHL nicht nur als Sprungbrett, er blieb acht Jahre in dieser auch für Spieler oft brutalen Liga. Das Geld reicht knapp zum Überleben, alle wollen weg, zumindest in die eine Klasse höhere AHL, um dem NHL-Traum ein wenig näherzukommen.


    57 Spieler im Team


    Viele müssen in der Tat weg, oft nach nur einem Spiel, aber nicht nach oben. Es herrscht teilweise unfassbares Kommen und Gehen. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Als Fleming 2021 für eine Saison in die ECHL zurückkehrte, waren in seinem Team in Iowa mehr oder weniger lang 11 Goalies, 15 Verteidiger und 31 Stürmer.

    «Du lernst, dich permanent anzupassen», erzählt Fleming, «praktisch jeden Tag steht dir wieder ein anderes Kader zur Verfügung.» Er erlebte zu Beginn tatsächlich auch eine ungewöhnliche Stabilität, sieben Jahre verbrachte er im selben Club. Er blieb auch darum so lange, weil es ihm dort gefiel. Und das ist eine Story für sich.

    Denn ECHL-Clubs sind häufig nicht in typischen Eishockeygegenden zu finden, jener Flemings befand sich an einem besonderen Ort: Der Name der Florida Everblades aus dem Städtchen Estero am Golf von Mexiko ist ein Wortspiel aus Kufe und dem nahen, weltberühmten Nationalpark Everglades, auch bekannt und berüchtigt für seine Unmengen an Alligatoren und Moskitos. Eine kurze Karriere in der NHL: Gerry Fleming, 1,96 Meter grosser Flügelstürmer, im Einsatz mit den Montreal Canadiens bei einem Testspiel am 12. September 1994 in Toronto.


    Eine kurze Karriere in der NHL: Gerry Fleming, 1,96 Meter grosser Flügelstürmer, im Einsatz mit den Montreal Canadiens bei einem Testspiel am 12. September 1994 in Toronto. Foto: Graig Abel (Getty Images)

    Fleming besitzt bis heute eine Eigentumswohnung in Estero, wo er jeden Sommer mit Freunden und Bekannten von damals Zeit verbringt. Und ja, Begegnungen mit Alligatoren kennt er: Wenn die Tiere aus den vielen Teichen rund um die Golfplätze steigen, weil sie den Ball mit einem Ei verwechseln (es gibt für solche Fälle offizielle Alligatoren-Regeln im Golfsport). «Und wenn Paarungszeit ist, siehst du sie eifrig von Teich zu Teich wechseln», erzählt Fleming und gibt gleich noch lachend die goldene Regel mit: «Lass sie tun, was sie tun, dann lassen sie dich auch in Ruhe. Und füttere keinen Alligator!»


    Nicht besonders talentiert, aber eisenhart


    Dieser Ort steht Eishockey-technisch so sehr im Kontrast zur Stadt, in der Fleming auf die Welt kam, aufwuchs, seine fast komplette Spielerkarriere von Junioren bis Profis verbrachte – und wo er auch seine allererste Chance als Assistenztrainer bekam: Montreal, das Mekka des Eishockeys. Gerry (ausgesprochen «Dscherri») Fleming war nicht besonders talentiert, der fast zwei Meter grosse Hüne wurde nie gedraftet, er spielte praktisch immer im Farmteam, nur für elf Spiele wurde er von den Canadiens hochgeholt.


    Er musste überall vor allem eines tun: Kämpfen. Bereits in seinen drei Jahren in der höchsten kanadischen Juniorenliga kamen für Fleming so in 164 Spielen 865 Strafminuten zusammen. Klotens Sportchef Larry Mitchell präsentierte ihn darum scherzhaft auch mit diesen Worten: Kein NL-Team habe einen Trainer, der als Spieler härter gewesen sei … Gerry Flemings Alltag als Spieler: Hier kämpft er 1997 als AHL-Spieler der Fredericton Canadiens (in rot) gegen Rocky Thompson von den Saint John Flames. 15 Jahre später bildeten die beiden ein Trainerduo beim AHL-Team in Oklahoma, bis heute sind sie gute Freunde geblieben. Video: Youtube

    Die Schweiz sei eine Traumdestination für Trainer, sagt Fleming. Als er gehört habe, dass Jeff Tomlinson in Kloten zurücktreten werde, habe er sich sofort beworben – und wurde nun für seine geduldige Karriere mit dem Engagement belohnt. Er ist diesbezüglich das Gegenstück zu Josh Holden, der in Davos übernimmt, ohne je Headcoach gewesen zu sein.

    Vier der letzten fünf Jahre hatte Fleming bereits in Europa verbracht. In den ersten drei Saisons nahm er auch den Rückschritt zum Assistenztrainer in Kauf, um bei den Eisbären Berlin arbeiten zu können. Bei seiner letzten Station war er Cheftrainer des Aufsteigers Frankfurt.


    Die künftigen Superstars im Team


    Fleming kennt also Eishockey. Auch die Arbeit mit Hochtalentierten: Nach der ECHL verbrachte er zehn Jahre in der Organisation der Edmonton Oilers. Er war dort stets Chef- oder Assistenztrainer des Farmteams, das mehrfach den Standort wechselte und Fleming temporäre Heimaten kreuz und quer in den USA bescherte.

