Final: ZSC vs. SCB / Meisterparty

    • Offizieller Beitrag

    Tor in drittletzter Sekunde: Die ZSC Lions triumphieren

    Die Zürcher feierten einen 2:1-Sieg in Bern – und damit den siebten Meistertitel ihrer Geschichte.

    Von Silvan Schweizer

    Nach 65 Partien endete eine lange, kräfteraubende Saison für die ZSC Lions mit einem unglaublichen Triumph. Die Zürcher gewannen das alles entscheidende siebte Finalspiel in Bern 2:1 – und damit ihren siebten Titel. Das Siegtor fiel erst 2,5 Sekunden vor dem Ende der normalen Spielzeit: Verteidiger McCarthy stocherte den Puck in einem Gewühl vor dem Tor über die Line. Die Schiedsrichter gaben den Treffer erst nach minutenlangem Videostudium. Danach kannte die Freude keine Grenzen mehr. Erst recht nicht in der Halle 9 nahe des Hallenstadions, in der 2400 ZSC-Fans mitgefiebert hatten und danach sehnsüchtig warteten, bis die Champions nach Mitternacht zu ihnen stiessen.

    Dieser Meistertitel konnte aufgrund des Saisonverlaufs nicht erwartet werden. Die Zürcher hatten einen äusserst durchzogenen Herbst erlebt, mit vielen Abenden, an denen sie ihre Fans wegen ihrer Passivität verärgerten. Die Qualifikation beendeten sie nur auf Platz 7.

    «Was für eine verrückte Truppe»

    Doch spätestens im neuen Jahr begannen die Lions, die Ideen ihres neuen, fordernden Trainers Bob Hartley zu verstehen und umzusetzen. Der erfahrene NHL-Coach und Stanley-Cup-Gewinner benötigte ebenfalls etwas Anlaufzeit, um die hiesige Mentalität kennen zu lernen und die Qualitäten seines Teams zu erfassen. Im Playoff fand er dann immer wieder die richtigen Rezepte und Worte, um die Lions anzutreiben. Sie stürmten scheinbar mühelos an Titelverteidiger Davos und Qualifikationssieger Zug vorbei. Und im Final wendeten sie gegen den SC Bern gar einen 1:3-Rückstand in der Serie. «Dieses Team gibt einfach nie auf», lobte Hartley deshalb. «Ich bin so stolz. Was für eine verrückte Truppe!»

    Die Zürcher waren in dieser fünften Finalissima der NLA-Historie kurz vor der ersten Pause in Führung gegangen. Bastl profitierte dabei von einem Abspielfehler von SCB-Verteidiger Hänni und der Vorarbeit von Sturmpartner Monnet. Doch die Berner reagierten nach 22 Minuten, als Rüthemann aus der Luft traf. Im Schlussdrittel wurde der Match danach zu einem Krimi. Die ZSC Lions aber riskierten viel in einer Schlussoffensive. Und wurden dafür spät belohnt.

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    Das Happyend 2,5 Sekunden vor Schluss

    McCarthy bescherte den ZSC Lions mit seinem goldenen Tor den Meistertitel – und erinnerte an Plavsic vor zwölf Jahren.

    Von Simon Graf, Bern

    Es waren Szenen, die an 2000 erinnerten, den ersten ZSC-Meistertitel seit 39 Jahren. Die Partie war noch nicht vorbei, doch auf der Bank umarmten sich die Zürcher bereits. 2,5 Sekunden waren noch zu spielen. Das Berner Publikum warf Unrat auf die Eisfläche, derweil sich Schiedsrichter Kurmann die Videobilder anschaute. Nach Momenten des bangen Wartens deutete er schliesslich auf den Mittelkreis – und anerkannte das 2:1.

    McCarthy war nach einem Getümmel vor dem Berner Tor nach vorne gestürmt, der Puck war wie von Wunderhand zu ihm geprallt, und er traf über den am Boden liegenden Bührer zum goldenen Tor. Zuvor hatte Ambühl mit einem unwiderstehlichen Sturmlauf die Szene eingeleitet.

