• Für seine kanadische Frau wagte er den Rollentausch

    ZSC-Routinier Yannick Weber Mit 17 zog der Verteidiger nach Nordamerika, mit 35 jagt er seinen ersten Titel als Profi. Es sind aufregende Zeiten im Leben des Berners. Denn so oder so steht sein Highlight im Juli an.

    Die Playoff-Bärte spriessen allmählich bei den ZSC-Cracks. Von Yannick Weber ist man sowieso nichts anderes gewohnt. Der Bart ist sein Markenzeichen. Ihn gänzlich abzurasieren vor dem Playoff-Start, um ihn dann wieder wachsen zu lassen - ein gängiges Ritual -, kam für ihn nicht infrage. Er stutzte ihn leicht.

    Seine Bartpracht verstärkt das Bild des Routiniers, der schon vieles erlebt hat in diesem Sport: 14 Jahre spielte er in Nordamerika, er bestritt über 500 Partien in der NHL und vertrat die Schweiz an vier Weltmeisterschaften und drei Olympischen Spielen. Doch etwas fehlt ihm noch: ein Meistertitel auf Profistufe.

    Zweimal war er nah dran: Als die ZSC Lions 2022 in seinem ersten Zürcher Jahr im Playoff-Final gegen Zug 3:0 führten und noch verloren. Und 2017 im Stanley-Cup-Final mit Nashville gegen Pittsburgh. Wenn er daran denkt, kommen bei ihm gemischte Gefühl hoch: «Es schmerzt mich noch heute, dass wir jene Serie verloren. Mehr als alles andere. Aber es ist trotzdem das Highlight meiner Karriere, dass ich da dabei sein konnte.»

    Die Predators verwandelten in jenem heissen Frühling die Country-Metropole Nashville in eine Hockeystadt. «Wir kämpften uns im letzten Moment noch ins Playoff, nahmen den Schwung mit und schlugen einen Favoriten nach dem anderen. Plötzlich herrschte eine Rieseneuphorie in Nashville. Wenn in den USA etwas Grosses läuft, zieht das die Leute an. Auch jene, die sonst mit dem Eishockey nichts am Hut haben. Eine Stadt feiert solche Ereignisse.»

    Drei Berner im Stanley-Cup-Final

    Den Final gegen Vorjahressieger Pittsburgh verloren die Predators 2:4. In jener Serie um den heiligen Gral des Eishockeys standen sich drei Berner Freunde gegenüber, die jeweils im Sommer gemeinsam trainierten: Weber und Roman Josi bei Nashville, Mark Streit bei Pittsburgh. Streit bestritt im Final zwar keine Partie, wurde aber auf der Stanley-Cup-Trophäe verewigt und trat wenig später zurück. Josi ist mit 33 immer noch einer der besten Verteidiger der NHL und trägt die Predators auf seinen breiten Schultern ins Playoff.

    Als Weber 2006 mit 17 nach Nordamerika zog, zu den Kitchener Rangers in der Juniorenliga OHL, waren Schweizer in Übersee noch rar. Streit hatte sich in Montreal als erster Schweizer Feldspieler in der NHL etabliert, dazu kamen die Goalies David Aebischer und Martin Gerber. «Als ich nach Nordamerika ging, dachte ich: Jetzt gehe ich mal für ein Jahr und schaue, was dabei herauskommt.» Daraus wurden 15 Jahre.

    In Webers Berner Dialekt mischen sich immer mal wieder englische Wörter und Redewendungen, in die Aussprache auch mal ein amerikanischer Akzent. Das hat auch mit seiner Frau Kayla zu tun, die er 2014 in Vancouver kennen lernte. Die Schwester des langjährigen NHL-Goalies Carey Price studierte da, Weber spielte für die Canucks. Sie begleitete ihn darauf an seine nächsten NHL-Stationen in Nashville und Pittsburgh und nun auch nach Zürich. 2020 wollten sie heiraten, dann kam die Corona-Pandemie dazwischen. 2021 holten sie die Hochzeit nach, im kommenden Juli erwarten sie ihr erstes Kind.