    Seine Wege kreuzten sich somit auch mit vielen der damals noch jungen und früh gedrafteten heutigen Superstars wie Ryan Nugent-Hopkins, Taylor Hall oder Leon Draisaitl. Und in Berlin erlebte er hautnah den Durchbruch von Lukas Reichel mit, einem der grössten Talente der aktuellen goldenen Generation des deutschen Eishockeys.

    Nun freue er sich auf Kloten und die Tradition im Dorfclub, sagt Fleming, als Montrealer habe er diese stets hoch gewichtet. Er wird in knapp einem Monat erstmals ein paar Wochen hier verbringen, im Moment weilt er in den Ferien in Estland, der Heimat seiner Ehefrau, mit der er dann in die Schweiz ziehen wird. Zuvor wird er aber in Kanada Mutter und Schwester besuchen, die er beide seit über einem Jahr nicht mehr gesehen hat. Flemings Eishockeywelt bleibt also bewegt.

    ---------------------------

    Mein Senf: Fleming war von 2001 bis 2008 Coach der Florida Everblades (amtierender ECHL Champion) die 20 Minuten von mir weg spielen. Sie spielen in der Hertz Arena die knapp 7200 Plätze hat, eine schmucke, kleine Arena. War schon oft dort, auch diese Saison.

    • Offizieller Beitrag
    «Die Menschheit fliegt zum Mond, aber für meinen Fuss gibt es keine Lösung»
    Peter Forsberg gehört zum «Triple Gold Club» und ist einer der Grossen des Welteishockeys. Er erzählt, wie eine rätselhafte Fussverletzung seine Karriere…
    www.watson.ch

    Einer der GANZ GROSSEN. Und er hätte wohl noch viel mehr erreichen können. Krass, war mir nicht so bewusst. Für einmal ein wirklich

    gutes, informatives Interview vom Eismeister.

  • Interessant für uns:
    Yasin Ehliz (da weiss sicher DEG/Shanahan was darüber zu erzählen, ich fand den bei den Deutschen wie Kahun immer Top),
    L-M Aubry
    (1.94m!!), Taylor Beck oder event. Michael Joly. Für die Defense würde ich es (falls Bedarf) mit Sami Niku versuchen.


    Ob die alle vertragslos sind hab ich nicht überprüft, vermute ich aber gemäss diesem Bericht.

    Ein deutscher Nationalspieler und 15 weitere Akteure aus ganz Europa - interessant für alle NL-Sportchefs
    Ob einer davon in der nächsten Saison in der Schweiz spielen wird?
    sport.ch

    Ob einer davon in der nächsten Saison in der Schweiz spielen wird?
    Ein deutscher Nationalspieler und 15 weitere Akteure aus ganz Europa - interessant für alle NL-Sportchefs

    Während sich die National League langsam aber sicher den Playoffs-Halbfinals annähert, sind die Sportchefs daran, die Kader für die kommende Saison zu komplettieren. Wir hätten da noch 16 interessante Spieler aus diversen europäischen Ligen, die jedes Schweizer Team verstärken könnten und deren Vertrag Ende Saison ausläuft.

    Michal Joly (RW), HPK (Liiga)

    Der erste Kanadier in unserer Auflistung hat in seiner Karriere noch keine Minute NHL gespielt. Beim 27-Jährigen handelt es sich um einen sogenannten Spätzünder. In Nordamerika musste er sich durch die Mühlen der ECHL und AHL kämpfen. Seit der letzten Saison läuft er nun in Finnland auf und beweist seine Qualitäten. Insgesamt hat er 118 Partien in der Liiga absolviert und 114 Scorerpunkte gesammelt. Mit solchen Scorerwerten wäre er sicherlich auch für NL-Teams interessant.

    Jori Lehterä (C), Tappara Tampere (Liiga)

    Der Center hat zwar noch nie das Trikot eines Schweizer Teams getragen, ist in dieser Saison aber zweimal in der Schweiz zum Einsatz gekommen. In der Champions Hockey League hat er sich mit Tappara Tampere in der K.o.-Phase gegen die ZSC Lions und den HC Davos durchgesetzt. Seine Vergangenheit zeigt ebenfalls seine Qualitäten auf. Er kommt auf 346 Einsätze in der NHL und auf 345 Spiele in der KHL. Ob er sich allerdings mit 35 Jahren noch einmal auf ein Auslandsabenteuer einlassen will, darf zumindest infrage gestellt werden.

    Sami Niku (D), JYP (Liiga)

    Wie Antti Suomela spielte auch der 26-jährige Verteidiger in der letzten Saison in Nordamerika. Damals kam er für die Montréal Canadiens zu 13 Einsätzen und sechs Assists. Trotzdem konnte er sich in der NHL nicht durchsetzen. Stattdessen wechselte der Finne zurück in seine Heimat, wo er derzeit das Trikot von Jyväskylä trägt. Dabei kommt er in 54 Einsätzen auf neun Tore und 33 Vorlagen. Als Offensivverteidiger wäre er also auch in der National League eine Option.

    Henrik Haapala (D), Ilves Tampare (Liiga)

    Ein weiterer spannender finnischer Verteidiger ist Henrik Haapela. Der 28-Jährige hat bereits Erfahrung in der National League. In der Saison 2018/19 trug er leihweise das Trikot des HC Lugano. Dabei kam er in 24 Spielen auf 20 Scorerpunkte. Damals war er bei den Florida Panthers unter Vertrag. Seit der Saison 2019/20 ist er wieder in Finnland aktiv. Derzeit läuft er für Ilves Tampare auf und kommt in 47 Partien auf 15 Tore und 32 Assists.