    Die grosse Frage war, ob der Bündner beim Treffer im Torraum gestanden oder Bührer behindert hatte. Ersteres durfte Kurmann am Video nicht überprüfen, zweiteres lag nicht vor. Mit McCarthy bekamen die Zürcher damit wieder einen Verteidiger-Meisterschützen. Vor zwölf Jahren hatte Plavsic gegen Lugano nach 59:50 getroffen, sein Landsmann reüssierte diesmal noch später. «Ich bin sprachlos», brachte der Kanadier danach heraus. «Ich schiesse nicht viele Tore. Aber wenn, dann wichtige.» Und er liess die Untertreibung des Jahres folgen: «Dieses fühlt sich jedenfalls ziemlich gut an.» In der Qualifikation hatte McCarthy dreimal getroffen, im Playoff zuvor in 14 Spielen nicht. Als er Mitte Oktober zu den Zürchern gestossen war, war er im Schatten von Michael Nylander gestanden, der anderen ZSC-Verpflichtung. Nun erwies sich der 31-Jährige als der entscheidende Mann.

    Flüeler hielt sein Team im Spiel

    Ihren letzten Sieg, dem auch Roger Federer beiwohnte, hatten die ZSC Lions erdauern müssen. Der SCB war lange die aktivere Mannschaft, erspielte sich ein deutliches Chancenplus. Doch Flüeler hielt sein Team im Spiel, gab ihm die Möglichkeit, mit einem Lucky Punch den Titel zu erringen. Bastl brachte die Zürcher kurz vor der ersten Pause in Führung, nachdem Hänni, vom forecheckenden Ambühl unter Druck gesetzt, einen fatalen Fehlpass produziert hatte.

    Doch der Vorsprung währte nicht lange. Bereits in der 22. Minute gelang Rüthemann, der den Puck im Stile eines Baseballers aus der Luft traf, der Ausgleich. Die Zürcher mussten danach heikle Momente überstehen, unter anderem zwei Strafen, während derer zum Berner 2:1 mehrmals nur Zentimeter fehlten. Im Schlussabschnitt, als beim SCB langsam die Kräfte nachliessen, gestaltete sich das Spiel dann ausgeglichen. Und gegen das Ende hin suchten die Zürcher immer vehementer die Entscheidung.

    Zu jenem Zeitpunkt spielte Kolnik, der für den angeschlagenen Down ins Team gerutscht war, nicht mehr mit. Und Bob Hartley hatte die Center Cunti und Ambühl getauscht, weil dem filigranen Zürcher, der besondere Berner Aufmerksamkeit erhielt, nichts gelang. Das Bauchgefühl täuschte den Kanadier, der in seinem sechsten Final den sechsten Erfolg feierte, auch diesmal nicht. Schliesslich war es Ambühl, der mit seinem Rush der Bande entlang das Zürcher Happyend ermöglichte.

    Der Dank an die Verteidiger

    «Dieses Spiel war das Spiegelbild unserer Saison», freute sich Hartley. «Die Mannschaft glaubte immer an sich. Wir haben es dank harter Arbeit geschafft. Hoffentlich haben wir den Leuten gezeigt, dass sich lohnt, nie aufzugeben. Ich arbeite mit unglaublichen Sportlern.» Flüeler, der stets die Konzentration bewahrt hatte, war die grosse Erleichterung anzusehen: «Ich hatte stets im Kopf, dass jeder Puck reingehen könnte. Aber die Verteidiger wehrten wohl mehr Schüsse ab als ich.» Er könne es noch gar nicht fassen, sagte der neuste Schweizer Meistergoalie. Dazu hat er nun ein paar Monate Zeit.

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    Kommentar

    Geschaffen für grosse Momente

    Von Simon Graf


    Wer den ZSC Lions im Februar den Titel prophezeit hätte, wäre ausgelacht worden. Ihr Triumph ist der überraschendste der 27-jährigen Playoff-Ära. Zumal sie als Siebte aus einer schwierigen Position gestartet waren. Doch sie räumten den Zweiten (Davos) und den Ersten (Zug) aus dem Weg und liessen sich auch durch ein 1:3 im Final gegen den kräftigen SCB nicht aus der Bahn bringen. Nur Kloten war 1995 von Rang 7 aus Meister geworden. Doch die Klotener Titelverteidiger waren erfolgserprobt und spielten, als sie sich ihres ungeliebten Trainerduos Carlsson/Falk entledigt hatten, befreit auf.

    Die ZSC Lions bewiesen wieder einmal, dass sie geschaffen sind für grosse Momente. In ihrem 6. Final feierten sie ihren 4. Titel, und wie 2008 sowie in der Champions League blühten sie auf in ihrer Aussenseiterrolle. Die Jungen, die Bob Hartley förderte, waren die Überraschungen der Saison. Doch je wichtiger die Spiele, desto mehr überzeugten auch die Routiniers, trat das Team als verschworene Einheit auf.

