- Offizieller Beitrag
Showdown in Kloten: Machtpoker gefährdet Rettung
Von Philipp Muschg
Nur etwas fehlt noch zum Überleben der Flyers: Adrian Fetscherins Aktien. Die Investoren haben bis heute Nachmittag ein Ultimatum gestellt. Es droht der Eklat.
Vier Bedingungen stellten Philippe Gaydoul und Thomas Matter für ihren Einstieg beim überschuldeten Zürcher Eishockeyclub. Zwei davon sind bereits erfüllt, und die dritte dürfte auch kein Hindernis mehr sein: die Reduzierung des Fremdkapitals um 4,9 Millionen Franken. Es war die objektiv anspruchsvollste Vorgabe für die Task-Force um Peter Bossert, die gestern nach Bern fuhr und der Liga einen Situationsbericht gab. Morgen Freitag will sie öffentlich informieren. Doch es scheint klar: An zu hoher Verschuldung wird die Übernahme des Clubs nicht scheitern.
Ganz anders könnte es in Bezug auf den letzten Punkt aussehen, die 67 Prozent Aktienkapital, die Gaydoul/Matter zur Kontrolle des Clubs einfordern. Gut 42 Prozent liegen vor, doch ohne eine Zweidrittelmehrheit ist die angestrebte Kapitalreduzierung bei der GV im August kaum zu realisieren. Weil viele der restlichen Aktien weit verstreut sind, ist das von Adrian Fetscherin gehaltene 30-Prozent-Paket von entscheidender Bedeutung. Diese an sich wertlosen Anteile aber will der 37-Jährige ohne Gegenleistung nicht aushändigen.
Nun droht der Eklat: Gestern wurde Fetscherins Rechtsvertreter ein Ultimatum zugestellt: Bis heute um 17 Uhr soll der frühere TV-Mann und aktuelle Marketingleiter der GC-Fussballer seine Aktien ohne jede Gegenleistung übergeben – andernfalls würden Gaydoul/ Matter die gestellten Bedingungen als nicht erfüllt betrachten. Was das für Folgen hätte, bleibt der Fantasie überlassen. Wolfgang Schickli, der Delegierte der Investoren, vergleicht die Lage mit einem Krimi: «Jetzt kann es ein blutiges Ende geben oder ein Happy End.»
Für Fetscherin ist der Poker mit den Hunderte Millionen schweren Investoren ein gefährliches Spiel. Im Februar erwarb er seine Anteilsscheine vom damaligen Flyers-Präsidenten Jürg Bircher – «für einen Grossteil meines Vermögens», wie der Zürcher sagt. Es dürfte sich um einen Betrag in der Grössenordnung von 750 000 Franken handeln. Fetscherin zahlte das Geld an Birchers inzwischen mittellose Jube-Holding.
Verhärtete Positionen
Vom Ultimatum wusste Fetscherin gestern Abend noch nichts. Er hält aber fest: «Ich gebe meine Aktien sicher nicht ab ohne Absicherung, dass ich mir dadurch juristisch nichts vergebe.» Damit gemeint sind in erster Linie zivilrechtliche Schritte gegen Bircher.
Dass er seine Anteile ohne Gegenleistung abgeben soll, empfindet er als erpresserisch: «Wir leben nicht in einem Land, wo man einfach enteignet werden kann.» Dass er von den Investoren entschädigt werden könnte, erscheint in Anbetracht der jüngsten Entwicklung aber praktisch unmöglich. Nachdem bei früheren Treffen auch berufliche Perspektiven diskutiert wurden, haben sich die Positionen zuletzt stark verhärtet.
Die Lage ist explosiv. Fetscherin sieht sich als Erster, der Birchers Geschäftsgebaren öffentlich machte und anprangerte – und dafür völlig unbelohnt blieb. Die Investoren fühlen sich nicht für die Fehler der Vergangenheit verantwortlich und stecken bereits über 6 Millionen Franken in die Flyers. Man sollte die Entschlossenheit beider Seiten nicht unterschätzen, und so herrscht ein Ungleichgewicht des Schreckens: Der Imageschaden eines späten Scheiterns wäre enorm, für die Investoren aber ungleich leichter zu tragen – schon finanziell. Und Gaydoul ist nicht gerade dafür bekannt, seine Positionen vorschnell aufzugeben. Ein Krimi kann auch blutig enden.
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