- Offizieller Beitrag
Bastls spätes Tor zum Happy End
Der ZSC glich gegen Davos mit einem 5:3 in einem wilden Spiel 2 aus. Das goldene Tor fiel in der 58. Minute.
Von Simon Graf, Davos
«Jetzt müssen wir das Glück erzwingen», sagte der nervöse ZSC-Sportchef Edgar Salis in der zweiten Pause. Und obschon er seine Worte nicht an die Mannschaft richtete, setzte sie genau das um, was er forderte. Die Zürcher fanden im Schlussabschnitt ihre Organisation wieder, schienen plötzlich wieder mehr Luft zu haben und gaben sich mit initiativerem Spiel eine Chance aufs entscheidende Tor. Es fiel in der 58. Minute – so, wie im Playoff oft Tore fallen: mit etwas Glück. Monnet spielte zur Mitte, Forster lenkte den Puck mit seinem Schlittschuh ungewollt auf Bastls Stock, der Romand traf zum 4:3. Und im Finish reüssierte Bärtschi noch ins verlassene Davoser Tor.
Dass Bastl am richtigen Ort stand, war kein Zufall. Der kämpferische Stürmer ist das, was man als Playoff-Spieler bezeichnet. Je wichtiger die Spiele, desto wichtiger wird er für die Mannschaft. Der 32-Jährige ist weder besonders schnell noch besonders filigran. Aber er liest das Spiel ausgezeichnet und macht meist das Richtige, das fast immer unspektakulär aussieht. Er war ein grosser Faktor dabei, dass Monnet in diesem Winter zurück zu seiner Bestform fand – und wird seinen Freund vermissen, wenn dieser nach der Saison zu Gottéron wechselt. Aber noch wollen die beiden mit den ZSC Lions zusammen etwas erleben.
Beim gestrigen Ausgleich in der Serie waren sie, die das frühe 1:0 (6.) und das 4:3 herauskombinierten, die entscheidenden Figuren. Oder besser: Sie waren die Stürmer, die für den Unterschied sorgten. Denn es gilt besonders auch Flüeler zu erwähnen, der das Goalieduell gegen Genoni gewann, sich von den stürmischen Bündner Angriffen auf sein Tor nicht beeindrucken liess, stets Ruhe ausstrahlte. Dass die ZSC Lions einen 2:0- und 3:1-Vorsprung verspielten, war nicht Flüelers Schuld. Das Team verlor im Mittelabschnitt, in dem es alle Gegentore zuliess, seine defensive Stabilität, vertändelte viel zu oft den Puck in der eigenen Zone und wurde von den Davoser Routiniers bestraft.
Marha (34.) und Reto von Arx (38.) machten aus einem 1:3 ein 3:3 und liessen Stimmung in der Vaillant Arena aufkommen. Es sprach für die ZSC Lions, dass sie danach wieder zu ihrem Spiel fanden. Im zweiten Drittel wurde aber offensichtlich, dass die Zürcher McCarthy gut gebrauchen könnten. Der verletzte Kanadier machte die Reise nach Davos mit und verfolgte die Partie im Anzug hinter der Spielerbank.
McCarthy muss auf seine Kollegen hoffen, um in dieser Saison nochmals mitspielen zu können. Tremblay gab derweil sein leises Playoff-Debüt, Trainer Crawford zog ihm, je länger die Partie dauerte, sogar den kämpferischen Bühler vor. Lashoff versetzte sein Team mit einer Ungeschicktheit, mit einem hohen Stock ins Gesicht von Bürgler, in vier Minuten Unterzahl. Lehtonen zeigte neben Schäppi eine leichte Aufwärtstendenz. Im Prinzip spielen die Zürcher derzeit mit einem Ausländer, der dieser Kategorie gerecht wird. Doch im Playoff zählen weder Namen noch Nationalität.
Die Serie ist nun lanciert, die ZSC Lions dürfen morgen Donnerstag mit frischer Hoffnung im Hallenstadion auflaufen. Ihr erster Sieg war kein schöner, die Partie war eher geprägt von Fehlern auf beiden Seiten als von überragenden Aktionen. Aber das spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass der Meister in diesen Viertelfinal hineingefunden hat, das Momentum der Davoser brechen konnte. Das gelang ihm dank seines guten Startdrittels und dem späten Lucky Punch. Der HCD offenbarte in diesem wilden Spiel 2, dass auch er anfällig ist auf Fehler. Und das zu spüren, kann manchmal sogar wohltuender sein, als selbst wirklich gut zu spielen. Affaire à suivre.
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