    Flüeler absolvierte mit 23 seine Meisterprüfung und trat aus dem langen Schatten Sulanders. Antreiber Ambühl war der wertvollste Spieler des Playoffs, Monnet und Bärtschi fanden zur alten Treffsicherheit zurück, der wundersam genesene Pittis zeigte eine imposante Willensleistung, Tambellini opferte sich in der Defensive auf, die Verteidiger sorgten für eine fast unheimliche Stabilität, die Jungen für Energie und Enthusiasmus.

    Die Finalserie zwischen SCB und ZSC war vielleicht nicht die spektakulärste – aber mit über 100 000 Zuschauern eine der Superlative. Es brauchte lange, bis sich die grössten Clubs erstmals in einem Final trafen. Ihr erstes grosses Duell ist bestimmt nicht ihr letztes gewesen.

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    ZSC-Triumph Bob Hartley hat in einem Jahr ein Meisterteam gebaut. Das ist beachtlich – für alle Beteiligten. Von Simon Graf

    Der Lohn für Beharrlichkeit und harte Arbeit

    Und die Geschichte wiederholt sich doch. Der vierte Meistertitel der ZSC Lions in der Playoff-Ära war in der Entstehung und Vollendung eine Mischung aus ihrem dritten und zweiten. Wie 2008 fanden sie nach einem Fehlstart allmählich zu ihrem Spiel, wuchsen sie an den Widerständen und zeigten sich im Playoff, in das sie als Aussenseiter gestartet waren, so gefestigt wie kein anderes Team. Und wie 2001 kehrten sie die Finalserie nach einem 1:3, als ihnen dies kaum mehr jemand zugetraut hatte. Das macht ihren Triumph umso süsser und bestätigte Bob Hartley, der stets gepredigt hatte, die harte Arbeit seiner Spieler werde früher oder später belohnt.

    Der Klimawechsel

    Noch vor dem ersten Saisonbully hatte der Kanadier gedroht: «Wenn einer nicht an den Titel glaubt, sollte er gehen.» Es tönte wie ein Spruch, den man von Nordamerikanern gewohnt ist. Doch Hartley meinte es ernst. Und wirkte Tag für Tag beharrlich auf dieses Ziel hin. Der Klimawechsel nach Colin Muller und Bengt-Ake Gustafsson, die einen lockeren Trainingsbetrieb gepflegt hatten, zum stets fordernden Hartley war abrupt. Und es brauchte einige Zeit, bis sich die Mannschaft an den Stil ihres neuen Chefs gewöhnt hatte. Der schickte auch einmal einen Spieler nach Hause, wenn dieser bei einer Übung abkürzte. Einmal strich er gar für einen Abend einen verdienten Mann wie Thibaut Monnet aus dem Kader.

    So unnachgiebig und stur Hartley ist, er ist transparent. Als kleiner Junge half er in seiner Heimatstadt Hawkesbury bei einem Farmer aus, damit dieser für ihn und seine Freunde im Winter ein Eisfeld präparierte. Seinen Traum von einer Karriere im Eishockey erfüllte er sich als Trainer, als Goalie war er zu wenig gut gewesen. Nichts verabscheut er daher mehr als Spieler, die ihren Beruf nicht zu schätzen wissen. Hartley ist einer, der vorlebt, was er predigt. Und allmählich verdiente er sich so den Respekt des Teams. Im Playoff setzte dieses seine Vorgaben mit jedem Sieg überzeugter um. Die ZSC Lions waren nicht die talentierteste Mannschaft, aber jene, die am meisten bereit war, sich für den Erfolg aufzuopfern.

    Der Umbruch

    Es brauchte eine starke Figur wie Hartley, um wieder eine Leistungskultur zu etablieren und den nötigen Umbruch zu forcieren. Dabei schreckte er auch vor unpopulären Entscheiden nicht zurück. Wichser wurde ausgemustert, Routiniers wie Gobbi und Ziegler schauten im Playoff nur noch zu. Talente wie Cunti, Kenins, Schäppi und Flüeler entfalteten unter Hartley ihre Fähigkeiten. Endlich wurde die ZSC-Strategie umgesetzt, vermehrt aus dem eigenen Talentreservoir zu schöpfen. So logisch sie tönt für die Organisation mit den meisten Junioren, lange hatte der Mut dazu gefehlt.