    Anrei Hakulinen (C/LW), Lukko (Liiga)

    In dieser Auflistung befinden sich hauptsächlich Finnen. Ein solcher ist auch Anrei Hakulinen, der in der letzten noch mit Vili Saarijärvi, dem Verteidiger der SCL Tigers, zusammen gespielt hat. Der 33-Jährige hat während seiner gesamten Karriere in Finnland gespielt und ist derzeit Captain von Lukko. In dieser Saison kommt er in 48 Spielen auf 38 Scorerpunkte. Wenn er also noch ein Auslandsabenteuer erleben will, dann wäre wohl jetzt der Zeitpunkt dafür gekommen.

    Julius Honka (D), Luleå HF (SHL)

    Der 27-Jährige hat 87 NHL-Partien auf dem Buckel. Ansonsten lief er auch in der AHL, in Finnland und in Schweden auf. Dort spielt Julius Honka derzeit für Luleå und kommt in 46 Spielen auf zwölf Tore und 15 Assists. Als Zweiweg-Verteidiger wäre er durchaus interessant für die National League.

    Robert Rosén (C), Växjö Lakers (SHL)

    Der erste und letzte Schwede in dieser Auflistung ist mit 35 Jahren bereits im fortgeschrittenen Eishockeyalter. Sollte er also auf die kommende Saison noch in die Schweiz wechseln, dann würde Robert Rosén sicherlich keinen Langzeitvertrag unterzeichnen. Seine Statistiken mit 19 Toren und 19 Assists in 50 Spielen lassen sich aber durchaus sehen. Zudem sind Finnen und Schweden in der National League definitiv beliebt.

    Kristian Näkyvä (D), Örebro HK (SHL)

    Kommen wir zu einem weiteren finnischen Verteidiger. Der 32-Jährige spielt in der schwedischen Liga stark auf und kam in der Regular Season in 52 Spielen auf sieben Tore und 29 Vorlagen. Er wäre wohl für die meisten National-League-Teams eine Verstärkung. Einzig seine Verletzungsanfälligkeit könnte die NL-Sportchefs von ihm abhalten. In den letzten drei Regular Seasons verpasste Näkyvä immer mindestens 13 Partien.

    Yasin Ehliz (LW/RW), EHC Red Bull München (DEL)

    Mit Marc Michaelis und Dominik Kahun spielen bereits zwei Deutsche in der Schweiz. Ein Dritter, der sich anbieten würde, wäre Yasin Ehliz. Der Stürmer von Red Bull München kam in der vergangenen Regular Season in 56 Spielen auf 21 Tore und 39 Vorlagen. Im Vergleich zur letzten Saison konnte er sich um 27 Scorerpunkte steigern. Es war die bisher beste Qualifikation des 30-Jährigen überhaupt. Damit lag er in der Scorerliste vor Dustin Jeffrey, der im Trikot des Lausanne HC 2017/18 Liga-Topscorer wurde.

    Joseph Duszak (D), Dinamo Minsk (KHL)

    Zum Schluss kommen wir noch zu einem US-Amerikaner, der derzeit in der KHL aktiv ist. Für den einen oder anderen National-League-Club könnte das ein Grund sein, einen Spieler nicht zu verpflichten. Für jene, die es dennoch tun, ist Joseph Duszak sicherlich eine interessante Wahl. Der Verteidiger kam in der Regular Season in 68 Spielen auf neun Tore und 36 Vorlagen.

    Weitere mögliche Import-Spieler für die National League

    • Louis-Marc Aubry (C), Kölnder Haie (DEL)
    • Austin Ortega (RW), EHC Red Bull München (DEL)
    • Ville Lajunen (D), Schwenninger Wild Wings (DEL)
    • Stéphane Da Costa (C), Avtomobilist Yekaterinburg (KHL)
    • Taylor Beck (LW/RW), Sibir Novosibirsk (KHL)
    • Trevor Murphy (D), Sibir Novosibirsk (KHL)

    Russki standart!!

  • Konkurse, Prügeleien, Verschwörungstheorien – der Kultclub ist zurück

    Die Unterwalliser spielen nächste Saison wieder in der Swiss League. Der Verein ist so etwas wie der Wilde Westen im Schweizer Eishockey.

    Der HCV Martigny – gegen jede Logik schafft es dieser Verein, nicht von der Bildfläche zu verschwinden. 1999: freiwilliger Abstieg in die 1. Liga wegen Geldsorgen und Verschwörungstheorien. 2008: erster Konkurs. 2017: wieder Bankrott. Und jetzt? Sind die Unterwalliser abermals in die Swiss League aufgestiegen, das einst so stolze Arosa hatte im Direktduell das Nachsehen.