    «Wir freuen uns sehr», sagt Weber. «Der Zeitpunkt stimmt. In der NHL weiss du nie, wo du im nächsten Jahr bist. Da kannst du jederzeit wegtransferiert werden. Nun sind wir hier sesshaft geworden. Zumindest für einige Zeit.» Im Oktober unterschrieb er für zwei weitere Jahre bei den ZSC Lions. Das Paar wohnt in Engstringen unweit der Swiss-Life-Arena. Es ist aber gut denkbar, dass sie nach seiner Karriere nach Nordamerika zurückkehren.

    Auch Webers Frau Kayla ist sehr sportlich, absolvierte im Frühling 2023 den Ironman 70.3 über die Ironman-Halbdistanz in Rapperswil. «Sie war vorher schon Marathons und Halbmarathons in Chicago und Nashville gelaufen, nun setzte sie sich dieses Ziel und trainierte ein Jahr darauf hin.» Weber begleitete seine Frau bei Velotouren oder fuhr sie zum Schwimmtraining. «Es war für mich auch cool, sie einmal in der umgekehrten Rolle als Fan zu unterstützen.»

    Er sei sehr stolz, dass es seine Frau durchgezogen habe. «Es ist ein cooles Ziel, sich Ironman oder Ironwoman nennen zu dürfen. Es war sicher nicht ihr letzter Wettkampf. Es heisst ja, man wird ein bisschen süchtig bei diesen Ausdauersportarten.» Er selbst sei dagegen aber immun. «Ich könnte mir nicht einmal vorstellen, einen Marathon zu laufen. Ich war nie der Jogger. Und mit 90 Kilo bei 1,80 Meter Grösse bin ich auch nicht der leichtfüssigste Läufer.»

    Auf dem Eis hingegen war Weber stets ein guter Läufer. Für ihn der Hauptgrund, wieso er sich so lange in der NHL behaupten konnte. «Ich wusste: Ich darf sicher nicht langsam sein, wenn ich für NHL-Verhältnisse schon klein bin.» Wobei er punkto Professionalität viel von Mark Streit profitiert habe: «Er zeigte mir in jungen Jahren, was es auf und neben dem Eis braucht. Punkto Ernährung, Training, beim Mentalen, um langfristig Erfolg zu haben. Roman (Josi) und ich haben uns ihm angehängt und das durchgezogen.»

    Im dritten ZSC-Jahr fitter als im ersten

    Einige seiner Fitnesswerte seien nun in seinem dritten Zürcher Jahr besser als im ersten. «Das spricht für mich, wie seriös ich meine Arbeit nehme, aber auch für unseren Fitnesstrainer Matt Stendahl.» Auch auf dem Eis hat Weber seine Rolle gefunden. Tat er sich anfangs schwer, die hohen Erwartungen an ihn zu erfüllen, hat er sich nun zu einem grundsoliden Pfeiler in der ZSC-Abwehr entwickelt. Im Viertelfinal gegen Biel hatte er mit +5 die beste Bilanz und schoss in Spiel 3 ein wichtiges Tor.

    Im Playoff könne viel passieren, das habe er ja auch mit Nashville erlebt, als das junge Team 2017 als Aussenseiter überraschte. Aber es habe gut getan, in seinem dritten Zürcher Jahr endlich etwas ruhigere Zeiten zu erleben. «Obschon wir in Zürich auch in den ersten zwei Jahren ein gutes Kader hatten, war es oft ein Krampf. Jetzt haben wir unsere Identität gefunden. Wir wissen, wie wir spielen wollen. Jeder kennt seine Rolle und weiss, was von ihm erwartet wird.»