    Die Investitionen der letzten Jahre in Nationalspieler wie Ambühl und Blindenbacher, den NHL-erprobten Tambellini und natürlich ins Trainerduo Hartley/Cloutier zahlten sich aus – nach mageren Jahren mit dreimaligem Scheitern im Viertelfinal. Der Titel ist auch ein Befreiungsschlag für Edgar Salis, der als Sportchef Lehrgeld bezahlte, mit Zuzügen alternder Spieler den Generationenwechsel aufhielt. Nun scheinen die Jahre der Orientierungslosigkeit hinter den Zürchern zu liegen. Und die Mannschaft mit einer guten Mischung von Jung und Alt steht weitgehend.

    Abgänge sind nebst den bekannten (Sulander, Ziegler, Schommer) nur noch bei Gobbi und den Ausländern zu erwarten. Von diesen hat nur Tambellini einen Vertrag, was Salis die Möglichkeit gibt, auf diesen Positionen Korrekturen anzubringen. Noch etwas mehr Kreativität und Torgefahr würden nicht schaden. Die wichtigste Personalie ist aber Hartley. Der 51-Jährige ist beim ZSC noch bis 2013 gebunden. Doch die Verlockung einer Rückkehr in die NHL dürfte für ihn, da er die Zürcher gleich auf Anhieb zum Titel geführt hat, gross sein. Und es würde auch keinen Sinn machen, auf seinen Vertrag zu pochen, wenn er sich für einen Wechsel entscheiden würde.

    Der Goodwill

    Im Playoff zeigte sich, dass die Eventstadt Zürich durchaus empfänglich ist für Eishockey, wenn es erfolgreich, wenn es hip ist. Mit ihren gelungenen Auftritten dürften die ZSC Lions Goodwill geschaffen haben für die Debatten um ihr geplantes Stadion und eine allfällige Volksabstimmung. Und dass sie den Final nicht zu den vorgesehenen Daten spielen konnten, dem SCB 50 000 Franken für sein Entgegenkommen zahlen mussten, zeigte die Hallenproblematik nochmals deutlich auf. Darüber können auch die stimmungsvollen Abende im Hallenstadion nicht hinwegtäuschen.

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  • Für mich isch de Seger de Schlüssel für die Entwicklig zur Meisterschaft gsi. Das Goal in Genf hät Mannschaft uuf de Weg bracht Richtig Meisterschaft und das Goal i de Overtime.

  • Zitat von werni

    Ihr chönd mich für verruckt erkläre aber mir holed de Chübel

    und rächt han i gha :geil: :geil: :zsc: :zsc: :zsc: :zsc: :zsc: :zsc: :zsc: :welle: :welle: :welle: :welle:

    es isch eifach nöd normal was abgange isch. Bin immer na öppe glich guet zwäg wie de Blindi bim Interview

  • virus seg nüt. und ich wär de erst gsi wo d schiris agflueched het, wär mer scheiss egal öbs regulär isch. drum verstahni de frust vo ihne.

    aber ma ehrlich, sie hend 2 meisterpucks meh gha drum, selber schuld.

    MIIIIIIIR SIND MEEIIIISTER

  • Herzliche Gratulation aus New York, das war fantastisch! Ein Spiel im Buro auf dem Live Ticker zu verfolgen ist nervenaufreibend.

    Es war wirklich eine tolle Leistung was Bob Hartley in nur einer Saison erreicht hat. Die Jungs haben aber auch toll mitgemacht.

    Die Zukunft sieht sehr gut aus. Eine Leistungskultur wurde eingefuehrt, junge Leader sind herangereift und haben erlebt was man mit harter Arbeit erreichen kann. Wir haben einen Torhueter der enorme Fortschritte gemacht hat und noch nicht einmal ideales Alter fuer einen Goalie erreicht hat.

    Ich hoffe das ist ein gutes Omen fuer blau weiss rot!

  • So funktioniert diese Mannschaft:
    Seger überlässt den Pokal an Bärtschi "weil der es so sehr verdient hat". Bärtschi gibt den Pokal dann an Tambellini, der ihn aber, ohne ihn hochzustemmen, lieber gleich an seinen Meistertorhüter Flüeler weitergibt. Flüeler stemmt ihn kurz und gibt ihn dann schnell an Sulo weiter. Sowas nennt man Empathie, Respekt vor und Anerkennung der Leistung der Mitspieler. Kein Wunder, ist diese MANNSCHAFT Meister geworden. Unglaublich, was Hartley da fertig gebracht hat.

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