    Martigny, das ist so etwas wie der Wilde Westen im Schweizer Eishockey. Vor allem wegen René Grand, der vor der Jahrtausendwende über ein Jahrzehnt lang den Verein führte und dabei an Christian Constantin erinnerte. 22-mal wurde der Trainer entlassen, einer erhielt gar während einer Drittelspause den blauen Brief, trotz vorzüglichem Saisonstart, aber weil das Team in Lausanne 1:4 hinten lag. Grand übernahm das Kommando – die Partie endete 7:4. Auch Kent Ruhnke stand in Martigny einst an der Bande; er machte sich bei Nacht und Nebel aus dem Staub, der Legende nach liess er den vom Club zur Verfügung gestellten Wagen mit laufendem Motor am Flughafen stehen.

    Ein Tennisstar und ein Musiker

    Malermeister Grand träumte von der NLA und führte den Verein grandios grantig, er wütete wie einst Sonnenkönig Louis XIV in Frankreich. Es gab keinen Vorstand, keine Generalversammlung, oft auch keine Erfolgsrechnung. Da war nur er – und so wirbelte er nach eigenem Gutdünken. Grand beleidigte Schiedsrichter, prügelte sich mit ehemaligen Spielern, lieferte sich einen Boxkampf mit einem gegnerischen Trainer, warf den Deutschschweizer Clubs vor, Spiele zu kaufen. Und hatte verrückte Ideen: 1998 wollte er den zurückgetretenen Tennisstar Jakob Hlasek, der als Junior auch auf Kufen als Talent gegolten hatte, lizenzieren. Zu mehr als ein paar Probetrainings und einem Medien-Tamtam kam es jedoch nicht.

    Das Geld ging selbst unter seiner Führung aus, wie so oft im Kultverein. Dieser fand weit nach der Ära Grand auch mit einer unheiligen russischen Allianz sein Glück nicht, die Investoren suchten sich bald ein neues Spielzeug und zogen weiter. Nach dem letzten Zusammenbruch vor sechs Jahren dümpelte Martigny in der 2. Liga herum, einige Fusionen und ein Gastspiel des Musikers Bastian Baker später – er absolvierte 2020 vier Partien in der drittklassigen Myhockey League – ist der Club zurück im professionellen Schweizer Eishockey. Als einer von drei Walliser Vertretern neben Visp und Sierre.

    Stellt sich die Frage: Für wie lange?

  • Davon ist auch HCAP-Stürmer Alex Formenton betroffen
    Hockey Canada verbannt U20-Weltmeisterteam aus der Nationalmannschaft

    Bei Hockey Canada brennt weiterhin der Baum. Die Geschichten der U20-Mannschaft von 2018 sind mittlerweile bekannt. Ein sexueller Missbrauchsfall, der noch nicht aufgeklärt ist, sorgt beim kanadischen Eishockeyverband für einen drastischen Entscheid.

    Die Namen der Spieler, die in diesen sexuellen Missbrauchsfall verwickelt sind, sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt. Aber diversen Gerüchten zufolge, war auch der HCAP-Stürmer Alex Formenton involviert. Hockey Canada hat nun entschieden, dass alle Spieler, die 2018 mit der U20 Weltmeister wurden, nicht für die kanadische Nationalmannschaft aufgeboten werden. Das betrifft auch Cale Makar oder Dante Fabbro, die damit die WM in Riga und Tampere verpassen werden.

    DXi861IW_bigger.jpg

    Rick Westhead

    @rwesthead

    Hockey Canada: “Earlier this year, Hockey Canada made a decision that until the investigation and adjudicative process of the alleged incident in 2018 are complete, no players from the 2018 National Junior Team will be considered for participation for Team Canada...”

    Tweet zitieren

    Unternehmensprofilbild

    TSN Hockey

    @TSNHockey

    ·
    28. März

    DEVELOPING - Players from Canada’s 2018 World Junior team will not be allowed to play for the national team until an investigation of an alleged group sexual assault is completed, Hockey Canada told TSN in a statement on Monday.

    Story from @rwesthead: https://tsn.ca/talent/all-201…-says-1.1937264

    12:44 vorm. · 28. März 2023
    ·
    539.159 Mal angezeigt

    Hockey Canada verbannt U20-Weltmeisterteam aus der Nationalmannschaft
    Davon ist auch HCAP-Stürmer Alex Formenton betroffen
    sport.ch

    Russki standart!!

  • Känne d'Details nöd, aber wär ich i dem Team debi gsi (d'Chance isch nöd so gross) und wär nöd a dem Scheiss beteiligt gsi (Chance zum Glück no chli chliiner), würd mich das unglaublich ufrege und vor allem würde ich mich zu unrächt verurteilt fühle.

    In Amerika würdets e chlag iireiche. :)

    • Offizieller Beitrag

    Känne d'Details nöd, aber wär ich i dem Team debi gsi (d'Chance isch nöd so gross) und wär nöd a dem Scheiss beteiligt gsi (Chance zum Glück no chli chliiner), würd mich das unglaublich ufrege und vor allem würde ich mich zu unrächt verurteilt fühle.

    Isch mer au dur de Chopf. Find ich sowas vo krass! Und stell dir vor, es bisch nöd du, sondern din Sohn wo betroffe isch. Fürchterlich......

    Wobi ich ganz klar säge, dass es a 1. Stell ganz, ganz schlimm isch, was dere junge Frau passiert isch, kei Frag - wänn's dänn so gsi isch.

  • Känne d'Details nöd, aber wär ich i dem Team debi gsi (d'Chance isch nöd so gross) und wär nöd a dem Scheiss beteiligt gsi (Chance zum Glück no chli chliiner), würd mich das unglaublich ufrege und vor allem würde ich mich zu unrächt verurteilt fühle.

