- Offizieller Beitrag
ZSC-Captain Patrick Geering
Jetzt freut er sich auf die Pfiffe der Freiburger Fans
Nach dem erknorzten Sieg im Viertelfinal gegen Biel wollen die ZSC Lions im Halbfinal angreifen. Patrick Geering erwartet ein Hockeyfest und sagt, worauf es gegen Gottéron ankommt.
Simon Graf
Publiziert heute um 15:07 Uhr
Immer nahe beim Mann: ZSC-Marathonmann Patrick Geering im Zweikampf mit Biels Fabio Hofer.
Foto: Claudio Thoma (Freshfocus)
Goalie Jakub Kovar feierte den Halbfinaleinzug am Montagabend mit einem Purzelbaum. Hatten Sie nicht Angst, dass er sich dabei verletzt? Ihn brauchen die ZSC Lions ja noch.
(lacht) Nein, ich hatte keine Angst. Er hatte in den letzten sieben Spielen einige verrücktere Szenen im Tor, musste sich immer wieder strecken und recken, um uns den Halbfinal-Einzug zu ermöglichen. Sein Purzelbaum kam für uns alle überraschend, es war ein spontaner Ausdruck seiner Freude. Es war schön, diesen Sieg mit den Leuten zu teilen. Das vermisste ich letztes Jahr, als wir gegen Lausanne vor leeren Rängen in den Halbfinal einzogen. Es ist schon etwas ganz anderes, wenn 10’000 im Stadion applaudieren.
Die ZSC Lions lagen in der Serie gegen Biel 0:2 und 2:3 zurück. Wie haben Sie sie noch gedreht?
Die ersten zwei Spiele waren nicht wirklich Playoff-Eishockey. Es gab Chancen hüben wie drüben. Wir wussten: Wenn wir bestehen wollen, müssen wir viel solider werden und auch einmal 1:0 gewinnen. Das haben wir getan. Die Steigerung in der Defensive war der Schlüssel. Aber wir haben auch da noch Luft nach oben.
In Spiel 6 deutete lange nichts mehr auf eine Wende hin, die Bieler führten 1:0 und schienen alles im Griff zu haben. Wie erlebten Sie das?
Nach 40 Minuten deutete wirklich nicht mehr viel darauf hin. Wir konnten kaum etwas kreieren, glaubten aber noch in jede Sekunde daran. Dann stellten wir unser Spiel um, checkten mit zwei statt einem Stürmer vor und schnürten die Bieler ein. Letztlich war es das schnelle Umschaltspiel, das uns die entscheidenden Tore brachte. Auch in Spiel 7. Daran müssen wir anknüpfen.
Zitat«Kovar ist hier, um etwas zu erreichen. Das sieht man in jeder Sekunde.»
Haben Sie schon einmal eine solch starke Goalieleistung erlebt wie von Jakub Kovar nach Spiel 3 in der Biel-Serie?
Er ist hier, um etwas zu erreichen. Das sieht man in jeder Sekunde. Er ist total fokussiert und sehr kommunikativ mit uns Feldspielern. Er sagt genau, was er möchte und was wir besser machen sollen.
Der Purzelbaum des Goalies: So feierten die ZSC Lions den Halbfinaleinzug.
Foto: Walter Bieri (Keystone)
Die ZSC Lions gewannen zum siebten Mal in Folge ein Spiel 7. Ist das zur Gewohnheit geworden?
So würde ich das nicht sagen. Es waren auch diesmal nur Kleinigkeiten, die entschieden. Aber ich bin stolz, haben wir es als Team wieder geschafft.
Wie ausgiebig wurde am Montagabend gefeiert? Oder waren alle so erschöpt, dass nur noch jeder ins Bett wollte?
Ich spiele Eishockey, um zusammen Erlebnisse zu teilen, Erfolge zu haben. Das war ein kleiner Schritt, aber ein wichtiger. Da darf man schon zusammen mit einem Bier anstossen. Wir sassen noch kurz in der Garderobe und genossen es. Ich bin froh, haben wir nun eine kurze Pause nach sieben nervenaufreibenden Spielen. Die haben sicher auch unseren Fans viele Nerven gekostet.
Sie sind der Marathonmann der ZSC Lions, hatten jeden zweiten Tag 25 Minuten Eiszeit. Wie fühlen sich Ihre Beine an?