    Das Playoff nimmt die Teams auf eine Achterbahn der Gefühle mit. Eine Niederlage, eine Verletzung oder eine Sperre kann einen aus der Bahn werfen. Jedes Detail kann bedeutend werden. «Aber egal, was uns angeworfen wird, wir wissen, was wir zu tun haben», sagt Weber. Am Ostermontag steigen die ZSC Lions in den Playoff-Halbfinal. Dann geht seine Jagd nach dem ersten Titel weiter.

    • Offizieller Beitrag

    Danke für's posten - geiler Bericht! Man echt Lust auf mehr ZSC Playoff-Hockey!!

  • alle guten Dinge sind drei (evt. im falschen Thread gepostet)


    «Lasst die anderen glauben, dass wir alle verrückt sind»

    Der Kanadier war als Stürmer der perfekte Playoff-Spieler. Der heutige Trainer erklärt im Interview, warum er nie mit seinen Gegnern sprach.

    Kristian Kapp

    Kristian Kapp

    Publiziert: 27.03.2024, 06:00


    Kämpferherz: Yves Sarault im Einsatz für den SCB – aufgenommen bei einem Heimspiel gegen Lausanne am 3. Dezember 2004.

    Kämpferherz: Yves Sarault im Einsatz für den SCB – aufgenommen bei einem Heimspiel gegen Lausanne am 3. Dezember 2004.

    Foto: Yoshiko Kusano (Keystone)

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    Sie spielten zwar nur zweieinhalb Jahre in Bern, hinterliessen aber grosse Spuren. Welche Bedeutung hat der SCB für Sie?

    Ich erinnere mich an die Fans und die Verantwortung, die ich hier übernehmen durfte. Ich konnte etwas bewegen, nicht nur im Team, sondern in der ganzen Liga. Ich hänge darum nach wie vor am SCB und habe bis heute Kontakt mit Jungs des Meisterteams 2004.

    Welches ist Ihre beste SCB-Erinnerung?

    Der Meistertitel und der ganze Prozess, wie das Team zusammenwuchs bis zum finalen Tanz im Playoff. Wir hatten alle Zutaten: Skorer, harte Spieler, Defensivspezialisten und einen grossartigen Goalie. Und ich konnte in Bern viel Zeit mit meiner Familie verbringen.

    Sie nahmen kürzlich am Legendenspiel zu Ehren Philippe Furrers teil …

    Das war ein grosser Spass. Wie viele andere auch hatte ich schon länger nicht mehr gespielt. Es sah aus, als gäben wir uns keine Mühe, aber das Gegenteil war der Fall! (lacht) Philippe war noch ein Junior, als wir gemeinsam spielten. Er wurde also auf die harte Tour eingeführt, wir machten es ihm gerade im Training nicht einfach. Aber ihm gelang dann trotzdem eine ziemlich solide Karriere.

    Im Einsatz am Legendenspiel: Yves Sarault auf Berner Eis am 3. März 2024.

    Im Einsatz am Legendenspiel: Yves Sarault auf Berner Eis am 3. März 2024.

    Foto: Simon Boschi

    Mittlerweile sind Sie 51, arbeiten als Trainer und haben in der Schweiz fast nur schwierige Missionen übernommen, oft mitten in der Saison als Interimscoach.

    Ich hätte es in Langnau beinahe zu einer Festanstellung in der National League geschafft. Am Ende fiel die Wahl aber auf Thierry Paterlini.

    Stattdessen landeten Sie in der Swiss League in Sierre, wo Sie diesen Januar erstmals in Ihrer Karriere entlassen wurden. Wie gehen Sie mit der Ungewissheit des Arbeitslosen um?

    Früher war es einfacher. Ich war allein hier, meine Kinder gingen in die Schule, meine Ehefrau kümmerte sich um unser Zuhause in Kanada. Aber jetzt sind wir zusammen hier, und es ist in der Schweiz nicht so einfach, eine neue Bleibe zu suchen, ohne zu wissen, wo es mich hinschlägt. Aber ich habe in meiner Karriere trotz ständigem Hin und Her immer Wege gefunden, irgendwo unterzukommen. Ich habe mich auch jetzt bei diversen Clubs gemeldet und höre mir alle Angebote an, egal ob es um Jobs als Chef- oder als Assistenztrainer geht.