    Offensichtlich ist die Unschuldsvermutung in diesem Kontext makulatur. Bevor die Fakten geklärt sind ist man bereits angezählt und wird ausgeschlossen. Selbst wenn es sich bis zum Schluss nicht ganz klären lässt, bleibt immer etwas haften.

    • Offizieller Beitrag

    Hey Klingberg! Schon wieder ein Ausländer!

    Ex-HCD-Star wird in Schweden nach Schwalbe übel bedroht
    Nach einer glasklaren Schwalbe in einem Playoff-Spiel kassiert Örebro- und Ex-HCD-Stürmer Mathias Bromé eine Busse. Doch das reicht gegnerischen Fans nicht.…
    www.blick.ch

    Ach nein, wenn's ein Schwede IN Schweden ist, dann ist es nicht die pöse, pöse Hockey-Schweiz. Puuuhhhh, Glück gehabt.

    1. Morddrohungen und Ähnliches gehen gar nicht! Zu 100% falsch!

    2. Kann man diese verwerfliche Unsitte gaaaaanz einfach verhindern:

    Nicht theatralisch fallen lassen. Problem gelöst.

  • Freunde sagten oft: «Wenn du ein Schnäbeli hättest, wäre es einfacher»

    Zwei Jahre nach ihrer Freistellung äussert sich Florence Schelling im Magazin «Sportlerin» erstmals über ihre Zeit beim SC Bern. Sie lässt kein gutes Haar am Club.

    Ihr Engagement sorgte weltweit für Aufsehen. Als erster Eishockey-Club überhaupt verpflichtete der SC Bern im April 2020 mit Florence Schelling eine Sportchefin. «Uns war wurst, ob wir eine Frau oder einen Mann einstellen. Kompetenz ist wichtig, nicht das Geschlecht», sagte der damalige CEO Marc Lüthi, der dem Hockeyclub heute als Präsident vorsteht. Schelling selbst hatte den Job nicht gesucht. Er wurde ihr angeboten, nachdem Alex Chatelain, der Baumeister dreier Meisterteams, nach einer missglückten Saison abgesetzt worden war und der langjährige Captain Martin Plüss Bern den Job abgelehnt hatte.

    Schelling wurde mit Interview-Anfragen, auch aus dem Ausland, überhäuft. Gegen 40 waren es am ersten Tag. Und auch danach riss der Rummel nicht ab. Mütter und Väter schrieben ihr, sahen die heute 34-Jährige als Wegbereiterin für ihre Töchter. Doch nur ein Jahr später war der Zauber vorbei, Schelling musste den Club wieder verlassen. Sie bringe nicht genügend Erfahrung mit, erklärte Lüthi. Da 13 Spielerverträge auslaufen, sei nun höchste Fachkompetenz gefordert.

    Seither wurde es ruhig um die ehemalige Weltklassetorhüterin. Interview-Anfragen, auch von dieser Zeitung, stiessen stets ins Leere. Nachrichten blieben unbeantwortet. Nun aber äussert sich Schelling im Schweizer Frauen-Sportmagazin «Sportlerin» erstmals über ihre Zeit beim SCB. Und übt harsche Kritik am 16-fachen Schweizer Meister. Dank ihres Master-Studiums in Wirtschaft, ihrer Vergangenheit im Eishockey und den Beziehungen sei sie sehr gut qualifiziert gewesen. Der Job sei nicht schwierig, doch nie hätte sie den Rückhalt genossen, den sie benötigt hätte, um in Ruhe arbeiten zu können, kritisiert Schelling. «Ich spürte sehr, sehr schnell, dass ich bei einigen überhaupt nicht willkommen war. So nach dem Motto: ‹Meitschi, was willst du denn hier?›»

    «Wo ist die Grenze zum Mobbing?»

    Schelling spricht von sehr schwierigen, nicht besonders modernen Strukturen. «Sie waren zum Scheitern verurteilt. Es reden viel zu viele Leute mit. Und man sah ja auch danach, dass die Strukturen nicht funktionierten.» Dass es nicht einfach werden würde, sei ihr bewusst gewesen, so Schelling weiter. «Es gab schwierige Situationen und viele Momente, in denen ich auf enorme Widerstände stiess. Es wurde stundenlang über unwichtige Dinge diskutiert, das war wenig zielorientiert.»

    Die Frage, ob sie gemobbt oder gar sexistisch beleidigt worden sei, verneint Schelling, fragt im Gegenzug aber: «Wo ist die Grenze zum Mobbing?» Die Zürcherin hätte sich Veränderungen gewünscht. «Meine Aufgaben waren klar: Ich sollte frischen Wind entfachen, neue Perspektiven aufzeigen und die vorhandenen Strukturen aufbrechen. Leider war das unmöglich. Ich hörte oft im Freundeskreis: ‹Wenn du ein Schnäbeli hättest, wäre es einfacher.›»

    Es sind happige Vorwürfe. Kommentieren will sie der SCB nicht. «Wir haben bei der Vertragsauflösung Stillschweigen vereinbart und halten uns daran», schreibt der Club auf Anfrage. In Schellings Worten dürfte viel Frust mitschwingen. Ihr Engagement stand schon von Beginn weg unter keinem guten Stern. Sie übernahm das Amt im ersten Jahr der Pandemie und begann im 50-Prozent-Pensum, nachdem sie sich bei einem Skiunfall einen Halswirbel gebrochen und ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte.