Gut. Ich fühle mich fit, habe keine Probleme. Ich bin es gewöhnt, viel Eiszeit zu haben. Jetzt freue ich mich darauf, was kommt: Zwei volle Hallen, in denen Eishockey zelebriert wird. Mit unseren Fans im Rücken oder den pfeifenden in Freiburg.
Apropos Fans: Sie müssen ein Fan des Musikers Hans Zimmer sein.
Ja, ich finde ihn gut, war auch schon einmal an einem seiner Konzerte. Wieso?
Weil Ihre Viertelfinalserie gegen Biel wegen der Konzerte von Hans Zimmer im Hallenstadion um zwei Tage vorgezogen wurde, was Ihnen nun zwei zusätzliche Ruhetage verschafft.
(lacht) Ja, die können wir gut gebrauchen. Als Rapperswil 3:0 führte gegen Davos, hatte ich schon Bedenken, der Start der Halbfinals könnte vorgezogen werden. Wie letztes Jahr, als wir Lausanne geschlagen hatten und es plötzlich hiess: Am Sonntag um 16 Uhr geht es weiter. Den Dienstag haben wir nun ganz frei, das geniesse ich.
Wieso schafften es die ZSC Lions gegen Biel nicht, so richtig in Schwung zu kommen?
Man muss auch die Bieler loben. Sie wurden unglaublich gut eingestellt auf uns. Wir hatten nicht immer die passende Antwort, sind nie richtig in den Flow gekommen.
Zitat«Vielleicht können wir jetzt befreiter aufspielen. Aber eine gewisse Anspannung braucht es schon.»
Könnte der Druck nun abfallen?
Dass wir als ZSC Lions den Viertelfinal überstehen müssen, ist eine Tatsache. Wir haben es uns erkrampft, vielleicht können wir jetzt etwas befreiter aufspielen. Aber eine gewisse Anspannung braucht es schon. Wir haben ein Ziel vor Augen: Die erste Serie war hoffentlich nur eine von drei.
Weiter geht es ab Freitag gegen Fribourg, gegen das die ZSC Lions alle vier Playoff-Serien verloren haben. Im Viertelfinal 2009 (0:4) und im Halbfinal 2013 (1:4) waren Sie dabei. Woran erinnern Sie sich?
Das zeigt, dass wir etwas gutzumachen haben. 2009 ist sehr weit weg, das war mein erstes Jahr beim ZSC, das habe ich nicht mehr so vor Augen. 2013 stiegen wir übermotiviert in die Serie, wollten es den Freiburgern unbedingt zeigen. Dafür bezahlen wir Lehrgeld. Gottéron ist das Team der Stunde, nebst Zug. In Freiburg sind momentan alle hockeyverrückt, die Tickets waren innert 30 Minuten alle weg. Es wird sicher hart umkämpft werden.
Was erwarten Sie von den Freiburgern?
Sie haben ein noch breiter besetztes Kader als Biel. Sie sind auch eine spielerische Mannschaft, läuferisch stark, schalten schnell um. Das spricht für eine interessante Serie. Für uns ist wichtig, dass wir ihre offensive Feuerkraft eindämmen können.
Zitat«Disziplin ist für uns das Schlüsselwort. Wir haben zu oft mit dem Feuer gespielt.»
Gottéron schoss allein im Viertelfinal gegen Lausanne neun Tore im Powerplay. Ein grosser Unterschied zu Biel, das Mühe hatte in Überzahl.
Neun Tore im Powerplay? Ja, das ist eindrücklich. Ich schaue nicht auf die anderen Serien, wenn ich selber noch spiele. Disziplin ist für uns das Schlüsselwort. Wir haben im Viertelfinal zu oft mit dem Feuer gespielt. Zum Glück war unser Boxplay so gut. Aber ich möchte nicht zehn Minuten in Unterzahl spielen in der ausverkauften Freiburger Arena. Wir müssen unsere Strafen sicher minimieren.
Was ist Ihre Prognose? Gibt es nochmals Playoff-Final im Hallenstadion?
Ich schnürte als kleiner Bub mit sechs erstmals die Schlittschuhe im Hallenstadion, verbinde viele Erinnerungen mit dieser Arena. Wie viele andere im Team auch, viele von uns sind ja in Zürich aufgewachsen. Wir setzen alles daran, dass es nochmals einen Final im Hallenstadion gibt. Das wäre eine schöne Geschichte.