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    Analyse Dank kanadischen Rezepten sind die Westschweizer Clubs stark wie lange nicht mehr. Von Simon Graf

    Die Romandie plant den Aufstand

    Es scheint paradox: Im WM-Silberteam von Stockholm war nur ein Romand ( Julien Vauclair) dabei, an Olympia zwei (Vauclair, Romy). Doch in der heimischen Liga ist die Westschweiz so stark wie lange nicht mehr. Wenig fehlte, dann hätten drei der vier Halbfinalisten Französisch gesprochen. Nun heisst das Duell ab heute: Kanton Zürich gegen die Romandie. Das ruft die gängigen Klischees auf den Plan: Deutschschweizer sind gut organisiert und fleissig, Westschweizer dem Savoirvivre zugeneigt. Oder aufs Eishockey bezogen: Erstere spielen systemtreu und körperbetont, die Romands sind kreativ und verspielt, können aber nicht so gut mit Härte umgehen.

    Doch gerade weil diese Klischees eben nicht (mehr) zutreffen, sind Servette und Fribourg in jüngerer Zeit zu Titelanwärtern geworden und hat Lausanne im Jahr nach dem Aufstieg alle verblüfft. Alle drei Clubs sind stark kanadisch geprägt. Chris McSorley, der 2001 seine Rezepte aus Übersee nach Genf brachte und dort innert Kürze eine Hockeykultur aufbaute, ist der Vorreiter. Kein Club ist auf wie neben dem Eis so durchstrukturiert wie Servette. Wenn der kühl berechnende McSorley die Chance auf den Titel wittert, wie in diesem Winter, investiert er. Wenn nicht, werden Spieler zum Verkauf angeboten. Es gibt für ihn nur schwarz oder weiss, richtig oder falsch.

    «Welsches» Element eliminiert

    McSorley verpasste seinem Team ein starres taktisches Korsett, dank dem der Aussenseiter gegen die Spitzenclubs aus der Deutschschweiz bestand. Das «welsche», kreative Element wurde fast gänzlich eliminiert. Lausanne orientierte sich am Beispiel des Rivalen vom Lac Léman, der smarte Sportchef Jan Alston baute mit beschränkten Mitteln ein Team, das von Kampfkraft und Muskeln lebt. Am ehesten noch wie Romands spielen die Freiburger. Doch der sportliche Erfolg stellte sich bei ihnen auch erst dann ein, als Hans Kossmann Disziplin und Organisation absolute Priorität einräumte. Und der jovial wirkende Kanadaschweizer ist in seinem Umgang mit dem Team näher bei McSorley, seinem früheren Chef, als man glauben könnte.

    Wenn es ein Beispiel dafür gibt, wie sehr die nordamerikanische Kultur im Westschweizer Eishockey

    Einzug gehalten hat, dann ist es die Spielerrochade zwischen Servette und Fribourg kurz vor Transferschluss: Ohne die Akteure zu fragen, einigten sich Kossmann und McSorley darauf, Loeffel gegen Kamerzin und John Fritsche zu tauschen. So wird das in der NHL getan. Die Beteiligten hatten gar keine andere Wahl, als mitzuspielen.

    Anders als im Fussball, wo in der Romandie alles in Trümmern liegt, hat das Eishockey dank dem kanadischen Einfluss grossen Auftrieb erhalten. Servette stiess zweimal in den Final vor, Fribourg spielte im vergangenen Frühling gegen Bern um den Titel. Doch Fakt ist auch, dass die Romandie letztmals vor 41 Jahren einen Eishockeymeister stellte. 1973 ging die grosse Ära des HC La Chaux-de-Fonds mit dem sechsten Titel in Serie zu Ende.

    Schon sechs verlorene Finals

    In der Playoff-Ära scheiterten die Westschweizer bereits sechsmal im Final: Fribourg viermal (1992, 93, 94, 2013), Servette zweimal (2008, 10). Vielleicht muss es die Premiere einer Westschweizer Finalserie geben, damit die Romandie endlich triumphiert. Dass sie sich im Halbfinal mit der Deutschschweiz duelliert, ist ennet des Röstigrabens wohl ein grösseres Thema als hier. Und die Bedeutung eines Triumphs der Romands dürfte über das Sportliche hinausgehen. In den Volksabstimmungen müssen sie sich regelmässig der Deutschschweizer Mehrheit beugen, auf dem Eis messen sie sich mit ihr ab heute auf Augenhöhe.

    © Tages Anzeiger

  • Zitat von ZSC4E

    Sind die Daten für einen allfälligen Final fixiert, oder kommt das drauf an ob beide 1/2-Final Serien bereits nach 5 Spiele beendet sind und wären dann früher?


    sollten beide Serien nach 5 Spielen entschieden sein, wird der Final um eine Runde vorgezogen. Wird aber wohl kaum der Fall sein...

  • Zitat von Reto

    Demfall isch en luschtige Oschtermäntig vorprogrammiert. Hoffentlich mit zwei Verein us de Schtadt Züri.

    Gäbe es in diesem Fall keine Möglichkeit, dass das Hockeyspiel am Abend ausgetragen wird?

    • Offizieller Beitrag

    Möglich wäre es wohl schon, aber dann könnte man es ja gleich am Dienstag ansetzen.
    Kenne aber erstens den Terminplan des Hallenstadions nicht und der Z darf über so etwas ja auch noch nicht öffentlich diskutieren, sonst würde man gleich als überheblich abgestempelt.

    Ich persönlich habe eher das Problem, dass ich an einem Nachmittagsspiel fast meinen Nachwuchs mitnehmen müsste und da fragt sich, wie man an die entsprechenden Plätze kommt und ob so etwas an sich gut wäre, wenn es danach noch eine Meisterfeier gäbe ;o)

    Aber das ist ja alles noch sehr theoretisch.

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