    Schelling war oft abwesend, leitete aber zum Start des Eistrainings im August ein Girls Camp in Arosa. Weilte sie in Bern, richtete sie das Büro neu ein, führte Einzelgespräche mit Spielern oder gab Interviews. «Den ganzen Sommer lang. Irgendwann sagte ich, dass ich nicht mehr kann», klagt Schelling.

    «Alle wollten ihr helfen, wenn sie sich nur hätte helfen lassen und sich einigermassen vernünftig verhalten hätte.»
    Ein ehemaliger SCB-Verantwortlicher

    Es gibt aber auch eine andere Seite: Ein Boulevardmedium etwa musste sich drei Monate lang gedulden, um einen Interview-Termin zu bekommen. Der damalige Kommunikationsverantwortliche Christian Dick versuchte, Schelling zu unterstützten, sie zu entlasten. Und war dabei längst nicht der Einzige. Einer, der während Schellings Amtszeit nahe am Geschehen war, sagt hinter vorgehaltener Hand. «Alle wollten ihr helfen, wenn sie sich nur hätte helfen lassen und sich einigermassen vernünftig verhalten hätte. Es ging nur um sie, und spätestens beim Saisonstart hatte sie alle gegen sich aufgebracht.»

    Schelling habe sich fast ausschliesslich mit Marc Lüthi unterhalten. «Sie sprach in den ersten zwei Wochen öfter mit Lüthi als andere in fünf Jahren. Vertrat jemand an einer Sitzung eine andere Meinung, fühlte sie sich persönlich angegriffen.» So soll Schelling, als ihr Verwaltungsratsmitglied Mark Streit von einem ausländischen Spieler aufgrund von läuferischen Defiziten abgeraten hatte, eine Woche lang nicht mehr mit dem 820-fachen NHL-Verteidiger gesprochen haben. «Es ist nun ein schäbiges Nachtreten. Aus purem Frust, weil sie gescheitert ist», kritisiert ein ehemaliger SCB-Verantwortlicher.

    Nachbaur und der Fragebogen

    Freilich, die Strukturen waren aussergewöhnlich. Schellings Vorgänger Chatelain etwa übernahm die sportstrategischen Bereiche, blieb also im Club. Doch auch er soll seine Hilfe angeboten haben. Vergeblich. Vieles blieb während Schellings Amtszeit auf der Strecke. Bei einem Vorbereitungsspiel in Worb gingen sogar beinahe die Schiedsrichter vergessen, weil das Spiel zunächst nicht in der zentral verwalteten Datenbank erfasst wurde. Nicht zuletzt litt die Trainersuche, die erst im Spätsommer abgeschlossen werden konnte.

    Johan Lundskog, Sam Hallam und Don Nachbaur schafften es in die engere Auswahl. Schelling priorisierte Lundskog. Doch ablösefrei verfügbar war einzig Nachbaur, weshalb der Austro-Kanadier den Zuschlag bekam. Bereits im November musste der sonderbare Coach, der seinen Assistenten schon im ersten Training vor versammelter Mannschaft in den Senkel stellte und den Stürmer Ted Brithén als neuen Verteidiger willkommen hiess, den Club wieder verlassen.

    Bezüglich der Tatsache, dass Schelling vor der Verpflichtung einen 60 Kriterien umfassenden Fragenkatalog mit Nachbaur ausgefüllt hatte, verweist sie im Interview mit der «Sportlerin» auf den heutigen SCB-CEO Raeto Raffainer, der ihr dieses Dokument zugespielt hatte. Der Fragebogen findet jedoch auch bei Swiss Ice Hockey Anwendung und dient dazu, Kompetenzen zu gewichten. Er soll eine Unterstützung darstellen.

    Schelling scheint mit sich im Reinen zu sein. Sie sei halt der Sündenbock gewesen, weil der SCB keinen Erfolg hatte. Ans Aufgeben habe sie nie gedacht. Dennoch habe sie sich nach ihrer Freistellung, als der ganze Druck abfiel, 50 Kilogramm leichter gefühlt. Mittlerweile hat sich Schelling selbstständig gemacht, bietet als Coach mit ihrer Firma Module, Vorträge und Workshops an. Ein Spiel des SCB hat sie keines mehr besucht.

  • Sartre, Monsieur Frutschi und

    der Traum vom alten Glanz

    Zu Beginn der 1970er Jahre dominierte der HC La Chaux-de-Fonds das Schweizer Eishockey. Seither hetzt

    der Klub dem Ruhm nach. Ein Aufstieg soll ihn neu beleben. Von Daniel Germann

    Während die ZSC Lions, der

    EHC Biel, Genf/Servette

    und der EV Zug um den

    Meistertitel spielen, strei-

    ten sich der HC Ajoie und

    der HC La Chaux-de-

    Fonds in der Ligaqualifikation um den letzten

    freien Platz in der National League. Die beiden

    Traditionsvereine aus dem Jurabogen spielen

    im Schweizer Eishockey nur noch eine margi-

    nale Rolle. Das war nicht immer so. In den spä-

    ten 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre

    war der HC La Chaux-de-Fonds hierzulande

    das Mass aller Dinge.