    Wofür stehen Sie als Coach?

    Ich mag es, aggressiv und intensiv spielen zu lassen, den Fans eine Show zu bieten, das Spiel gut zu verkaufen.

    So wie Sie als Stürmer waren, so wollen Sie also auch coachen.

    Genau. Wenn du als Coach noch über Intensität und Einsatz reden musst, dann stehst du von vornherein auf verlorenem Posten. Das muss von den Spielern kommen. In den Teams, mit denen ich damals erfolgreich war, sorgten die Spieler untereinander dafür, dass der Effort stimmte, damit hatten die Coachs nichts zu tun. Dafür braucht es den richtigen Kern, weil Konfrontation wichtig, aber nicht einfach ist.

    Die bislang letzte Station als Trainer: Yves Sarault als Coach des HC Sierre, aufgenommen beim Spiel in Olten am 4. November 2023.

    Die bislang letzte Station als Trainer: Yves Sarault als Coach des HC Sierre, aufgenommen beim Spiel in Olten am 4. November 2023.

    Foto: Marc Schumacher (Freshfocus)

    Sie kamen Ende 2002 aus Nordamerika nach Bern …

    … und zwar nur als Ersatzausländer. Ich verliess die Mannschaft wieder und schloss mich dem Team Canada am Spengler-Cup an. Dort sah mich der damalige SCB-Trainer Kent Ruhnke. Er sagte: «Du kannst auch bei uns mehr sein als bloss ein Lückenbüsser.»

    In Nordamerika hatten Sie vor dem Wechsel nur noch in einer halbprofessionellen Liga gespielt …

    Es begann mit einem Trainingscamp eines NHL-Teams. Ich erhielt aber erstmals keinen Vertrag, da meine Probleme mit der Schulter in Nordamerika bekannt waren – im Gegensatz zu Europa. Also schloss ich mich diesem Team in der «Ligue de hockey semi-professionnelle du Québec» an. Die Bezahlung war ordentlich, die Spieler waren auch nicht schlecht. Aber es war normal, dass man in den Pausen Bier trank und rauchte. Ich hingegen kam direkt aus dem NHL-Camp, war topfit und wurde nicht wirklich gefordert. Der Trainer war der frühere SCB-Spieler Alan Haworth. Er fand nach sieben Spielen, dass ich in dieser Liga nichts verloren hätte, und stellte den Kontakt zu Bern her.

    Sie sagten sofort zu?

    Ich hatte keine Ahnung von Europa oder der Schweiz. Das Angebot des SCB war mies, ich hatte von einem anderen NLA-Team ein finanziell besseres vorliegen. Ich hörte aber auf einen Ratschlag, dass ich mich beim SCB besser präsentieren könnte. Und tatsächlich: Ich konnte danach einen Dreijahresvertrag unterzeichnen, blieb dann aber leider nur zwei weitere Jahre in Bern.

    Haben Sie Ihren Abgang nach Genf bereut?

    Es wäre im Nachhinein besser gewesen, beim SCB zu bleiben. Aber dafür hätte ich in meiner letzten Saison häufiger den Mund halten sollen.

    Was war das Problem?

    Es war das Jahr nach dem Meistertitel und die Lockout-Saison 2004/05. Plötzlich wurde man von NHL-Stars verdrängt, also von den gleichen Spielern, die einem bereits in Nordamerika im Weg gestanden waren. Das passte mir nicht. Ich bin sehr emotional, aber ich hätte, wie gesagt, lieber schweigen und einfach auf die nächste Saison warten sollen.