    Der Brennstoffhändler Charles Frutschi

    versammelte das Who’s who des Schweizer

    Eishockeys in der Uhrenstadt. Das Signal zum

    Angriff setzte er mit der Verpflichtung des

    kanadischen Spielertrainers Gaston Pelletier,

    der zuvor mit dem HC Villars zweimal die

    Meisterschaft gewonnen hatte. Frutschi be-

    grüsste Pelletier mit dem Auftrag, dass Ende

    Saison der Meisterpokal in seinem Büro zu

    stehen habe. Der vor zwei Jahren verstorbene

    Pelletier brachte Frutschi den Pokal nicht ein-

    mal, sondern gleich sechsmal ins Büro – von

    1968 bis 1973. Dazu führte er an der Heim-WM

    1971 auch die Nationalmannschaft in die A-

    Gruppe zurück.

    Im Dress der Montreal Canadiens

    Die Starauswahl war mehr oder weniger iden-

    tisch mit dem Nationalteam. Im Tor stand der

    legendäre Gérald Rigolet. Anker in der Vertei-

    digung waren Marcel Sgualdo, René Huguenin

    und Gaston Furrer. Im Sturm verzückte der

    Ästhet Michel Turler das Publikum. Dazu

    holte Frutschi Spieler aus allen Teilen des

    Landes nach La Chaux-de-Fonds. Aus Bern

    kamen Peter Stammbach und Rolf Diethelm,

    Langnau warb er Bruno Wittwer ab, der für

    seinen Wechsel in den Neuenburger Jura so-

    gar eine Pause von einer vollen Saison in Kauf

    nahm, weil ihm die Langnauer die Freigabe

    für den Klubwechsel verweigerten.

    Der HC La Chaux-de-Fonds versteckte sich

    nicht hinter falscher Bescheidenheit. Auf In-

    itiative seines frankokanadischen Trainers,

    der aus dem Klub die Montreal Canadiens von

    Europa machen wollte, bestritt er seine Par-

    tien im Dress der legendären Montreal Cana-

    diens mit den stilisierten Buchstaben C und H

    auf der Brust – bis man in Montreal davon

    Wind bekam und die Jurassier mit der Dro-

    hung einer Plagiatsklage bremste. Das Publi-

    kum im Jurabogen zog begeistert mit und

    füllte die Patinoire des Mélèzes oft mit gegen

    8000 Zuschauern.

    Getrieben von der boomenden Uhren-

    industrie, war La Chaux-de-Fonds nicht nur

    sportlich, sondern auch kulturell ein viel-

    beachtetes Beispiel in der Schweiz, es war ein

    Sehnsuchtsort der Schweizer Intelligenzia. Im

    legendären Debattierlokal Club 44 diskutier-

    ten auch international anerkannte Denker wie

    der spätere französische Staatspräsident

    François Mitterrand oder der Philosoph Jean-

    Paul Sartre über die grossen Fragen der Welt.

    In den 1960 Jahren lebten rund 42 000

    Menschen in der Stadt auf der Jurahochebene.

    Dann kam die Krise der Uhrenindustrie – und

    mit ihr der sportliche und kulturelle Abstieg

    von La Chaux-de-Fonds. Ende 2020 zählte die

    Stadt noch 36 478 Einwohner. Freiburg hat La

    Chaux-de-Fonds mittlerweile als drittgrösste

    Westschweizer Stadt abgelöst. Anfang 2021

    stieg die Arbeitslosigkeit auf 6,1 Prozent. Die

    Sozialhilfequote war mit 11 Prozent fast vier-

    mal so gross wie im Schweizer Durchschnitt.

    Wirtschaftlich hat sich La Chaux-de-Fonds

    wieder gefangen. Grosse international tätige

    Unternehmen haben sich in der Region ange-

    siedelt. Das kulturelle Angebot ist für eine

    Stadt dieser Grösse weiterhin überdurch-

    schnittlich. Bis ins Jahr 2030 soll eine unter-

    irdische Bahnlinie La Chaux-de-Fonds mit

    dem nahen Neuenburg verbinden und die

    Region damit besser an den öffentlichen Ver-

    kehr anbinden. 2009 nahm die Unesco La

    Chaux-de-Fonds und ihre Partnerstadt Le

    Locle «als einzigartige Zeugen einer Kultur-

    epoche» in ihr Weltkulturerbe auf. Vor zwei

    Jahren lieferten seine Strassen die schwer-

    mütige Kulisse zur erfolgreichen SRF-Krimi-

    serie «Wilder».

    1991 war Riccardo Fuhrer als Spieltrainer

    aus Neuenburg zum HC La Chaux-de-Fonds

    gestossen. Die glorreichen Zeiten lagen da be-

    reits hinter dem Klub. Sportlich hatten vor

    allem der SC Bern, der SC Langnau, später

    auch der EHC Biel, der EHC Arosa und der HC

    Davos den Chaux-de-Fonniers den Rang abge-

    laufen. Schneller als erwartet und entgegen

    dem eigenen Fünfjahresplan kehrte der Klub

    1996 in die damalige Nationalliga A zurück.

    Doch obwohl es im Umland eine ganze Reihe

    potenter Sponsoren gab, zogen diese nicht

    mit. Fuhrer sagt, Energizer, einer der weltweit

    grössten Hersteller von Batterien mit einem

    Produktionsstandort in La Chaux-de-Fonds,

    habe den Klub zwar in bescheidenem Rahmen

    gesponsert, das Unternehmen habe aber ein

    grösseres Engagement mit der Begründung

    abgelehnt, man wolle seinen Namen nur im

    Zusammenhang mit einer Premiumorganisa-

    tion sehen.

    Nun, während der Serie gegen den HC

    Ajoie, keimen die alten Ambitionen wieder

    auf. Fuhrer sagt, das Publikum in La Chaux-

    de-Fonds sei begeisterungsfähig, aber auch

    verwöhnt. Olivier Calame ist heute der Präsi-

    dent des HC La Chaux-de-Fonds und damit so

    etwas wie der Statthalter der glanzvollen Ver-

    gangenheit. Seit vier Jahren führt er den HCC.

    Die ruhmreiche Geschichte des Klubs habe

    wie das meiste im Leben zwei Seiten. «Sie ist

    eine Verpflichtung. Gleichzeitig haben wir

    eine Geschichte, auf die wir stolz sein und auf-

    bauen können.»

    Die Gemeinde beschäftigt sich seit mehre-

    ren Jahren mit der dringend nötigen Renova-

    tion der Arena. Das Projekt sieht eine Total-

    erneuerung nach dem Vorbild der Patinoire

    St-Léonard in Freiburg auf der Basis der be-

    stehenden Anlage vor. Ein entsprechender

    Kredit soll im Spätsommer dem Stimmvolk

    vorgelegt werden.

    Spätestens im Vorfeld jenes Urnengangs

    werden die alten Helden wieder zum Thema

    werden. Es ist gut möglich, dass dann im Ab-

    stimmungskampf auch Gaston Furrer seine

    Rolle erhält.

    Furrer war einer jener Helden, die den HCC

    in den Meisterjahren getragen haben. Aufge-

    wachsen im Kanton Wallis, wurde er von

    Maître Frutschi 1968 vom EHC Visp in den

    Neuenburger Jura gelockt. Furrer war eines

    der herausragenden Schweizer Talente. 1964,

    mit 18 Jahren, nahm er am olympischen Eis-

    hockeyturnier in Innsbruck teil, als jüngstes

    Mitglied der Schweizer Delegation. Es folgten

    10 Weltmeisterschaften, ein weiteres Olym-

    piaturnier, 145 Länderspiele und 2 Spengler-

    Cups. Gaston Furrer rezitiert die Zahlen aus

    dem Gedächtnis. Er ist mittlerweile 77 Jahre

    alt und längst wieder in seine Walliser Heimat

    zurückgekehrt. Furrer ist durch und durch

    Walliser. Doch der HC La Chaux-de-Fonds ist

    ein Teil seiner Vita und er ein Teil der Klubge-

    schichte. Zeugnis seiner grossen Spielerkar-

    riere ist ein leicht schleppender Gang, der von

    mehreren schweren Operationen herrührt.

    Furrer verschweigt nicht, dass er in den

    1960er Jahren auch wegen des Geldes nach La

    Chaux-de-Fonds gewechselt hat. Er spielte da-

    mals zwar bereits in der Nationalmannschaft.

    Doch während seiner Zeit beim EHC Visp

    arbeitete er noch in seinem Beruf als Sanitär-

    installateur. Frutschi ermöglichte ihm damals

    ein Leben als Halbprofi. Er erhielt eine

    möblierte Wohnung, 20 000 Franken Jahres-

    salär, daneben arbeitete er auf Vermittlung

    Frutschis für die Gemeindeverwaltung.

    Ein Kilo Butter statt Lohnerhöhung

    «Charles Frutschi war für mich wie ein zweiter

    Vater. Wann immer wir Spieler ein Problem

    hatten, gingen wir zu ihm ins Büro. Der Patron

    hörte zu und sagte dann: ‹Pas de problème.›

    Und gelöst war die Schwierigkeit.» Furrer

    lernte aber auch die andere Seite Frutschis

    kennen. Als er einmal bei diesem im Büro vor-

    sprach und um eine Lohnerhöhung bat, weil

    schliesslich auch die Butter teurer geworden

    sei, sagte Frutschi: «Soll ich Ihnen morgen ein

    Kilo Butter mitbringen?» Damit war die Dis-

    kussion beendet.

    Jetzt will der HC La Chaux-de-Fonds seine

    grosse Geschichte gegen den HC Ajoie auf-

    leben lassen. Sportlich ist der National-

    League-Klub der Favorit. Sollte sich der Aus-

    senseiter aber durchsetzen, steht einer Pro-

    motion nichts im Weg. Die Lizenzkommission

    der Liga hat La Chaux-de-Fonds grünes Licht

    für den Aufstieg erteilt. Das Budget von rund

    5 Millionen Franken müsste verdoppelt wer-

    den. Entsprechende Pläne, sagt der Präsident

    Olivier Calame, stünden bereit. «Die Chancen

    stehen 50:50. Psychologisch aber sind wir im

    Vorteil, wir haben in dieser Saison mehr ge-

    wonnen als verloren.» Und auch die Ge-

    schichte spricht für die Chaux-de-Fonniers.

    Nur schiesst sie, und sei sie noch so ruhmreich keine Tore.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!