    Sie verloren im Playoff Ihren Platz …

    Ein Jahr zuvor war ich Champion und ein Publikumsliebling, dessen Name von 16’000 Fans gesungen wurde. Dass während der Saison Alpo Suhonen Trainer wurde, half mir auch nicht. Er dachte, ich sei ein Störenfried. Als ich zwei Jahre später in Davos landete, erzählte mir aber Arno Del Curto, dass Suhonen (ein guter Freund Del Curtos, die Red.) ihm gestanden habe, dass er mich missverstanden hatte und seinen Entscheid bereute. Wenn du auf eine bestimmte Art spielst, kann es passieren, dass die Leute einen falschen Eindruck bekommen. Neben dem Eis war ich aber immer ein ganz anderer Mensch. Ich habe alles fürs Eisfeld aufgespart, daneben versuchte ich, kein Clown zu sein.

    In Ihrer kurzen Zeit in Davos gab es ein wunderbares Zitat Del Curtos. Sie waren angeschlagen, aber im Final gegen Bern stellte er Sie dennoch auf, mit der Begründung, dass die SCB-Spieler sich allein wegen Ihrer Präsenz in die Hosen machten …

    Und ich ging auf alle los: Ivo, Bordeleau, Dubé, Stoney. Ich liebte diesen Final. (lacht) Was viele vergessen: Du kannst nicht nur mit Toren entscheidenden Einfluss haben. Du kannst durch Verletzungen beeinträchtigt werden und dein Einfluss kann in der Offensive limitiert sein. Aber das ist kein Grund, keinen Einsatz zu zeigen. Mein Lieblingsgefühl war sowieso nie das reine Toreschiessen.

    Wiedersehen mit Arno Del Curto: Yves Sarault als Spieler des Team Canada und der ewige HCD-Coach balgen sich zum Spass für die Kinder am Kid’s Day des Spengler-Cups am 28. Dezember 2007.

    Wiedersehen mit Arno Del Curto: Yves Sarault als Spieler des Team Canada und der ewige HCD-Coach balgen sich zum Spass für die Kinder am Kid’s Day des Spengler-Cups am 28. Dezember 2007.

    Foto: Salvatore Di Nolfi (Keystone)

    Wie sah Ihr perfekter Shift aus?

    Meinen Gegenspieler identifizieren, wie ein Wahnsinniger Backchecking betreiben, seinen Stock heben, damit den Gegenstoss einleiten – und dann ein Tor schiessen.

    Es gibt dieses Bild von Ihnen mit den beiden anderen Frankokanadiern Alex Daigle und Robin Leblanc, wie Sie als Freunde den Titel mit Davos feiern. In der Saison danach spielten Sie für Basel, und im ersten Spiel gegen Davos kam es zum Fight mit Leblanc.

    (lacht) Ich kann mich nur noch daran erinnern, wie ich mich auch mit Arno anlegte, weil er sich über die Bande lehnte und mich beruhigen wollte. Ich stiess ihn weg und sagte ihm: «Geh hinter die Bank!» Er stand beim Coaching ja häufig vor statt hinter den Spielern. Danach lachte ich. Natürlich tat ich all dies auch, um Unruhe zu stiften.

    Meister mit dem HCD: Yves Sarault mit Alexandre Daigle und Robin Leblanc (von links) feiern den Titel nach einem 1:0-Sieg in Davos gegen Bern am 9. April 2007.

    Meister mit dem HCD: Yves Sarault mit Alexandre Daigle und Robin Leblanc (von links) feiern den Titel nach einem 1:0-Sieg in Davos gegen Bern am 9. April 2007.

    Foto: Arno Balzarini (Keystone)

    Ob Bern oder Davos: Im Spiel kannten Sie keine Liebe für ehemalige Teamkollegen.

    Ich bin noch heute so, auch als Coach. Ich mag es während der Saison nicht, zu viel mit Gegnern zu reden. Als Spieler versuchte ich gerade in Bern, den Jungs klarzumachen: Hört auf, während der Saison mit Kollegen zu reden, die bei Gegnern spielen. Tauscht keine Informationen aus. Wir sollten hier bei uns eine Familie sein. Lasst die anderen glauben, dass wir alle verrückt sind.

    An etwas erinnern sich alle: Ihre Intensität, nicht nur im Spiel, sondern auch im Training. Wer nicht mitzog, dem brachte Yves Sarault bei, was zu tun ist – und sei es mit handgreiflichen Auseinandersetzungen wie im Fall Ihres Landsmanns Sébastien Bordeleau …

    So waren wir damals. Egal, wie talentiert jemand war, wir sorgten dafür, dass alle zuerst an das Team und die Defensive dachten. Auch darum gewannen wir Titel. Auch als Trainer mag ich es, wenn die Führungsspieler im Training für eine kompetitive Atmosphäre sorgen. Aber ich war nicht allein: Wir hatten Martin Steinegger, die Ziegler-Brüder, Christian Dubé – sogar der kleine Ivo Rüthemann hatte diesen Eifer. In Davos waren es die Von-Arx-Brüder oder Marc Gianola. Solche Spieler sorgen dafür, dass du immer weiter marschierst.

    Apropos Davos: Liebe Grüsse von Josef Marha. Sie haben ihm fast die Knöchel gebrochen, als Sie zehn Jahre zuvor bereits in der AHL in Hershey Teamkollegen waren …

    Wie habe ich das getan? (lacht) Ich erinnere mich nicht mehr.

    Er stand im Powerplay vor dem Tor, Sie schossen, und er sprang nicht hoch genug auf. Er wollte damit illustrieren, dass Sie auch mit Ihrem harten Schuss wehtun konnten.

    Ich hatte tatsächlich einen extrem harten Schuss. Ich hätte einmal um ein Haar am NHL-All-Star-Event teilnehmen können, weil sie damals für den Schusswettbewerb auch Viertlinien-Spieler nahmen, solange diese hart genug schossen.

    SCB-Jubel: Yves Sarault, Marc Weber und Christian Dubé (von rechts) feiern einen Treffer gegen Basel am 18. Januar 2004 in Bern.

    SCB-Jubel: Yves Sarault, Marc Weber und Christian Dubé (von rechts) feiern einen Treffer gegen Basel am 18. Januar 2004 in Bern.

    Foto: Edi Engeler (Keystone)

    Woher kam Ihre Intensität?

    Ich war schon sehr jung, das war eine natürliche Eigenschaft. Ich war kein reiner Unruhestifter, ich spielte aber physisch und brachte Gegner aus dem Konzept, weil ich die harten Checks suchte. Ich wünschte, ich hätte dies noch intensiver tun und mir damit einen Stammplatz in der NHL ergattern können. Ich respektierte damals aber die Gegner und die Leute generell zu wenig. Das bereue ich heute. Aber wenn du nur ein paar Minuten Eiszeit erhältst und kein reiner Fighter bist, dann ist es schwierig, mit Emotionen die richtige Balance zu finden.

    In der Schweiz waren Sie ein Skorer, aber auch Sammler von Strafminuten.

    Dabei änderte ich hier nichts an meinem Spielstil. Aber die Refs schickten mich leider immer wieder auf die Strafbank. (lacht) Aber wissen Sie was? Obwohl ich hin und wieder auch dumme Strafen kassierte, habe ich in der Schweiz von keinem Coach Vorwürfe diesbezüglich gehört. Sie mochten meine Intensität und meine Emotionen.

    Den Ruf des «bösen Buben» haben Sie dennoch bekommen.

    Als ich in Genf spielte, erhielt ich dafür die Quittung. Im Zweifelsfall wurde gegen mich entschieden, auch wenn ich nichts getan hatte. Wenn ich aber die Bilder von damals sehe, muss ich sagen: Wir spielten hart, und es gab hin und wieder die «cheap shots». Aber es war ein Geben und Nehmen, es gab keine Schwalben, es artete nie zum Zirkus aus. Ich begrüsse, dass es heute Video gibt und Schwalben nachträglich gebüsst werden.

    Ehemalige Mitspieler betonen: Neben dem Eis seien Sie der netteste Mensch gewesen, ganz ruhig. Ein Familienmensch und kein Partylöwe, der in den Ausgang mitging.

    So will ich sein. Darum bin ich wohl immer noch mit meiner Ehefrau zusammen und ist unsere Familie mit meinen beiden Kindern intakt. Ich habe grossen Respekt vor ihr und dem ganzen Opfer, das sie in all den Jahren für die Familie erbracht hat.

    Vor der Zeit in Bern pendelten Sie zehn Jahre lang zwischen NHL und Farmteam. Wie prägte Sie dies als Mensch?

    Ich suchte einen Stammplatz in der NHL. Ich wollte von Anfang an mindestens 400 NHL-Spiele absolvieren und den Stanley-Cup gewinnen. Auch wenn ich beides nicht schaffte, war es dieses Ziel, das mich antrieb. 2000 in Atlanta war ich nahe dran, es fix ins NHL-Team zu schaffen. Doch die Schulterverletzung machte mir einen Strich durch die Rechnung. Dank all diesen Jahren, meiner Passion und dem Willen, immer dranzubleiben, bin ich heute noch als Coach im Business. Ich fand immer Wege, nach Rückschlägen zurückzukehren.

    Kein Kind von Traurigkeit: Yves Sarault im Infight mit Wesley Snell beim Heimspiel gegen Servette am 25. März 2004.

    Kein Kind von Traurigkeit: Yves Sarault im Infight mit Wesley Snell beim Heimspiel gegen Servette am 25. März 2004.

    Foto: Yoshiko Kusano (Keystone)

    Ist das Ihre Nachricht an die Spieler hier, wie gut sie es in der Schweiz haben?

    Ich rede nicht zu oft darüber, wie hart es für mich teilweise war. Auch wenn es den Leuten in der Schweiz wirklich gut geht, ist es auch hier nicht einfach, den Durchbruch im Eishockey zu schaffen. Ich sah es als U-20-Coach in Lausanne, wie wenig Freizeit die Jungs mit Schule und Eishockey haben.

    Als Spieler konnten Sie es bis 41 nicht lassen … Selbst als Sie als Coach im Junioren-Hockey Kanadas begannen, spielten Sie nebenbei noch vier Saisons in der LNAH, einer wilden Halbprofi-Liga.

    Das Team war halt am selben Ort, an dem ich arbeitete. Und man fragte mich, ob ich hin und wieder mitspielen wollte (lacht). Ich war immer noch fit, da ich neben dem Coaching der Kids auch im Kraftraum als Ausbildner arbeitete.

    Dennoch: Sucht man im Internet nach «crazy hockey fights», findet man unzählige LNAH-Videos.

    Ich war aber kein Fighter in dieser Liga, ich wurde eingesetzt als Verteidiger, der ein paar gute Aufbaupässe spielte. Sagen wir es so: Viele der Jungs, die dort spielen, nehmen andere Vitamine zu sich als Sie und ich. (lacht) Da waren Wahnsinnige, Monster, MMA-Kämpfer auf Eis. Um dich mit ihnen anzulegen, musstest du verrückt sein.

    Zurück zur Gegenwart: Der SCB liegt im Viertelfinal gegen Zug 2:3 zurück und steht vor dem Aus: Was ist grundsätzlich zu tun in dieser Situation?

    Es ist ein Klischee, aber es geht um diese Fragen: Wer hat den Willen, sich wirklich für den Club zu zerreissen? Wer versucht, sich noch grösser zu machen, um einen Schuss zu blocken? Ein Team, das nicht bereit ist, einen noch grösseren Preis zu zahlen, ist sowieso erledigt. All das kommt in dieser Situation vor Taktik und Talent. Es gibt ein gutes Beispiel aus der NHL: Wann wurde Superstar Sidney Crosby auch zum Stanley-Cup-Sieger? Erst als er auch am Bullypunkt und im Defensivspiel besser wurde und damit den Rest des Teams erst recht mitreissen konnte.

    Rumpeln auch mit dem EHC Basel: Yves Sarault lässt den Genfer und heutigen Servette-Trainer Jan Cadieux per Bodycheck fliegen – aufgenommen in der Les-Vernets-Halle am 19. Oktober 2007.

    Rumpeln auch mit dem EHC Basel: Yves Sarault lässt den Genfer und heutigen Servette-Trainer Jan Cadieux per Bodycheck fliegen – aufgenommen in der Les-Vernets-Halle am 19. Oktober 2007.

    • Offizieller Beitrag


    Auch hier: Danke für's posten. Die wichtigste Aussage und gleichermassen eine Warnung an alle ZSCler:


    "Es ist ein Klischee, aber es geht um diese Fragen: Wer hat den Willen, sich wirklich für den Club zu zerreissen? Wer versucht, sich noch grösser zu machen, um einen Schuss zu blocken? Ein Team, das nicht bereit ist, einen noch grösseren Preis zu zahlen, ist sowieso erledigt. All das kommt in dieser Situation vor Taktik und Talent. Es gibt ein gutes Beispiel aus der NHL: Wann wurde Superstar Sidney Crosby auch zum Stanley-Cup-Sieger? Erst als er auch am Bullypunkt und im Defensivspiel besser wurde und damit den Rest des Teams erst recht mitreissen konnte."

  • Folgende Spieler sind von GCK mit B- Lizenz zum Team gestossen:

    Lorin Grüter (G),

    Daniil Ustinkov (V), Yannick Blaser(V), Jan Schwendeler (V) , Timo Bünzli (V)

    Jarno Kärki (S, Fi), Nicolas Baechler (S), Joel Henry (S) und Marlon Graf (S)

    Russki standart!!

  • Ich würde, falls überhaupt, nur Blaser, Henry und Bächler eine Chance geben

    Was ist denn das für eine Aussage??? Alle die nachnomminiert wurden haben ihre guten Qualitäten, weil schon unter Beweis gestellt! Klar keiner ist perfekt, aber je breiter dein Kader in den Playoffs, desto näher bist du schlussendlich beim Titel.

  • ja, aber vielfach hiess es danach: „kannst du bitte den ganzen Artikel hier reinkopieren“

    ich würde das nach bestem wissen & gewissen, über max 3-5 jahre zurück machen.

    falls das dem nzz‘ler nicht reicht, soll er dir die beiträge sagen, die noch zu löschen sind…

  • Kann ich mir kaum vorstellen, dass wir mit Horst und Ludo zwei Nr. 1 Goalies bezahlen werden - vor allem mit den vielen Talenten dahinter.... Wäre zwar ein Traum, gehe aber davon aus, dass ihn jemand aus dem Vertrag herauskaufen wird in der National League.

  • Kann ich mir kaum vorstellen, dass wir mit Horst und Ludo zwei Nr. 1 Goalies bezahlen werden - vor allem mit den vielen Talenten dahinter.... Wäre zwar ein Traum, gehe aber davon aus, dass ihn jemand aus dem Vertrag herauskaufen wird in der National League.

    Naja, also zBsp. Davos leistet sich auch Aeschlimann und Hollenstein, Bern Wüthrich und Reideborn usw. Da gibts noch einige Top Päärchen.

    Aber ich seh Ludo aus bekannten Gründen auch nicht mehr bei uns.
    Die Nr.2 wird in Zukunft wahrscheinlich Lorin Grüter gehören.

    Wie man so hört wird einer aus dem Trio Ruppelt, Meier, Zumbühl in Olten unterschreiben, da Dominic Nyffeler keinen neuen Vertrag mehr erhält/ gehen musste.

    Russki standart!!

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